Zehn Jahre CDU-Vorsitzende Angela Merkel. Keiner der CDU-Herren hat es ihr im Jahr 2000 zugetraut. Doch die Chancen, dass sie Konrad Adenauer noch an Amtsjahren übertrifft, stehen gut.
Einige in der CDU nennen sie gerne "Mutti". Wer das Schmusewörtchen mit Blick auf Angela Merkel benutzt, könnte ein machtpolitischer Zyniker sein. Einer der vielen, die ihr in der CDU nicht gewachsen waren. Die Stoibers, Kochs, Wulffs. Oder ein politstrategischer Naivling. Einer, der Merkel auch nach zehn Jahren CDU-Vorsitz für eine zufällig ins Amt gespülte Chefin der CDU-Familie hält. Einer, der sie im Kern immer noch nicht begriffen hat.
Mit Sicherheit dachte eine klare Mehrheit der Delegierten des CDU-Parteitags am 10. April 2000 in Essen nicht daran, dass Helmut Kohls "Mädchen" zehn Jahre im Amt bleibt.
"Eine Übergangslösung", dachten damals die CDU-Machos. Eine Frau halt mal.
Sehnsucht nach Führung in der Innenpolitik
"Wir wünschen uns, dass sich die außenpolitische Stärke der Kanzlerin auch auf die Innenpolitik überträgt."
Kritische Begleitmusik
Wo bleibt nur das Konservative in unserer CDU?
Warum nur hält sie so erkennbar Distanz zu Helmut Kohl, den die meisten Medien jetzt gerade euphorisch feiern? Weshalb gönnte sie ihm keine Sonderbriefmarke und gab ihm den CDU-Ehrenvorsitz nicht zurück?
Machtsicherung sei ihr wichtiger als Machtgestaltung.
Die vor 20 Jahren noch rundum heile Welt der CSU sei zerbrochen, die Ausdehnung der Linkspartei nach Westen komme hinzu.
Die Suche nach der Zukunft
Als sie vor zehn Jahren anfing, zitierten viele ihrer Kritiker Hermann Hesse und dessen Wort vom Zauber, der jedem Neuanfang inne wohnt.
Die CDU würde so gerne häufiger ein "Machtwort" hören. Sie zeigt selten Herz, vermittelt keine Nestwärme, Empathie scheint sie nicht zu kennen. Auch im kleinen Kreis kennt sie kein rückhaltsloses Vertrauen. Sie ist eine Frau, die mit Instinkt und Intelligenz naturwissenschaftlich die Risiken des politischen Machtspiels durchrechnet und punktgenau zum von ihr gewünschten Ergebnis kommt. "Gefühle leiste sie sich nicht," hat Schäuble einmal analysiert, der das auch persönlich sehr schmerzhaft erfahren musste.
Eine "Mutti Merkel" der CDU gibt es nicht. Angela Merkel könnte daher Konrad Adenauer nach Amtsjahren durchaus noch schlagen.