Ich finde es äußerst unseriös, wenn hier schon wieder die Aussage eines ehemaligen KZ-Häftlings zur Bewertung historischer Geschehnisse und historischer Schuld herhalten soll.
Wie kann man von einem Menschen, der von National-Sozialisten gequält und erniedrigt wurde ein angemessenes Urteil über andere, die er für mitschuldig an seinem Unglück hält, erwarten?
Hier muß man zwei Dinge auseinanderhalten:Zitat von Gegenwart/KZ-Insasse Jorge Semprun
Die entscheidung der Luftwaffe eine Industriestadt anzugreifen und das, was die Propaganda daraus machte.
Der Angriff auf die Industriestadt Coventry ist nicht mit Dresden zu vergleichen sondern mit Essen. So wie Essen Sitz der Waffenschmiede Krupp war, befanden sich auch in Coventry in einer Meile Umkreis von der Kathedrale fünf Fabriken. In der größten, der Flugzeugmotoren-Fabrik von Rolls-Royce wurden die legendären Merlyn-Motoren hergestellt.
Essen wie Coventry waren legitime militärische Ziele. Dresden war es nicht.
Die andere Seite ist die Propaganda.
Unbestritten sind die Haßtiraden von Hitler und Goebbels, die von "coventrieren" sprachen. Was aber sagt das über das tatsächliche Ziel der militärischen Führung aus?
Auch die Briten (oder waren es die Propagandisten) jubelten 1944 nach dem großen Luftangriff auf Berlin, wo sie begeistert von den "wahrscheinlich 45.000 Toten" schwadronierten. (Glücklicherweise waren es "nur" 2.600.)
Was sagt das über die moralische Qualität der politischen Führung in London aus?
Die Wehrmacht war Werkzeug des National-Sozialismus. Aber war sie faschistisch?Zitat von Gegenwart/KZ-Insasse Jorge Semprun
Das Kriegsziel einjedes Heeres, einjeder Luftwaffe, einjeder Marine ist der Sieg. Das alleine kann man keiner Militärorganisation vorwerfen.
Herr Semprum verwechselt hier das Recht im Krieg mit dem Recht zum Krieg.
Wegen einer ungerechtfertigen Krieges, der ein Angriffskrieg ist, muß die politische Führung des Staates zur Rechenschaft gezogen werden. Und auch die militärische Führung kann belangt werden, wenn für sie erkennbar war, daß sie einen Angriffskrieg vorbereitete. Das ist für die Deutschen in Nürnberg so geschehen.
Wer nicht belangt werden kann, ist der subalterne Offizier und der einfache Soldat.
Noch viel weniger kann der normale Bürger für die Verbrechen der Führung belangt werden.
Deshalb ist schon gar nicht das Flächenbombardement einer mit Zivilisten vollgestopften Stadt zu rechtfertigen.
Der Angriff auf Dresden soll ein Mittel gewesen sein, den Faschismus militärisch niederzuringen?Zitat von Gegenwart/KZ-Insasse Jorge Semprun
Nun, wenn gezielt die Bahnlinien, die Bahnhöfe und die Kaserne im Ostragehege bombardiert worden wäre. Das ist aber nicht der Fall gewesen. Bahnhöfe und Gleisanlagen sind nur dort bombardiert worden, wo sie in dem Zielgebiet zur Entfachung des Feuersturms lagen. Da aber die dazu eingesetzten Bomben auf Bahnanlagen kaum Wirkung haben, waren die Schienenstränge bereits wenige Tage nach den Angriffen wieder frei für den Durchgangsverkehr.
Daß das deutsche Volk nicht in der Lage war, den National-Sozialismus zu beseitigen ist unbestritten. Wie hätte diese Beseitigung auch aussehen sollen?
Neuwahlen? Eine Volksabstimmung? Demonstrationen? Soetwas ist in einem Krieg kaum vorstellbar.
Noch weniger vorstellbar ist es aber, daß unter dem Druck ständiger Fliegeralarme und Bombennächten ein Volk die Kraft findet, sich auf den Widerstand gegen eine Diktatur zu konzentrieren.
Ich denke, daß die Not aufgrund der Bombenangriffe eher eine Solidarisierung der Menschen mit der Führung bewirkt hat als die Zersetzung der Moral. Notunterkünfte, Kleidung und warmes Essen gab´s vom national-sozialistischen Staat, nicht von der Royal Airforce.
