Dr. Frankenstein lässt grüßen: Ein Team um den US-Genforscher Craig Venter hat erstmals eine Zelle mit komplett künstlichem Erbgut geschaffen. Alle Gene seien ausschließlich aus chemischen Elementen im Labor erzeugt worden, teilte Venter am Donnerstag mit.
Der Durchbruch in der Forschung könne zum Beispiel zur Züchtung künstlicher Bakterien zur Erzeugung von Bio-Kraftstoffen oder zum Einsatz gegen Umweltverschmutzung führen. „Dies ist die erste synthetische Zelle, die je geschaffen wurde“, betonte Venter.
Die Methode könnte die Entwicklung der synthetischen Biologie vorantreiben. „Dies ist ein sehr machtvolles Instrument, um die Biologie nach unseren Wünschen neu zu formen“, erklärte Venter. „Es gibt eine Vielzahl von Anwendungsmöglichkeiten.“ Denkbar sei etwa die Entwicklung synthetischer Algen, die Kohlendioxid aufnehmen und so die Folgen des Treibhauseffekts lindern könnten. Das Team veröffentlichte seine Befunde im Wissenschaftsmagazin „Science“.
Venter betonte, die Erzeugung eines synthetischen Kleinstlebewesens sei „ein wichtiger Schritt - in der Wissenschaft wie in der Philosophie“.
Der Forschungs-Durchbruch ändere „meine Betrachtung des Lebens und seiner Funktionsweise“. Venter betonte, dass die langjährigen Forschungsarbeiten an dem Projekt von Diskussionen unter den Wissenschaftlern über die ethischen Konsequenzen begleitet wurden.
Für das Experiment bauten die Wissenschaftler nicht eine komplette Zelle, sondern nur das Erbgut nach. Sie erzeugten einen künstlichen Gensatz nach dem Vorbild des Bakteriums Mycoplasma mycoides mit knapp 1,1 Millionen Basenpaaren und setzten es in eine anderes Bakterium - Mycoplasma capricolum - ein. Das künstliche Erbgut übernahm daraufhin die Kontrolle des Bakteriums.
Der US-Forscher Craig Venter hatte sich bereits vor zehn Jahren als einer der Ko-Autoren bei der Entschlüsselung des menschlichen Erbguts einen Namen gemacht.