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Thema: Deutsch-Südwestafrika - Namibia

  1. #271
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    Standard AW: Deutsch-Südwestafrika - Namibia

    Zitat Zitat von Wolfger von Leginfeld Beitrag anzeigen
    [I]Der leidende Deutsche....
    Ich leide nicht. Ich habe nur ausgedrückt, von Deppen umgeben zu sein.

  2. #272
    GESPERRT
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    Standard AW: Namibia I

    Also, nochmal eine Aktualisierung gemäß der (eigentlich skandalösen) Handhabung des Namibia I-Treads letzte Woche.
    Ich war seit Freitag nicht mehr online, dh ich beziehe mich hier auf die Beiträge, die danach eingingen.
    Also vorweg zur allg. Aufklärung:

    I.
    Ein jeder, der weiterhin sinnvoll (!) an der eigentlichen Diskussion teilnehmen möchte, sollte die Rahmenbedingungen des Themas kennen (ergibt sich logisch aus der Tatsache, diese Diskussion auf führen zu wollen, ist ja klar).
    Dazu sollte jeder sich die Zeit nehmen um sich den ersten, ferner von den dritten Beitrag durchzulesen, welche jetzt
    Beitrag #228
    und
    Beitrag #230
    sind.
    Nicht dafür relevant sind alle Beiträge nach ursprünglichem Beginn, also alle außer #228 bis #244, sowie einzeln noch #252, #266 und #268.
    Nun nochmal zur Aktualisierung nach all dem Müll, der hier vom Thema wegühren wollte.
    Also, als NEUBEGINN bzw. FORTSETZUNG der Diskussion, zitieren ich nochmal aus besagtem ersten Beitrag (jetzt Beitrag #228):

    Zitat Zitat von realsniper Beitrag anzeigen
    [...]
    1. Nur auf das Thema konzentrieren (nix anderes, sonst muss auch für diesesn Thread ein "Entseuchungs-Thread" angelget werden).
    2. Behauptungen, die über allg. Konsens (sowas wie Jahreszahlen a la der Krieg war von 190X bis 190Y, usw) grundsätzlich hinausgehen (also zB Details beinhalten, etc) sind im Rahmen der Diskussion zu Belegen (weil das den Diskussionspartnern die Möglichkeit der Nachvollziehbarkeit einräumt (eine Grundprämisse bei Diskussionen aller Art)).
    3. Möglichst rein ideologisches Gesülze einem rein sachlichen Gesülze unterordnen.

    Ich denke doch das dürfte für alle machbar sein. [...] Danke.

    M nochmals fG
    Sniper
    Dann kommen wir zu dem, was bisher gewesen ist:

    II.
    Zu den Beiträgen, deren Inhalte von Beginn an völlig nüchtern nur das wiedergeben, was die angeführten Quellen von sich aus ohne Interpretation erlauben (nirgends ist also die bloße Meinung eines anderen als Stütze hinzugezogen - weil das ja auch logisch net ginge bzw. keiner Stütze sein könnte - die Tatsachen sind alle auf entsprechend aufgeführte exemplarische Quellbelege zurückzuführen und nicht auf meine persönliche Meinung, wobei ich mich dabei immer noch frage, wie man denn überhaupt eine "Meinung" OHNE fundierten Erkenntnisse haben kann, das geht ja schon logisch nicht, aber nun gut...):
    Ich habe weder moralisch noch ideologisch argumentiert, sondern sachlich nüchtern dargelegt, was jedem ersichtlich wird, wenn er meine Quellen prüft. Dabei gab es weder eine moralische Anklage (weil die Leute von damals zu richten wäre), noch den Wunsch die Thematik in einen internationalen Vergleich zu rücken (denn dieser hat nix mit der KErnfrage zu tun, egal was dabei rauskäme) oder auch nur die dt. Kolonialgeschichte insgesamt. Ich fand das ziemlich eindeutig, aber Einige schaffen es einfach nicht, konzentriert genug zu lesen und v.a. danach auch noch konzentriert bei der eigentlichen Sache zu bleiben, ohne zu versuchen einen Diskurs in andere Themenfelder zu verlagern (was eh nicht geht, außer wenn man redet, ohne was zu sagen).
    Zusammenfassend (des zuvor thematisierten): ich habe in meinen Beiträgen, bei denen die Fokussierung auf die ausgewählten Aspekte stets aus der Reaktion auf einen vorangehenden Post von Wolfger resultierte (Vgl dazu also die entsprechenden Posts von Wolfger vor den meinigen), folgende Tatsachen als Antworten fundiert (und mit der Möglichkeit zur Nachvollziehbarkeit) dargelegt:

    Beitrag #233:
    - Der Schießbefehl und vglbare Anordnungen wurden herausgegeben, auch mit der Absicht des de facto Vollstreckens durch die Truppe und wurden von ihr auch vollstreckt.
    - Gemäß der internationalen Definition ist die dt. Politik während und nach dem Krieg als Genozid zu verstehen, so auch australische Maßnahmen (oder die anderer).
    - Der Auslöser des Krieges lag in der Abwesenheit Leutweins und der Kurzschlussreaktion eines dt. Offiziers, die Herero am Waterberg planten den Kriegsausbruch zumindest zu diesem Zeitpunkt nicht.
    - Der Schießbefehl wurde nicht wegen moralicher Bedenken, sondern aus rein rationalen militärstrategischen (später auch wirtschaftlichen, aber da waren wir damals noch nicht) Gründen zurückgenommen.


    Beitrag #236

    - Nach einer kurzen Schilderung der ersten Kriegsphase belegte ich anhand von Primärquellen die zuvor bereits getroffenen Aussage, dass Befehle zur ausnahmsloser V-Kriegsführung an die Truppen herausgegeben und befolgt/ausgeführt worden waren.
    - Zudem legte ich die Involvierung höhster Institutionen des Reichs (hier exemplarisch dem Generalstab unter Schlieffen), und somit auch, dass Berlin vom V-Krieg wusste und ihn billigte.

    Beitrag #238:
    - Ich erklärte warum damalige Werke, die zur Veröffentlichung gedacht waren, von Kolonialer Rede geprägt und somit nicht inhaltliche, sondern methodische Quellen zum Diskurs sind, da ebd. Diskurs sich in diesen Werke eher nur manifestierte, als dass er ihr Objekt war.
    - Ich legte dar, dass die Gräuel bewusst überspitzt wurden, zur Mobiliserung der Unbeteiligten im Reich. Dabei waren sie nur ein Instrument, das durch Angst zur selektiven Wahrnehmung führte.
    - Ebenfalls habe ich exemplarisch aufgezeigt, dass diese Instrumentalisierung und die darin wirkenden Mechnismen anhand von Zeitungsberichten (deren Wissensvermittlung prägend war) nachweisbar ist; auch sichtbar daran wurde, wie dabei gearbeitet wurde was Authentizität, Nachprüfbarkeit, etc. betrifft.
    - Des Weiteren legte ich dar, dass, entgegen Wolfgers damaliger Auffassung, die "Gräuel" nicht nur durch physischen Tätigkeiten definiert wurden, sondern ofmals auch unter ganz anderen Aspekten (Bsp. Grabschändung, Entkleidung von Leichen, etc.).
    - Exemplarisch legte ich dar, wie angeblichen Gräuel konkret nachweislich widerlegt worden waren, was der dt. Öffentlichkeit auch nicht verheimlich wurde, aber trotzdem der Befürwortung der V-Politk keinen Abbruch tat.
    - Ich legte dar, wie ganz "unterschwellig" ideologisch Pakete als Instrument zur Generierung der gewünschten Mentalität im Kollektiv, in das Feld der Alltagskultur einflossen, und dort "unterschwellig" ebs. Bereitsschaft pflanzten, auch an nachweislich Widerlegtes weiterhin glauben zu wollen bzw. dies überhaupt zu können als vernüftiges (iSv ratio) Wesen.

    Beitrag # 243:
    - Ich legte Wolfger den Grund bzw. die tatsächliche Symbolik des Tragens dt. Uniformen durch die Herero dar, welcher nicht aus Anerkennung und Respekt herzuleiten ist.
    - Ich legte dar, warum Deimlings Glaubwürdigkeit, wenn es um apologetische Töne geht, nicht gegeben sein kann.
    - Ich zeigte (inkl. einem kurzen Exkurs zu den Ereingnissen vor dem Krieg) den, entgegen Wolfgers Behauptung, sehr wohl systematisch und v.a. kontinuierlich angewandten Landraub durch die dt. Kolonialherren auf.

    (Anmerkung: auch da schon, beim letzten Punkt, tat sich das sogar mit dem Zusatz verknüpft, dass das alle (!) so taten, Kolonialismus war seiner innersten Logik nach so - haben aber wieder mal alle überlesen und hier rumgeheult...)

    Also:
    Darum (oben) kreiste die Diskussion als viele anfingen sie mutwillig kaputt machen zu wollen mit Postings zu England (???) etc.
    Angekündigt waren von mir noch die Eingeborenenverordnungen und so auch die rechtliche Stellung der Eingeborenen vor dem Krieg.
    Dh: Wenn Ihr Euch an dieser Diskussion beteiligen wollt (mit FUNDIERTER MEINUNG und SACHBEZOGENEN BEITRÄGEN), dann sind das da oben (sowie die jeweils vorausgehenden Beiträge Wolfgers) die bisher einzig sinnvoll zu themtisierenden Aspekte (denn mehr zum Thema wurde nicht gesagt). Daher ist es für alle, die sich einbringen wollen, das Lesen der vier oben genannten Beiträge #233, #236, #238 und #243, unumgänglich um sinnvoll etwas zur Sache beitragen zu können. Prüft meine Quellen, wertet sie aus, oder findet Quellen (nicht meinungen, QUELLEN!!!) die mich widerlegen, wenn ihr das wollt. Anderes als das kann ich nun, gemäß der Entscheidung der Mods den "Namibia I-Thread" nicht von OffTopic-Beiträgen retten zu wollen (was auch noch bizarrer wird, weil es den Thread ja nur gab, da ICH (!) als Nicht-Mod und normaler user, den Beitrag eines anderen Users von Off-Topic befreite, Vgl Lettow-Vorbeck-Thread), nicht mehr tun, außer

    alle Beiträge die nicht zum Thema sind,
    Antworten provozieren, die in den Beiträgen seit #228 schon gegeben wurden,
    oder nicht sachlich und fundiert sind,

    nur noch zu ignorieren. Fortan diskutiere ich weiter mit Wolfger und jedem, der bei der Sache (und FORM!) bleibt, alle anderen mögen doch bitte für ANDERE Inhalte auch ANDERE Themen aufmachen; niemand zwingt Euch hier zu sein, aber wenn Ihr es seid, dann seid es auch im Geiste (also Beiträge gründlich/richtig lesen, Meinungen fundieren, etc...siehe oben).

    Ok, soviel als UPDATE, dann in der Folge noch ein letztes mal etwas zu den Off-Topic Themen - Wenn darauf jemand antworten will, dann bitte woanders. Danke.
    Sowas passiert (wie damals im Lettow-Vorbeck Thread) immer am Wochenende bzw. wenn ich net hier bin. Immer komme ich zurück und es scheint so, als wenn die Leute am WE nichts besseres zu tun hätten, als Threads mit Off-Topics zu sabotieren (Auch der Namibia I-Thread damals lief tageland zw. Wolfger und mir OHNE PROBLEME, bis viele sich dann erst Ende letzter Woche dazu entschieden, ihn mit Off-Topic zu verseuchen). Das ist schon auffällig was diese "Wochendend-Connection" betrifft, aber auch das ist hier jetzt egal.
    Ich gehe jetzt, weil ich nicht da war, kurz auf die Postings ein, die zumindest grob dem eigentlichen Thema nahe kommen, anderes wird - wie angekündigt - einfach ignoriert.


    Zitat Zitat von Wolfger von Leginfeld Beitrag anzeigen
    Ein unverdächtiger Zeuge, Oberst Deimling, der am Waterberg eine Abteilung führte, nach dem Ersten Weltkrieg sich zum Pazifismus bekannte und der Deutschen Friedensgesellschaft vorstand, schreibt in seinen Erinnerungen "Zwischen alter und neuer Zeit", Berlin 1930, Seite 69: "Tausende (Herero) ... haben sich ergeben und wurden in den Etappenorten zu Arbeiten verwendet... Unsere Leute haben sich den Herero gegenüber immer unendlich geduldig gezeigt, obwohl sie durch ihre bestialische Roheit gegen Gefangene und Verwundete erbittert waren."[...]
    Diese "Quelle" ist von 1930 (!) - ich dachte ich hatte ausreichend dargelegt, dass solche alten Werke (ALLES VOR DER UNABHÄNGIGKEIT NAMIBIAS - also auch die Lau - und bis auf StandLit generell alles über 20 Jahre alte) nicht als Faktensteinruch verwendet werden können, dazu habe ich schon oft genug grundsätzliche Quellenkritik hier vorgestellt. Daher (auch wie angekündigt) kommentiere ich das nicht mehr, weil ich das schon habe (MEHRMALS).
    Zu der Glaubwürdigkeit Deines unverdächtigen (Ich weiß immer noch nicht was "unverdächtig" hier bedeuten soll und stelle erneut die Frage, ob es auch "verdächtige" Zeugen gab? Was meinst Du damit?) Deimling schrieb ich (zuletzt, davor ja auch schon mal) im (jetzigen) Beitrag #243, warum er was Apologie betrifft nicht glaubhaft ist (siehe Befehle, die an ihn ergingen und die er ausführte, sowie seine interne Äußerung zum Kommandanten der Lüderitzbucht (Vgl dazu. Beitrag #243). Daher vertsehe ich nicht wieso Du das NOCHMAL anführst (ändert doch nix)?.

    Zitat Zitat von Wolfger von Leginfeld Beitrag anzeigen
    [...]
    Ungewisse Gewissheiten (Ich halte ihn mit zum Erhellendsten, was zum Hereroaufstand geschrieben wurde)

    Der Herero-Deutsche Krieg von 1904

    Von Brigitte Lau Winhoek 1989 [...]
    Das ist doch schon wieder etwas, wo Dich absichtlich dumm stellst, oder? Was ist der signifikante Unterschied zwischen Deiner Brigitte Lau und meinen amtlichen Quellen? Lau schrieb etwas, von dem sie beim verfassen wusste, es würde öffentlich rezipiert werden, Verwaltungsakten wurden nicht mit dieser Intention verfasst sondern dienten der nüchteren Zusammentragung von Fakten. Du verstehst also, warum die Meinung von Brigitte nicht relevant sein kann (SCHON WIEDER WIEDERHOLUNG!!!)? Sofern Du (darauf hatte ich Dich auch schon angesprochen), nicht endlich anfängst Seitenzahlen zu nennen, kann das als Beleg nicht sinnvoll hinzugezogen werden. Denn ohne Seitenzahlen kann ich mir nicht durchlesen, was Brigitte da schrieb bzw. wie sie es mit echten Quellen untermauerte (siehe Anmerkungen in ihren FNs oder am Ende). Wieso muss ich mich immer wiederholen? NACHVOLLZIEHBAKEIT ist unumgänglich bei sachlichen Diskussionen. Dafür gebe ich doch so detailreich die Angaben, immer aus Archivbeständen, und wenn ich aus Zeitgründen über die SekLit gehe, dann gebe ich dort immer zu der bibliographischen Angabe (Name, Titel, Ort & JAhr) AUCH DIE SEITENZAHLEN an, damit sich jeder selbst (anhand der Quellen, die der zitierte Autor verwendet) davon überzeugen kann, dass dessen Meinung fundiert ist oder eben net.
    Im Falle von Brigitte Lau, sowie den meisten der von Dir ins Feld geführten Titel, FEHLT SIE SEITENAGABE (wobei ich Dir nicht mal unterstellen will, dass Du besagte Bücher gar nicht selbst vorliegen oder gelesen hattest), so dass ich nicht sinnvoll nachvollziehen kann, woher das kommt (ich sagte ja schonmal, ich kann nicht ein ganzes Buch lesen jedesmal. Deshalb gebe ich auch immer Sietenzahlen an, damit Du das auch nicht musst). Von daher ist Brigitte Lau ebs. wie die bisherigen "Quellen" zu behandeln: Entweder es handelt sich um Primärquellen (siehe meine Beiträge aus Verwaltungsakten, Tagenbüchern, etc.) oder es handelt sich um SekLit MIT Seitenzahl, da dann dort entsprechende Quellen angegeben werden. ES GEHT UM NACHVOLLZIEHBARKEIT, sonst ist es nichts wert bzw. nur eine Behauptung (und wir wären wieder am Anfang der Diskussion, wo ich über grundsätzliche Techniken wissenschaftlichen Arbeitens referieren musste). Also: Seitenzahlen dazu nachreichen, sonst ist das erledigt, weil man damit nicht sinnvoll arbeiten kann. Wenn also da wirklich steht, was Du sagtst (also zB das mit der Aktenvernichtung und Unvollständigkeit), wird Brigitte dies nicht einfach so behauptet haben, sondern angeführt haben, WIE sie auf diese Behauptung kommt (ihre Quellenauswertung). Und genau das ist das was ich (wir) brauche, um nachvollziehen zu können, ob sie richtig oder falsch liegt. Verstehst (man wie oft ich das hier erklären muss...)?

    Zitat Zitat von Wolfger von Leginfeld Beitrag anzeigen
    [...] Die Waterberglüge

    Die Kämpfe dauerten letztlich bis zum Oktober 1906. Dabei wurde der einzige Sohn des Generals, der Oberleutnat von Trotha, der mit einem Friedensangebot seines Vaters zu den Bethaniern unter Cornelius gesandt worden war, von einem Unterkapitän hinterrücks erschossen...[...]
    Da sich das net an mich richtet, verzichte ich auf eine ausführliche Antwort, merke jedoch nur an, dass auch hier gitl: Internet = keine wissenschaftliche Quelle, es sei denn, DORT finden sich Quellenbelege, die die wiedergegebene Meinung des Betreibers fundieren (und NACHVOLLZIEHEN helfen). Daher kann auch das ohne entsprechende Zusatzinfos nicht beachtet werden in sachlichen Diskussionen.


    Zitat Zitat von lenco Beitrag anzeigen
    Leider habe ich nicht daran gedacht, daß ich den Bericht von vom Walter Rahn schon einmal in voller Länge gepostet hatte. Seite 19, Posting 186.
    Dort wird doch nachgewiesen , daß es keinen Völkermord an den Hereros gegeben haben kann. Selbst, wenn man ein Deutschlandhasser ist, müsste man zumindest sehr nachdenklich werden.


    Was die Herero’s betrifft, gibt es also keine unbequemen Wahrheiten . Siehe Post 186. [...]
    #186 ist aber - genau wie seine Wdh - NICHT DURCH QUELLEN FUNDIERT - "zählt" also nicht als Faktum, sondern als Behauptung, welche bekanntlich in einer SACHlichen Diskussion irrelevant ist (siehe oben, immer & immer wieder wurde darauf hingewiesen...). Zudem fehlen auch bei Dir alle Seitenangaben zu Deiner SekLit.
    Des Weiteren ist viele alte Literatur dabei (was das bedeutet, siehe oben, auch das sagte ich hier immer & immer wieder...), am Bsp Rust habe ich dargelegt, warum das nicht zum Faktensammeln, sondern bestenfalls zu methodischen Untersuchung der damaligen Wissenvermittlung ausreicht (was auch für Bücher von zB 1970 auch gelten würde), Vgl dazu #238.

    Zitat Zitat von lenco Beitrag anzeigen
    [...] Über das…. Warum?.....gerade Deutschland . Antwort: weil wir in Deutschland leben!

