Zu diesem Thema veröffentlichte der Züricher "Tagesanzeiger" ein lesenswertes Interview mit dem niederländischen Schriftseller und Filmschaffenden Leon de Winter.
Er spricht von einer neu gebildeten Allianz zwischen der Türkei und dem Iran, aus der eine neue geopolitische Bedrohung - nicht nur für andere Staaten des Nahen Ostens - erwachsen könnte.
Auszug:
zum vollständigen Interview: [Links nur für registrierte Nutzer]In Europa ist das Verständnis für das israelische Vorgehen gering. Weshalb?
Es war wieder einmal sehr faszinierend: Als letzten Freitag bei Anschlägen von Islamisten in zwei Moscheen in Lahore (Pakistan) 93 Menschen getötet wurden, schwieg die ganze Welt. Als dann bei einer von türkischen Extremisten provozierten Aktion vor Israel 10 Personen ums Leben kamen, schrien die Weltmedien auf. Die 93 frommen Menschen in den Moscheen sind scheinbar völlig unwichtig. Aber es geht da nicht um die Opfer, die sind alle gleichwertig. Es geht um die Täter.
Zurück zu der Flotte mit den Hilfsgütern. Was sind die wahren Hintergründe dieser Aktion?
Die grosse Frage ist: Was wollte die Türkei mit dieser Flotte bezwecken? Ohne die Türkei wäre das Unterfangen nicht möglich gewesen. Vor zwei Wochen war die Konferenz, bei der sich der türkische Ministerpräsident Erdogan hervorragend mit dem iranischen Präsidenten Ahmedinejad verstand. Da konnte man erkennen: Hier bildet sich eine neue Achse zwischen Ankara und Teheran.
Und was hat das mit der Schiffsflotte zu tun?
Die Türkei kommt der Hamas zu Hilfe, um Macht zu demonstrieren. Die Hilfsflotte hat einen hohen symbolischen Charakter: Die Türkei ist das neue Zentrum der sunnitischen Welt geworden. Das ist eine schreckliche Erniedrigung für die anderen sunnitischen Länder, vor allem für Ägypten. Die herrschenden Klassen in Kairo haben seit Montag nicht mehr geschlafen, schliesslich ist die Hamas der grosse Feind Ägyptens. Die erstarkte Türkei in Kooperation mit dem Iran bedeutet eine gewaltige geopolitische Verschiebung, die auch für Saudi Arabien eine Bedrohung ist. Es ist eine gefährliche Situation entstanden. Um die armen Palästinenser geht es in Wirklichkeit nicht, im Gegenteil. Am Ende werden sie wieder die Opfer sein.