In Athen hat am Morgen der Gipfel der EU begonnen. Am Fuße der Akropolis sollen die zehn Beitrittsländer ihre Verträge für die Erweiterung der EU unterzeichnen. Die Staats- und Regierungschefs werden ihre Unterschriften in der so genannten "Stoa des Attalos" leisten - einer Säulenhalle aus der Antike. Mit dem Beitritt der zehn Neuen steigt die Zahl der EU-Bürger ab 2004 um 75 Millionen auf dann rund 450 Millionen Menschen.
Verheugen: Eine neue Zeitrechnung
EU-Erweiterungskommissar Günter Verheugen sprach vom "Beginn einer neuen Zeitrechnung". Die Erweiterung schaffe "das Potenzial, ein Jahrhundert des Friedens, der Freiheit und des Wohlstandes für alle Europäer zu bewältigen". Gleichzeitig steige der Reformdruck: "Die bisherigen Arbeitsmethoden reichen für die Bewältigung der Aufgaben nicht mehr aus". Der EU-Kommissar sagte weiter, nötig sei eine "gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik der EU, die diesen Namen auch wirklich verdient". Bislang gebe es nur eine mehr oder weniger freiwillige Koordinierung der Mitgliedstaaten. "Das können wir uns in Zukunft nicht mehr leisten", sagte Verheugen. Mit dem Mitglied Zypern sei die Gemeinschaft nur noch zwanzig Flugminuten vom Krisenherd Naher Osten entfernt.
Beratungen über EU-Verfassung
Der Beitritt der zehn neuen Länder soll am 1. Mai kommenden Jahres vollzogen werden. Vor der Unterzeichnung der Verträge kommen die EU-Staats- und Regierungschefs mit dem Präsidenten des EU-Reformkonvents, Valery Giscard d'Estaing, zusammen, um den Stand der Beratungen für eine EU-Verfassung zu erörtern. Einen Entwurf dafür soll das Gremium im Juni vorlegen. Bei einer Europakonferenz am Donnerstag soll es um die Kooperation zwischen EU und den Beitrittsstaaten gehen. Dazu sind auch die Kandidaten Rumänien, Bulgarien und Türkei sowie zwölf weitere Länder eingeladen.
Auch Irak-Konflikt wird Thema sein
Neben der Erweiterung dürfte auch die Nachkriegsordnung im Irak ein wichtiges Thema beim Gipfel werden. Über die Lage dort soll unter anderem bei einem Abendessen beraten werden, an dem auch UN-Generalsekretär Kofi Annan teilnehmen wird. Annan plant auch zahlreiche bilaterale Gespräche, unter anderem mit Bundeskanzler Gerhard Schröder. Die griechische EU-Ratspräsidentschaft und die EU-Kommission dringen auf eine gemeinsame Haltung der Union über den Wiederaufbau, auch um die durch den Irak-Krieg entstandene tiefe Spaltung in der Union zu überwinden.