Bisher konnte die Verbreitung eines bestimmten Typs von Y-Chromosomen, nämlich der Haplogruppe "R1a1a", auf die Ausbreitung jener "Indoeuropäer" (oder - gérmanen) zurückgeführt werden, auf die sich die entsprechende Sprachfamilie gründet. (Zur Erinnerung: Das Y-Chromosom wird bis auf seltene Mutationen unverändert vom Vater auf den Sohn weitergegeben, also auch die früheren Mutationen)
Hier eine Karte der ungefähren Verbreitung von R1a1a auf dem eurasischen Kontinent. (Man sollte sie nicht zu genau nehmen, da es nur eine Interpolation zwischen den eingezeichneten "Messpunkten" ist.)
Die Lücke zwischen dem europäischen und dem südasiatischen Zweig lässt sich leicht mit dem Vordringen von Mongolen und Türken in dieser Region erklären.
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Ein Problem ist allerdings das Alter dieser Haplogruppe. In der Karte links unten ist eine - allerdings mit großen Unsicherheiten behaftete - Abschätzung des Zeitraums ihrer Ausbreitung in der jeweiligen Region zu sehen. Die Gruppe R1a1a wäre demnach älter als 16000 Jahre und hätte sich vom westlichen Indien aus ausgebreitet. Eiszeitliche Mammutjäger wären dann wohl eher für die Ausbreitung verantwortlich als "indoeuropäische" Streitwagenkrieger.
Nun hat im letzten Jahr eine Forschergruppe einen Untertyp bzw eine Untergruppe von R1a1a entdeckt, die sich praktisch völlig auf Europa beschränkt. Sie wird von der Mutation "M458" definiert und wird als Gruppe R1a1a7 bezeichnet. (Siehe auch den Stammbaum oben). Ihre Verteilung sieht ungefähr so aus:
Auf den ersten Blick möchte man die Expansion der Slawen damit verbinden, doch sprechen die von den Autoren berechneten Ausbreitungszeiten (Kärtchen rechts oben) dagegen. Die Mutation könnte vor 10.000 Jahren im südlichen Polen entstanden sein und sich im wesentlichen schon bis vor ca. 5000 Jahren ausgebreitet haben. Für Deutschland wird die Ausbreitungszeit mit 7500 +/- 2300 Jahren angegeben.
Entscheidend ist hier aber die Tatsache, dass R1a1a7 praktisch überhaupt nicht in Südasien vorkommt. Wer immer die "Arier" waren, die in Nordindien vor ca. 3500 Jahren in Nordindien einfielen, sie hatten entweder genetisch nichts mit Europa zu tun oder haben keine bleibende Spur im indischen Genpool hinterlassen, was doch eher unwahrscheinlich ist.
Wie ist dann die weite Verbreitung der indoeuropäischen Sprachfamilie zustandegekommen?
Es scheint nur zwei Möglichkeiten zu geben. Entweder ihre Urspünge liegen viel weiter in der Vergangenheit zurück als von der etablierten Linguistik für möglich gehalten (paläolithische Kontinuitätsthese) oder ihre Ausbreitung erfolgte nicht durch Massenwanderung, sondern z.B. durch eine Religion, wie sich ja auch später die romanischen Sprachen oder das Arabische nur zu einem geringen Teil durch "demische Expansion"" ausbreiteten.
Wie auch immer, eines kann man ziemlich sicher sagen: Wir sind keine Arier.