Auch hier stellt sich die Frage: Funktionieren in Bezug auf was? Was macht einen Staat aus, weshalb existiert er? Die Aufklärungsphilosophie verschleiert viele Zusammenhänge und naturalisiert oder idealisiert sie. Wenn ich eine Funktion benötige, die ihren Zweck in einem Selbstzweck findet, unterstelle ich den Menschen, dass es ein abstraktes Ideal benötigt, das sich die Menschen selber schaffen, um sich ihm wiederum unterzuordnen. Der Mensch kann sich nur über seine Pflicht zum Staat vermitteln, sein bloßes Mensch-Sein reicht nicht aus. Das ist aber das, was wir als klassische Entfremdung bezeichnen. Mit einer wirklich menschlichen Gesellschaft hat das wenig zu tun.
„Das materielle Leben der Individuen, welches keineswegs von ihrem bloßen Willen abhängt, ihre Produktionsweise und die Verkehrsform, die sich wechselseitig bedingen, ist die reelle Basis des Staats und bleibt es auf allen Stufen, auf denen die Teilung der Arbeit und das Privateigentum noch nötig sind, ganz unabhängig vom Willen der Individuen. Diese wirklichen Verhältnisse sind keineswegs von der Staatsmacht geschaffen, sie sind vielmehr die sie schaffende Macht.“ (Marx-Engels-Werke Bd.3, S. 311)
---
„Alle Emanzipation ist Zurückführung der menschlichen Welt, der Verhältnisse, auf den Menschen selbst. Die politische Emanzipation ist die Reduktion des Menschen, einerseits auf das Mitglied der bürgerlichen Gesellschaft, auf das egoistische unabhängige Individuum, andrerseits auf den Staatsbürger, auf die moralische Person.
Erst wenn der wirkliche individuelle Mensch den abstrakten Staatsbürger in sich zurücknimmt und als individueller Mensch in seinem empirischen Leben, in seiner individuellen Arbeit, in seinen individuellen Verhältnissen, Gattungswesen geworden ist, erst wenn der Mensch seine »eigenen Kräfte« als gesellschaftliche Kräfte erkannt und organisiert hat und daher die gesellschaftliche Kraft nicht mehr in der Gestalt der politischen Kraft von sich trennt, erst dann ist die menschliche Emanzipation vollbracht.“ (MEW 1, S. 370)