Verehrte Mitforisten mit geschichtlichem Interesse:
Aus meiner Sicht sind wir hier im Geschichtsforum sehr durchgehend ziemlich gegenwartsnah. Dabei besteht die Geschichte doch nicht nur aus dem 20. Jahrhundert. Auch zu anderen Zeiten sind Dinge geschehen, die auf lange Zeit Weichen gestellt haben. Da zudem der gute alte Sauerländer ein großer Freund des "Was wäre, wenn..."-Spielchens ist, lasst uns doch mal einen solchen Punkt herausgreifen und ein wenig spekulieren.
Bekanntlich betrat 1066 Wilhelm, Herzog der Normandie, englischen Boden, um sich die englische Krone zu erkämpfen. Die hatte zu diesem Zeitpunkt Harald Godwinson inne. Nachdem Wilhelm mit seinen Normannen gelandet war, eilte Harald mit seinem Heer in Gewaltmärschen aus dem Norden herbei, wo er zuvor eine norwegische Invasion hatte zurückschlagen müssen. So traf sein Heer nicht unbedingt ausgeruht am 14. Oktober 1066 bei Hastings auf den Feind. Im Verlaufe der Schlacht wurde Harald getötet, das Heer der Angelsachsen zerschlagen. Wenn Wilhelm danach auch noch einige Arbeit zur Konsolidierung vor sich hatte (und in der Zerschlagung von Widerstand war er gnadenlos), so konnte er sich doch bereits zum Weihnachstfest jenes Jahres zum König krönen lassen. Der größte Teil des sächsischen Adels wurde enteignet, Französisch hielt als Sprache der Oberschicht Einzug, das politische System änderte sich und erhielt eine deutlich kontinentalere Prägung. Vielfach wird dies als ein deutlicher Fortschritt angesehen.
Nun lasst uns einfach mal die Alternativgeschichtsmaschine anschmeißen und den Spieß umdrehen: Nicht Harald, sondern Wilhelm fällt in der Schlacht (und wird nie der Eroberer). Das normanische Heer wird vernichtet, die Invasion wird zurückgeschlagen, Harald bleibt König. Was bedeutet das langfristig für England - und gegebenenfalls für die Welt?