    Mir sind bei solchen Antworten die psychologischen Hintergründe schon klar. Es ist das Herumwühlen in angeblichen Morden bzw. Völkermorden. Der“ Geschichtsforscher“ kann sich dabei gleich moralisch über die Ungläubigen der vermeindlichen Völkermorde erheben. Sich dabei selbst die Deutungshoheit überreichen, da er ja auf Völkermorde hinweist und sich so als Gutmensch darstellen kann. Allein die Tatsache, daß eine Person sich für Völkermorde interessiert, ob das Betreffende wahr ist oder nicht, ist anscheinend für etliche Menschen ein Beweis, daß es sich bei solchen Menschen um eine Art höheres Menschentum handelt. Es entsteht dabei, eine moralische Selbstsuggestion die nur sehr schwer noch zu durchbrechen ist. Gerade bei den Deutschen nach dem WKII, ist eine solche Charakterart besonders häufig anzutreffen. Solche Menschen legen einen gerade zu missionarischer Eifer an den Tag andere Menschen von ihrem vermeintlichen Wissen zu überzeugen. Diese stützen sich auf Fakten, die aber nur für sie selbst Fakten sind, wie z.B. eben Horst Drechsler, der diese Gruppe, zu der auch er gehörte, in seinem 1966 erschienenen Buch (. Drechsler, Horst Südwestafrika unter deutscher Kolonialherrschaft - Der Kampf
    der Herero und Nama gegen den deutschen Imperialismus (1884 — 1915)
    Akademie-Verlag, Berlin (1966) als „fortschrittliche marxistische Historiker der DDR” bezeichnete! (siehe W.Rahn)

    Diese politische Selbsteinschätzung zeigt, dass seine Darstellung der Geschichte von Südwestafrika / Namibia, einschließlich der Völkermordthese, nicht historiographisch, sondern rein ideologisch zu bewerten ist. Dafür sprechen auch die in diesem Buch enthaltenen Zitate und Parolen des XXII. Parteitags der KPdSU. (aus W.Rahn Artikel) [...]
    Um den ww2 geht es net, daher lass ich das unkommentiert. Als Historiker ist es gerade nicht meine Aufgabe mich über moralisch Konventionen zu erheben oder sie zu diktieren (das kann ich nicht, da moralische Werte eines Kollektivs sich stets wandeln, und dabei meist von der Politik konditioniert werden, um sie an realpolitische Notwenigkeiten anzupassen (sowas wie die Legitimierung eines V-Krieges ist ebenso entstanden WIE, das habe ich ebenfalls ausführlich dargelegt, Vgl. Beitrag #238); das ist heute auch noch so und wird immer so sein, solange es Kollektive gibt).
    Als Historiker schaffe ich ja gerade eine entsprechden Distanz, die mich von moralischen, nationalen, etc. Filtern befreit, es ist nur dem "Plenum" (wobei sich das nicht wirklich wie ein Plenum benimmt, siehe die ganzen Beiträge zuvor) scheinbar unmöglich zu glauben, dass ein Deutscher imstande ist über seine Ahnen nüchtern kritisch und eben ohne Filter zu reflektieren (für mich jedoch ist das normal - wahrscheinlcih auch eine Frage des Umgangs, also ob man sich mit mehr Wissenschaftlern oder "Ideologen" umgibt). Zudem ist Deine "Vermutung" (ich will Dir nicht unterstellen, dass Du das behauptest, da es dann - wegen fehlender Fundierung - wieder nur eine abs. Behauptung wäre - nix weiter) ich würde mich herausheben um den moralischen Zeigefinder zu erheben, nicht zutreffend. Wenn Du Dir die Postings durchgelesen hättest, wüßtest Du, dass es sich um eine Ereignisgschichtliche Darstellung von Fakten und Zusammenhängen handelt. Eine persönliche Interpretation meinerseits hatte ich seither kaum (eigentlich GAR NICHT) vorgenommen, die wenigen polemischen Stellen, die auf eine solche persönliche Note hinweisen könnten, richteten sich ausnahmlos an Wolfger bzw. den Beitrag von ihm, auf den ich gerade einging. Die Fakten entspringen den Quellen und wurden von mir entsprechend fundiert dargelegt (erneut: ich habe Euch hier Quellenauszüge zur Verfügung gestellt, an die Ihr als Privatpersonen net sinnvoll ran kommt, ohne Euch dumm & dämlich zu zahlen, weil Kost, Logis, Aufwandsentschädigung der Archive, etc. bei Privatpersonen selber aufgebracht werden müsste und nicht von der Fakultät, welche einem Historiker einen Forschungsauftrag erteilt. Somit finde ich Ihr solltet davon profitieren und diese Quellen selbst mal prüfen - ich gab sie Euch GRATIS, net mal die Zeit des Zusammentragens oder Eintippens hatte Euch etwas gekostet, das tat ich pro bono (!) - und darüber nachdenken, wozu auch das Durchlesen gehört (!). Wenn man aufgrund von der Textmenge (und dabei hatte ich es knapp gehalten im vgl zu dem, was tatsächlich machbar wäre, aber wie gesagt, habe ich auch ein Leben jenseits dieses Forums) kapituliert, dass kann man aber auch nicht den Apsruch erheben, etwas SACHLICHES zu einer SACHLICHEN Diskussion beitragen zu können...).

    Abschließend zu diesem Teil ein Bsp für das Nichtlesen, aber "beitragen":
    Du bemängelst hier Drechsler, welcher
    1. KEIN MAL VON MIR ALS BELEG ANGEFÜHRT WORDEN WAR
    und
    2. die Problematik Drechsler von mir nie geleugnet wurde, ich verwies auf die Quellen, die er benutzte, niemals (!) aber auf seine Meinung/Konklusion daraus. Das (zB) findest Du im Beitrag #243, wo ich (schon damals zum wiederholten male!) darauf einging und den Absatz zu Drechsler mit den Worten schloss: "Ich hoffe jetzt ist das Thema Drechsler hier endgültig erledigt" (Vgl. #243).

    Das meine ich: Wenn Du Dinge auspackst, die bereits erledigt sind, dann Vorwürfe machst, die bereits entkräftet sind, kann das doch nur bedeuten, dass Du:
    a) es einfach nicht wusstes, weil Du nicht konzentriert gelesen hast
    oder
    b) uns für dumm hälst, weil Du etwas anführst, dass schon erledigt ist, in der Hoffnung, wir hätten es vergessen.
    Beides ist einer sachlichen Diskussion nicht dienlich, es nimmt nur Platz weg für sinnvolles.
    Es ist zwar richtig, was Du zu Drechsler sagst, aber es ist nicht relevant fürs Thema, da sich hier NIEMAND auf Drechsler bezieht. Von daher...

    Zitat Zitat von lenco Beitrag anzeigen
    [...] So wird das Ganze gefährlich, weil man damit Deutschland(den Deutschen) Schuldgefühle einpflanzen kann. Ist dies einmal gelungen, durch ständige Wiederholungen der Anschuldigungen, bricht irgendwann einmal der psychologische Wiederstand zusammen. Die Betreffenden werden wehrlos, willenlos und lassen mit sich machen was Fremde wollen. Erlebt man gerade in der BRD mit der ganzen EURO Sache. Wenn dann andere Staaten mit ihren Verbrechen davonkommen, haben diese einen enormen psychologischen Vorteil, welcher, z.B. in Bezug auf den EURO, gerade erbarmungslos eben von jenen Staaten, die um ein vielfaches mehr Dreck am Stecken haben als Deutschland, ausgenutzt wird. Deshalb sollte die Geschichte nicht isoliert betrachtet werden, sondern einheitlich. Im Zusammenhang sozusagen. Deutschland ist nicht allein auf der Welt. Auf Deutschland lastete damals, wie heute, einen gewissen Handlungsbedarf, der von internationalen Stömungen ausgeht.
    Deshalb meine Kritik an der isolierten Betrachtungsweise……Warum immer nur Deutschland?[...]
    Das mit den Schuldgefühle - die braucht man nicht einzureden, die habe sie auch so. Jedoch war dies auch nicht das Thema hier (Schuldgefühle), sonst wäre das ein Thread für den Politikbereich und net für Geschichte. Ich rede hier von damals, dh selbst wenn ich darauf aus gewesen wäre Schuldgefühle zu generieren anstatt nur die Wahrheit fundiert nüchtern darzustellen, wären die Adressaten die Bürger der dt. Gesellschaft von vor 100 Jahren gewesen. Von daher hat das, was Du da behauptest, KEINER hier gamacht (zumindest nicht in dem Originalthread "Namibia I", das davor gehört ja, woe oben erähnt, nicht dazu).
    Und wegen der isolierten Betrachtung - Was ich sagte steht: Wir leben in Deutschland, ich bin Deutscher, und was die Ahnen der Engländer gemacht haben, ist mir völlig egal - was hab ich mit denen zu tun. Die isolierte Betrachtung ist der praktischen Handhabung geschuldet, weil wir hier nicht ein Seminar über ein halbes Jahr abhalten, sondern in einem Forum sind, wo man die Beiträge mühsam eintippen muss, um danach 90% der Zeit damit zu verschwenden, sich um Off-Topic Beiträge zu kümmern oder aber den wenigen Themenbezogenen Teilnehmern ständig das gleiche neu zu erklären. Bsp siehe oben:

    WIE OFT SCHON BAT ICH DARUM,
    - Meinungen zu fundieren net einfach nur zu behaupten
    - Quellenkritik seriös zu betreiben (also nicht veraltete Werke als Faktenursprung zu nehmen, die Intention des Autors - Buch vs. Tagebuch/Verwaltungsakte - zu beachten, Seitenzahlne zu nennen (!!!), etc.)
    - Nicht vom der Frage Genozid vs. kein Genozid abzuweichen (wie die Luft in England riecht, ist irrelevant für die Luft in Deutschland, etc)
    - Nicht durch Interpretationen den Thread auf einer übergeordnete national-apologeitsche, ideologische, etc. Eben zu heben (so wie all dieses "Deutschenhass" Geheule, dass sich aus meinen Posts nicht ergibt, da dieser nur die Quellen sprechen lassen...)
    usw...?

    Hätte ich also eine vglbare Diskussion um Genozid vs. kein Genozid auf internationaler Eben gestartet, wäre es unmöglich gewesen die Beiträge zu überblicken, weil das Thema ja dann dazu aufgerufen hätte, dass hier dann alle wahllos alles an Geschichten (Eng, Fra, Span, etc) auspacken würden, und das eine fokussierte Diskussion unterminiert hätte.

    Zudem (AUCH DAS IST EINE WIEDERHOLUNG): Ich habe das Thema nicht selber gewählt, ich schrieb zu der Frage ob Lettow-Vorbeck ein Rassist war (siehe Lettow-Vorbeck-Thread), dann kam Wolfger und brachte Namibia inst Spiel und behauptete, es wäre kein Völkermord gewesen. Daraufhin habe ich den Lettow-Vorbeck Thread nur gesäubert durch das Erstellen von "Namibia I". Dh die Wahl des Themas war damals schon gefällt, und das net von mir. Zudem schrieb ich auch noch im Eröffnungsbeitrag dieses Threads (jetzt ist das Beitrag #228), wie es dazu kam, dass dieses Thema hier eröffnet wurde. Wolfger behauptete anfangs Dinge, die weder belegt, noch sachlich korrekt waren (auch, weil er oftmals das große Ganze eben nicht sah). Daher habe ich mich mit ihm zusammen hierher zurückgezogen, um die anderen im Lettow-Vorbeck-Thread nicht weiter zu saboteren, und das Thema hier auszudiskutieren. Dabei habe ich ihm - bisher hautsächlich kaum in Eigeninitiative,sondern stets in Reaktion auf seine Behauptungen, nur dargelegt, was die Quellen dazu sonst noch sagen, bzw. seine Auslegung zu jenem oder diesem falsch oder widersprüchlich war, oder aber die Einbettung ins große Ganze ausbleiben ließ. Aber das - wie es zu diesem Thema kam - hatte ich oben bereits ausreuchend für Dumme erklärt.Scheinbar hast Du auch das nicht gelesen, sonst würdest Du ja nicht jetzt als Grund Deiner Kritik an der Einschränkung des Themas auf die Frage "Namibia - Genozud vs. kein Genozid" das da oben (Dein Zitat) sagen, oder? Nun denn, LESEN ist nunmal obligatorisch, ich lese mir doch auch alles durch bevor ich antworte, SELBST die völlig hinrnlosen Off-Topic-Sabotage-Beiträge, die dazu führten, dass dieses Thema einfach in ein anderes verschoben wurde (angemerkt zu dieser Masßnahmen seitens der Moderatoren sei:
    Wie war das noch, was Du oben über das Nichtvorhandenheit von UNBEQUEMEN Wahrheiten sagtest? Nun: Wieso wurde dann aber so auf den Namibia I Thread reagiert und anstatt den Thread einfach nur zu säubern und weiter sachlich zu diskutieren, wurde er hierhin verschoben, wo durch die Menge der nicht zusammenhängenden Posts davor, sich jetzt jeder dazu aufgefordert fühlt was zu sagen ohne Sachbezug, und somit das eigentliche Thema verwässert werden soll? Bequem is anders... Und auch hier gilt die Frage: CUI BONO? Ich nämlich sicher nicht, sowie auch nicht eine sachliche Diskussion der Anfangsfrage).


    Zitat Zitat von lenco Beitrag anzeigen
    [...] Damit komme ich nahtlos zur Frage warum ich den Boxeraufstand erwähnte. Der User Vetis hat das ganz gut formuliert (Hat auf mein Posting geantwortet, weil ich den Boxeraufstand als Beispiel brachte). Da brauche nichts mehr hinzufügen. [...]
    Nee, eben net. Damit kommste nicht zur Antwort auf die Frage, da diese darauf zielte, WARUM IHR OFF-TOPIC REDET? Ich sagte ja: Ihr wollt den Boxerkrieg? Dann macht ein Thema auf, das hier ist Namibia. ???


    Zitat Zitat von lenco Beitrag anzeigen
    [...] Nur das noch……in dem Moment, wo Deutschlandkritik angewandt wird , wo auch andere Nationen in Kritik geraden könnten, herrscht „Schweigen in Wald“. Feigheit ist auch ein besonderes Merkmal der Deutschenkritiker. Man kritisiert nur da, wo es gefahrlos möglich ist. Ob’s stimmt oder nicht…..hauptsache, man hat profiliert.[...]
    Schweigen im Wald = Widerlegt durch das Thema, dass ich für alle dafür augemacht hatte (US Vernichtungskrieg auf den Philippinen, siehe "Philippinen I").

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    Und Du siehst ja wie "viele" dazu schon sinnvoll und sachbezogen etwas beizutregen hatten...Von daher ist Deine oben angebrachte Äußerung
    1. falsch gerichtet (der Versuch ein Thema wegen der praktischen Gegebenheiten einer Diskussion über Beiträge in einem Forum wegen der Übersichtlichkeit zu fokussieren, siehe oben erklärt, KANN nicht als schweigen ausgelegt werden). Niemand hatte behauptet, dass andere das nicht taten, sonder nur, dass Deutschland es auch tat. Das wars, wo in der Aussage steckt die Aussage, dass andere Kolonialmächte nicht ähnliches taten? Wo? Wo überhaupt in meinen Beiträgen steht das?
    2. Hättest Du genau gelesen, so fändest Du auch Passagen, die ebenfalls Belege für Genozide anderer Nationen liefern. Bsp: als Reaktion auf eine frühere Behauptung Wolfgers, der auch, wie Du jetzt, die Behauptung, dass andere das auch taten würde relevant sein zu der Frage, ob WIR es taten (???), ins Feld geführt hatte. Damals gab ich sogar Beispiele für Australien (Vgl Beitrag #233), aber die musst Du natürlich gelesen haben, um davon zu wissen...
    3. Die Aussage, dass es "gefahrlos" möglich ist, spricht doch schon dafür, dass Du selber zumindest unterbewusst der Meinung bist, es gäbe keine Quellen, die das oben dargelegte widerlegen, aber nun gut...
    4. Profilieren? Vor wem? Lauter Pubertierender die sich gar nicht sachlich mit dem Thema beschäftigen? Wohl kaum - wie schon 1000x gesagt - ich möchte nur Wolfger davon überzeugen (ANAHND VON QUELLARBEIT), dass er die Hintergründe für seine Behauptungen nicht komplett (er)kennt, sowie manches einfach zu einfach/wörtlich auslegt. Alle anderen waren gar net zwingend eingeladen, und bis auf 2 auch ALLE NICHT SACHBEZOGEN, von daher... Profilieren = generell schwachsinn, und wenn, dann doch nicht vor 15jährigen die mit ideologischem Filter statt Verstand denken, sondern eher vor Instanzen, wo eine "Profilierung" einen Realbestand hätte (in Form von Anerkennung, Titel, Geld, was auch immer). Hier macht das doch (wenn man erwachsen ist) gar keinen Sinn, was hätte ich davon? Sinn???

    Und nochmal zur Beteiligung im Philippinen-Thread: Die nichtvorhandene Teilnahme daran weist darauf hin, dass das Geheule, ich solle ja nicht Deutschland sondern andere thematisieren, offensichtlich nur Scheinheiligkeit bedeutete. Denn zu sagen haben diese Leute offensichtlich nichts dazu, MIR aber machen sie den (kontextlosen, siehe eigentliches Thema des Namibia-Threads) Vorwurf, ich würde davon nichts erwähnen. Hmmm, seltsam, da sie es auch nicht tun. Dahinter könnte man also nur Heucheleit vermuten, in Wahrheit diesnten ihre "BEschwerden" (wenn sie überhaupt einen Kontext gehabt hätten), eher der Sabotoge und nicht dem dringenden Veröangen über Kriegsverbrechen anderern zu reden. Aber das ist nur eine Vermutung, dass der Thread über die USa auf den Philippinen weitgehend leer blieb, ist jedoch Realität...
    So oder so zeigt sich daran also, dass sie keinerlei Diskussionbedarf über diese Verbrechen anderer Nationen hatten (was sie aber behaupteten), und ihr einziges Interesse beim Off-Topic posten im Namibia Thread gewesen sein musste, zu hoffen der Thread könnte verwässert werden bzw. die zusammenhängenden Beiträge einer unbequemen Wahrheit (die sie nie widerlegen konnten, da sie unfähig waren, ihre Meinungen durch Quellen zu fundieren) weit auseinander gezogen werden, so dass neue user es schwieriger hätten alles zusammenhängend zu lesen und eventuell deshalb früher aufgeben und gehen würden. Das ist nichts was mich wundert (ich hatte den Philippinen Thread ja gemacht, weil ich mit ebd. Entwicklung rechnete. Das sollte nur all denen, die hier nach Verbrechen von anderen Nationen (kontextlos, siehe Namibia-Thema) verlangten, der Scheinheiligkeit überführen), aber vielleicht sollte sich manch ein anderer (von denen) wundern, der vielleicht "wirklich" auf die Erwähnung von anderen Nationen hoffte. Das Wellenschlagen und Drama machen bleiben eine reine Schmierenkomödie (mit schlechten Darstellern), der Philippinen-Thread jedoch ist die Realität (bzw. die Leere darin).

    Zitat Zitat von lenco Beitrag anzeigen
    [...] Im Übrigen. Wie hat denn diese ganze Sache damals in Namibia angefangen? Wer feuerte den ersten Schuß ab?

    MfG
    lenco

    Auch hier gilt:
    Da stellst Du eine Frage, die bereits beantwortet wurde durch die Beiträge zuvor. Wirklich: WENN Du Dich hier einbringen willst, ist das Lesen der vorangegangenen Beiträge einfach obligatorisch, und wenn es Dir zu viel ist, dann zwingt Dich keiner Dich hier zu beteiligen (wie gesagt, och lese auch alles).
    Daher fasse ich mich kurz:

    1. Generell gilt auch hier: Wer anfing entbehrt jeder Kausalität zu der Frage "Genozid vs. kein Genozid"; es ist egal wer anfängt. SINN/BEZUG????
    dann

    2. Wenn Du "anfangen" als "Ursachen" vestehst, so ist dies schon beantwortet:
    Wir - Der systematisch betriebene Landraub (bereits ausreichend in seiner Kontinuität dargelegt, Vgl Beitrag #243), sowie die (damit oft einhergehende) rechtliche Ungleichstellung der Schwarzen im vgl zu den Weißen (dazu kann ich gerne in der Folge Bsp/Belege liefern, einschlägige Quellen habe ich hier aber immer noch vorliegen, da ich ja ursrünglich - bevor die Kids, offentichlich mit Billigung der Moderatoren (siehe Verschiebung statt angebrachter Säuberung - ich habe Berhard am Freitag bevor ich ging noch angeschrieben bezüglich der Gründe so zu handeln, aber ich habe bisher noch keinerlei Antwort erhalten), den sachlichen Namibia I Thread zerstörten - als nächstes auf die Eingeborenenverordnungen eingegangen wäre, wozu ich weiter nach hinten ausgeholt hätte, allein um darzustellen, dass die rechtliche Stellung der Schwarzen nicht erst durch die EVOs so sch#+ße wurde. Von daher kann ich das gerne nachreichen, erwarte dann aber, dass Du
    a) respektierst, dass die Diskussion Wolfger-realsniper nicht zu ende ist, und eine nebenher laufende Diskussion mit Dir über die rechtliche Ungleichheit auch als eine NEBENHER LAUFENDE zu berhandeln ist (also sep. von der anderen, keine Misch-Postings, etc), sowie
    b) Du die Beiträge dann auch wirklich liest (wie oben gesehen, war dies bisher nicht der Fall), ansonsten spare ich mir meine Zeit (für die ich net ja bezahlt werde, das mache ich freiwillig, aber nicht, wenn Du eh nicht gründlich liest).

    3. Wenn Du "anfangen" als "Anlass" bzw. ersten Schüsse verstehst, so ist auch dies schon beantwortet:
    Wir - Genauer die Soldaten unter dem Distrikschef von Okahandja, Leutnant Zürn (ebenfalls ausreichend dargelegt zuvor, Vgl dazu Beitrag #233).
    Von daher ist diese (von Nichtlesen der Beiträge zeugende) Frage bereits hinreichend beantwortet, SELBST WENN sie überhaupt Relevanz zu der eigentlichen Thematik besessen würde.

