Krim: In Bachtschyssaraj wurde ein Memorial für die Opfer der Deportationen im Jahr 1944 eröffnet
In der Stadt Bachtschyssaraj (Republik Krim) wurde heute ein Memorial für die Opfer der Deportationen von 1944 eröffnet. Es erinnert an die zwangsweise Aussiedlung der Krimtataren und anderer Ethnien aus ihrer Heimat während des Zweiten Weltkrieges.
Dschafer Junusbekow ist 78 Jahre alt. Er wurde auf der Krim geboren und als kleiner Junge mit seiner Familie deportiert. Den größten Teil seines Lebens verbrachte der ethnische Krimtatare in Usbekistan. Doch Mitte der 90er Jahre, im Alter von 57 Jahren, kehrte er auf die Krim zurück und lebt seither wieder in seiner Geburtsstadt Bachtschyssaraj, die heute wieder mehrheitlich von Krimtataren bevölkert wird. Das Leben in Usbekistan prägte ihn dennoch: Sein Diplom trägt das Wappen der Usbekischen SSR, auf seinem Esstisch steht ein Korb mit usbekischem Fladenbrot, im Kochtopf ist Plow, ein usbekisches Nationalgericht. Doch als Usbeke konnte sich Junusbekow nie bezeichnen. "Heimat bleibt Heimat. Unsere Vorfahren haben hier gelebt und wir wollen hier leben", so Dschafer Junusbekow.
"Damals wurden wir mit der gesamten Familie in einen Waggon gesetzt. Meine Eltern haben Honig, Sonnenblumenöl und einige persönliche Dinge mitgenommen, sonst nichts. Und als wir da saßen, wussten wir nicht, warum wir uns da befinden und wohin man uns bringen wird. Wir waren dann 12 Tage unterwegs. Es war heiß. Für uns war es eine harte Zeit. Es waren ungefähr 80 Menschen im Waggon. Ich weiß noch, wie meine Mutter allen Honig gegeben hat", erinnert sich Dschafer Junusbekow.
Die Deportationen begannen damals im Mai 1944 am Bahnhof Siren. Deshalb wurde gerade an dieser Stelle das Memorial errichtet. Neben dem Memorial: Ein Waggon, in dem die Menschen deportiert werden, eine Moschee und eine orthodoxe Kirche. Dies soll an alle Menschen erinnern, die damals deportiert wurden.
Allein in den ersten Tagen wurden im Mai 1944 rund 75.000 Krimtataren deportiert. Später wurden es noch mehr. Es wurden nicht nur Krimtataren nach Zentralasien deportiert, sondern auch Armenier, Bulgaren, Italiener und Deutsche.
Ein Memorial für die Krimtataren und andere deportierte Völker wurde schon lange gefordert. Doch passiert war nichts. Zwischen 1991 und 2014, als die Krim unter ukrainischer Kontrolle war, wurde auch nichts unternommen, obwohl die Ukraine sich heute als Schutzmacht der Krimtataren aufspielt. Erst als die Krim sich mit Russland wiedervereinigt hat, wurden die Pläne konkreter. Und seit heute steht das langersehnte Memorial, an dem die Menschen und deren Nachfahren, die von den Deportationen betroffen waren, gemeinsam gedenken können.
Quelle: Vesti.ru