Das Massaker von Kefalonia war ein Kriegsverbrechen der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg. Deutsche Truppen erschossen 5.200 Soldaten der italienischen Division „Acqui“, die sich am 21. und 22. September 1943 Teilen der deutschen 1. Gebirgsdivision auf der griechischen Insel Kefalonia ergeben hatten.
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Vorgeschichte
Nach dem Sieg der Achsenmächte 1941 über Griechenland wurde die Insel Kefalonia von deutschen und italienischen Truppen besetzt. Die Besatzung bestand aus 12.000 Soldaten der italienischen Infanteriedivision „Acqui“ sowie den deutschen Festungs-Grenadierbataillonen 909 und 810 mit zusammen 2.000 Mann. Befehlshaber der Division Acqui war General Gandin und jener der deutschen Truppen Oberstleutnant Johannes Barge.
Der September 1943
Als Italien am 8. September 1943 sich den Alliierten ergab (Waffenstillstand von Cassibile) und die Fronten wechselte, führte der Mangel an Befehlen und Nachrichten aus Rom zunächst zu heftiger Konfusion in den italienischen Stäben in Griechenland. Am 9. September jedoch begannen Gandin und Oberstleutnant Barge Verhandlungen über das weitere Schicksal der Division Acqui. Gandin befahl als Zeichen des guten Willens den Rückzug vom strategisch wichtigen Kardakata.
11. September 1943
Obwohl Gandin am 11. September 1943 aus Rom vom „Comando Supremo“ – dem obersten Heereskommando – den Befehl „1027/CS“ erhalten hatte, „die deutschen Truppen als feindlich zu betrachten“ („considerare le truppe tedesche nemiche“), entschied er sich dennoch gegen den Widerstand seines Stabes und seiner Regimentskommandeure, die Waffen am 13. September um acht Uhr morgens zu strecken, jedoch unter der Bedingung, dass die endgültige Entwaffnung seiner Truppen erst erfolgen dürfe, sobald die Schiffe für die Rückführung seiner Truppen nach Italien Kefalonia erreicht hätten. Auch ein weiterer am Abend des 11. Septembers eingetroffener Befehl aus Rom „1029/CS“, welcher besagte, dass „mit Waffengewalt Entwaffnungsversuchen der Deutschen auf Kefalonia, Korfu und anderen Inseln widerstanden werden muss“ („che deve resistere con le armi at intimazione tedesca di disarmo a Cefalonia et Corfù et altre isole”), wurde von Gandin ignoriert.
12. September 1943
Am Nachmittag des 12. September kam es zu schweren Zusammenstößen zwischen Soldaten beider Nationen, als Wehrmachtsangehörige zwei italienische Artillerieabteilungen in ihrem Abschnitt entwaffneten. Gandin gab Befehl, nicht zu reagieren, und verhandelte unter der Bedingung weiter, dass es keinerlei weitere Veränderungen am Status quo mehr geben dürfe, bis die Verhandlungen abgeschlossen seien. Zuwiderhandlungen würden von seinen Truppen mit Waffengewalt beantwortet.
13. September 1943
Als am nächsten Morgen – dem 13. September – die Wehrmacht versuchte, Verstärkungen bei Argostoli zu landen, eröffneten die drei verbliebenen Batterien des 33. Artillerieregiments das Feuer und versenkten zwei der fünf Landungsboote, wobei fünf deutsche Soldaten fielen. Gandin verhandelte trotzdem entgegen seinen Befehlen und gegen den Willen seiner Offiziere und Mannschaften, weiter, um schlussendlich die Waffen zu strecken und eine Rückführung seiner Truppen ins deutsch besetzte Italien zu erreichen. Daher verweigerte er auch jedes Treffen mit einer inzwischen eingetroffenen alliierten Militärdelegation. Um 21:30 Uhr desselben Tages funkte Oberstleutnant Barge an das Hauptquartier des XXII. Gebirgs-Armeekorps, dass er eine Einigung mit General Gandin erzielt habe. Die Entwaffnung der Italiener werde in drei Phasen erfolgen: beginnend mit den Truppen in und um Argostoli am 14. September, gefolgt von den italienischen Truppen im Südosten von Kephalonia am 15. September. Schließlich sollten sich die Truppen um Sami am 16. September ergeben und dort alle Kriegsgefangenen versammelt werden, um nach Italien eingeschifft zu werden.