    Ich bitte Dich darum, das nächste mal die Beiträge gründlich gelesen zu haben, sowie hier jetzt keine weitere Off-Topic-Diskussion um Quellenkritik etc. anzustoßen. Ich habe jetzt oft genug gesagt, dass Meinungen von Autoren (egal von wem) keine Quelle für Wahrheit sind, sondern nur ihre Fundierung, also wie wer zu welcher Meinung kam. Das erfolgt über Quellen, nicht über Internetseiten, Büchern der Vorgänger, etc., und - wenn nur aus SekLit schöpfend - ausschließlich über die Fußnoten/Belege darin, dh ein Buch/Aufsatz OHNE SEITENANGABE = WERTLOS, weil nicht nachvollziehbar (wie gesagt, ich habe sogar die einzelnen Blätter in den Archvbeständen angegeben, damit keiner vor dem Regal stehen und 1699 Zettel sichten muss, bis er an die Quelle kommt - davon ausgenommen sind Tagebücher, weil diese selten einer Seitenvorgabe folgen, da sie ja Aufzeichnungen privater Natur sind und nicht für Archivierung bestimmt gewesen beim Verfassen. Aber bei Verwaltungsakten etc. sind entsprechende Blatt-Nummerierungen machbar, nämlich durch das jeweilige Archiv, wobei das meistens nach Eingang gemacht wird, und falls das Datum fehlt, dann nach Inhalt in Bezug zum nächsten Schriftstück mit Eingangsdatum und gleichem Sachbezug...). Alle anderen Beiträge werde ich, wie angelündigt, einfach links liegen lassen müssen, weil so eine Diksussion nicht sinnvoll geführt werden kann (NACHVOLLZIEHBARKEIT = EIN MUSS) und hier jeder alles behaupten wird (wozu das führt erkennt man an den meisten anderen Themen im Geschichte-Forum: nur Behauptungen, aber NIE Belege).
    ok, sofern du das verinnerlichen kannst, freue ich mich auf Deine nächsten Beiträge (ZUM THEMA!), sofern nicht, dann weisste ja, warum ich dazu keinen Bezug nehmen werde (weil dieser Bezug zu den Anforderungen dieser Diskussion bei kontestlosen, sowie generell unfundierten Behauptungen ja auch gar nicht (vor)gegeben wird).


    dann noch ganz kurz zu WOLFGER:
    Eigentlich wollte ich heute was zu den EOVs sagen bzw. weiter machen, aber ich musste mich wieder um Dinge kümmern, die bei gründlicher Lektüre der vorherigen Beiträge zu vermeiden gewesen wären (Siehe oben). Daher bleibt jetzt net mehr die Zeit dazu. Zudem habe ich heute auf der Arbeit die A#+chkarte gekriegt, da ich jemd. wegen Krankheitsfall auf einer Tagung nächste Woche vertreten soll. Sofern es mir nicht geling diesen Stab an jmd. anderen abzugeben (und das wird es nicht), werde ich nächste Woche zu dieser Sch#+ß-Tagung fahren müssen, dh ich müsste mich diese Woche mit entsprechender Votrags- und Tagungsmaterie des zu vertretenden Kollegen beschäftigen, weshalb (ich denke das dürfte allg. verständlich sein) ich diese Woche nicht so viel Zeit invesieren kann, wie letzte Woche (Wobei ohnehin die Entscheidung der Moderatoren, das zu Verscheiben statt korrekterweise zu Säubern, mich auch dazu bringt meine pro bono Einstellung zurückzufahren; denn unter diesen Bedingungen erscheint es mir nicht den Zeitaufwand wert hier etwas (dem Quellereichtum nach in keimen anderen Thema auch nur annähernd erreichtes) zur Verfügung zu stellen, was dann keiner richtig versteht und somit auch nicht zu würdigen weiß: also eine wissenschaftliche Diskussion OHNE Ideologie und unfundierten Behauptungen...). Aber auf das, was ich angekündigt hatte, komme ich nach wie vor noch - wie schon oft gesagt: hier wird nix vergessen, hehe (das gilt auch für das Sammelbildchen dessen Existenz ich doch verifizieren wollte. Im Netzt habe ich dieses Bildchen net in ausreichender Qualität gefunden habe. Ich schick Dir daher einfach den Scan, falls es net klappt, das hier irgendwie hochzuladen).
    Und was die Empfehlungen wegen Gebietsverluste im Oste (Du erinnerst Dich, das hatten wa auch mal in dem anderen Thread) betrifft, so sind auch die nicht vergessen, jedoch wird die Vorbereitung auf die bekackte TAgung dies wohl aufschieben. Aber die schick ich Dir dann als PN.

    MfG
    Sniper

    PS:
    Die Posts der anderen kommentiere ich nicht, wegen Off-Topic (!).
    Lenco habe ich ausnahmsweise kommentiert, weil er neu dazu kam und offensichtlich nicht die Beiträge zuvor gelesen hatte, aber mit seinem ersten Beitrag (aber leider NUR dem ersten) - auch wenn unausreichend wegen "nur Behauptung statt irgendwelche Fundierung" belegt - wenigstens thematisch (!) in Namibia blieb.
    Nereus´ Beitrag war zwar themaitsch zum Thema, jedoch hat auch er versäumt etwas anderes zu tun, als Dinge zu behaupten - mehr net (KEINE FUNDIERUNG). Somit hat wohl auch er nicht den Anfangspost (als er schrieb, war dies noch der Beitrag #1 im alten "Namibia I-Thread") gelesen, welcher die FUNDIERUNG VON MEININGEN als obligatorisch hervorhob. Daraus resultiert natürlich, dass sein Beitrag, weil unfundiert und dann auch noch (als wenn s das besser machen würde) mit Internetlinks gespickt ist, ohne entsprechende Überarbeitung (in Form des Nachreichens der Quellen und einer Kausalitätskette) keiner Kommentiereung, bzw. einer Überführung bestimmter Aspekte daraus in die Diskussion, würdig ist (wie oben angekündigt).
    Prinzipiell handelt es sich also bei diesem meinen letzten Beitrag hier im Kern um eine Fortführung meiner Diskussion mit Wolfger; das andere an Lenco möchte ich von Diesem (Lenco, aber das gilt natürlich auch für alle) nur beherzigt, nicht (!) aber hier kommentiert wissen. Wenn aber einer meint, dass dazu doch Bedarf besteht (eigentlich waren die Vorrausstzungen für diese Diskussion ziemlich klar, siehe Beitrag 1 bzw. jetzt Beitrag #228), weitere OffTopic-Themen zu behandeln, der solle bitte ein entsprechendes Thema aufmachen. Das habe ich schon mehremals angeboten, nicht nur Lenco: Macht ein Thema, zB "Lenco vs. Sniper" und ich komme auch garantiert vorbei, schickt mir nur ne PN wo is das finde. Diesen Thread ansosten bitte nicht mehr verseuchen, Danke.
    Nochmal:

    BITTE ERÖFFNET DAFÜR EIN THEMA, ODER SCHREIBT MIR PNs, ABER POSTET DAS NICHT HIER IN DIESEN THREAD (ICH FINDE DAS IST NORMAL).

    MfG
    Sniper

  3. #273
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    Standard AW: Namibia I

    Der Herero-Aufstand und die sogenannte Schlacht am Waterberg

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    Du musst die Leute, die alle einen Beruf nachgehen und sich eigentlich in der Freizeit mit diversen Themen beschäften, mit mehr Respekt behandeln und nicht wie ein Oberlehrer.
    Ich wette du hast 1000 Bücher gelesen und 10000 Stunden verbracht mit diversen Analysen. Und dennoch muss nicht alles stimmen was du sagst. Viele Leute sind megaskeptisch gegenüber BRD-Historikern. In diversen formalen Dingen kann wohl niemand mithalten und das willst du uns ja zeigen. Oder? Wenn man hart geschuftet, gelernt und studiert hat will man ja anderen zeigen was man drauf hat und imponieren mit Insiderformalien und Insidersprech, die jede Zunft so hat.

    Wie sagte Kostolany mal richtig:"Man muß nicht alles wissen, nur alles verstehen. Und auch wenn man alles versteht, muß man nicht alles mitmachen."

    Ich weiß aber nicht ob diesen Sinn verstehst.


    Zitat Zitat von realsniper Beitrag anzeigen

    Das ist doch schon wieder etwas, wo Dich absichtlich dumm stellst, oder? Was ist der signifikante Unterschied zwischen Deiner Brigitte Lau und meinen amtlichen Quellen? Lau schrieb etwas, von dem sie beim verfassen wusste, es würde öffentlich rezipiert werden, Verwaltungsakten wurden nicht mit dieser Intention verfasst sondern dienten der nüchteren Zusammentragung von Fakten. Du verstehst also, warum die Meinung von Brigitte nicht relevant sein kann (SCHON WIEDER WIEDERHOLUNG!!!)? Sofern Du (darauf hatte ich Dich auch schon angesprochen), nicht endlich anfängst Seitenzahlen zu nennen, kann das als Beleg nicht sinnvoll hinzugezogen werden. Denn ohne Seitenzahlen kann ich mir nicht durchlesen, was Brigitte da schrieb bzw. wie sie es mit echten Quellen untermauerte (siehe Anmerkungen in ihren FNs oder am Ende). Wieso muss ich mich immer wiederholen? NACHVOLLZIEHBAKEIT ist unumgänglich bei sachlichen Diskussionen. Dafür gebe ich doch so detailreich die Angaben, immer aus Archivbeständen, und wenn ich aus Zeitgründen über die SekLit gehe, dann gebe ich dort immer zu der bibliographischen Angabe (Name, Titel, Ort & JAhr) AUCH DIE SEITENZAHLEN an, damit sich jeder selbst (anhand der Quellen, die der zitierte Autor verwendet) davon überzeugen kann, dass dessen Meinung fundiert ist oder eben net.
    Im Falle von Brigitte Lau, sowie den meisten der von Dir ins Feld geführten Titel, FEHLT SIE SEITENAGABE (wobei ich Dir nicht mal unterstellen will, dass Du besagte Bücher gar nicht selbst vorliegen oder gelesen hattest), so dass ich nicht sinnvoll nachvollziehen kann, woher das kommt (ich sagte ja schonmal, ich kann nicht ein ganzes Buch lesen jedesmal. Deshalb gebe ich auch immer Sietenzahlen an, damit Du das auch nicht musst). Von daher ist Brigitte Lau ebs. wie die bisherigen "Quellen" zu behandeln: Entweder es handelt sich um Primärquellen (siehe meine Beiträge aus Verwaltungsakten, Tagenbüchern, etc.) oder es handelt sich um SekLit MIT Seitenzahl, da dann dort entsprechende Quellen angegeben werden. ES GEHT UM NACHVOLLZIEHBARKEIT, sonst ist es nichts wert bzw. nur eine Behauptung (und wir wären wieder am Anfang der Diskussion, wo ich über grundsätzliche Techniken wissenschaftlichen Arbeitens referieren musste). Also: Seitenzahlen dazu nachreichen, sonst ist das erledigt, weil man damit nicht sinnvoll arbeiten kann. Wenn also da wirklich steht, was Du sagtst (also zB das mit der Aktenvernichtung und Unvollständigkeit), wird Brigitte dies nicht einfach so behauptet haben, sondern angeführt haben, WIE sie auf diese Behauptung kommt (ihre Quellenauswertung). Und genau das ist das was ich (wir) brauche, um nachvollziehen zu können, ob sie richtig oder falsch liegt. Verstehst (man wie oft ich das hier erklären muss...)?

  4. #274
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    Standard AW: Namibia I

    Also, nur ganz schnell, hab das Tagungszeuch noch immer nicht durch und das ist ja mal richtig laaaangweiliger Sch#*ß: Es geht weitgehend um die Darstellungen und Rezeption von Kriegen in Museen aller art, bzw. das ist sicherlich interessant als Besucher in einem solchen Museeum, aber nicht als Stoff für ne Tagung ä KOTZ, ich kack so ab darauf...).
    Ich lege nur kurz das, was seit dem Spam-Angriff durch Off-Topic angekündigt war, nach.
    Also ohne Einleitung (die ist quasi das Ende von Beitrag #243, wo zuletzt die Landfrage thematisiert worden war), einfach direkt zu den EVOs:

    Wie allg. bekannt sein dürfte traten 1907 neue Regelungen für die Eingeborenen in Kraft, die sog. Eingeborenenverodnungen. Diese resultierten auch in dem ständigen Kampf der beiden Pole während des Krieges innerhlb der dt. Führungschicht. Dort hatten sich ja zwei Fraktionen herausgebildet, die sich konträr zueinander verhielten bei der Frage, was jetzt, nach der militärischen Unterwerfung (also schon 1904 was die Herero betraf, also die mit Abstand größere Volksgruppe - die Namabevölkerung im Verhältnis dazu vielleicht 1/8), mit den Eingeborenen zu tun sei. Dabei hielten die einen an der begonnen Vernichtung und Vertreibung fest, die anderen hielten dagegen wegen wirschaftlichen Nutzung der Eingeborenen. Es ging um Vernichtung vs. Versklavung. Offiziell setzte sich letztere dann durch (auch durch die sog. "Milderungen" die nach Trotha folgten), jedoch nicht wegen Menschenfreundlichkeit bzw. dem Erkennen, dass die betriebene V-Politik eben entgenen allen Regeln der Menschlichkeit war, sondern wegen der Ökonomie. Paul Rohrbach (Wirtschaftssachverständiger und Ansiedlungskommissar in DSWA von Oktober 1903 - Dezember 1906) schrieb, "daß unter Umständen, um die friedliche Siedlung der Weißen vor einem schlechthin kulturunfähigen, räuberischen Eingeborenenstamm zu sichern, dessen tatsächliche [(!)] Vernichtung erforderlich werden kann", jedoch an anderer Stelle auch: "In einer Kolonie von den wirtschaftlichen Verhältnissen Südwestafrikas durften wir uns den Luxus nicht leisten, erst so und so viele tausend Eingeborene im Sandfeld verdursten zu lassen, denn das Wirtschaftsleben des Landes brauchte sie, nachdem ihre alte Stammesselbstständigkeit und ihre alten Besitzstände dahin waren, als Arbeiter" (Zit. nach: Krüger, Gesine, 1999, wie oben, S. 142.). Groteskerweise bedeuteten die Lager jedoch quasi eine Mischung aus beiden "V"s, da die Internierten zur Arbeit gezwungen wurden, ihr möglicher Tod durch den Einsatz und die "Haltung" wurde in Kauf genommen.
    Die EVOs organisierten das Verhältnis (gemäß der Nutzung der Eingeborenen), was u.a. neben der Etablierung einer totalen Herrschaft (iSv Kontrolle) auch den Landraub fortführte bzw. vollendete. Denn nun wurde auch eine mögliche Überführung des im Kriege komplett (bis auf das von zwei Nama-Stämmen - siehe Beträge oben) "beschlagnahmten" Stammesland, das in die Hände der Deutschen übergegangen war (auch ausgenommen ist das Land der Ovambo-Stämme im Norden, weil diese dort isoliert vom Krieg existierten und auch kaum Kontakt mit Deutschen hatten, da diese dort nie Siedlungsmaßnahmen ins Auge gefasst hatten) dauerhaft ausgehebelt bzw. unterbunden. Dies geschah (daran erkennt man auch die Wichtigkeit dieser Thematik in den EOVs) bereits im ersten §, welcher festhielt: "Eingeborene können nur mit Genehmigung des Gouverneurs Rechte oder Berechtigungen an Grundstücken erwerben", sowie §2, der das zuende dachte, was sich schon in §1 offenbarte: "Den Eingeborenen ist das Halten von Reittieren oder Großvieh nur mit Genehmigung des Gouverneurs gestattet." (Die auch noch eventuell in der Folge zitierten § der EOVs sind alle wie folgt belegt: Deutsches Kolonialblatt 1907, S. 118f.). Dh die Eingeborenen wurden von Viehzüchtern mit Land in Sesshaftigkeit und Lohnarbeit (bzw. bis zur Entlassung aus dem Lagern 1908 zur Zwansarbeit) genötigt, das land war weg und es gab keine Chance, dass sie es wieer bekämen (weil dazu die Erlabnis der Weißen nötig war, siehe oben). Wichtige andere EVOs, die diese Umwandlung in Arbeitsmaterial verfeinerten, waren Regelungen, die den Schwarzen feste Wohnbezirke zuwiesen, die durch den Ort des Arbeitseinsatzes, nicht etwas familiärer Zusammengehörigkeit, schon gar nicht ursprünglicher Heimat, festgelegt wurden. Außerhalb seines ihm zugewiesenen Wohnbezirks durfte ein Schwarzer sich gar nicht aufhalten, in den Ausnahmefällen (wenn zB eine Farm einer anderen in einem anderen Bezirk Zwangsabeiter überstellte) brauchten die Eingeborenen einen extra dafür ausgestellten Reisepass, in welchem der Zweck und die Dauer des Aufenthaltes angegeben sein mussten. Wurde ein Schwarze ohne solche Papiere in einem nicht ihm zugewiesenen Bezirk angetroffen, war es untersagt ihm Versorgung oder Obdach zu geben, gleichzeitig sogar verpflichtet ihn festzuhalten und an die Behörden auszuliefern. Auch in ihrem zugewiesenen Bezirk wurden alle Schwarzen gezwungen, ständig eine Passmarke mit persönlicher Nummer zu tragen, die sie auf Anfrage stets vorzuzeigen hatten, auch wenn die Anfrage nicht von Polizie oder Beamten, sondern von zivilen weißen Siedlern kam. Und dazu wurden alle Schwarzen ab dem Alter von 7 Jahren verpflichtet (was wieder zeigt, dass sowas nicht mit dem Krieg sondern de Umwandlung in eine Arbeiterheer, das man auch noch kontrollieren konnte durch die Einschränkung der Bewegungsfreiheit. Zusätzlich wurde auch jeder Schwarze gezwungen in ein Arbeitsverhältnis mit einem weißen Siedler zu treten und darüber ein Diesntbuch zu führen. tat er dies nicht, kommte er rechtmäßig wegen Landstreicherei verhaftet und bestraft werden (Vgl. dazu wie oben DKB, aber für alle, die nur in eine Bibliothek können/wollen, sowas wie die EVOs ist nicht gerade unbekannt, und sollten daher in jeder Quelledition (Editionen = unveränderte Quellen, die einfach von Dokument 1 bis 2900nochwas zusammengetragen wurden, aber mehr net. Dort finden sich dann auch die Verweise auf die Originale, Editionen sind dafür da, dass wir nicht jedesmal schon für eine grobe Vorabrecherche über die Welt touren müssen von Archiv zu Archiv) enthalten sein. Die EVOs aus dem DKB findet ihr auch in der Edition: Behnen, Michael, Quellen zur deutschen Außenpolitik im Zeitalter des Imperialismus: 1890-1911, Darmstadt 1977, S. 385f.).
    So wurde also die Legalität eines Eingeborenen quais dadurch definiert, dass er für einen Weißen arbeitete. Die Basis der Eingeborenen wurde 1907 (die EVOs traten am 1.10. in Kraft) auf eine neue Stufe gehoben (treffener: "gesenkt"), fortan war auch die Landfrage gelöst und der kontinuierliche Landraub war abgeschlossen. Viele sehen in dem Krieg einen Katalysator für diese Bemühungen der Befürworter die Eingeborenen als Arbeitskräfte zu vereinnahmen, statt mit ihnen Verträge zu schließen oder (wie nach 1904 offizielle Politk) ganz auszurotten. Dies muss nicht zwingend so sein, kann aber (hängt aber mit der Art und weise der V-Politk bis 1908 nicht zusammen, denn die Frage war ja nicht Genozid mit Absicht oder "aus Versehen", sondern nur Genozid vs. kein Genozid, die Gründe sind ja nicht wichtig).
    Ich persönlich bin nicht der Meinung, dass der Krieg zur Umsetzung dieses Plans begonnen wurde, sehr wohl aber, was seine Wirkung als Katalysator anbelangt (< OH SEHT HER - DAS IST DAS ERSTE MAL, DASS ICH ETWAS PERSÖNLICH AUSGEWERTET BZW. ÜBERHAUPT BEMERKT HAB, DAS DIE QUELLEN NICHT OHNE MICH SCHON SAGTEN!).
    Die EVOs sicherten den Erwerb des Landraubs nicht nur ab, sondern resultierten bereits aus ebd Landraub, da sich nach dem Krieg und der Etablierung der totalen Kontrolle die Zahl der Weißen in Südafrika binnen nur vier Jahren nahezu verdoppelte. 1903 lebten gerade einmal rd. 4700 Siedler in DSWA (dabei werden Beamten, Temporärere Arbeitskräfte wie Ingenieure etc, sowie Soldaten nicht mitgezählt). Und in den ersten vier Jahren nach dem Krieg (wie eben erwähnt) verdoppelte sich die Zahl der Weißen insgesamt (nur auch mit Beamten etc, aber ohne Soldaten) von 7.110 (1907) auf 13.962 (1911), davon waren 11.009 Siedler. Die Verstärkte Besiedlung (zu der man eben Land gebraucht hatte) zeigt sich auch darin, dass 1907 erstmals die Zahl der weißen Frauen über 1.000 ging und sich ebenfalls bis 1911 nahezu verdoppelte; ebenso die Zahl der Kinder (Für die Zahlen vgl die 1000en Quellen unter der Tabelle bei: Kaulich, Udo, 2003 wie oben, S. 353.). Diese Entwicklung ist nicht zufällig so und verdeutlicht wie sehr die Landfrage das dt. Vorgehen in DSWA durchzog. Das natürlich auch schon vor dem Krieg, weil gemäß der alten Veträge Weiße einer Weißen Gerichtsbarkeit unterlagen, Schwarze durften nur über Schwarze richten, egal ob der Ort der Tat die beklagt wurde, auf ihrem oder auf weißem Land war. Daraus resultierte natürlich, dass immr mehr Eingeborene unter weiße Gerichtsbarkeit gerieten (durch den Landraub), umgekehrt durften Schwarze aber nie über Weiße richten. Wenn es also um Verfahren von Weiß vs. Schwarz ging, dann (unabhängig wer Kläger oder wer Angeklagter war) richteten immer die Weißen Gerichte. Diese Entwicklung zur Aneignung der Eingeborenen und Umformung zum Arbeiterheer durch Bevormundung und Kontrolle hatte also schon früher auf vielen Ebenen schleichend eingesetzt, die EVOs zementierten das bisher erreichte nur endgültig (was ich nur sage, damit klar ist, dass diese Vorgehen den Deutschen net erst im Krieg in den Sinn kam, die EVOs durch den Krieg also nur ihre schnelle Umsetzung fanden - geplant war dies schon zuvor, der Landraub kontinuierlich betrieben worden, siehe Beiträge zuvor).
    Auch die "Entrechtlichung" bzw. die Abhängigkeit von Weißen als Maßstab der Legalität eines Schwarzen wurde kontinuierlich vorangetrieben, allein schon durch entsprechende Gerichtsbarkeit zuvor. Denn da chiefs die Verbrechen von Weißen gegen ihre Stammesangehörigen nicht ahnden durften, verloren sie an Ansehen, was ihre gesellschaftliche Funktion als Chief innerhalb des Stammes schwächte. Darin zeigt sich auch, dass eine unterschweillige "leise" Zerstörung interner Stammesstrukturen schon längst begonnen hatte, was auch darauf hindeutet, dass die (von Rohrbach so genannte) Selbstständigkeit den Eingeborenen genommen werden sollte, mit dem Zweck sie zum Arbeiterheer zu machen.
    Leutwein selbst sah in den Gerichtsverfahren "seiner" Kolonie eine "scheinare Herrenstellung der Weißen über die Eingeborenen" (Vgl dazu: Leutwein, Theodor, Elf jahre...wie oben, S. 430.). So ist auch erwiesen, dass vor dem Krieg kein einziger (!) Fall wegen Vergewaltigung von Weißen an Schwarzen verhandelt worden war, was Leutwein wie folgt bestätigte: "Solange ich im Schutzgebiet bin, ist noch nie ein Fall von Notzucht zur amtlichen Kenntnis gekommen, obwohl ein vielfacher geschlechtlicher Verkehr zwischen Weißen und Eingeborenen nicht in Abrede gestellt werden kann" (Vgl dazu: BAB, RKA, 2115, Bl. 61-67: Leutweins Bericht an die Kolonialsabteilung des AA, 17.5.1904.). Und dass die Weißen eben, in Unkenntnis der Umstände, auch vor Töchtern führender chiefs bzw. Mitgliedern führender Familien, nicht halt machten, die chiefs aber nicht berechtigt waren, das zu ahnden, kamen wie auch immer davon (das änderte sich später erst (komm ich noch drauf), als es schon fast vorbei war mit der dt. Kolonialzeit, aber auch dann nicht wiklich gravierend). Leutwein bemängelte, dass "die Masse der Weißen von dem mit den Herero bestehenden Schutzvertrage fraglos gar keine Kenntnis" hatten (Vgl. dazu: BAB, RKA, 2116, Bl. 121-127: Leutweins Bericht: Die historische Entwicklung des Schutzgebietes und deren [sic!] Zusammenhang mit dem Herero-Aufstang, September 1904.) und somit ständig Kompetenzgrenzen übertraten. So kam es auch vor, dass Afrikaner bei der Verteidigung ihrer Frauen oder Töchter ermordet wurden, und vor Gericht dann seiner Aussage und seinen Zeugen weniger Gewicht beigemessen. Der Deutsche Kolonialbund forderte nachweislich sogar eine juristische Festlegung der Gerichtsbarkeit wonach für jeden weißen Zeugen sieben (!) Afrikaner aussagen müssten, damit Aussage vs. Aussage steht (Vgl dazu: BAB, RKA, 2115, Bl. 61-67: Leutweins Bericht an die Kolonialsabteilung des AA, 17.5.1904, sowie auch in Leutwein, Elf Jahre...wie oben, S. 242.).

