Exklusiv-Interview mit Datenanalyst Tom Lausen
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Von Alexander Zwieschowski28. August 2021 Aktualisiert: 28. August 2021 19:23
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Zu Beginn der Pandemie wurden zusätzliche Intensivbettkapazitäten geschaffen. Dafür erhielten Krankenhäuser pro Bett 50.000 Euro und zusätzlich ein Beatmungsgerät. Zudem wurde das Vorhalten freier Betten subventioniert (Freihaltefinanzierung). Ab 19. November 2020 wurden staatliche Mittel nur gezahlt, soweit die Auslastung der Intensivbetten als ein Kriterium mindestens 75 Prozent betrug (Mangelfinanzierung). Unter dem Schlagwort #DIVIGate wurde bekannt, dass rund 25 Prozent der Landkreise zu Beginn der Mangelfinanzierung die Bettenzahl erheblich reduziert haben, sodass weiterhin Subventionen in Anspruch genommen werden konnten.
Mit seinem Bericht vom 9. Juni 2021 bestätigte der Bundesrechnungshof Manipulationen bei den Intensivbetten. Lausen wurde daraufhin als Einzelsachverständiger am 8. Juli 2021 im Bundestag angehört. Im exklusiven Interview erklärt der Informatiker gegenüber Epoch Times, welche Kritik er an der Darstellungsweise der DIVI übt, was für Auffälligkeiten seine Analyse ergab, auf welche Hindernisse er bei der Kooperation mit dem Robert Koch-Institut (RKI) gestoßen ist und wie man die bestehenden Daten nutzen könnte, um weitere Corona-Tote zu verhindern.
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Warum ist es besonders, die Anzahl der Gestorbenen in die Auslastung der Intensivbetten einzubeziehen?
Lausen: Wir haben festgestellt, dass die meisten, die das RKI als ‚an oder mit Corona‘ gestorben verzeichnet, nicht auf der Intensivstation waren. Die meisten von den im Moment ungefähr 91.000 ‚an und mit Corona‘ Verstorbenen waren niemals auf der Intensivstation oder sind dort nicht verstorben. Verstorben sind dort rund 31.000 Menschen. Also 60.000 sind nicht auf der Intensivstation verstorben. Das ist landläufig sehr wenig bekannt und sollte eigentlich bekannt gemacht werden.
Was für eine Art von Krankheit ist das, wenn 60.000 Menschen nicht auf der Intensivstation verstarben? Immerhin glauben wir doch, dass man dabei dringend Beatmungsunterstützung braucht. 60.000 Verstorbene sind nicht in die Intensivstation zur Beatmung gekommen. Wo waren sie?
Waren die Intensivstationen vielleicht überlastet, weshalb keine Menschen mehr aufgenommen werden konnten und die 60.000 außerhalb der Intensivstationen gestorben sind?
Lausen: Das ist definitiv nicht der Fall. Die Spitzenbelastung der Corona-Patienten in den Intensivstationen war so gering, dass noch reichlich andere Patienten betreut werden konnten, die sowieso versorgt werden müssen. Es gibt ja immer Herzinfarkte, Schlaganfälle, die akut versorgt werden müssen. Da gab es bis auf einige Ausnahmen nie einen Engpass. Insgesamt war zu keinem Zeitpunkt im ‚Gesamtgeschehen Corona‘ eine Überlastung in den Intensivstationen zu sehen – nicht mal ansatzweise.
Das suggeriert an sich schon, dass es ganz wichtige Daten sind, welche die Krankenhäuser nur der DIVI anvertraut haben. Dabei geht es nur um die Daten Neuaufnahmen, Entlassungen, Tote, Beatmete. Das sind keine Geheimdaten. Trotzdem sagt das DIVI-Team: ‚Und wenn wir diese Informationsfreiheitsanfrage abwehren möchten, dann müssen Sie mit NEIN antworten.‘ Für mich sieht das ehrlich gesagt nicht mehr so aus, als wolle man in einer Pandemie Lösungen suchen, sondern dass man die wirklichen Sachverhalte der Pandemie verschleiern möchte.
Es gibt diese Wortschöpfungen der Verschwörungstheorien. Wenn ich eine Theorie gehabt hätte, dass man versuche zu verhindern, dass ich die Daten bekomme – und wenn ich jetzt tatsächlich sehe, dass es so eine Sonder-E-Mail gibt, damit die Krankenhäuser mit Nein abstimmen, dann wird aus der Verschwörungstheorie eine sichtbare Verschwörung gegen meine Anfrage. Aus meiner Sicht ist das komplette Schikane. Meine Anwälte prüfen jetzt auch tatsächlich, ob Straftatbestände seitens des RKI und der DIVI vorliegen.
