Berlin - Ausgerechnet am 1. September, dem Jahrestag des Ausbruches vom zweiten Weltkrieg, wurden anti-polnische Plakate im Ort Löcknitz (Mecklenburg-Vorpommern) geklebt. "Polen- Invasion stoppen" steht in fetten und nicht übersehbaren Lettern auf diesen Hetzpostern. Nach Angaben der zur zum Axel Springer Verlag gehörenden polnischen Tageszeitung "Dziennik", seien diese Plakate von Mitgliedern der deutschen NPD in dem Ort angebracht worden. "Die Bewohner des Ortes, in dem es eine starke polnische Minderheit gibt, sind empört über die Geschmacklosigkeit dieser Aktion am Jahrestag des Kriegsausbruches. Sie haben zugegeben, dass es Plakate "gegen Ausländer" in der Stadt schon früher gegeben habe, aber nie waren sie direkt gegen Polen gerichtet" alarmiert das Blatt. Schon zu den letzten Landtagswahlen fanden sich derartige anti-polnische Plakate auch in der sächsichen Grenzstadt Görlitz. Hier ging jetzt, ebenfalls am 1. September, Polen zum Gegenangriff über indem man pausenlos und demonstrativ die polnische Nationalhymne ins Zentrum der Stadt posaunte.
Rechte Chaoten erstarken durch "Schengen Desaster"
Löcknitz befindet sich an einer Furt des Flusses Randow zwischen Pasewalk und Stettin. Hier war erst kürzlich ein Pole bei den Wahlen zum Bürgermeisteramt gescheitert. Der Ort wird von Sicherheitsbehörden als Gefahrenbereich eingestuft, da es hier bereits in der Vergangenheit zu antipolnischen Aktionen gekommen sein soll. Auch in der sächsischen Grenzstadt Görlitz ist die Lage etwas gespannt, denn auf der einen Seite fühlen sich die Polen durch NPD Plakate beleidigt und bedroht, auf der anderen Seite sind es aber auch Bürger der Stadt die eine dramatisch ansteigende Kriminalität im Bereich von Diebstahl, schwerem Diebstahl und bei Sexualdelikten mit der Präsenz polnischer Nachbarn in Verbindung bringen. Grüne und CDU haben jedenfalls erst einmal die "rechtsextreme NPD und der rechtskonservativen DSU" wegen Volksverhetzung im Zusammenhang mit antipolnischen Plakaten angezeigt. Gegen die wachsende Kriminalität im Grenzgebiet haben sie aber nichts unternommen, womit auch schon die nächste antipolnische Plakataktion rechter Chaoten oder Opportunisten wieder fruchten dürfte.
Polnische Nationalhymne verunsichert Görlitzer
Seit dem ersten September wird auf dem Marktplatz der deutschen Stadt Görlitz "Dabrowski's Mazurka", also die polnische Nationalhymne, durch einen Trompeter von jenseits der Grenze, in die Ohren verunsicherter Bewohner des Ortes geblasen. Der Urheber dieser Aktion ist Mariusz Klonowski, ein Mitglied deiner polnisch-deutschen Gesellschaft für wirtschaftliche Initiativen. Klonowski versucht zu erklären, dass die allzeit klingende polnische Hymne auf dem Görlitzer Marktplatz keine Provokation sei, sondern nur ein "Test". "Auf diese Weise wollen die Mitglieder des Vereins sehen, ob die Menschen in Görlitz wirklich keine Polen wollen" - sagte der Aktivist. Das Open-Air Konzert auf dem Görlitzer Marktplatz ist übrigens kostenlos. Der Bürgermeister von Görlitz begrüsst die fremde Hymne in seiner Stadt, die unzumutbare Plakataktion der NPD verurteilte er dagegen als "Aufstachelung zum Hass". Beide Aktionen unterscheiden sich allerdings wohl nur geringfügig, denn es sind opportunistische Provokationen. Sollte die NPD wirklich die antipolnischen Plakate "am Tage der Erinnerung an den deutschen Überfall auf Polen" in Löcknitz geklebt haben, wäre dies tatsächlich ein Beweis von unannehmbarer Diskriminierung in Verbindung mit Hass.