Zitat von
-jmw-
Das wurde und wird gerne gesagt, ergibt aber keinen Sinn und tat es nie. Soweit sich aus einer Religion politische Forderungen ergeben, mal direkter, mal indirekter, sind das eben genau solche: politische Forderungen, und die darf der Anhänger einer Religion genauso erheben wie alle anderen und, im Rahmen von Gesetz und Verfassung, auch durchzusetzen versuchen wie alle anderen. Anders geht es auch kaum, denn "anders" hiesse, vom Menschen eine Art Schizophrenie zu verlangen: Etwas genuin Politisches für richtig zu halten, solange es nicht um Politik geht. Praxisbeispiel: Ist es in Ordnung, für die Todesstrafe für Mörder einzutreten? Wenn ja, hört es auf, i.O. zu sein, wenn jemand diese seine Forderung mit 1.Mose 9 begründet? Jedoch wenn dies nun mal der Grund für seine Position ist - was soll er tun? Gleichzeitig für und gegen die Todesstrafe sein? Keine Meinung mehr zu haben, obwohl er eine hat? Sich selbst und andere dahingehend belügen, warum er dafür ist? Politisch gegen die Todesstrafe zu votieren, obwohl er dafür ist, weil anderen seine Begründung nicht passt?
Verlangen wir das von anderen? Was ist, wenn es nicht um jemandes Religion geht, sondern um jemandes Weltanschauung, Ideologie oder philosophische, juristische oder ökonomische Schule? Kann ich ernsthaft jemandem sagen, er dürfe Sozialdemokrat, Gesellianer, Chicagoer oder Rechtspositivist sein, möge dies aber bitte daheim ausleben und nicht in die Politik tragen, denn ich "glaubte" nicht an diese Dinge?