Eben das ist ja was ich schrieb und genau das ist der Vorteil einer jungen Willens- und Einwanderungsnation, den Kulturnationen eben nicht haben.
Sie können in Sachen Einwanderung mit relativ offenen Karten spielen, letztlich weil ja im Endeffekt alle Einwanderer sind.
In Kulturnationen, von denen sich leider immer mehr am Modell der Willensnationen orientieren, ist es so, dass z.B. religiöse oder ethnische Minderheiten nicht penetrant durch Politik und Medien als "dazugehörig" beworben werden, und zwar weil es nicht nötig ist, da sie in Jahrzehnten, Jahrhunderten oder sogar Jahrtausenden ihre Zugehörigkeit bewiesen haben. In diesen Kulturnationen haben diese Minderheiten oftmals ihre eigenen Viertel, eigene Schulen, eigene Krankenhäuser, die auch für die Mehrheitsgesellschaft zugänglich sind, heiraten meist nur untereinander, fühlen sich aber trotzdem als Teil dieser Nation. Das sind dann im Endeffekt genau die Leute, die auch bereit wären z.B. für ihre Nation in den Krieg zu ziehen und womöglich ihr Leben zu lassen, ohne dass irgendwelche Kampagnen gefahren werden müssen. Wahre Liebe.
Etwas was penetrant beworben wird ist eigentlich immer scheiße. Das ist fast schon eine Faustregel.
Willensnationen sind im Grunde Clubs, die Pässe die Clubausweise und die abgeführten Steuern die Mitgliedsbeiträge... das ist halt der Nachteil.
Denn wenn morgen in den USA die Lichter ausgehen, werden die allermeisten heutigen Amis ganz nostalgisch werden und sich nicht nur "for the show" an ihre Wurzeln erinnern, sondern so ernsthaft, dass sie wohl wieder "remigrieren" werden.
So einen Kasper als Präsident zu haben und von Infantilisierung anderer politischer Kulturen zu reden, ist ganz schön selbstbewusst... aber so kennen und lieben wir Schlaffi-Germans ja unsere US-amerikanischen Freunde.Ich sehe dies schlicht als eine Infantilisierung der deutschen politischen Kultur. Man zeigt auf irgendwas, um sich nicht mit anderen Dingen auseinandersetzen. Es gibt viel, dass man an den USA kritisieren kann, aber darum geht es derzeit nicht. Es ist eine recht einfache Freund/Feind-Schablone, die hier recht grosszügig angewendet wird. Manchmal sind auch die Briten dran, denn der Johnson sieht so komisch aus, und sie haben ja eh Europa verraten. Zuvor hatte Putin diese Rolle bekommen, aber da ist derzeit wenig los. Wer weiss, vielleicht taugen die Chinesen als Nebelkerze, aber man ja noch was ihnen vor, zumindest in wirtschaftlicher Hinsicht.
Antiamerikanische, antibritische, antirussische und antichinesische Meinungsbekundungen stehen in diesem Lande übrigens mitnichten gleichwertig nebeneinander, so als sei es ein und die selbe Soße. Ich bin mir nicht sicher, ob ich das wirklich ausführen muss.
Denn wäre dem so, dann würde das die Geschichte der letzten Jahrhunderte, insbesondere des letzten, völlig auf den Kopf stellen.