    Gerade bei Kapitalverbrechen wie Mord & Vergewaltigung ist dies eigentlich unvorstellbar, weil es den Tätern einen Blacocheck ausstellt, sofern sie sich nur zusammenrotten. Auch deshalb kamen viele Fälle gar nicht erst vor Gericht, selbst wenn die Anklage aufrecht versucht hätte, einen Schuldspruch zu erwirken. Esemplarisch führe ich jeweils Bespiele dafür auf.

    Bsp. MORD:

    1895 hatte der dt. Reiter Radowski einen Gefangenen (Jakob) auf der Flucht erschossen (von hinten abgeknallt). In der Vernehmung rechtfertigte er das (schon dreist anmutend) wie folgt: "Da der Hottentott doch nichts verstanden hätte, wenn ich 'halt' gerufen hätte, so schoss ich gleich" (Vgl. dazu: NAN, BWI, 417, P II, Bd. 1: Vernehmung von Reiter Radowski in Augeikas, 28.9.1895.). Eine Verhandlung vor Gericht erfolgte nicht, ebensowenig ein Tadel des Soldaten oder aber eine generelle Problematisierung seines Schusswaffengebrauchs, handelte es sich ja "nur um einen Neger".

    Ein Bsp, bei dem es zur Verhandlung kam:
    ...ist eines, das zumidest große Wellen in der dt. Öffentlichkeit schlug und zum handfesten Skandal mutierte (deshalb auch das Verfahren): Prinz Prosper von Arenberg und die Ermordung des Eingeborenen Cain - ich denke ihr werdet den Fall kennen, falls nicht, das war passiert:

    Vorweg zu Arenbergs Person: Dieser hatte als Leutnant schon in Deutschland einen Untergebenen schwer mißhandelt und wurde deswegen angeklagt. Um Gras über die Sache wachsen zu lassen wurde der 1898 nach DSWA geschickt, wo er Statsionsoffizier wurde (vgl dazu: Kneubühler, Yvonne, Motivation und Verhalten deutscher "Men on the spot" in den afrikanischen Kolonien, in: Schaller, Dominik, 2004 wie oben, S. 129-146, hier: S.131.). Leutwein hatte dieses "Abschieben" von unbequemen Elementen in die Kolonie als gängige Praxis kritisiert, weil dadurch seine Schutztruppe sowie die Polizei mit kriminellen und gewalttätigen Elementen stark durchsetzt war. Er schrieb dazu: "Allmählich wendete sich die Sache und die Weissen [sic!] gewannen die Oberhand. Bedauerlicherweise kann ich indessen nicht sagen, dass nunmehr diese sich durchweg als die moralisch höher stehende RAsse gezeigt hätten. Eine erhebliche Anzahl hat vielmerh Neigung gezeigt, ihre Macht zu missbrauchen, [...] eine Erscheinung, welche dem Übelstande des Abschiebens ungeeigneter Elemente aus der Heimat in das Schutzgebiet zugeschrieben werden muss" (Vgl. dazu: BAL, R 1001, 2115: Aufstand der Hereros im Jahre 1904, Bd 5, Bericht Theodor Leutweins an die Kolonial-Abteilung des AA, 17.5.1904, Bl. 65.).

    Also, zum Fall, der Empörung verursachte:
    In Epukiro war Arenberg tätig und meldete im September 1899, dass er einer Schmuggelei auf den Fersen sei, wozu er am 24. September Willi Cain verhaftete, da er diesen und seine Leute verdächtigt hatte, mit Vieh über die Grenze gehen zu wollen. In amtlichen Aufzeichnungen für den Reichskanzler hieß es: "Cain bestritt die erwähnte Absicht, Arenberg ließ ihn fesseln und mißhandelte ihn wegen seines Leugnens mit Faustschlägen ins Gesicht. Später losgebunden, wurde Cain von Arenberg mit Erschießen bedroht, wenn er einen um ihn gezogenen Kreidekreis überschreite: am NAchmittag ritt Arenberg mit den Gefangenen nach Stampriet. Die Werftleute des Cain wurden entwaffnet, der Vater Cains und 2 andere Leute Cains festgenommen. Nachdem Arenberg abands mit Cain Schnaps getrunken und Jagdgeschichten erzählt, legte er sich schlafen; neben ihm lag Cain. Um 4 Uhr früh ging Arenberg mit dem Gefreiten Wieberger und Cain 150 Schritt vom Lager abseits, sprach mit Cain englisch und erklärte Wieberger, Cain habe alles gestanden. Prinz Arenberg will nun, um Cain die ihm angeblich drohende längere Gefängnisstrafe zu ersparen diesem gestattet haben zu fliehen, er werde aber auf ihn feuern lassen. Tatsächlich lief Cain fort und auf Befehl Arenbergs schoß ihn Wieberger in den rechten Oberschenkel. Cain bricht zusammen, murmelt noch einige Worte, Arenberg schießt ihn mit dem Revolver in den Hinterkopf. Prinz Arenberg und Wieberger gehen isn Lager, kehren mit Reiter Baumann nach 5 Minuten zurück. Cain [der noch lebt] hat sich unter einen Busch geschleppt, Arenberg zieht ihn vor, Cain fragt noch, warum er geschossen [sic!] werde. Arenberg sagte zu Wieberger: 'Ich kann nicht mehr anders, er muß totgehen'. Wieberger erhält von Arenberg Befehl, Seitengewehr aufzupflanzen und Cain totzustechen. Arenberg packt Cain an der Schulter und zeigt Wieberger die Herzgegend; dieser sticht zu, cain sunkt um, erhält noch 2 Stiche von Wieberger und als er noch zuckt, führt Arenberg einen Ladestock durch den Schußkanal im Hinterkopf und bphrt im Gehirn umher. Arenberg befiehlt später noch Unteroffizier Stoll und Wieberger, die anderen Gefangenen unschädlich zu machen; der Befehl wird aber nicht ausgeführt" (Vgl. dazu: BAB, RK 941, Bl. 169: Aufzeichnungen für den Reichskanzler, (ohne Tag).8.1906.).

    Der Fall Arenberg löste im Reich eine solche Empörung aus, dass Arenberg noch in DSWA verhaftet und in Windhoek kriegsgerichtlich zu 10 Monaten Haft verurteilt wurde. Da aber die heimische Presse teilweise Sturm lief wurde der Fall in Deutschlad neu verhandelt und Arenberg im September 1900 zum Tode verurteilt. Der Kaiser wandelte die Strafe jedoch in 15 Jahre Zuchthaus, dass dann auch noch in Gefängnis umgewandelt wurde (Unterschied ist ja klar, oder? Im Zuchhaus kann man seine Strafe nicht abSITZEN wie im Gefängnis). Nach dem Ausbruch des Krieges wurde der Fall jedoch WIEDER neu aufgerollt und diesmal wurde der berühmte "Tropenkoller" (mal wieder) als Rechtfertigung mildernder Umstände für den Angeklagten ausgepackt (Demnach wäre er nicht zurechnungsfähig gewesen zur Tatzeit. Der Tropenkoller wurde damals andauernd hinzugezogen, wenn es keine rationale Möglichkeit gab solches Verhalten der "höhereren Kulturmenschen" zu erklären). Tatsächlich wurde Arenberg 1904 freigesprochen (auch, weil er ja nur das getan hatte, was jetzt erklärte Aufgabe der Truppe war), von seiner Haft wegen dieses besonders hefigen Mordes hatte er also gerade mal 50 Monate abgesessen (4 Jahre 2 Monate). Daran sieht man, dass die Ungleichgewichtung beim Verhängen von Strafen, wenn die verhandelte Sache Schwarz vs. Weiß stand, auch im Reich massiv zu Gunsten der Weißen stattfand (und das selbst bei einem Fall, der für tatsächliche Empörung gesorgt hatte.). Für mehr Hintergründe zu diesem berühmten Fall vgl (zB): Tägliche Rundschau, 28.12.1899, für SekLit (zB): Besser, Stefan, Tropenkoller 4. März 1904: Freispruch für Prinz Prosper von Arenberg, in: Honold, Alexande, u.a. (Hg), Mit Deutschland um die Welt. Eine Kulturgeschichte des Fremden in der Kolonialzeit, Stuttgart 2004, S. 300-309.

    Generell wurden auch im Polizeiorgan Menschen beschäftigt, die bereits als Soldaten Gefängnisstrafen verbüßt hatten und somit einschlägig vorbestraft waren (in Deutschland nahezu undenkbar). Es verhinderte nicht einmal ihren Aufstieg in höhere Positionen (mit mehr Befugnissen und Verantwortung), vgl. zB den Fall Kubs (Vgl dazu: NAN, ZBU 747, G I b 2, Bd. 1, Bl. 62: ILP an Gouverneur, 12.4.1912.). In diesem Jahr (1912) waren 3 der 9 zum Polizeisergeanten beförderten Polizisten, also 1/3, vorbestraft, jedoch war man trotzdem der Meinung, das für das Gourvernement "keine Bedenken bestehen dürften" (Vgl. dazu: NAN, ZBU 747, G I b 2, Bd. 1, Bl. 103 und 107: ILP an Gouverneur, 24.5.1912.). Das war eigentlich die Regel, Weiße mit Vorstrafen als Polizisten einzusetzen war in DSWA ok (wie gesagt: man stelle sich vor, wie undenkbar das im Reich gewesen wäre).
    Noch ein exemplarischer Fall: Gustav Petruschkat (geb. 1881) erhielt 1911 seine Anstellung als Polizeisergeant obwohl er 1897 zu einem Monat Gefängnis verurteil worden war. Lindequist regte sich darüber auf und forderte dessen Entlassung, jedoch sah er davon ab, da Petruschkat die Strafe wegen Diebstahl eines Gewehres zur Wilderei erlassen bekommen hatte, da er zur Tatzeit erst 15 gewesen war. Lindequist erlaubte eine Einstellung als P-Sergeant, da dieser "die Tat lediglich aus jugendlichem Leichtsinn begangen hat[te]" (Vgl dazu: BAB, R 1001/3311, Bl. 25: RKA an Gouverneur, 21.11.1910, sowie Bl. 29: Gourverneur an RKA, 26.11.1911, auch Bl. 31: Meldung Petruschkat, 18.1.11, und Bl. 36: RKA an Gouverneur, 28.3.1911.).

    Und auch der Alkoholkonsum spielten innerhalb der Ordnugsorgane eine erheblich Rolle bei Entgleisungen aller Art, die Schutztruppe war (zumindest in DSWA) nicht dem Bild des disziplinierten Heeres in der Heimat entsprechend. Dabei gibt es lauter zeils lustig anmutende Geschichten übers Saufen, nur darf man dabei nicht den ernsten Aspekt vergessen, dass es sich um die Vertreter von Recht und Ordnung handelte. Sergeant Lahmeyer (zB) erhielt 2 Tage Arrest, weil er sich in Windhoek "in betrunkenem Zustande am Bahnhof vor Abfahrt des Zuges [...] [aufgehalten] und 2 Offiziere nicht beachtet [hatte]" (Vgl. NAN, BWI, 438, Monatsreport der Ortspolizei Windhoek, 1.3.1909.); Sergeant Kreuzer erhielt 4 Tage Arrest da er in Abwesenheit von Bezirkschef Brill einen halben Tag seinem Dienst fern blieb obwohl er wusste, dass niemand mehr in der Wachstube verblieben war und erschien daraufhin am folgenden Tag "erst Nachmittags um 3 Uhr [...] mit der Entschuldigung, daß er verschlafen habe" (Vgl dazu: NAN, BWI, 438, Monatsreport der Ortspolizei Windhoek, 1.8.1909, Vermerk Brills 14.8.1909.). Durch das viele Saufen verfiel die Disziplin (falls sie je da war), jedoch meinte Referent Nellingbrunner, dass schärfere Sanktionen (wie Entlassung bzw. Säuberung des Personals) nicht nötig und nicht möglich seien, auch noch nachdem der besoffene Sergeant Wiechert beim Anwalt und Landesratsmitglied Merensky Hausfriedensbruch (dafür gabs 1 Tag Arrest) begangen hatte. Merensky beschwerte sich, erhielt aber sinngemäß die Antwort, der Alkoholkonsum sei hinzunehmen, weil es besseres Personal eben nicht gäbe. Nellingbrunner schrieb dazu: "Wenn Trunkenheit stets Entlassung nach sich zöge, dann dürfte nach meinen persönlichen Erfahrungen ein ewiger Wechsel in Beamtenschaft und Truppe die Folge sein. [...] Wer vom Bürgerverein noch nicht betrunken gewesen sei, solle den ersten Stein auf W. werfen, Merensky aber habe am allerwenigsten Anlaß dazu!!" (Vgl. dazu: NAN, ZBU 747, G I b 2, Bd. 2, Bl. 112: Notiz Ref. 2 Nellingbrunner, 1.4.1913.). Trunkenheit führte nicht selten beinahe geradlinig zum zweiten Kapitalverbrechen, nämlich der Vergewaltigung.

