Da solltest du eher Südkorea mit Großbritannien vergleichen, denn das ist der Gegensatz um den es mir geht. Produktive Industriewirtschaft auf der einen (SK) parasitäre, abschöpfende Finanzwirtschaft auf der anderen (GB) Seite.
Südkorea kommt dem was ich mir vorstelle ziemlich nahe. Industriewirtschaft mit Schutzzöllen und reguliertem Finanzsektor.
Das ist eine vereinfachte und ideologiedurchsetzte Betrachtung.
Tatsächlich bedeutet Aktionär zu sein auch automatisch Anteilseigner eines Unternehmens zu sein, damit Mitinhaber der Betriebsmittel und Mitentscheider der Unternehmensausrichtung. Und ob du als Aktionär profitierst ist vor allem eine Frage ob das Unternehmen vernünftig geführt wird.
In der DDR hatten alle Bürger eine 100prozentige Beteiligung an allen Unternehmen. Nur welchen Profit hatten sie davon?
Selbiges gilt für Vermieter. Vermieter zu sein bedeutet Investitionen zu tätigen. In Neubau oder Bestand, in Erhalt und Modernisierung. Der Mietzins deckt diese Kosten und sollte im Idealfall auch noch Gewinn bringen. Allerdings ist dieser nicht so hoch wie du vielleicht annimmst. Die Mietrendite beträgt im Schnitt zwischen 2 und 4 Prozent; aber nur wenn alle Mieter zahlen, keine größeren Schäden auszubessern sind oder teure Gerichtsprozesse geführt werden müssen.
Diese einseitige Bekritteln von vermeintlich raffgierigen Besitzern beschreibt nicht annähernd die Realität der meisten Menschen, die in Sachwerte investiert haben.
Einerseits möchtest Du Großkonzerne und Aktiengesellschaften abschaffen, aber in Südkorea sind die dann in Ordnung? Den Widerspruch müsstest Du erkennen!
Wenn Du Großunternehmen zerschlagen willst, wie willst Du dann Großprojekte wie Kraftwerksbau, Flugzeugbau durchführen? Mit Kleinunternehmen geht das oft gar nicht. Sollen die Großunternehmen entschädigungslos enteignet werden? Das wäre ein Thema für den Bereich Wirtschaftsgeschichte, warum Großunternehmen in modernen Gesellschaften entstanden sind.
Großbritannien hatte ja früher mehr Industrie, nur erlebte die einen Niedergang, was möglicherweise an den verlorenen Kolonien lag. Der Dienstleistungssektor macht mittlerweile 80 % der Wirtschaft aus. Der britische Finanzsektor wird oft überschätzt und macht nur 7 % der britischen Wirtschaft aus, also nicht mal ein Zehntel des Dienstleistungssektors. In der Schweiz ist der Anteil höher und macht wimre dort etwa 10 % aus. Was nun "parasitär" ist, darüber könnte man trefflich streiten, ist wohl Ansichtssache. Das gilt dann auch für andere Teile des Dienstleistungssektors, z.B. die Werbeindustrie, Architektur, Kultur, Kunst, Design, Film, Fernsehen, Radio, Musik, Museen, Galerien, Bibliotheken, für die öffentliche Verwaltung, das Beamtentum u.s.w. - das ist alles nichts Überlebenswichtiges, die machen ja alle nichts "Produktives" - das haben die Taliban ja gezeigt, das man das alles nicht braucht. Wenn Du alle entlässt, die in "parasitären" Sektoren arbeiten, hätte man ein riesiges Arbeitslosenheer. Und den ganzen Finanzsektor auflösen, wird nicht funktionieren. Ohne Banken und Versicherungen wird keine moderne Volkswirtschaft funktionieren.
Geändert von Cicero1 (05.05.2021 um 10:44 Uhr)
@Gero, ich bin gerne bereit den Kapitalismus abzuschaffen. Zeige mit einem Experiment in einem anderen Land, wie man es besser macht, dann übernehmen wir das in Deutschland. Aber bitte keine Experimente mehr in Deutschland. Die zwei Versuche es besser zu machen von 1933-1945 und 1949 bis 1990 haben eigentlich gereicht.
Geändert von Cicero1 (05.05.2021 um 11:06 Uhr)
Der Blankoscheck des Grafen Hoyos war die Erlaubnis Wilhelms II. für Habsburg Krieg machen zu dürfen. Habsburg ein Appendix Preussens.
Wobei hier das Problem wieder eher bei den Subventionen und dem Unterschied zwischen Privatperson und großem Unternehmen besteht. Ein großes Unternehmen wird seine Häuser eher sanieren, thermisch, und das dann auf seine Mieter umlegen. Meinst du nach der Amortisierung zahlen die alle weniger? Die zahlen die Meite einfach weiter. Dann wird die Heizung getauscht. Der Mieter hat da kein Mitspracherecht, zahlt dann für eine neue Heizungsanlage UND es werden Subventionen vom Staat (also vom Steuerzahler) dazugegeben. Als kleiner Häuslebauer, der erst einmal mit den Schulden klarkommen muss völlig undenkbar weil die Schulden dadurch unnatürlich wachsen würden. Die Förderungen sind geringer. Immerhin ist so ein Hochhaus mit mehr Parteien mit einer effizienteren Heizungsanlage betreibbar weil fast alle Anlagen bei größerer Dimensionierung einen höheren Wirkungsgrad haben. Kleine Anlagen sind für Unternehmen nicht interessant genug, die Gewinnmarge ist zu gering. Also bekommt der kleine Scheißer mal wieder die Rechnung für die großen Immobilienunternehmen, die nicht nur aktiv durch die Miete Geld erwirtschaften, sondern durch die Förderungen auch einen höheren Wert ihrer Immobilie bekommen. Ob diese Maßnahmen Hand und Fuß haben ist dabei irrelevant.
Der kleine Vermieter jedoch muss sich eben, wie du schreibst, auch bei einem Mietausfall schon gehörig umsehen, oder ein Mietnomade. Das kann den finanziellen Ruin bedeuten wenn man noch zusätzlich Geld reinstecken muss anstatt es heraus zu bekommen.
Bei null Zinsen verlagert sich nur das Problem auf andere Bereiche.
Ein Staat kann mit null Zinsen z.B. keine Altersversorgung für seine Bürger aufbauen und der Bürger selber auch nicht.
Null Zinsen bedeutet auch das sich die Anleger andere Anlageformen aussuchen, was für einen Staat dann auch kontraproduktiv ist.
Siehe dazu die vermehrte Nachfrage nach Immobilien , welche nun die fehlende Rendite bringen müssen,
oder Aktien, was dann auf grössere Ausschläge (nach oben und unten) bei der Wirtschaft (über einen längeren Zeitraum gesehen) hinausläuft,
was dann einem Staat finanziell auch sehr gefährlich werden kann.
Egal wie man es dreht und wendet, bei KEINER Situation kommt ein Staat um eine vernümftige "Haushaltsführung" herum.
Doch genau das wollen Staaten bzw. Politiker nicht, d.h. sie wollen ungebremst Geld ausgeben
ohne Risiko und ohne Verantwortung (z.B. Stimmenkauf).
DAS ist das eigentliche Problem.
Wer wie derzeit, keine Zinsen zahlen will (oder auf Grund vorheriger staatlicher Misswirtschaft nicht zahlen kann/Nullzinspolitik),
der zahlt die Rechnung in einem anderen Bereich und das dann meist doppelt.
Und damit wird der Staat wiederum erpressbar oder kippt sogar ganz.
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