Als Hinweis hierzu empfehle ich folgendes Buch
"Carsten Frerk: Violettbuch Kirchenfinanzen - Wie der Staat die Kirchen finanziert. Alibri-Verlag, Aschaffenburg 2010, 270 Seiten, 16 Euro"
Beispiel Sozialwesen. Diskutiert man mit einem getauften, aber nicht mehr ganz glaubensfesten Katholiken über einen Kirchenaustritt, wird einem mit Sicherheit das Argument entgegengehalten: »Aber die Kirche tut doch so viel Gutes!« Tut sie das wirklich? Unbestritten ist, daß Caritas und Diakonie wichtige soziale Aufgaben wahrnehmen – das allerdings machen sie mit öffentlichen Geldern. Nur zwei Prozent der jährlichen Ausgaben beider Wohlfahrtskonzerne, so fand Frerk heraus, kommen aus Kirchengeldern – 98 Prozent bezahlen Staat, Bundesländer oder Kommunen. »Von den rund 45 Milliarden Euro Aufwendungen für die Arbeit von Caritas und Diakonie (im Jahre 2002) finanzierten die Kirchen aus eigenen Geldern rund 810 Millionen Euro, das sind knapp zwei Prozent. Legt man dann noch zugrunde, daß die Kirchensteuern nur die Hälfte der Kircheneinnahmen ausmachen, dann sind es aus der Kirchensteuer noch nicht einmal ein Prozent.«

Beispiel Kirchensteuer: Die evangelische Kirche bezog 2008 4,6 Milliarden Euro, die katholische Konkurrenz 5,1 Milliarden Euro. Da sich die Kirchensteuer als Sonderausgabe von der Einkommenssteuer absetzen läßt, entgingen Bund und Ländern in diesem Jahr rund drei Milliarden Euro an Einnahmen. Die Finanzämter übernehmen aber auch das Inkasso für die Kirchen, so daß diese noch einmal 1,7 Milliarden Euro sparen. In keinem anderen europäischen Land werden die Kirchen so vom Staat verwöhnt.

Selbst die Kosten des Religionsunterrichts haben die Kirchen nach Frerks Untersuchung weitgehend auf die öffentliche Hand abgewälzt. Für Religionslehrer gaben die Bundesländer 2009 rund 1,7 Milliarden Euro aus. Auch der akademische Nachwuchs der Kirchen wird zu einem großen Teil mit staatlichen Mitteln ausgebildet – pro Jahr mit etwa einer halben Milliarde Euro.

Es ist erschreckend, für wie viele Zwecke die Kirchen öffentliche Gelder auf ihre Konten umzulenken wissen: Für die Instandhaltung von Gotteshäusern, für die Militärseelsorge, für die Bezahlung des Organisten, für theologische Bibliotheken, für Forschungsausgaben usw. Phantasie und die Geldgier der Prälaten, Bischöfe und Oberkirchenräte kennen keine Grenzen. Allerdings scheint diesen Würdenträgern durchaus bewußt zu sein, wie rechtfertigungsbedürftig ihr Tun ist: Haushaltspläne – auch das fand Frerk heraus – werden zwar gerne veröffentlicht, sagen jedoch kaum etwas aus.