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ein Essay über die "sieben Geburtsfehler" des Christentums. Dabei handelt es sich um
1. Die Erbsünde
Das ihr zugrunde liegende Konzept des schon von Geburt an "schuldigen" Menschen sei menschenverachtend.
2. Die Kreuzigung Jesu - "Die Rechtfertigung als blutiger Rechtshandel", wo der Sinn der Kreuzigung hinterfragt wird.
3. Der Missionsbefehl
also die Verbreitung des Christentums, egal ob es die Völker wollen oder nicht
4. Der christliche Antijudaismus
5. Die christliche Eschatologie
also die Lehre vom Ende der Welt in einer von Grauen erfüllten Apokalypse, wie es die Offenbarung des Johannes schildert. Das habe die Menschen jahrhundertelang in Angst und Schrecken versetzt.
6. Der Import des Platonismus
der als Bestreben interpretiert wird, das Christentum in der hellenistischen Welt angesehen zu machen.
"Das Resultat war eine ontologische Aufspaltung der Wirklichkeit in Diesseits und Jenseits sowie der Leib-Seele-Dualismus. (...) So entstanden auch im christlichen Platonismus die Ontologie der 'Hinterwelt' und die Tendenz zur Verleumdung des Diesseits, die dann Nietzsches langen Zorn auf sich zog."
7. Der Umgang mit der historischen Wahrheit
Die Evangelisten hätten bewusst die historischen Ereignisse um das Leben Jesu so zurechtgebogen, wie es ihnen ins Konzept passt.
Am Ende des Essays findet sich der provozierende Absatz:
"8. Christentum heute?
Wenn das Christentum einmal seine sieben Geburtsfehler hinter sich gelassen haben sollte, wird von ihm fast nichts übrig geblieben sein; vor allem wird es sich dann kaum noch von einem aufgeklärten Judentum unterscheiden lassen. Was im Christentum etwas taugt, ist ohnehin jüdisch. Jesus war ein frommer und radikaler Jude; wie wäre es, wenn die Christen wieder "jesuanisch" würden?"
Ich sehe das nicht so, auch weil das Judentum seine Fehler hat, die es seit 1948 wieder in staatlicher Form austobt. Und auch das Judentum Gründungsmythen hat, wo man nicht weiß, was da erfunden wurde und was wahr ist. Wenn Jesus nicht so war, wie ihn die Christen sehen, waren vielleicht auch die "Juden" des Altertums und ihre Geschichte nicht unbedingt so, wie sie das Alte Testament schildert.
Und weil sich Christen und Juden manchmal mit der jüngsten monotheistischen Religion ausgerechnet in so "schönen" Dingen wie dem Hass auf Homosexuelle einig sind :rolleyes:
Wir haben es da vielleicht mit mehr als sieben Geburtsfehlern zu tun, die alle monotheistischen Religionen betreffen. Und die einen anderen Autor zu der Aussage veranlassten: "Jeder Monotheismus ist fundamentalistisch."
Ich ich selbst habe da zwei Thesen anzubieten:
1. Das Anliegen des Monotheismus ist von Grund auf schädlich und überflüssig. Gott ist tot und er hat nie gelebt - der harte Atheismus.
2. Es gibt ein Anliegen, das richtig und notwendig ist und das der Monotheismus behauptet, zu vertreten und zu verfolgen. Aber Soll und Haben und das Preis-Leistungsverhältnis sprechen gegen die monotheistischen Religionen, die den Menschen Angst und Verzicht, Unterwerfung und Leid aufbürden, ohne eine adäquate Gegenleistung zu liefern.