Zitat von
Sauerländer
Abgesehen davon, dass ich es eigentlich für sinnvoll halte, dass Priester zuvor eine solide theologische Ausbildung bekommen, stimme ich im Prinzip zu.
Ich sehe allerdings zwei Probleme:
Das erste ist finanzieller Natur. Wenn man in der Tat diesen harten Schnitt macht, wird die nicht unbedingt rosige finanzielle Lage der Kirche nicht gerade besser. Resultat wäre, dass weiter an sozialen Einrichtungen gespart werden müsste, ohne die mancher aufgeschmissen wäre - und letztlich wird man auch mit weiteren Gemeindenzusammlegungen rechnen müssen, was faktisch bedeutet, kleinere dicht zu machen. In dieser Hinsicht herrscht bereits jetzt in manchen Gegenden eine äußerst unschöne Situation.
Das zweite Problem ist der Religionsunterricht. Konsequente Trennung würde bedeuten, dass der auf staatlichen Schulen nicht mehr stattfindet, jedenfalls nicht als reguläres Fach im normalen Plan. Nun kann man natürlich sagen, der bzw ein Äquivalent dazu könne auch ausserhalb der Schulen geleistet werden. Was richtig ist, obwohl es auch erstmal organisiert werden müsste. Nur: Die dadurch entstehende Lücke wird ja mit einiger Wahrscheinlichkeit gefüllt werden. Und ob das sonderlich wünschenswert ist, dass Schüler dann alle diesen verbindlichen "Ethikunterricht" bekommen, in dem man ihnen erzählt, das Wichtigste sei ToleranzToleranzToleranz, und ansonsten seien im Grunde alle möglichen Weltanschauungen und Religionen gleich viel oder wenig wert - diese Frage kann man in meinen Augen durchaus stellen (und sie mit Nein beantworten).
Das hingegen finde ich ziemlich problematisch. Diese Nichtbetätigung finde ich eigentlich gerade aus kirchlicher Perspektive sinnvoll. Denn der Priester soll doch letztlich als Hirte für ALLE seine Schäfchen da sein. Schadet es dem nicht, wenn er in einen Wettbewerb einsteigt, in dem so einige davon seine Gegner sind? Verträgt sich das mit der Würde des Beruffstandes? Sollte der Priester nicht eher über dem Parteiengezänk stehen? (Wohlgemerkt: Das bedeutet nicht, dass er unpolitisch sein soll).
Es wäre ja noch minderproblematisch, wenn man, wie früher mal in diesem Land, eine Partei hätte, in der sich zumindest ein Großteil der Gläubigen sammelt. Dann hätte man eher interne Meinungsverschiedenheiten als grundsätzliche Gegnerschaft. Aber nach der heutigen Lage - halte ich das für sehr problematisch.
Sie ist nie ganz von den Kanzeln verschwunden, im Gegenteil, da habe ich schon Sachen erlebt...
Nur halt nicht in parteigebundener Form. Aber es stimmt schon, eine klare Trennung vom Staat würde dahingehend mehr Autonomie schaffen. Wobei sich das nicht bloß gegen "den Islam" richten sollte, sondern gegen alles, das mindestens einen kritischen Kommentar verdient (da haben wir ja schließlich auch ohne Muselmanen wahrlich keinen Mangel...)