    Und auch Vergewaltigungen wurden oft schon (wie Mord beim Fall Radowski, siehe oben) "außergerichtlich gelöst", wie zB folgender Fall illustriert:
    "Der Aufseher des Eingeborenenkraals, ein Deutscher, hatte sich noch mit zwei andern Kumpanen und dem Weibe eines Eingeborenen, welches [...] erst durch Schnaps ihren Zwecken gefügig gemacht worden war, in ihre Wohnung eingeschlossen. Der Mann, welcher aber davon Wind bekommen hatte, verlangte nun unter heftigem Klopfen, daß sie sein Weib herausgeben sollten. Darauf erschien einer dieser Helden, um den Schwarzen wegen seiner Frechheit durchzuprügeln, was hier, trotzdem es verboten, so ziemlich Mode ist. Der Schwarz [sic!] widersetzte sich aber, und nachdem er dem Weißnen auch einen Schlag versetzt, floh er in seine Hütte. Von dort aber bald unter Wurgeheul herausgerissen und mißhandelt, wurde er nachher noch auf die Polizei geschleppt, wo er noch 50 Stockhiebe erhielt, weil er sich an einem Weißen vergriffen hatte" (Vgl. dazu: Berliner Tagwacht, 18.9.1901.); somit war der Fall erledigt, ein Gerichtsverfahren nicht nötig.
    Das Prügeln, welches als Züchtigung in Preußen 1848 abgeschafft, 1851 nicht rückgängig gemacht und 1872 im RStGB gar nicht mehr erwähnt wurde (Gutesherren, die ihre Arbeiter schlugen landeten oftmals vor Gericht und wurden verurteilt), war in DSWA alltägliches Kommuniaktionsmittel (ok, das war Polemik, sry, daher sagen wir "nur" es war alltäglich). Als Bsp: Von den 1902/03 verhängten Strafen gegen Afrikaner, insgesamt 799, waren mehr als die Hälfte Prügelstrafen (473), der Rest (326) waren Freiheitsstrafen sowas wie Bußgelder/Zahlungen sucht man hier vergeben (Vgl. dazu: Leutwein, Elf Jahre..wie oben, S. 245.). Prügel gabs oft auch schon, wenn der Arbeiter eine Anweisung nicht genau verstanden hatte, solche Fälle sind belegt (BRM, 4.4.1906, S. 69.). Es war auch (trotz des Diskrepanz zum Reich, wo Prügel zur Züchtigung verboten waren) mitunter den Siedlern zu verdanken, die sich konstant für immer weitere Verschärfungen der Strafen einsetzten, dass sich eine solche Prügelkultur ausbildete. Aber auch Ämter sprachen sich dafür aus, Tecklenburg entwarf für Leutwein ein Schreiben, in welchem der Gouverneur forderte von jeglicher Milderung der Strafen abzusehen. Darin findet sich einer der groteskesten und dümmsten Inhalte, die ich bei meinen damaligen Recherchen fand, welcher als Grund für ein verstärktes Züchtigungsrecht angab: "Bei der lederartigen Haut der Eingeborenen [...] vermögen selbst 25 Hiebe eine nur gerine Schmerzempfindung hervorzurufen. Die Schläge werden auf die entblößten Hinterbacken verabfolgt. Der Delinquent wird über eine Kiste gelegt, 2 Mann halten seine ausgestreckten Arme, 2 seine ausgestreckten Beine" (Vgl dazu: NAN, ZBU 694, F V f 1, Bd. 1, Bl. 118: Gouverneur Leutwein an die Kolonial-Abteilung des AA, 30.8.1904.). Auch Missionare befürworteten die Prügel, wie sich exemplarisch anhand von Missionar Berger, welcher die P-Strafe als ein "zweckmäßiges und notwendiges Erziehungsmittel für usere Eingeborenen" ansah (Vgl dazu: NAN, ZBU, 694, F V f 1, Bd. 1, Bl. 5: Berger an BH Gibeon, 29.5.1900.). Missionar Albath meinte sogar "das traditionelle Rechtsbewusstsein der Eingeborenen [...] fordert sogar die Prügelstrafe" (Vgl dazu: NAN, ZBU, 694, F V f 1, Bd. 1, Bl. 6: Albath an BH Gibeon, 25.5.1900.), welche laut dem Bezirkschef von Windhoek (Duft) DAS Strafmittel schlechthin war, "welches der Eingeborene bisher kannte" (Vgl dazu: NAN, ZBU, 148, A VI a 3, Bd. 5, Bl. 154f: Jahresbericht des Bezirks Windhoek, ohne Datum.).
    Die Prügeleinstellung war aber auch a priori in den Köpfen drin, wo sie bereits zu Hause durch entsprechende pseudewissenschaftliche "Lehrbücher" (die eigentlich ideologisch waren, aber im Format auf wissenschaftlich machten) friedlich gewuchtert war. Hierzu verweise ich (als Bsp) auf das Buch "Die Behandlung der afrikanischen Neger", welches darlegte, dass das Prügeln "ein wesentliches und fast unentbehrliches Erziehungs- und Strafmittel bei den Negern" sei (Vgl dazu: Herold, B.,Die Behandlung der afrikanischen Neger, Köln 1894, S. 24f.). Durch diese Prügelmentalität wurden viele Dinge also beinahe automatisch ohne Gerichtsverfahren gelöst - wenn ein schwwarzer Ansprüche stellte, ignorierte man sie, wenn er sie energischer geltend machen wollte, züchtigte man ihn (im Bewusstsein das Richtige zu tun). Missionar Simon unterstrich sogar, "daß die körperliche Züchtigung von Alters her ein wesentliches [(!)] Stück der einheimischen Rechtsprechung [(!)]" sei (Vgl dazu: NAN, ZBU, 694, F V f 1, Bd. 1, Bl. 8:Simon an BH Gibeon, 13.7.1900). Zusätzlich ist dies auch eine schleichend eingeführte Entmündigung, weil die Züchtigung den Afrikanern im günstigsten Fall die Rolle eines Kindes zuweist, welches erzogen werden muss, sowie im schlimmsten Fall die Rolle eines Tieres, das dressiert werden muss. Beide werden von Menschen bevormundet.

    Dass viele weiße Gerichte, wenn es denn zu den wenigen Verhandlungen kam, nicht gegen Weiße entschieden, war nicht einfach nur mit plumper Solidarität zur gleichen Ethnie verbunden, sondern folgte auch oftmals anderen Motivationen, wie zB das Aufrechterhalten bestimmter Instrumente, die in den Mechanismus von Distanzschaffung (Bestien vs. Kulturmensch, vgl. Beiträge zuvor) eingebunden waren. Dies galt besonders für die Fälle der sexuellen Übergriffe, da eine (amtlich per Protokoll und Urteilsspruch dokumentierte) Verurteilung eines Weißen wegen der Vergewaltigugn einer Schwarzen zur Folge hatte, dass sie die sexuelle Indiskretion des Weißen nachgewiesen hätte (denn mit wilden Bestien, mit "Tieren" poppt man nicht als "Kulturmensch"). Umgekehrt galt das aber nicht, exemplarisch dafür ein Fall aus Keetmanshoop:

    Ein 16jähriger schwarzer Junge hatte ein deutsches Mädchen vergewaltigt und wurde daraufhin zum Tode verurteilt, jedoch von Seitz zum 8 jahren Zuchthaus begnadigt, "Daraufhin hat die weiße Ansiedlerseele bis zum Überschäumen gekocht. Mit allem Nachdruch ist gefordert worden, der Junge müsse an den Galgen" (Vgl. dazu Sten. Prot. des RT, Bd. 288, 13. LegPer, 1. Sess. 1912/13, 7.3.1913.).

    Dem gegenüber stelle ich jetzt wieder exemplarisch den umgekehrten Fall dar, bei dem es wenigstens (trotz weißen Täters) zur Verhandlung kam (an einem Bsp, dass ich schonmal in nem anderen Thread gebracht hatte, als mir einer erzählen wollte dass nur Schwarze Weiße vergewaltigen und nicht umgekehrt, daher kopiere ich den kurz hier rein):
    >>
    In Keetmanshoop fanden die Anwohner am Morgen des 27. April 1912 die Leiche eines 10jährigen (!!!) Mädchens (eine Schwarze namens Sofie) und die anschließende Untersuchung ergab, dass das Kind vergewaltigt worden war. Der Tatverdacht gegen einen deutschen Polizisten verhärtete sich und am folgenden Tag wurde der Polizeisergeant Odenwald in U-Haft genommen, ebenso sein Kollege bei der Ortspolizei, Sergeant Lobbes (da dieser von dem Verbrechen gewusst hatte, jedoch eine Anzeige unterließ, womit er sich als deutscher Beamter mit einer "Begünstigung im Amt" strafbar machte - siehe Reichsgesetze). Carl Wendres, der bei diversen Zeugenvernehmungen, die durch den Kriminalbeamten Jochen durchgeführt worden waren, als Dolmetscher fungierte, berichtete darüber in einem Brief an den Gouverneur Seitz. Er selbst beschrieb Sofie darin als "eines der treusten und bescheidensten Schulkinder" . Im selben Brief an Seitz sagte er auch zum Tathergang selbst etwas, nämlich:
    "In der Nacht vom 26. zum 27. April betraten die zwei betrunkenen Beamten nach einer 'Kneiptour' die 'Eingeborenenwerft'. Odenwald war auf der Suche nach einer gewissen Sofie und schimpfte und schrie sich solange durch die Ansiedlung, bis er das kranke Mädchen gefunden hatte. Er behauptete, Sofie festnehmen zu müssen und 'riss das nur noch mit einer leichten Decke umhüllte Kind aus der Hütte hinaus in die bitterkalte Nacht"; ihrem Flehen 'Sergeant ich bin krank!' schenkte der 'Unhold' keine Aufmerksamkeit. 'Lärm zu schlagen' wagten die Bewohner nicht, 'weil ja die Polizei selbst die Verhaftung des Kindes vornahm'. Odenwald schleppte das Kind zum Wagenpark der Polizei und vergewaltigte es dort. Nach der Tat floh Sofie, brach aber zusammen und starb." (Vgl. dazu: NAN, ZBU 747, G I b 2, Bd. 1, Bl. 57, BA Keetmanshoop an Gouv, 9.5.1912; Bl.68: BG Keetmanshoop an Gouv, 5.5.1912.).

    Und was geschah dann vor Gericht? Nun, das hier:
    "Das Berzirksgericht Keetmanshoop wollte eine Kausalität zwischen dem Tod und der Vergewaltigung nicht erkennen, weshalb nicht auf 'Notzucht mit Todesfolge' (§ 178 RStGB), sondern auf § 176 III (Unzucht mit Minderjährigen) erkannt wurde. Auch C. Wandres hielt es für nötig zu betonen, dass das Kind 'schwer herzleidend gewesen ist, und über kurz oder lang seinem Leiden erlegen wäre'. Der Staatsanwalt beantragte zwei Jahre und acht Monate Zuchthaus [nur!!!] und fünf Jahre Ehrverlust, das Gericht aber verurteilte Odenwald am 21. Mai 1912 zu vier Jahren und sechs Monaten Zuchthaus und fünf Jahren Ehrverlust. Der Sergeant Lobbes, der Odenwald begünstigt hatte, wurde zu acht Monaten Gefängnis verurteilt. Mit der Urteilsverkündung wurden beide aus der Landespolizei entlassen" (Zollmann, Jakob, Koloniale Herrschaft und ihre Grenzen. Die Kolonialpolizei in Deutsch-Südwestafrika 1894-1915, Göttingen 2010, S. 208f.).
    <<
    Einen Aufschrei der Siedlerschaft, wie bei dem zuvor geschilderten umgekehrten Fall, gab es hier nicht. Im Gegenteil: Das Gericht hatte ihn zwar nur zu dieser Popelstrafe verurteilt, "aber die Schutzgebietszeitungen haben darüber geklagt, daß das Urteil zu hart sei" (Vgl dazu: Sten. Prot. des RT, Bd. 288, 13. LegPer, 1. Sess. 1912/13, 7.3.1913).
    Dabei ist nicht nur der deutliche Unterschied der Strafemaße erkennbar, sondern auch noch andere Facetten. Das Alter des Jungen (16) hatte sich zB kein bissle mildernd ausgewirkt (wir erinnern uns an Petruschkat, wo das junge Alter beaachtet worden war), aber (und das ist das eigentlich krasse) auch nicht das Alter sowie der Beamtenstatus Oldenwalds, der als erwachsener Ordnungshüter ein Kind vergewaltigt hatte.
    An diesem extremen Mißverhältnis der beiden für ein und dieselbe schändliche Tat verhängten Strafen, erkennt man wie groß die rechtliche Ungleichheit auch bei Kapitalverbrechen war. Die, ja nennen wir es extra blumig "Unterjochung" der Eingeborenen (siehe zukünftige Arbeitsmasse, oben), hatte von Anfang an auf allen Gebieten (so auch dem Verlust rechtlicher Möglichkeiten bei gleichzeitigen Sanktionen gegen die sie im Zuge der rechtlichen Möglichkeiten der Weißen nichts ausrichten konnten) begonnen. Die Landfrage und die damit einhergehende Entmüdigung der Eingeborenen (indem sie ihre Selbstständigkeit als Viehnomaden verloren) geht von betrügerischen Verträgen aus den 1880ern (Vgl Beiträge zuvor), über Grenzziehungen, Landeinzügen, wirtschaftliche Abhängigkeit, so gut wie keinen Rechstschutz gegen Weiße, Verschuldung bis hin zum Krieg und der daraus hervorgehenden Festigung deutscher totaler Herrschaft durch die EVO (siehe oben und Beiträge zuvor).
    Dh - zur Wiederholung - ich glaube zwar nicht, dass der Krieg bewusst dafür begonnen worden ist und auch nicht, dass er früher oder später ohnehin begonnen worden wäre, aber doch, dass er den entsprechenden Kreisen gelegen kam, die nun die Kontrolle etablieren konnten. Kolonialismus war immer ein Geschäft das auf einer einseitigen Ausbeutung der Kolonie durch die Metropole beruhte. Das machten alle so und niemand hatte Kolonien um Kultur zu exportieren (wie gerne behauptet wurde damals), die Mächte unterschieden sich ggf in ihren konkreten Plänen zur Umsetzung des Ziels, dieses jedoch bleb stehts dasselbe. Der dt. Weg beruhte auf der Entmüdigung der souveränen Stämme durch den Entzug ihrer Selbsständigkeit, welche durch das Land gesichert war. Alle Maßnahmen liefen auf ein Abhängikeitsverhältnis der Afrikaner hinaus, der Krieg kam nur willkommen als Katalysator (siehe oben). Der Landraub war also gewissermaßen ein praktischen Gründen (dem dt. Plan zur Umsetzung des Geschäfts namens Kolonialismus in DSWA) geschuldetes Mittel, welches, auf übergeordneter Ebene angesiedelt betrachtet, gewissermaßen auch temporär ein Etappenziel (vor der gewünschten totalen Herrschaft) dt. Politik dort war.

    Ich hab jetzt das Thema Landraub (anknüpfend an Beitrag #243) zu ende geführt und um die Komponente der rechtlichen Ungleichheit erweitert. Ich hoffe das ist damit abgeschlossen, jetzt hab ich deshalb die Lager net mehr geschafft heute. Auf jeden Fall ist die Behauptung, dass Landraub systematisch nie stattfand nicht korrekt (siehe oben und v.a. Beiträge vorher).
    Auf den Landraub habe ich eigentlich jetzt nur reagiert, mit der Thematik Genozid hatte das nicht primär zu tun, aber ich musste das noch richtigstellen, weil Du meintest, es hätte ihn systematisch net gegeben.
    Und wegen Waterberg (weil da wieder n Link ist, muss ich gleich mal checken - ich hatte in den Beiträgen zuvor nachgewiesen, dass die Abdrängung in das Sandfeld bewusst von Berlin so rezipiert wurde, dass die Wüste vollendet was dt. Waffen net geschafft haben (irgendwo hatte ich das zitiert), und auch von der Schlacht selbst belegte ich über Tagebücher, dass dort genozidale kriegsfürhrung angewandt wurde, ebenso bei der Abriegelung der Wüste (Vgl Beiträge zuvor). Aber ohnehin sagte ich ja ganz früh schon, dass erst die Lagerpolitik der eigentliche Eckpfeiler des Genozids ist, weil da kein krieg mehr war. Zudem hattest Du auch mal angebracht, dass der Genozid durch das Einrichten von Lagern widerlegt werden würde rein logisch, weil man ja keine Auffanglager für sie errichtet hätte sonst. Dass es eben keine Auffanglager ware, werde ich im Zuge des nächsten beitrags kurz darlegen, dann aber werde ich entsprechend genug dargelegt haben, als dass die Vorgänge dort ins richtige (bzw. "tiefere") Licht gerückt worden sein werden. Ich lass auch das mit den zahlen der gesamtbevölkerung weg, damit es net wieder was vom Bluebook heisst, die zahlen der Toten sind ja amtlich in dt. Verwalungsakten. Und Genozid hängt ja nicht mit der Zahl der Toten, sondern einen gemeinsamen Grund für die Ermordung sowie einen hohen Organisationsgrad von den Tätern übergeordneten Instanzen.

    Aber dazu komm ich dann, jetzt nochmal kurz wegen Deinem Post unten:

    Zitat Zitat von Wolfger von Leginfeld Beitrag anzeigen
    [...]Du musst die Leute, die alle einen Beruf nachgehen und sich eigentlich in der Freizeit mit diversen Themen beschäften, mit mehr Respekt behandeln und nicht wie ein Oberlehrer.
    Ich wette du hast 1000 Bücher gelesen und 10000 Stunden verbracht mit diversen Analysen. Und dennoch muss nicht alles stimmen was du sagst. Viele Leute sind megaskeptisch gegenüber BRD-Historikern. In diversen formalen Dingen kann wohl niemand mithalten und das willst du uns ja zeigen. Oder? Wenn man hart geschuftet, gelernt und studiert hat will man ja anderen zeigen was man drauf hat und imponieren mit Insiderformalien und Insidersprech, die jede Zunft so hat.

    Wie sagte Kostolany mal richtig:"Man muß nicht alles wissen, nur alles verstehen. Und auch wenn man alles versteht, muß man nicht alles mitmachen."

    Ich weiß aber nicht ob diesen Sinn verstehst.
    Warum bin ich ein Oberlehrer? - weil ich IMMER WIEDER DASSELBE ERKLÄREN MUSS in Bezug auf NACHVOLLZIEHBARKEIT und FUNDIERUNG?
    Ich denke das ergibt sich rein logisch von selbst. Die Nachvollziehbarkeit ist ein notweniges "Übel" wenn man diskutiert über Dinge, die man nicht selbst erfahren hat. Die Fundierung ist ein notweniges "Ubel" um überhaupt eine Meinung haben zu können zu etwas. Ich verstehe immer noch nicht, WIE (IN ALLER WELT) man eine Meinung zu EGAL WAS haben kann, wenn man sie nicht auf xyz aufbaut. ??? Versteht denn wirklich keiner den Unterschied zwischen Behauptung und Tatsache? Zwischen Labern und Meinen? Das glaube ich Euch nicht (na ja einigen schon, aber eben nicht allen), ich denke damit wollen sich viele die Dinge nur "schönsaufen" bzw es sich leichter machen durch den Versuch Begründung/Argumentation obsolet werden zu lassen.

    Warum bin ich ein Oberlehrer? - Weil ich Seitenzahlen verlange? Auch das ist doch wohl nicht mit Aufwand verbunden, denn wenn mir hier einer Bücher aufführt, dann muss ich davon ausgehen, dass er deren Inhalte kennt. Und wenn er sagt, der Autor hat xyz behauptet, dann ist er doch auch in der Lage zu sagen, WO (Seitenzahl) er das behauptet hat. Ich habe ja nicht einmal verlangt, dass Ihr selber hingeht und auswertet, wie der Autor zu der behauptung kommt, das mach ich dann sogar, aber Ihr müsst schon wissen auf welcher Seite das steht, was Ihr hier wörtlich zitiert, oder nicht? Wenn Ihr die Zitate nicht aus dem Buch nehmt, woher wollt Ihr dann wissen, dass sie aus dem Buch stammen? ??? Ich finde Seitenzahlen sind wohl kaum zu viel verlangt.

    Warum bin ich ein Oberlehrer? - weil ich belesen bin (das kann ja schon der Logik nach kein negativer Vorwurf sein)? Ich habe nie verlangt, dass Ihr auch die sog. "1000 Bücher" lest, aber wenn Ihr etwas ins Felde führt, dann wenigstens DAS gelesen habt. Dh keiner muss hier mithalten mit einem Historiker, der das beruflich macht - dies aber nur bezüglich der Quantität. Die Qualität hat damit nichts zu tun, denn auch wenn Ihr nur EIN EINZIGES Buch anführt, so geschieht dies ohne Seitenzahl (was bedeutet: Ihr habt es nie gelesen oder ihr habt es nicht direkt aus dem Buch zitiert, weshalb keinerlei Gewissheit da ist, dass der Autor das von Euch behauptete auch wirklich gesagt hatte - das könnte sogar in Rufmord umschlagen dann...).

    Warum bin ich ein Oberlehrer? - Weil ich Euch Informationen zur Verfügung stelle (UMSONST), an die Ihr so reichhaltig nicht rankommt? Oh, das tut mir wirklich, wirklich schrecklich leid, wie konnte ich nur so gemein zu Euch sein...

    Und zeigen will ich Euch nichts (von mir oder meinen Fähigkeiten, die könnt Ihr erstens nicht realistisch einschätzen, sofern Ihr net vom Fach seid, und 2. - das sagte ich schonmal hier - Ich habe davon keinen nutzen. Was wollt Ihr machen, mir ne Ehrenurkunde ausdrucken und als PN schicken? Es gibt für mich keinen Grund hier zu zeigen, was ich drauf hab (wie Du es mir - sinngemäß - unterstellt hast) außer der nüchternen Wahrheit bzw. was die Quellen (von alleine) sagen.

    Zu dem Spruch: Man kann aber eben nie alles vertsehen, wenn man nicht alles weiß. IdF hier würde ich aber sogar sagen, dass es nicht nur nicht alles ist (das weiß keiner), sonder schlicht NICHT ANNÄHERND GENUG. Diese Lücke stopfe ich hier gerade und es täte allen gut sich damit zu beschäftigen, statt partout auf seiner (unfundierten) "Meinung" sitzenzubleiben wie brütende Hennen. Zudem sagte ich auch schon, dass ich keinen Absolutheitsanspruch erhoben hatte, jeder kann mich jederzeit gerne überzeugen, was aber nunmal mit bloßen Behauptungen nicht machbar ist (es wundert mich, dass dies bei vielen hier offensichtlich der Fall war, wie sonst/wodurch/worauf gründend haben sich die Leute ihre "Meinungen" sonst gebildet, wenn nicht einmal Seitenzahlen drin sind?).