Gandin jedoch ließ in dieser Nacht seine gesamte Division in einem Referendum befragen, welche von drei Optionen sie wählen wollten:
* an der Seite der Deutschen weiterkämpfen
* sich ergeben
* gegen die Deutschen kämpfen
14. September 1943
Am Morgen des 14. September stand das Ergebnis fest: Alle Kompanien hatten sich für die dritte Option entschieden. Um zwölf Uhr desselben Tages übergab Gandin dem Leutnant der Wehrmacht Jakob Fauth[1] einen Brief an Oberstleutnant Barge, in dem er erklärte: „Die Division weigert sich, meinen Befehl auszuführen, sich [im] Raum Sami zu versammeln, ... Daher sind die Vereinbarungen mit Ihnen von gestern von der Division nicht angenommen worden. Die Division will auf ihrem Posten bleiben... dass sie ihre Waffen und Munition behalten [darf] und dass [sie den] Deutschen nur im Augenblick der Einschiffung die Artillerie übergeben will. Die Division versichert bei ihrer Ehre und mit Garantie, dass sie die Waffen nicht gegen die Deutschen richten würde. Wenn dies nicht geschieht, wird die Division lieber kämpfen..., und ich werde, wenn auch mit Schmerz, endgültig darauf verzichten, mit der deutschen Seite zu verhandeln, indem ich an der Spitze meiner Division bleibe...“ Um 22 Uhr desselben Tages funkte die deutsche Besatzung Kefalonias an das Hauptquartier des XXII. Gebirgs-Armeekorps: „Verhandlungen noch im Gange. Kdr noch bei General Gandin. Einsatz in Verbindung mit Stukaleitoffizier vorbereitet. Thun Ltn“
15. September 1943
Am Morgen des 15. Septembers funkte Oberstleutnant Barge an seine Vorgesetzten: „General Gandin hat sich nur zur Abgabe der feststehenden schweren Waffen bereitgefunden. Die bewegliche Artillerie und Flak will er erst bei Einschiffung übergeben. Eigene Angriffsvorbereitungen abgeschlossen. Günstigster Zeitpunkt für Angriffsbeginn 14h. Verlauf der Nacht ruhig.“
Oberstleutnant Barges Funkspruch
Um 12:30 Uhr begannen Sturzkampfflugzeuge (Stuka) der Luftwaffe mit der Bombardierung der italienischen Stellungen bei Argostoli. Gegen 14 Uhr befahl General Gandin, den Kampf aufzunehmen. Den Italienern waren mehrere Anfangserfolge beschieden – so gelang es dem 17. Infanterieregiment am 15. September, 500 deutsche Soldaten gefangenzunehmen. Im Verlauf der nächsten Tage jedoch landete die Wehrmacht Verstärkungen unter dem Befehl von General Hubert Lanz, bestehend aus Teilen der 1. Gebirgs-Division (hauptsächlich das 98. Gebirgsjägerregiment) sowie Teilen der 104. Jägerdivision, und das Blatt begann sich zu wenden.
18. September 1943
Am Morgen des 18. Septembers kam es zu schweren Gefechten bei der Brücke von Kimonico, wobei 437 Italiener fielen. Am selben Tag gab das Oberkommando der Wehrmacht den Befehl aus, dass „wegen des gemeinen und verräterischen Verhaltens auf Kephalonia keine italienische Gefangenen zu machen“ seien.
21. September 1943 und später
Am 21. September kam es zu heftigen Gefechten in der Nähe von Pharsa, wobei 830 Italiener größtenteils Stuka-Angriffen zum Opfer fielen. Insgesamt fielen mehr als 1.300 Italiener bei den Kämpfen auf Kefalonia. Die deutschen Verluste betrugen 40 Mann. Ab dem Morgen des 21. September machten die deutschen Truppen keine Gefangenen mehr und erschossen jeden Soldaten, der sich ergab, auf der Stelle. Ganze Kompanien wurden nach der Streckung der Waffen erschossen. Bis um 16 Uhr des nächsten Tages, als General Gandin offiziell kapitulierte, wurden so 189 Offiziere und über 5.000 Soldaten erschossen. 5.300 Soldaten der Division gerieten nach der offiziellen Kapitulation in deutsche Kriegsgefangenschaft. Am 24. September wurden wiederum entgegen der zweiten Genfer Konvention von 1929 und entgegen der Haager Landkriegsordnung alle verbliebenen 280 Offiziere erschossen. Sieben davon wurden aus dem Lazarett geholt. Auch General Gandin wurde erschossen. Auf der Nachbarinsel Korfu, wo sich die 8.000 Mann starke italienische Besatzung am 25. September nach einem eintägigen heftigen Gefecht ergab, fielen 630 italienische Soldaten. Am 26. September wurden alle überlebenden 280 Offiziere auf Korfu erschossen und ihre Leichen anschließend im Meer versenkt.
Der Abtransport forderte weitere schwere Opfer. Am 28. September sank der Frachter Ardena, der mit 840 Gefangenen auf dem Weg von Kefalonia zum Festland war, südlich von Argostoli durch einen alliierten Luftminentreffer. 720 italienische Gefangene starben dabei, darunter viele Überlebende des Massakers. Weitere 1.000 bis 1.300 Kriegsgefangene starben beim Untergang zweier kleinerer Schiffe durch alliierte Minen in der Nähe der Insel.
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Anlass:
Gerade im Fernsehen auf Tele 5:
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