...einfach deshalb, weil es, so lange der Krieg andauerte, keine Wahl hatte.Zitat von Gegenwart/KZ-Insasse Jorge Semprun
Kein ernstzunehmender Historiker kritisiert die Bomardierung von Fabriken, Kasernen und Verkehrswegen. Daß deren Zerstörung kriegsverkürzend ist, bestreitet niemand. Ebenso ist die Bombardierung von Städten in Kampfzonen legal. gleichzeitig mit Dresden wurde die niederrheinische Stadt Wesel von Bomben umgepflügt. Dort konnten dann die Briten ohne große Verluste über den Rhein setzen.
Wesel war brutal - aber sinnvoll. Dresden war brutal - aber sinnlos.
Warum nicht? Jedes Verbrechen ist ein Verbrechen.Zitat von Gegenwart/KZ-Insasse Jorge Semprun
Mord in Lagern, Mord im Felde, Mord aus der Luft. Nur die Uniformen unterscheiden sich.
Und wieso "sogenannt"? War es denn kein Terror?
Die Briten nannten die Bombardierung "moral bombing". Angst und Schrecken sollten die Moral der Bevölkerung zerstören.
Genau das ist die Definition von Terror!
Selbst wenn: wenn die Geschichtsschreibung Fehlbewertungen aufweist, wieso darf man an den Bewertungen dann nichts ändern? Wer schreibt den diese Bewertungen fest?Zitat von Gegenwart/KZ-Insasse Jorge Semprun
Und wie kommt Herr Seprun zu diesem Urteil: Geschichtsrevisionismus?
Ist er Historiker?
Interessant: "...daß dabei eine menschliche Dimension in die zweite Reihe (ge)rückt..."Zitat von Gegenwart/KZ-Insasse Jorge Semprun
Noch interessanter: Semprun spricht von einer "Kampagne".
Wessen Kampagne? Wessen Meinung vertritt er da?
Ja, und die verantwortung für die Atombombe auf Hiroshima trägt explizit das japanische Kaiserreich, getragen vom japanischen Volk...Zitat von Gegenwart/KZ-Insasse Jorge Semprun
Was redet dieser Mann da???
Goebbels hat nicht das deutsche Volk über seine Rede abstimmen lassen.
Und selbst wenn: Wäre das Ergebnis etwas wert gewesen?
Goebbels hat 5.000 handverlesene Zuhörer in den Berliner Sportpalast eingeladen, im Publikum Claqueure plaziert und sogar aus den Lautsprechern den Beifall verstärken lassen.
Selbst wenn diese 5.000 alle begeistert gekklatscht haben: Was sagt das über den Willen und die Schuld "der Deutschen" aus?
Aber damit nicht genug: Dieser "totale Krieg" wird immer so dargestellt, als hätte sich Goebbels die zustimmung zur totalen Zerstörung eingeholt.
Das aber ist schlicht falsch: Es ging um die totale Mobilisierung aller produktiven Reserven, aller Arbeitskräfte, aller materialien für die Waffenproduktion.
Das Motto lautete: "TOTALER KRIEG IST KURZER KRIEG".
Die Leute jubelten, weil ihnen als Gegenseistung ein baldiges Ende des Krieges in Aussicht gestellt wurde.
Nur so ist auch dieser Jubel verständlich!
Das ist eine Deutung. Unterschiedliche Deutungen und die Debatte darüber sind Wege der Wahrheitsfindung.Zitat von Gegenwart/KZ-Insasse Jorge Semprun
Will Herr Semprun das unterbinden?
Ja, jede Bombe, jeder "Blockbuster" ist ein Schritt zur Freiheit! "Butcher" Harris is a real true peacemaker!Zitat von Gegenwart/KZ-Insasse Jorge Semprun
Ja, und die Verkehrswege waren nur ein paar Tage blockiert.Zitat von Gegenwart/KZ-Insasse Jorge Semprun
Dafür kann man schon den Tod von einigen Zehntausend Zivilisten und den Untergang einer kunstvollen Barockstadt in Kauf nehmen, weniger als drei Monate vor Kriegsende, zu einem Zeitpunkt, als Auschwitz bereits befreit war.
Genau. Vor allem war es wichtig, die vielen Tausend kleinen und heranwachsenden Herrenmenschen und ihre fanatischen Mütter zu verbrennen, damit sie nie wieder...Zitat von Gegenwart/KZ-Insasse Jorge Semprun
Größenwahn?Zitat von Gegenwart/KZ-Insasse Jorge Semprun
Aus den Ausführungen von Herrn Semprun erkenne ich weder die Weisheit des Alters noch die Einsicht in Zusammenhänge, noch die Abgeklärtheit eines Opfers, das die Not anderer Opfer begreift.
Er klagt als Deutscher pauschal "die Deutschen" an und benutzt die Phrasen der Täter.
Kopfschüttelnd:
Reinhard Rupsch