    Und generell noch zum Thema Arbeit - auf ich mach das hier in meiner Freizeit, was denkst Du denn? Mein Forschungsfeld ist nicht einmal primär Kolonialismus etc, sondern Gewalttheorie und das lange 19.Jh. Und das was ich hier schildere, ist eh keine Forschung, weil ich die Auswerung noch gar nicht vorgenommen hatte. Bisher habe ich ja NUR die Quellen sprechen lassen, und die kann sich jeder selbst reinziehen (weil ich die Stellenangaben stets mache) und wird dasselbe zu "hören"/lesen kriegen. Wie gesagt, je nachdem wo ihr wohnt - keiner muss dafür direkt nach Namibia fliegen, wenn er denn prüfen möchte ob ich lüge - wenn Ihr zB von Berlin zu weit entfernt seid um das BAB aufzusuchen, dann gibt es auch andere (zB der Nachlass von Franke, den ich hier auch zitiert hatte, ist in Koblenz). Und ansonsten, wenn Euch das das Geld net wert ist, dann bleibt immer noch der Weg in die nächste Universitätsbibliothek, wo genügend SekLit mit entsprechenden Quellverweisen zu finden ist - und auch als Nicht-Student oder Nicht-Mitglied der Fakultät könnt Ihr Euch sowas leihen oder kopieren, ich glaube ein Ausweis kostet allenfalls die Bearbeitungsbegühr (keine wie viel das ist, aber bestimmt um die 5Euro), der gilt dann für JAHRE; wenn Ihr Schüler seid kriegt Ihr den sogar umsonst! Und so viele Bücher, die angeblich alle gelesen wurden, aber stets ohne Seitenzahlen auftauchten, wie hier auftauchten, zeugen doch davon, dass die Leute auch in ihrer Freizeit lesen. Dh Berufstätigkeit ist doch keine Ausrede, v.a. weil es mir NIE um die gleiche Quantität wie bei mir ging (und dabei benutzte ich bisher ausschlißlich das, was ich zuhause vorliegen hatte - ich war noch kein mal deshalb erneut in der FB oder im Archiv), aber die gleiche Qualität kann ich doch verlangen, v.a. weil ich ja erklärt hatte, wie diese zu erreichen wäre (durch sinnvolle Quellenkritik und Stellenangaben - alles siehe oben bzw. IMMER WIEDER in allen Beiträgen zuvor).

    Das nur dazu - ich weise diesen Vorwurf damit entschieden zurück, denn alle Mutmaßungen darin sind unzutreffend.
    Wie gesagt, ich habe nie erwartet, dass Ihr soviel liefert wie ich (das könnt Ihr auch gar nicht, deshalb wäre es nicht rational das von Euch zu erwarten), aber schon, dass das was Ihr dann schlussendlich liefert, auch akzeptabel ist (Seitenzahlen, "neuerer" Jahrgang, etc.). Das ist - wie schon gesagt - einfach nicht zuviel verlangt, ob mit Beruf oder ohne. Denn viele hier hinterließen auch lange Beiträge OHNE EINEN EINZIGEN BELEG, wo doch 3 Sätze mit einer These und einer Quelle (wenn auch nur SekLit) mit Stellenangabe (!) viel sinnvoller beigetragen hätten zur Diskussion... (Offensichtlich dachtest Du ich mach die genauen Angaben zum Posen. Ich aber machte sie, weil ich wiederum dachte, dass Ihr Euch damit ernstahft befassen wolltet - mich hat die Wahrheit immer interessiert, ich dachte da geht es anderen auch so - und deshalb die Stellenangaben nutzen könnt, um selbst zu prüfen, was Sache ist.
    Offensichtlich haben wir uns da beide geirrt, was?).


    Dann der Link:
    Generell ist ein Vortrag problematisch, weil das eine Mitschrift ist (die natürlich nicht fundieren kann, man muss davon ausgehen, wu wurde es gesat. Zudem stellt der Redner ja nur Ergebnisse und nicht Lösungswege vor bei einem Vortrag. Ich kann mit den kompletten Vortrag jetzt nicht durchlesen, aber ich kann jetzt auch schon darauf verweisen für WEN (in welchem Zusammenhang) der Vortrag gehalten worden ist (siehe Traditionsverband ehem. Schutz- und....) - eine Organisation die quasi als (ur)enkel der früheren Vereinen der Siedlerschaft gelten könnte. Aber ich werde ihn mir novh vorm Wochenende komplett durchlesen.
    Was mir jetzt schon ebenfalls auffiel: ich hab da gerade rgenwo was gelesen, nach dem Motto viele Historiker würden sich irren mit dern These der Kontinuität zwischen DSWA und Holocaust oder so ähnlich. Das kann ich so nicht bestätigen, denn die (einmal früher aktuelle Frage) nach einer solchen Kontinuität, also von Windhoek nach Ausschwitz ist eigentlich bereits ad acta gelegt worden - mit dem Ergebnis, dass es sie so nicht hab. Beides sind Genozide, jedoch in ihrem Hintergrund vollkommen unterschiedlich und nicht miteinader in Verbindung zu bringen. Dh was der da anspricht stimmt schonmal nicht, diese Diskussion ist beendet, Ergebnis: Von Windhoek nach Ausschwitz = NEIN (das sagt echt keiner mehr, das war so vor rund 20 Jahren noch). Das einzige was Kaiserreich und NS-Staat an Kontinuität nachweislichen aufweisen, ist das Fortbestehen von bestimmten Machteliten, mit dem Genozid hatte das aber nicht das geringste zu tun.
    Ich les das aber noch wie gesagt, aber falls er meinte, dass "wir" das behaupten, dann irrt er sich, wie sagen KEINE KONTINUITÄT DER GENOZIDE (und das ganz klar und unkontrvers).
    Wie gesagt, ich les mir den aber durch trotz der problematik der Form des Vortrags (Ergebniss bewusst ohne Lösungsweg, im Gegensatz zu schriflichen Arbeiten). Dann antworte ich darauf noch zusammen mit den lagern, wenns kurz genug ausfällt.

    Nun denn, bis zu dem Lagerteil dann, falls Du danach immer noch nicht die Stichhaltigkeit bei der Genozid-Sache erkennst, wenn ich noch die Lager in diesen Zusammenhang setzte, kann ich wenigstens sagen, ich habe alles (bzw. genug) versucht.

    MfG
    Sniper

  5. #275
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    Standard AW: Namibia I

    ok
    UM DAS NICHT WIEDER ZUSAMMEN ZU BEHANDELN, TRENNE ICH MEINEN SOEBEN GETIPPTEN POST JETZT DOCH LIEBER IN ZWEI TEILE:
    Während der folgende die Fortsetzung meiner Darstellung beinhaltet wird, versteht sich dieser hier als Antwort auf Deinen Link und diverse "Add-Ons" zu früheren Beiträgen.

    Erstmal: Noch anknüpfend an den letzten Post davor noch zur besseren Vorstellung von der totalen Kontrolle durch die EVOs - bis 1914 waren insgesamt 140.000 Passmarken in Gebrauch gewesen (bei knapp mehr als der Hälfte davon als Zahl der Eingeborenen, die zu dieser Zeit innehalb der dt. Polizeizone lebten).


    Zitat Zitat von Wolfger von Leginfeld Beitrag anzeigen
    Der Herero-Aufstand und die sogenannte Schlacht am Waterberg

    [Links nur für registrierte Nutzer]
    [...]

    Also, kurz nochmal zum Link:
    Wie ich schon geäußert hatte, NAchvollziehbarkeit ist bei einem Votrag nicht gegeben (ist keine dafür geeignete Form). Zudem ist der Umstand und das Publikum ein nicht ausblendbarer Faktor, da kann man nicht von objektiver Darstellung sprechen. Auch erkenne ich die Bücher von den genannten, die ich selber kenne, nirgends in dem Vortrag wieder, weshalb diese Lit-Liste eventuell einfach nur eine allg. Empfehlung darstellen soll, als die Basis des Vortrags selbst. Des Weiteren sind dort viele Aussagen enthalten, die so nicht korrekt oder durch unvollständig Wiedergabe von Fakten verzerrt sind. Ich verzichte jetzt darauf sie Punkt für Punkt durchzugehen, sonst komm ich später wieder nichts weit genug um heute mit den lagern abzuschließen. Aber wenn dafür Bedarf besteht, geht ich die Punkte danach an und zeige an anderen Quellen auf, dass die Darstellung von dem Typen entsprechend verzerrt erfolgt.

    Eine Sache jedoch greife ich jetzt schon ohne extra Aufforderung auf, da es mich einfach stört: Da wird sowas behauptet wie der Genozid damals würde von "uns" (als Zunft) in Verbindung gebracht werden mit dem Nazu-Genozid später; dabei führt der irgendwas in der FAZ an, soweit ich noch weiß. Nun, was auch immer für ein Volltrottel dort sowas geschrieben hatte und diese anderen Trottel, der den Vortrag hielt als Quelle diente, der war keiner von uns (hehe, da siehste mal ein Exklusionsverfahren par excellence). Ich zitiere hier das erste was ich finde, um unsere (nach wie vor, seit langer Zeit bestehende) Ansicht zum Thema von Windhoek nach Ausschwitz, wiederzugeben (aber diese Aussage findest Du bei alle seriösen Historikern an allen Lehrstühlen Bundesweit, selbst an der letzten Dorf-Uni, die Geschichtswissenschaft zu ihren Instituten zählt:
    "Nicht zu Unrecht sind die Konzentrationslager im kolonialen Namibia aufgrund der entsetzlichen Bedingungen für die internierten Afrikaner mit den späteren nationalsozialistischen Konzentrationslagern im 'Dritten Reich', etwa Buchenwald oder Dachau, verglichen worden; gleichwohl sind sie von jenen NS-Lagern abzugrenzen, die ausgesprochene Vernichtungslager waren (zum Beispiel Ausschwitz), wo es Tötungsfabriken und systematisch betriebene Politik der 'Vernichtung durch Arbeit' gab" (Vgl. Zeller, Joachim, "Ombepera i koza - Die Kälte tötet mich". Zur Geschichte des Konzentrationslagers in Swakopmund (1904-1908), in: Zimmerer, Jürgen und Zeller, Joachim (Hg), Völkermord in Deutsch-Südwestafrika. Der Kolonialkrieg (1904-1907) in Namibia und seine Folgen, Berlin 2004, S. 64-79, hier: S. 76ff.). Und das wird Dir jeder seriöse Historiker so sagen. NS-Lager im Zusammenhang mit dem Genozid in DSWA zu rücken, ist so wie (hier einige schon seltsamerweise versuchten, nämlich) gegen dt. Kolonialverbrechen damit zu "argumetieren" das andere das auch taten. Die einzige Verbindung wäre das (dann nur abstrakte) Verbrechen als solches - so verhält es sich auch bei NS-Lager und DSWA: es sind beides KZs, aber die Hintergründe sind nicht gleichzusetzen.
    Den Fehler machen Amateure, weil sie die Rechnung mit zu wenigen Dimensionen ausstatten, also quasi zu einfach (ohne die Hintergründe zu betrachten). Eine rechnung a la:
    Dt. Maßnahmen in DSWA = eindeutiger Genozid
    Dt. Maßnahmen im WW2 vs. Juden = eindeutiger Genozid
    und jetzt würden diese Leute, entsprechend der nicht berücksichtigten Dimensionen (nicht iSv "Ausmaße", sonder iSv mathematischen Ebenen), geradlinig schlussfolgern, dass
    wenn DSWA = Genozid
    und NS/Juden = Genozid
    folgt
    DSWA = NS/Juden, gemäß der Annahme Genozid = Genozid.
    DAS IST JEDOCH FALSCH, nur ganz (ganz, ganz, gaaaanz) oberflächliche Betrachtung (ungefähr die Liga wie der Spam mit "Aber die Engländer haben doch dies & das gemacht..." hier zuvor) würde diesen Schluß zulassen. Berücksichtigt man die Hintergründe, ist es unmöglich (!) einen roten Faden sinnvoll & fundiert ziehen zu können.
    Daher NOCHMAL: DAS ZITAT OBEN (vom Zeller) SPIEGELT UNSEREN KONSENS ALS ZUNFT WIEDER BEZÜGLICH DIESES THEMAS WINDHOEK-AUSSCHWITZ - Das ist wichtig, weil der Typ da offensichtlich nur Sch#+ße erzählt in seinem Vortrag oder sich beruft auf nen FAZ-Honk, der noch mehr Sch#+ße erzählt hatte. Wie gesagt, KEIN seriöser Historiker knüpft eine Verbindung zwischen dem ersten Genozid und dem zweiten Genozid, das sind zwei ganz verschiedene Kisten!!
    So und nicht anders sehen wir das - und jeder der was anderes sagt, hat keine Ahnung vom "Stand" der Zunft.

    Dann zu Lau - Kommen die Seitenzahlen noch, oder net (Du wirst doch noch wissen, wo Du vor kurzem gelesen hast)? Ich hab das "Buch" hier (und merke, das es gar keines ist, lol), aber ich hab beim Überfliegen Deine Behauptung noch net gefunden. Jedoch kann ich jetzt schon sagen, dass Brigitte Lau sehr wohl apologetisch schreibt, allein schon weil sie (besonders im part in Namibia Nachrichten 2 (in Namibia Nachrichten 1 & 2 ist ja der Titel, auf den Du Dich beziehst)) die Genozid-These als "Mythos" bezeichnet (Vgl dazu: Lau, Brigitte, Ungewisse Gewissheiten. Der Herero-Deutsche Krieg von 1904, in: Namibia Nachrichten 2, 1998, S. 2-18, hier: S. 4-9.). Das ist aber, wie ich bereits ausgiebig, und in der Folge abschließend, ausgeführt habe(n werde), überhaupt nicht tragbar, besonders aufgrund der Quellenlage.
    Das einzige was nicht SPEIELEND LEICHT ausgehebelt werden kann, ist die Problematik der Zahlen, jedoch sprechen da auch deutlich mehr Quellen gegen ihre Thesen (Zudem ist die Zahl - wie schon gesagt - nicht relevant für die Frage Genozid oder keiner).

    Dann noch (ein letztes) mal zu Trotha, von dem wir uns jetzt aber lösen, denn die Lagerpolitik, die ich in der Folge aufzeigen werde, reicht für den Nachweis des Genozids aus, und/oder der Vernichtungspolitik IM KRIEG (die Lager sind ja danach).

    Also kurz zum schnellen Krieg gegen die Herero (exemplarisch die vielen Beispiele zuvor nur bissle ergänzend):

    Anfang:
    Schon ohne Trothas Befehl wurde entsprechend rücksichtslose Kriegsführung angewandt, angeheizt durch die oben (vgl Beiträge zuvor) aufgezeigte Verdrehung der Tatsachen und dem daraus resultierenden Zerrbild der Realität (siehe angebliche Gäuel, etc.). MArineinfatieristen verübten Massaker und die Siedler sprachen davon, man müsste jetzt (1904) "aufräumen, aufhängen, niederknallen bis auf den letzten Mann, kein Pardon" (Vgl. dazu: BAB, RKA 2114: Missionar Elger an RMG, 10.2.1904.).
    Der Kapitän des Kanonenboot Habicht (Kapitän Gudewill), welches als erste Verstärkung in DSWA eintraf, sagte: "Der Krieg ist in ein zweites Statdium getreten. Die härteste Bestrafung des Feindes ist notwendig als Sühne für die zahllosen, grausamen Morde und als Garantie für die Zukunft. Um Ruhe und Vertrauen der Weissen herzustellen ist völlige Entwaffnung und Einziehung von sämlichen Ländereien und Vieh [da haste wieder die Kontinuität des Landraubs - der Typ war gerade erst angekommen und schon faselt der sowas! Hmmm...] einzigstes Mittel" (Vgl dazu: BA-MA, RM3/v. 10263, Bl. 38a: Gudewill an den Chef des Admiralstabes der Marine, Abschrift durch den Admiralstab an Kapitänleutnant Varrentrapp, 4.2.1904.).
    Afrikaner, die jenseits "der eigentlichen Kriegshandlung als Viehdiebe und Marodeure" aufgebracht worden waren, wurden trotzdem zum Tode verurteilt (Vgl dazu: Leutwein an Kolonial-Abteilung des AA, 2.11.1904, zit. nach: Zimmerer, Jürgen, Krieg, KZ und Völkermord in Südwestafrika. Der erste deutsche Genozid, in: Zimmerer, Jürgen und Zeller, Joachim (Hg), Völkermord in Deutsch-Südwestafrika. Der Kolonialskrieg (1904-1907) in Namibia und seine Folgen, Berlin 2004, S. 45-63, hier: S. 47.).
    Trotha rechtfertigte ein solche Standgerichte schon bevor er an Land war (also kann von militärischen Erkenntnissen keine Rede sein), da er folgenden Befehl noch von seinem Schiff aus erließ: "Jeder kommandierende Offizier ist befugt, farbige Landeseinwohner, die bei verräterischen Handlungen [was das wohl konkret bedeutet ist unklar, wohl aber dass dies eben deshalb viel Spielraum für die Truppe bot] gegen deutsche Truppen auf frischer Tat ertappt werden, ohne vorheriges Verfahren nach dem bisherigen Kriegsgebrauch erschiessen zu lassen" (Vgl. dazu: NAN, ZBU, Geheimakten IX. A. Bd 1 , Bl. 1b: Bekanntmachung v. Trothas, An Bord des Dampfers "Eleonore Woermann", Juni 1904.). Daran sieht man zusätzlich noch einen Beleg dafür, dass eine solche Kriegsführung, die Trotha hier nur rückwirkend legitimierte, bereits angewandt worden war (siehe: "nach bisherigem Kriegsgebrauch").

    Waterberg/Omaheke:
    Der Krieg war militärisch trotz gescheiterter Umfassungsschlacht gelungen (11/12.August 1904), trotzdem erfolgte die Verfolgung und Abdrängung in die Wüste, und auch das OHNE RÜCKSICHT AUF BETEILIGUNG, sonder auf das ganze Volk angewandt. "Kranke und hilflose Männer, Weiber und Kinder, die vor Erschöpfung zusammengebrochen waren, lagen, vor Durst schmachtend, in Massen [...] im Busch, willenlos und ihr Schicksal erwartend" (Vgl. dazu: Kriegsgeschichtliche Abteilung I des Großen Generalstabes, Die Kämpfe der deutschen Truppen in Süwdwestafrika Bd. I, S. 203.), und "Hin und wieder fiel rechts und links ein Schuss im Dornbusch, wenn undere Patrouillen auf Nachzügler stiessen [sic!]" (Vgl dazu: Maximilian Bayer, zit. nach: Lundtofte, Henrik, "I believe that the nation as such must be annihilated..." - The Radicalization of the German Suppression of the Herero Rising in 1904, in: Jensen, Steven (Hg), genocide. Cases, Comparisons and Contemporary Debates, DCHGS 2003, S. 15-53, hier S. 38.).

    Und generell reicht bereits die Billigung durch Berlin aus um den höheren Organisationsgrad nachzuweisen. Ich habe entsprechenden Beleg für eine Involvierung Berlins hier zuvor bereits angeführt, aber tue es nochmal in längerer Version:
    "Diese kühle Unternehmung zeigt die rücksichtslose Energie der deutschen Führung bei der Verfolgung des geschlagenen [(!)] Feindes in glänzendem Lichte. Keine Mühen, keine Entbehrungen wurden gescheut, um dem feinde den letzten Rest seiner Widerstandskraft zu rauben; wie ein halb zu Tode gehetztes Wild war er von Wasserstelle zu Wasserstelle gescheucht, bis er schließlich willenlos ein Opfer der Natur seines eigenen Landes wurde. Die wasserlose Omaheke sollte vollenden, was die deutschen Waffen begonnen hatten: Die Vernichtung des Hererovolkes" (Vgl dazu: Kriegsgeschichtliche Abteilung I des Großen Generalstabes, Die Kämpfe der deutschen Truppen in Südwestafrika Bd. II, S. 211.). Offener geht es kaum mehr von offizieller Seite in BERLIN (also net vor Ort, da gings - wie gezeigt - noch direkter).

    Auch auf dem gröbsten Sektor des Handwerks (der Praxis selbst) blieb der Krieg viel brutaler und von allen Regeln, die europäische Staaten dafür kannten, weit entfernt. So wäre (nur als ein weiteres Bsp) die Verwendung von Dum-Dum Geschossen (ich hoffe ich muss niemandem erkären, was das ist bzw. was das macht) zu nennen, die durch die Haager Friendeskonferenz von 1899 neben dem Abwurf von Bomben aus Zeppelinen sowie dem Einsatz von Giftgas geächtet worden waren. Ihren Einsatz in DSWA begründete man ganz offen (und sogar mit der Anlehnung an die Theorien eines britischen (!) Offiziers) damit, dass die "Wilden" sich im Gegensatz zum europäischen Soldaten, nicht vom Schlachtfeld zurückziehen, wenn sie verwundet sind. Demnach "hört er [der Wilde] nicht auf, vorwärts zu marschieren, ruft nicht die Sanitäter, sondern geht weiter, und bevor irgendjemand Zeit hat, ihm zu erklären, daß er die Entscheidungen der Haager Konferenz handgreiflich verletzt, schneidet er einem den Kopf ab" (Zit. nach: Brehl, Medardus, (Ein)Geborene Feinde. Der Entwurf existentieller Feindschaft im Kolonialdiskurs, in: Ders., Platt, Kirstin (Hg), Feindschaft, S. 157-177, hier S. 173.). Dh nur weil der Gegner die Konventionen nicht kannte (!) und sie somit nicht einhielt, stand er auch nicht unter ihrem Schutz.

