Alternative für Deutschland
Pforzheim und seine Fremden
In Pforzheim holte die AfD ihr bestes Ergebnis bundesweit. Ihre Wähler trieb auch die Angst vor den Zugewanderten. Dabei weiß die Stadt viel über Integration. von [Links nur für registrierte Nutzer]
Wohnhaus im Stadtteil Heidach-Buckenberg | © Christian Bangel
"Vielleicht werden Archäologen eines Tages einen bedeutsamen Fund in Pforzheim machen: Eine riesige historische Fußgängerzone, gut erhaltene Parkhäuser und Spuren deutscher Vollbebaumung. Vielleicht werden Touristen schaudernd durch die restaurierten Handyshops und Fitnessstudios gehen. Kinder werden ihre ratlosen Eltern fragen, warum manche Menschen damals arm waren. Vielleicht wird man die Menschen unserer Zeit deswegen einmal die "Pforzheimer" nennen.
Gut, besonders wahrscheinlich ist das nicht. Doch andere Wege, mehr Besucher anzulocken, haben in dieser 120.000-Einwohnerstadt am Nordrand des Schwarzwaldes, in dieser Stadt der Gelbklinker und Funktionsbauten auch nicht wirklich funktioniert. Jeder, den man fragt, sagt: Pforzheims beste Tage sind vorbei. Wobei auch keiner so recht weiß, welche die guten Tage waren.
Der vergangene Sonntag war jedenfalls keiner. Als am Tag nach der Europawahl bekannt wurde, dass die AfD in Pforzheim ihr bundesweit bestes Ergebnis erzielt hatte, haben viele hier gestöhnt. War es Angela Merkel, die die Wähler zur AfD brachte? Oder doch wieder das Ausländerthema?
Pforzheim war schon für viele Migranten Ende und Anfang der langen Reise nach Deutschland. Die südeuropäischen Gastarbeiter kamen, um beim Daimler zu schaffen, dann die Spätaussiedler, neuerdings die Rumänen und Bulgaren. Die Zahl der Asylbewerber in der Stadt steigt, wie sie überall steigt.
Vor Jahren begannen die ersten von heute mehreren Tausend irakischen Jesiden, sich anzusiedeln. Die meisten sind kinderreiche Analphabeten. Bis heute isolieren sie sich, auch, weil sie im Irak verfolgt wurden. Pforzheim ist mit dieser komplizierten Gruppe allein. Keine andere deutsche Stadt hat Erfahrungen mit ihnen.
Ein Stadtteil wurde zur No-Go-Area
46 Prozent der Pforzheimer sind Ausländer oder Deutsche mit Migrationsgeschichte. Eine Stadt kann das vertragen, ohne dass die Konflikte zu Vorurteilen werden. Muss sie aber nicht. Wer in Pforzheim von Zuwanderern spricht, spricht oft auch von Kriminalität.
In Baden-Württemberg stieg die Zahl der Einbrüche 2013 um ein Drittel. In der Lokalpresse haben sie dafür mittlerweile eine eigene Rubrik eingerichtet..."
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