Was die WHO betrifft, so ist es dort, wie in anderen Organisationen, nun wirklich nicht ungewöhnlich Interessenvertreter oder Lobbyisten bestimmter Interessengruppen vorzufinden, sondern wohl eher die Regel. Wenn man's weiß kann man sich danach richten... Nur entbindet das die Vertreter dieser Organisation natürlich nicht davon, brauchbare, das heißt sachlich neutrale Kriterien für die Diagnose von Abhängigkeitserkrankungen aufzustellen, und nichts anderes habe ich hier vorgestellt. Die dargestellten Diagnosekriterien sind offensichtlich absolut interessenunabhängig. Deshalb geht Ihre Argumentation schon hier völlig fehl.
Jeder, der mich auch nur ein wenig persönlich kennt, oder auch nur einen meiner Beiträge hier und in anderen Foren richtig gelesen und vor allem verstanden hat, weiß, dass ich erstens nicht einmal annähernd so etwas wie obrigkeithörig bin (ein gehäufter Prozentsatz meiner Artikel beschäftigt sich gerade damit, dass das in Deutschland leider zu viele sind und wie man davon loskäme) und zweitens der allerletzte bin, der jemals "Freund der Pharmaindustrie" werden könnte. Sie sollten vielleicht mal ein paar meiner Beiträge lesen bevor Sie über mich urteilen. Vorschnelle Urteile sind übrigens auch ein erhebliches Manko unserer Gesellschaft...
Es sind genau diese Verharmlosungen, wie die, die Sie hier betreiben, die es denjenigen, die die Bürger dieses Landes gerne als willenlos folgsame Masse hätten, in die Hände spielen. Genau wegen solcher Verharmlosungen haben wir allein neben den 40 Mrd. € finanziellem Schaden allein durch Missbrauch von Alkohol Unmengen von ganzen Familienschicksalen, die durch diese eben nicht harmlosen Drogen bereits zerstört wurden und noch werden. Scheinbar haben Sie noch nie wirklich die sozial zerstörerischen Konsequenzen allein von Alkohol kennengelernt. Durch die sogenannte Co-Abhängigkeit naher Angehöriger oder enger Bezugspersonen werden nicht nur die Süchtigen selbst in ihrer Existenz gefährdet, sondern noch weitere Schicksale mit in den Abgrund gerissen, welche Sie noch gar nicht berücksichtigt haben. Ich würde Sie bitten, sich zunächst einmal über diese Konsequenzen gründlich zu informieren, bevor Sie Verharmlosungen verbreiten, die der ganzen Sache extrem kontraproduktiv sind. Richtig an Ihrer Aussage ist lediglich, dass es immer Auswüchse geben wird. Nur habe ich nicht von irgendwelchen Auswüchsen geschrieben, die noch über das von mir erwähnte Problem hinaus gehen müssten, sondern von den Regelvorfällen.
Es dürfte Ihnen eigentlich nicht entgangen sein, dass die Zahl der Minderjährigen Alkoholopfer in Deutschland, die eben wegen ihres Alkoholkonsums einen Klinikaufenthalt in Kauf nehmen mussten, in den letzten Jahren drastisch gestiegen ist.
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"Bei den unter 18-Jährigen insgesamt weisen die TK-Zahlen einen Anstieg der Klinikeinweisungen um 174 auf 1765 aus; das entspricht einer Gesamtzahl von fast 20.000 minderjährigen "Komasäufern“, die 2008 im Krankenhaus landeten".
Quelle:
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Da ist nun wirklich kein Platz mehr für irgendwelche Verharmlosungen, sondern es müssen Lösungen her, die allerdings aufgrund der Komplexität des Gesamtproblems (Genetik, psychosoziale Gründe, Umwelteinflüsse, Vertreter der (Werbe-)Wirtschaft, die den Weg in die Abhängigkeit aus Eigennutz fördern, etc., sehr schwer zu finden sein dürften, wenn das in einer Permissivgesellschaft überhaupt möglich sein sollte. Zumindest ist das eine extrem anspruchsvolle Aufgabe, die unseren "Möchte-Gern-Volksvertretern" obliegt, zu deren Pflichtenkatalog das unzweifelhaft gehört.