    Der V-Krieg endete nur (wie oben dargelegt) aus wirtschaftlichen und militärstrat. Gründen.

    Trothas besondere Note:
    Trotha war festgefahren in seinen Vorstellungen über den Krieg, schon lange bevor er landete. für ihn stand außer Frage, dass er hier einen Rassenkrieg führen sollte, welcher über den militärischen Sieg (im August 1904) hinaus reichen musste. Davon ließ er sich auch nicht abbringen, wie (zB) ein erfolgloser Versuch durch Estorff zeigt: "[I]ch folgte ihren Spuren und erreichte hinter ihnen meherer Brunnen, die einen schrecklichen Anblick botn. Haufenweise lagen die verdursteten Rinder um sie herum, nachdem sie diese mit letzter Kraft erreicht hatten, aber nicht mehr rechtzeitig hatten tränken können. Die Herero flohen nun weitr vor uns in das Sandfeld. Immer wiederholte sich das schreckliche Schauspiel. Mit fieberhafter Eile hatten die Männer daran gearbeitet, Brunnen zu erschließen, aber das Wasser ward immer spärlicher, die Wasserstellen seltener. Sie flohen von einer zur anderen und verloren fast alles Vieh und sehr viele Menschen. Das Volk schrumpfte auf spärliche Reste zusammen, die allmählich in unsere Gewalt kamen, Teile entkamen jetzt und später durch das Sandfeld auf englisches Gebiet. Es war eine ebenso törischte wie grausame Politik, das Volk so zu zerstrümmern, man hätte noch viel von ihm und ihrem heldenreichtum retten können, wenn man sie jetzt schonte und wieder aufnahm, bestraft waren sie genug. Ich schlug dies dem general von Trotha vor, aber er wollte ihre gänzlich Vernichtung" (Vgl dazu: Kutscher, Christoph (Hg) Ludwig von Estorff: Wanderungen und Kämpfe in Südwestafrika, Ostafrika und Südafrika 1894-1910, Windhoek 1979, S. 117.).
    Das wird (wie schon dargelegt) auch deutlich an Trothas hinauszögernder Haltung, nachdem er vom Kaiser aus wirtschaftlichen und militärstrategischen Gründen angewiesen worden war, den Befehl abzuändern (Vgl dazu: BAB, RKA, 2089, Bl. 14: Schlieffen an Bülow, 30.11.1904.). So schrieb er: "Ich erbat schon vor Monatenvon dem Herrn Chef des Generalstabs eine Mitteilung, ob Seine majestär der Kaiser mit dieser meinen schroffen Auffassung einverstanden sei. Ich erhielt nie eine Antwort. Qui tacet, censentire videtur. Ich musste annehmen, dass meine Auffassung allerhöchsten Orts gebilligt werde" (Vgl dazu: BAB, RKA, 2089, 2089, B. 138f.: Trotha an Bülow, 6.1.1905.). Äußerst kaputt mutet hier das Papstzitat (Bonifatius VIII.) an, da ja christliche Werte eine soooo schwerwiegende Rolle in seiner Politk einnahmen...

    Dass dies (siehe Estorffs Vorschlag oben) für Trotha tatsächlich keinerlei Option war, zeigt sich auch an folgendem Beispiel:
    Zwei Tage nach seinem Schießbefehl kommentierte er seine Maßnahmen wie folgt: "Es frage sich nun für mich nur, wie ist der Krieg mit den herero zu beendigen. Die Ansichten darüber bei dem Gouverneur und einigen 'alten Afrikanern' einerseits und mir andererseits gehen gänzlich auseinander. Erstere wollten schon lange verhandeln und bezeichnen die Nation der herero als notweniges Arbeitsmaterial für ihre zukünftige Verwendung des Landes. Ich bin gänzlich anderrn Ansicht [(!)]. Ich glaube, daß die Nation als solche vernichtet werden muß, oder, wenn dies durch taktische Schläge nicht möglich war, operativ und durch die weitere Detail-Behandlung aus dem Lande gewiesen wirn. Es wird möglich sein, durch die erfolgte besetzung der Wasserstellen von Grootfontein bis Gobabis und durch eine rege Beweglichkeit der Kolonnen die kleinen nach Westen zurückströmenden Teile des Volkes zu finden und sie allmählich aufzureiben. [...] Da ich mit den Leuten weder paktieren kann noch ohne ausdrückliche Weisung Seiner Majestät des Kaisers und Königs will [(!)], so ist eine gewisse rigorose Behandlung aller [(!)] Teile der Nation unbedingt notwendig, eine Behandlung, die ich zunächst auf meine eigene Verantwortung übernommen und durchgeführt habe, von der ich auch, solange ich das Kommando habe, ohne direkte Weisung nicht abgehe. Meine genaue kenntnis so vieler zentral-afrikanischer Stämme, bantu und anderer, hat mir überall die überzeugende Notwendigkeit vorgeführt, daß sich der Neger keimem Vertrag, sondern nur der rohen Gewalt beugt. Ich habe gestern, vor meinenm Abmarsch, die in den letzten Tagen ergriffenen Orlog-Leute kriegsrechtlich verurteilt, aufhängen lassen, und habe alle zugelaufenen Weiber und Kinder wieder in das Sandfeld unter Mitgabe der Othiherero [sic!] abgefaßten Proklamation [gemeint ist der Schießbefehl] an das Volk zurückgejagt. [...] Deshalb halte ich es für richtiger, daß die Nation in sich untergeht, und nicht noch unsere Soldaten infiziert und an Wasser und Nahrungsmitteln beeinträchtigt. Außerdem würde irgendeine Milde von meiner Seite von seiten der Herero nur als Schwäche aufgefaßt werden. Sie müssen jetzt im Sandfeld untergehen, oder über die Betschuanagrenze überzugehen trachten. Dieser Aufstand ist und bleibt der Anfang eines Rassenkampfes, den ich schon 1897 in meinen Berichten an den Reichskanzler für Ostafrika vorausgesagt habe" (Vgl. dazu: BAB; RKA, 2089, Bl. 5f.: Trotha an Generalstab, 4.10.1904.).
    Er begriff den Krieg als "Rassenkampf" und wie er diesen zu führen gedachte (mit krassem Terrorismus und Strömen von Blut, siehe Beiträge zuvor) ist von mir bereits oben dargelegt worden. Abschließend vielleicht noch ein Bsp für den "krassen Terrorismus" bzw. seine Terror-Methoden, bezogen auf die im Schreiben an Schlieffen erwähnte Exekution durch den Strang:
    "Zu Osonmbo-Windimbe, am Morgen des 3. Oktober, tröstete sich Seine Exzellenz der general v. Trotha für seine fruchtlose Verfolgung der Herero damit, daß er einen Anzahl durch patrouillen eingebrachte Eingeborene aufhängen ließ. [...] Vor seinem Abmarsch wurde eine wüste Schächterei durch das Aufhängen von aufgegriffenen Eingeborenen ausgeführt. Die Weiber waren, um die Exekution mit anzusehen [also zum physischen auch noch tiefer seelischer Terror], bis zuletzt festgehalten worden und wurden dann weggejagt, um ihren Landsleuten diesen Beweis der deutschen Macht mitzuteilen" (Vgl dazu: BAB, RKA, 2089, Bl. 68-73: Amtliche deutsche Übersetzung des Berichts aus The Owl, 18.11.1904.).

    Die dt. Kriegsführung war (wie zuvor schon an vielen anderen Bespielen aufgezeugt) eindeutig genozidal, de jure, wie auch de facto.

    HIER MACH ICH DEN CUT - WEITER (LETZTER PART) SIEHE UNTEN!

  6. #276
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    Standard AW: Namibia I

    Die eigentliche Fundierung des Genozids findet sich jedoch unwiderruflich in den Lagern, wie bereits Eingangs von mir erwähnt. Insgesamt gab es 7 Hauptlager, dazu jedoch zahlreich Nebenlager, sowie temporäre Lager an den Orten des Arbeitseinsatzes. Die Bedingungen waren grundsätzlich gleich, auch wenn es sicherlich "schlimme" und "schlimmere" Lager gab; richtig Sch#+ße gings den Insassen überall. Und die Behauptung von Apologeten es handelte sich um "normale" Internierungslager ist insofern unzutreffend, da es bei diesen Konzentrationslagern zum ersten mal in der Geschichte der KZ eine klare Verbindung zwischen Inhaftierung und Zwangsarbeit gab. Das bedeutet nicht, es waren Vernichtungslager, jedoch auch keine einfachen Sammellager ("Konzentration"), ihre Errichtung folgte übergeordneten Planung, war also nicht mehr mit spotanen Notwendigkeiten (Krieg) verbunden, sondern mit einem hohen Organisationsgrad der Politik. Der Begriff "Konzentrationslager" (nur so als Info) fiel im dt. Zusammenhang übrigens erstmals in einem Telegramm von Bülow an Trotha, in welcher die Order zur Errichtung ebd. KZs und die Internierung der Reste der Herero erteilt wurde (Vgl dazu: BAB, R 1001/2089, Bl. 54: RK v. Bülow an Generalleutnant v. Trohta, 11.12.1904.).
    Zusätzlich zu den (oben genannten Lagern) existierten die sog. Sammellager der Mission entstanden erst im Zuge der erzwungenen Abänderung des Schießbefehls sowie des folgenden "Kettenbefehls", welche nur erfolgt war, um die Eingeborenen mit Hilfe der Mission zur Aufgabe zu motivieren (Vgl. dazu: BAB, RKA, 2089, Bl. 3f: Bericht Schlieffens an Bülow, 23.11.1904.). Insgesamt wurden vier solcher Sammellager durch die Mission errichtet, jedoch nicht direkt mit der Errichtung der ersten KZs durch die Schutztruppe (Anfang 1905), sondern später. Dies war der Tatsache geschuldet, dass es erst Trothas Abberufung Ende 1905 bedurfte, bis diese Order ihre Umsetzung fand, da Trotha beharrlich versucht hatte, seine neune Instruktionen permanent umzuinterpretieren und zu umgehen, womit er eine beträchtliche Zeit schindete (Zur diesbezüglichen Korrespondenz Trotha-Berlin vgl: BAB, RKA, 2089, Bl. 51: Generalstab an Trotha, 8.12.1904; Bl. 82: Trotha an Generalstab, 9.12.1904; Bl. 83: Generalstab an Trotha, 10.12.1904; Bl. 84: Trotha an Generalstab, 11.12.1904; Bl. 85: Generalstab an Trotha, 12.12.1904; Bl. 81: Schlieffen an Bülow, 12.12.1904; Bl. 138f: Trotha an Bülow, 6.1.1905; 14.1.1905 (ebd. Bl. 120); 16.1.1905 (ebd. Bl. 122f); zur Aufhebung des Kettenbefehls auch noch: Bl. 124f: Erlaß Bülows an Trotha, 21.1.1905.).

    Das erste Sammellager der Mission wurde in Otjihaenena errichtet;dort hatten sich innerhalb der ersten vier Wochen bereits 2.600 Menschen versammelt. Bis Mai 1906, also innerhalb der ersten 4 Monate, sammelte man weitere 3.552 Menschen, worauf man "umzog" und im September 1906 ein Sammellager weiter im Osten, um das Grenzgebiet besser abgrasen zu können. In beiden Lagern sollten bis Ende des Jahres insgesamt 5.581 Menschen gesammelt worden sein, die dann alle weiterveschickt wurden zur Zwangsarbeit (Vgl. dazu: BRM, 8.8. 1906, S. 164f; BRM, 4.4.1907, S. 69.). Denn das war der Zweck der Lager - Sammeln und als "Packung" weiterleiten, nichts anderes (wie Du aber oben indirekt andeuten wolltest, siehe entsprechender Beitrag). Die Zwangsarbeit wurden von der Mission nicht als konträr zu ihrem christlichen Bewusstsein aufgefasst, sondern als Disziplinierungsmittel (Durch Arbeit würden die Herero eine Art Wiedergeburt als bessere Menschen erfahren...). Das wurde generell so gesehen, Lindequist zB schrieb: "Die Heranziehung der Hereros zur Arbeit während der Kriegsgefangeschaft ist für sieselben sehr heilsam [(!)], ja geradezu ein Glück für sie, daß sie, bevor ihnen volle Freiheit zurückgegeben wird, arbeiten lernen, da sie sonst sich voraussichtlich weiter arbeitsscheu im Lande herumtreiben und, nachdem sie ihren ganzen Rinderbestand verloren hatten, ein elendes Leben fristen würden" (Vgl dazu: BAB, R 1001/2119, Bl. 42a-43b: Gouv. Windhoek an Kolonialabteilung Berlin, 17.4.1906.). Besonders albern mutet die darin enthaltene Logig an, den Eingeborenen durch die Zwangsarbeit das Arbeiten an sich beizubringen, als Dienst an ihnen, da sie sonst "ein elendes Leben" führen müssten, da ihre Herden wegn sind. Denn: der Grund, warum das so war (mit den Herden) ist oben (Beiträge zuvor) ausreichend dargelegt und lässt diese Aussage doch dümmer erscheinen, als ohnehin schon (Persönlich muss ich anmerken, dass ich mich bei dieser Aussage das erste mal gefragt hatte, ob Lindequist das wirklich ernst oder doch sarkastisch meinte. Letzteres ist aber (kaputterweise) auszuschließen, handelt es sich ja um amtliche Korrespondenz mit Berlin, in die man bestimmt keine "kleinen Witchen" einbaute).

    Aber auch eine andere Logik, die nicht so "gut gemeint" war, war weit verbreitet unter den Deutschen, nämlich die bewusste Vergeltung für den Krieg, jedoch kollidierte diese (im Gegenteil zu der "Heilsam & Glück für sie"-Logik) eher mit den (oben bereits genannten) wirtschaftlichen Interessen. So schrieb Tecklenburg dazu: "Je mehr das Hererovolk am eigenen Leibe nunmehr die Folgen des Aufstandes empfindet, desto weniger wird ihm auf Generationen hinaus nach einer Wiederholung des Aufstandes gelüsten. Unsere eigentlichen kriegerischen Erfolge haben geringeren Eindruck auf sie gemacht. Nachhaltigere Wirkung verspreche ich mir von der Leidenszeit, die sie jetzt durchmachen [...]. [U]nd die zukünftige Generation wird [...] die heilsame Unterordnung unter die weiße Rasse mit der Muttermilch eingesogen haben.[...] Wirtschaftlich bedeutet der Tod so vieler Menschen allerdings einen Verlust" (Vgl. dazu: BAB, R 1001/2118, Bl. 154a-155a: Gouv. an Kolonialabteilung Berlin, 3.7.1905.). Daran wird auch deutlich, dass die Lager durchaus als Fortsetzung der V-Politk betrachtet wurden, Bedauern fand sich nur in wirtschaftlicher Hinsicht. Besonders prägnant sind die Stellen, wo er von der Nachhaltikeit des am eigenen Leibe erfahrenen leids spricht, sowie dem erwünschten Lernprozess der Generationsübergreifend fruchten soll. Sowas ist wieder ein klasischer Beweis, dass es sich die dt. Maßnahmen nicht nur auch gegen Unbeteiligte, sogar Kinder, sondern sogar noch gegen Ungeborene (weil auf Generationen hinaus).

    Die Lager wurden erst am Geburtstag des Kaisers (ob das so gewollt war kann ich nicht sagen, aber es durchaus als Zufall interpretieren, da der Tag ein Montag war, weshalb das unabhängig vom Geburtstag Sinn machen würde) am 27. Januar 1908 geschlossen (bzw. "geöffnet"). Angemerkt sei, dass der Kriegszustand bereits am 31. März 1907 aufgehoben worden war (Vgl. dazu: Zimmerer, Jürgen, Krieg, KZ und Völkermord in Südwestafrika. Der erste deutsche Genozid, in: Zimmerer, Jürgen und Zeller, Joachim (Hg), Völkermord in Deutsch-Südwestafrika. Der Kolonialskrieg (1904-1907) in Namibia und seine Folgen, Berlin 2004, S. 45-63, hier: S. 58.). Die Politik, die in den Lagern betrieben wurde, war fernab jeder angeblichen militärischen Notwendigkeit, jeder Form der Apologie von labilen, versoffenen Schutztrupplern, die unter dem psychischen Druck des Krieges durchdrehen, hier nicht mehr möglich.

    Nochmal zu der Zahl von rd 5.000 Gesammelten (oben): die gilt natürlich NUR für die beiden Lager der Mission im Raum Otjihaenena, insgesamt befanden sich im Mai 1906, als die Mission dort gerade einmal knapp über 3.000 hatte (siehe zuvor), 14.769 Menschen in dt. Gefangenschaft (Vgl dazu: BAL, R 1001/2119, Bl. 44: Notiz vom 16.6.1906.), darunter auch Frauen und Kinder (!). Und die Internierung lief dabei rasend schnell: waren es Anfang des Jahres 1905 (als die Schutztruppe die ersten Lager errichtet hatte) noch 4.093 Internierte (Vgl. dazu: BAB, RKA, 2117, Bl. 139: Trotha an Generalstab, 10.3.1905.), verdoppelte sich ihre Zahl schon bis Mai desselben Jahres auf 8.040 (Vgl dazu: BAB, RKA, 2118, Bl. 121-123: Trotha an Generalstab, 8.6.1905.).
    Zudem geht aus den beiden Berichten, wenn man die Listen auszählt hervor, dass von diesen rd. 8.000 Gefangenen fast 75% aus Frauen und Kindern bestanden - und wir reden hier von dt. Verwaltungsakten, die werden diesen Anteil wohl kaum nach oben hin verändert haben. Wie ich schon früher gesagt habe, reicht eigentlich diese Tatsache aus, um alle, die behaupten, interniert wurden nur am Aufstand beteiligte (ja klar, auch Kleinkinder hatte Deutsche getötet, genau...), eines Besseren zu belehren. Das da ist genozidale Politik, weil sie sich nicht gegen konkrete Kriegsgegner richtet, sondern gegen das gesamte Volk.

    Da ich hier nicht Lager für Lager durchgehen kann (/will), greife ich exemplarisch zwei raus (müsste ja reichen). Ich geh einfach mal von rechts nach links (bzw. auf der Karte von west nach ost) und nehme die ersten beiden (an der Küste) in Swakopmund und Lüderitzbucht (bzw. hier: die Haisfischinsel). Vorweg wiederhole ich nochmal, bluebook hin oder her (Angemerkt sei nur, dass zwar nachweislich einige dort verwendete Quellen nicht gesichert oder mutwillig gefälscht sind, was jedoch nicht heisst, dass alle dort aufgeführten Belege dies sind. Trotzdem verzichte ich für Wolfgers Seelenheil auf jeden Bezug auf die dort erhobenen Daten), das bei Annahme der geringsten Schätzungen immer noch (mehr als) 1/3 beider Bevölkerungstruppen in nur vier Jahren durch Truppe, Wüste und Lager ausradiert worden sind. Und das ist wirklich die geringsten und somit (aus deutscher Sicht) "günstigsten" Annahmen, denn die amtl. dt. Quellen sprechen sogar von mehr. In einem Bericht heißt es dazu wie folgt: "Nach den eingegangenen, den Zeitraum vom Oktober 1904 bis März 1907 umfassenden Berichten sind insgesamt von etwa 15000 Köpfe betragenden Hereros und den etwa 2000 Köpfe starken Hottentotten 7682, also 45,2 Prozent der gesamnten Gefangenen gestorben" (Vgl dazu: BAB, R 1001/2140, Bl. 161: Zusammenstellung über die Sterblichkeit in den Kriegsgefangenenlagern in Deutsch-Südwestafrika, ohne Datum.). Und das Sterben in den Lagern war keine späte, nicht absehbare Entwicklung, wie aus amtlichen Dokumentationen schon zu Beginn der Lager (Anfang 1905) hervorgeht. Trotha berichtete im März 1905 in einem Telegramm nach Berlin, dass bisher (und dabei hatten die KZs gerade erst "auf gemacht") außer 45 Männern, auch 57 Frauen und 64 Kinder (klar, die Schwächeren triffts immer am schnellsten, daher die steigende Tendenz beim Verlauf Mann-Frau-Kind) durch die Gefangenschaft verstorben waren. Das findet sich auch im BAB, aber ich verzichte hier auf die genaue Angabe, weil (das wird vielleicht einige freuen) dieses Telegramm vom BAB online hochgeladen wurde mit anderen "Teasern" zu ihren Beständen (hab ich zufällig entdeckt). Hier der Link (idF ist es trotz Internet zitierbar, weil es sich um das BAB handelt, also eine Bundesdeutsche Institution mit rezensierten Beständen - kurz: Der Anbieter der Seite garantiert die Echtheit und ist "gesetztlich" auch dazu befähigt/authorisiert, diese Garantie aussprechen zu können):

    [Links nur für registrierte Nutzer]
    (jetzt seht Ihr mal wie sowas im original aussieht. Wenn es keine Transkr. gab, dauerte es manchmal Stunden 5 Stätze zu entziffern).