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Man muss dazu sagen, wir haben jetzt sehr allgemein über die Situation in den Krankenhäusern gesprochen. Sie haben auf Ihrer Website auch herausgearbeitet, dass das nicht alle, sondern bestimmte Krankenhäuser betrifft.
Lausen: Das stimmt und ist ein sehr guter Punkt. In Deutschland haben wir ungefähr 400 Landkreise inklusive kreisfreier Städte, deren Daten uns vorliegen. Im November wurde die Finanzierung der Intensivbetten verändert. Herr Spahn hat dann nämlich gesagt: ‚Nur wenn ihr richtig fett ausgelastet seid, also ab 75 Prozent, erst dann kriegt ihr Geld.‘ Das heißt, man hat von einer Freihaltefinanzierung in die zweite und dritte Welle hinein, eine Mangelfinanzierung eingeführt. Sie haben gesagt: ‚Wer da nicht drüber kommt, (wer jetzt zu viele Betten hat,) der kriegt nichts.‘
Und was ist dann passiert?
Lausen: Dann haben viele Krankenhäuser gesagt: Ja, wenn wir nur dann Geld kriegen, dann können wir nicht so viele Betten melden. Und ratzfatz haben ganz viele Krankenhäuser einfach Betten abgemeldet. Die waren einen Tag vorher noch da und einen Tag später waren sie nicht mehr da.
Obwohl für diese Betten schon 50.000 Euro plus Beatmungsgerät im Vorfeld geflossen sind?
Lausen: Ja… Welche Betten das genau waren, das ist auch sehr schwer rauszufinden. Man kann nur mit der Staatsanwaltschaft dort hingehen, alle Bücher konfiszieren oder dort einsehen und feststellen, ob sie Mist gebaut haben oder nicht. Anders geht es nicht. Doch ist es nötig gewesen, die Betten zu reduzieren? Da muss ich sagen: Nein, weil nur 25 Prozent der Landkreise das gemacht haben. Bei diesen Landkreisen konnte man sehen, dass sie für diese Mangelfinanzierung auf einmal die Betten reduziert haben. In 75 Prozent der Fälle gab es keine Veränderung. Warum ging es also bei 75 Prozent der Landkreise? Und warum ging es bei 25 Prozent nur mit Reduzierung der Betten? Für mich sind das Ermittlungsgrundlagen.
War das nicht eine Manipulation der gesamten Auslastung auf Bundesebene? Spiegelt sich das nicht auch darin wider, dass man sagt, wir haben auf einmal eine wesentlich höhere Auslastung der Intensivstationen?
Lausen: Genau so ist es. Wir haben quasi in die Situation der zweiten Welle hinein prompt eine sehr viel höhere Auslastung gesehen. Man hat dann gesagt, die Intensivstationen sind an der Oberkante ihrer Fähigkeiten. Ganz klar: Wenn ich – aus welchen Gründen auch immer – Betten abbaue, die ich vorher hatte, rechtfertigt die Menge der abgebauten Betten nicht, dass wir auf einmal kein Personal mehr hatten. Die Intensivstationen in Gesamtdeutschland liegen zu dem Zeitpunkt, glaube ich, bei 80 bis 90 Prozent Auslastung. Das konnte man vorher, als die vielen Betten da waren, nicht verzeichnen. Kurz gesagt: Auf Deutschlandebene war auf einmal in der Welle eine Art Not zu sehen. Man hat sozusagen COVID-Patienten eingetragen und zugleich Betten reduziert.
Wenn man anstelle der prozentualen Auslastung der Intensivbetten in die zweite Welle schaut, wie hat sich die absolute Auslastung verändert? Ist die absolute Anzahl auch gestiegen?
Lausen: Nein. Es ist so: Es kommt diese Welle an Corona-Patienten dazu. Dann müsste die Kurve der Bettenbelegung eigentlich mit hochgehen. Die ist aber nicht hochgegangen, sondern immer gleich geblieben. Über das Jahr hinweg sieht man immer eine gleichmäßige absolute Auslastung. Man kann sagen: Nein, es gibt kein Anzeichen dafür, dass die Corona-Patienten in irgendeiner Art und Weise eine Erhöhung der Bettenbenutzungszahlen erzeugt hätten. Natürlich gab es einzelne Intensivstationen, die wirklich kurzfristig bis zu 80 Prozent Corona-Patienten behandelten. Das meine ich, gab es tatsächlich in Sachsen und in Thüringen in ein, zwei Landkreisen. Es gab auch viele Krankenhäuser, die zusätzlich aus dem Ausland noch Patienten aufgenommen haben wegen ihrer Möglichkeiten und Kapazitäten. Es gab nie irgendeine gewaltige Auslastung in allen Krankenhäusern.
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Vielen Dank für das Gespräch.
Lausen: Vielen Dank.
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