    Also, kommen wir nun zu den exemplarisch ausgewählten beiden Lagern.

    I. Das Lager Swakopmund:
    Zu Beginn des Jahres waren dort "nur sehr wenige Herero anwesend (Aufstand!). Bald kamen aber große Transporte von Kriegsgefangenen an. Dieselben wurden hinter einem doppelten Stacheldraht, der das umfassende Gelände der Hafenamtswerft einschloß, in jämmerlichen, nur [aus] einfachen Sackleinen und Latten hergestellten Räumen untergebracht, und zwar so, dass in einem einzigen Raum 30-50 Personen ohne Unterschied des Alters und Geschlechts zu bleiben gezwungen waren. Vom frühen Morgen bis zum späten Abend mußten sie am Werktag sowohl als an Sonn- und Feiertagen unter den Knütteln roher Aufseher arbeiten, bis sie zusammenbrachen. Dabei war die Ernährung mehr als dürftig: Reis ohne jegliche Zutaten war nicht genügend, den durch das Feldleben geschwächten und an die heiße Sonne des Innern gewöhnten Körper die Kälte und ruhelose Anspannung aller Kräfte in der Swakopmunder Gefangenschaft ertragen zu lassen. Wie Vieh wurden hunderte zu Tode getrieben und wie Vieh begraben. Dieses Urteil mag hart erscheinen oder überteiben, vieles ist auch im Verlauf der Gefangenschaft geändert und gemildert worden, auch muß manche Härte in der Lage der Dinge und in der Unkenntnis der Aufseher, die in jedem Herero ohne Unterschied [(!)] einen Mörder und Kannibalen sehen, ihre mildernde Erklärung finden, auch soll dankbar zugegeben werden, daß die Behörde fast immer den Vorstellungen und Bitten der Mission entgegen kam, aber die Chronik darf es nicht verschweigen, daß eine solche rücksichtslose Roheit, geile Sinnligkeit, brutales Herrentum sich hier unter der Truppe und Zivil breit machte, daß ein Übertreiben in der Beschreibung kaum möglich ist. Als Quittung folge hier ein kleiner Auszug aus den Polizeiberichten über die Sterblichkeitsziffer unter den Eingeborenen in Swakopmund vom 29.1. - 12.6.1905: [...]" (Vgl. dazu: AELCRN, C.V. 31: Gemeinde-Chronik Swakopmund, S. 6ff.); die Liste zählt die Todesfälle einzeln auf, daher kann ich sie hier nicht komplett wiedergeben (dauert zu lang und ist auch net nötig), zusammen ergeben sie 583 Männer, Frauen und Kinder (!), und das auch noch in weniger als einem halben Jahr.
    Dieser Bericht innerhalb der Chronik zeigt viele Mißstände, auch die ewigen "Bekannten" wie sexuelle Übergriffe oder Herrentum tauchten hier auf (sogar vermehrt, als früher und später ohnehin schon).
    Auch die Unterbringung war im rauen Küstenklima nicht ausreichend, Missionar Vedder berichtete über das Lager in Swakopmund: "Hier wohnen sie [die Eingeborenen] in kleinen Lokationen zerstreut. Selbst Windhuks Verhältnisse sind golden dagegen. [...] Überall im Land bauen die Eingeborenen ihre eigenen Hütten, hier besitzt kein Eingeborenerzu solchem Zweck ein Brett oder einen Baumzweig. Er muß wohnen, wie man sihm sein Quartier anweist. Bei den Privaten [Lagern, die jeweils durch die Arbeitgeber am Ort des Arbeitseinsatzes eingerichtet wurden] sind nun diese Wohnungen an sich leidlich gut [...]. Die Hütten der Regierungswertfen, in denen jetzt die Gefangenen wohnen, sind zum größten Teil mehr als magelhaft. Einzelne Hütten sind ja aus Holz und Wellblech gebaut und bieten leidlich Schutz gegen den rauen, feuchten Seewind; in ihnen sind zwei Lagerstätten übereinander angebracht, gerade hoch genug, um liegen und sich in etwa aufrichten zu können. Die mehrzahl der Häuser besteht aber nur aus Pfählen, über die als Wand und Dach Sacktuch genagelt ist" (Vgl. RMG, 1660a, B/c II 87, Bl. 50-52 (hier: Bl. 51): Brief von Heinrich Vedder an Missionsinspektor Spiecker, Swakompund, 3.3.1905.). Vedder führt in einem weiteren Brief vom 27. Mai 1905 an, dass die Verhältnisse in den privaten Lagern deutlich besser sind, als in denen der dt. Regierung, wozu er anführt, dass in den Lagern der Woermann-Kompanie zwischen dem 22.4. und dem 22.5.1905 sechs Gefangene gestorben seien, während im Hauptlager von Swakopmund im selben Zeitraum 181 Tote zu verzeichnen waren (Vgl. dazu: Selbe Lokation, Bl. 60-63 (hier: Bl. 63)). Im selben Brief (Vgl. dazu: Selbe Lok., selber Brief, Bl. 60.) schildert er wie die "Sterblichkeit der hiesigen Eingeborenen diejenigen des Binnenlandes im Prozentsatz bei weitem [übersteig] [...] - die an die heiße Sonne und trockene Luft des Innern gewöhnten Eingeborenen [könnten dem Klima] nicht widerstehen". Hinzu kam auch, "daß viele lieber im Freien schlafen als in den Hütten, weil in denselben eine Unmasse von Flöhen hausen nebst zahllosen Fliegen" (Vgl. Selbe Lok., Bl. 64-67 (hier: Bl. 65): Brief Missionar Vedders an Missionsinspektor Spiecker, Swakompund, 27.7.1905.). Im gleichen Brief berichtete er auch darüber, dass die Gefangenen ihm "Ombepera i koza - die Kälte tötet mich" zugerufen hätten (Vgl. Selbe Lok., Selber Brief, Selbes Blatt). Joachim Zeller merkte in seinem gleichnamigen Aufsatz dazu an, dass Vedder dies eventuell falsch verstanden hatte, da die korrekte Übersetzung von "die Kälte tötet mich" in Otjiherero lauten müsste: "Ombepera indjikoza", während das von Vedder festgehaltene beudetet: "Kälte tötet". Is aber nur Haarspalterei, der Hintergrund ist wohl sinngemäß derselbe, aber so als Bonus Info (vgl dazu: Zimmerer, Jürgen, 2004 Sammelband wie oben, S. 245.).

    Vedder berichtete sehr intensiv Missionsintern über die Mißstände, so auch über die Ernähung der gefangenen: "Die Versorgung mit Nahrung ist keineswegs hinreichend. Das einzige was die Leute bekommen, ist Reis, und zwar nach eigener Aussage des Kommandaten in ungenügender [(!)] Menge" (Vgl dazu: Brief Vedders an Spiecker vom 3.3.1905, selbe Lokation und Seite). Selbst der Kommandant leugnete das nicht, was wieder gegen jede Form von "Gabs net"-Apologie, sowie auch "Wussten wir net"-Apologie spricht. Auch erkannte man, die gefangenen Herero "vertragen den Reis nicht, der ihnen als Kost gereicht wird. Ihre Mägen sind daran nicht gewöhnt" (Vgl dazu: BRMG, Juni 1905, S. 139.). Vedder berichtete: "Ich kann die Werft nicht besuchen, ohne nicht auch die Bitte zu hören, daß ihnen doch Mehl verschafft werden möchte" (Vgl dazu: BRMG, Juni 1905, S. 140.).
    So starben viele nicht nur wegen der Zwangsarbeit an Erschöpfung, sondern an auch an der Unverträglichkeit der Lebensmittel (Durchfallerkrankunge etc), sowie an generellen Mangelerscheinungen (selbst wenn sie es vertrugen, hatten sie ja viel zu wenig), was sie gegen das raue Klima und die tägliche Belastung noch wehrloser machten. Max Schmidt, der Divisionspfarrer, behauptete in seinen Erinnerungen: "In Swakopmund starben damals jede Woche etwa 50 Köpfe dahin" (Vgl dazu: Schmidt, Max, Aus unserem Kriegsleben in Südwestafrika. Erlebnisse und Erfahrungen, Berlin 1913 (Erstauflage 1906, aber die hab ich net), S. 193.).

    Die durchschnittliche Nährstoffzufuhr "betrug täglich pro Person 56g Eiweiß, 32g Fett, 365 Kohlehydrate, insgesamt 1.900 Kalorien. Entsprechende Rationen wurden freilich nur dann ausgegeben, wenn genügend Vorräte vorhanden waren. Die Verpflegung war eintönig und entsprach nicht den Ernährungsgewphnheiten der Herero und Nama. Als Hirtenvölker waren sie [...] an Milch und Molkereiprodukte [...] auch an Fleisch sowie an feldkost und Feldfrüchte gewöhnt. Doch Milch und Gemüse waren bei rationen nicht vorgesehen" (Vgl dazu: Kuß, Susanne, Deutsches Militär auf kolonialen Kriegsschauplätzen. Eskalation von Gewalt zu beginn des 20. Jahrhunderts, Berlin 2010, S. 99.). Zudem waren Kinder bei der Rationsverteilung nicht eingeplant (einfach so! ich hab damals nie eine Quelle gefunden, die mir einen rationalen oder auch nur apologietischen (Hinter)Grund dafür liefern konnte. Kinder wurden interniert, aber trotzdem bei den Rationen so behandelt, als wenn es sie nicht gäbe!), weshalb die Ration eines Erwachsenen oftmals für eine ganze Familie ausreichen musste (Vgl dazu: Schaller, Dominik, Kolonialkrieg, Völkermord und Zwangsarbeit in "Deutsch-Südwestafrika“, in: Schaller, Dominik u.a. (Hg), Enteignet - vertrieben - ermordet. Beiträge zur Genozidforschung, Zürich 2004, S. 147-232, hier: S. 181.).
    Durch diese schlechte Ernährung wurde natürlich Krankheiten (durch die Unterbringung ohnehin gefördert) Tür und Tor geöffnet, was zur raschen Ausbreitung von Sch#+ße wie Lungenentzündung, Bronchialkatarrh, Ruhr, Tuberkulose, Windpocken, Typhus, Skorbut, Herz- und Kreislauferkrankungen und Fleckfieber u.v.m. führte, und so auch zu vielen Todesfällen (die direkt auf die schlechte Unterbringung und Ernährung durch die dt. Regierung - wir erinnern uns: nur in den durch die Reg. verwalteten Hauptlagern war das so, net bei den privaten - zurückzuführen sind). Und dabei sind sogar Krankheiten wie Skorbut (eher was für das 17. und 18 Jahrundert, wenn Seeleute zu lange auf See unterwegs waren und sich zu lange monoton und sparsam von Zwieback oder sowas statt Nahrung mit Vitamingehalt ernährten, aber sicher nicht innerhalb der kultivierten, deutschen Ordnung und akribischen Organisation im 20. Jahrhunderts) ein echtes Problem gewesen. Damit will ich nur Verdeutlichen: das war bestimmt kein "Versehen" mit der Nahrungszuteilung, denn bis Skorbut sich ausbreitet (in einer Situation wo man nicht auf See ist bzw. ein logistischer Grund für Nahrungsentzug in dem dafür nötigen Maße besteht), muss man wirklich Monate lang NULL Vitamine aufnehmen und dabei aber ständig zur Kompensation von anderen Krankheiten Substanz lassen, richtigen Raubbau am Körper betreiben. Und Skorbut war nach Pneumonie die häugiste (!) Todesursache bei kranken Gefangenen (Vgl dazu: NAN, BSW, E. 1. a. 1: Eingeborenenangelegenheiten, Allgemeines, Statistik des kaiserilcihen Bezirksamts Swakopmund über die Mortalität der Eingeborenen in Swakopmund zuhanden des kaiserlichen Gouvernements in Windhoek, 29.5.1905, Bl. 16-19 (hier: Bl. 19).). Es gab zwar medizinische Untersuchungen der Gefangenen, jedoch kann von med. Versorgung keine Rede sein, allein schon weit teure Arzneimittel nicht an sie verschrieben werden durften (vgl. dazu: Sanitäts-Bericht über die Kaiserliche Schutztruppe für Südwestafrika, Bd. 1, S. 142.).
    Die Verbreitung von all diesen Krankheiten wurde von den Behörden erst problematisiert, als sich Weiße im Zuge von Vergewaltigungen, aber auch normalem Kontakt bei den Arbeitseinsätzen ansteckten. "Da sich nun gewöhnlich nur die schwer erkrankten Leut krank meldeten, die ürbigen aber systematisch zur Arbeit herangezogen wurden, so war es wohl erklärlich, daß die leicht Kranken unter ihnen zur Weiterverschleppung der Krankheitserreger beitrugen [...]. So wurde dann auch unter der weißen Bevölkerung eine erhebliche Zunahme der Ruhrkranken beobachtet" (Vgl. dazu: Medizinal-Berichte über die deutschen schutzgebiete 1906/07, S. 168.); erst diese Entwicklung führe überhaupt zur Errichtung von Gefangenenlazaretten, vorher hatte man sie ihrem Schiksal überlassen.

    Und das nicht nur die leicht kranken zur Arbeit herangezogen wurden, wie oben behauptet, ergibt sich ungewollt aus einer anderen Quelle im anderen Zusammenhang. Man muss vorher wissen dass, im Zuge der Umformung der Afrikaner in eine verfübare Arbeitermasse, die Zwangsarbeit nicht nur in Diensten der Regierung vollzogen wurde. Für Spottpreise konnten Privatleute oder Gesellschaften sich Arbeiter gegen entsprechende Tagessätze "mieten" und zur Zwangsarbeit für ihre Belange einsetzen (auch hier sieht man die Enthumansierung: die Eingeborenen wurden zum "Eigentum" der Kolonialregierung und wurden wie Ware angeboten und ge-/behandelt). Die Arbeitgeber zahlten pro Kopf und Tag 50 Pfennig, bei längeren Ausleihen 10 Mark pro Monat an die Bezirksämter und ab September 1905 wurde diese Gebühr nur noch bei Gefangenen in bestimmten Arbeitsbereichen erhoben, vieles andere wurde gratis (Vgl dazu: NAN, BSW, 48: XVII c, Windhoek, 29.3.1905 und Ebd.: Rundverfügung, 5.9.1905.).
    In diesem Zusammenhang finde ich eine offizielle Beschwerde als Beleg dafür, dass eben nicht nur die leicht Kranke arbeiten mussten, äußerst geeignet. Im Mai 1905 machte eine deutsche Firma Palava beim Bezirksamt bezüglich der Zahlungsaufforderung durch letzteres und beschwerte sich wie folgt: "wir [teilen] ergebenst mit, dass wir nur 20 Kriegsgefangene hier haben. Darunter 7, die nicht imstande sind, die geringste Arbeit zu leisten, die teils nicht einmal fähig sind, sich vom Boden zu erheben. Das Kaiserliche Berzirksamt wird nicht von uns verlangen, dass wir für diese 7 Personen, denen wir Essen und Kleidung gaben, auch noch eine Abgabe bezahlen" (Vgl dazu: NAN, gleiche Lok.: Brief der Firma Carl Bödiker & co an das Kaiserliche Bezirksamt Swakopmund, 30.5.1905.). Daran zeigt sich nicht nur deutlich, dass auch die schwer Kranken "vertickt" wurden, sondern dass dieser Mißstand sehr wohl erkannt und dokumentiert war, der Anstoß aber darin lag, dass man befürchtete, vom Berziktsamt verarscht werden zu sollen ($$$).

    Und die Toten, die all diese Erkrankungen, gekoppelt mit Zwangsarbeit/Erschöpfung, zur Folge hatten, wurden oft in Massengräbern "verscharrt", und auch bei Einzelgräbern waren Namen eine Seltenheit (Enthumansierung). Sogar die Spalte für die Grabnummer blieben IMMER leer im Totenregister des Bezirksamts von Swakopmund, welches (nur mal nebenbei) bereits im März 1906 (also nach rund einem Jahr Lager) 1.811 Todesfälle verzeichnete, darunter nicht etwa viele Greise, sondern sehr viele zwischen 20 und 40 Lebensjahren (Vgl dazu: NAN, BSW, 107, UA. 10/6: Totenregister für Eingeborene 1905-1906.). Und selbst diese Art der Bestattung erfuhr eine Steigerung der Entmenschlichung dadurch, dass selten unverstümmelte Körper beigesetzt wurden, da häufig Köpfe/Schädel abgetrennt, und zu wissenschaftlichen Zwecken nach Deutschland gesandt wurden. Dass solche wissenschaftlichen Untersuchungen dort tatsächlich ernsthaft praktiziert wurden, lässt sich an diversen damaligen wissenschaftlichen Arbeiten nachweisen, zB in der Zeitschrift für Morphologie und Anthropologie (Vgl darin zB: Bd. XVI, Fetzer, Christian, Rassenanatomische Untersuchungen an 17 Hottentottenköpfen, 1915, S. 95-156; Bd. XVII, Zeidler, Heinrich (Dissertation Uni Berlin), Beiträge zur Anthropologie der Herero, 1914, S. 185-246.).

    Diese Zahl (der Toten im März 1906) ging natürlich noch konstant weiter in die Höhe, war das Lager ja noch rd. zwei Jahre "in Betrieb". Dazu muss ich kurz anmerken, dass die Nebenlager in Swakopmund wohl auch mit Ende des Kriegszustandes (31. März 1907) geschlossen wurden, was aber nicht für das Hauptlager galt. Und was dessen (Swakopmund) Schliessung betrifft, so kann ich zwei verschiedene Angaben nachweisen, wonach es entweder (wie zuvor gesagt) am 27. Januar 1908 (Vgl dazu: BAB, R 1001/2235, Bl. 49a.) oder aber erst am 1. April 1908 (Vgl. dazu: NAN, BWI, 406.) aufgehoben wurde. Aber auch das ist Haarspalterei bzw. net besonders gravierend für den Punkt zuvor.

    Die Verhäntnisse sorgten auch für auffällig viele Fluchtversuche, was darin gipfelte, das die Woermann-Gesellschaft sogar der RM (Rhein Miss) das Betreten des Geländes und das Abhalten von Messen verbot. "Da gestern scon wieder ein Teil unserer Hereros fortgelaufen sind, nachdem sie am Tage zuvor bei Ihnen zum Gottetsdienst waren, so haben wir Veranlassung genommen, unseren Hereros in Zukunft keine Erlaubnis zum Besuche des Gottesdienstes zu geben, da wir inzwischen die Überzeugung gewonnen haben, daß die Hereros die Zusammenkünfte bei den Gottesdiensten, lediglich zur Besprechung von Fluchtplänen benutzen. Wir bitten Sie, hiervon Kenntnis zu nehmen und möchten Sie ferner bitten, irgendweclhes Missionieren auf unserem Hofe sowie das Betreten desselben überhaupt zu vermeiden. Wir bedauern sehr, zu diesem Schritt gezwungen zu sein. Sie werden aber zweifellos zugeben müssen, daß wir unter dem Druck der Verhältnisse zu einem solchen getriben werden" (Vgl dazu: RMG, C/h 45a: Nachschrift Missionar Vedder in Swakopmund an die Rheinische Missionsgesellschaft, 31-12-1906.). Da der Gottesdienst mitunter zum sozialen Mittelpunkt der Herero geworden war, nachdem ihre Stammesstrukturen systematisch zerstört und beseitigt waren (vgl. Beiträge zuvor), erkennt man daran, wie "total" die Eingriffe waren.

    Vielleicht eine "lustige" Sache noch zum Abschluß: Das da oben (alles), war die Realität, das jetzt folgende, war die "Begrüßungs"Ansprache von Lindequist: "Sollte es je einmal vorkommen, daß jemand von Euch ungerechterweise bestraft wird, so steht Euch der Weg zu dem Hauptmann und dem Major frei; sie werden Euch hören, Eure Sache untersuchen und Euch Gerechtigkeit [(!)] widerfahren lassen - Habt Ihr das Verstanden? - Antwort: 'Ja'. [...] Habt Ihr Vertrauen zu mir, daß ich Euch stets mit Gerechtigkeit und Wohl wollenregieren werde? - 'Ja, wir vertrauen Dir.' - Dann begrüße ich Euch alle als der Gesandte des deutschen Kaisers, betragt Euch gut, und es wird Euch wohlgehen" (Vgl. dazu: BRMG, Februar 1906, S. 34f.) - das mutet gemessen an der Realität (oben) und sehr wohlwollend formuliert einfach nur DREIST.

    Das Lager auf der Haifischinsel:
    Dass es in diesem Lager nicht wirklich besser war, hatte ich schon durch die Briefe von Laaf und Nyhof, sowie Deimlings unmissverständlicher Bemerkung (alles in Beitrag #243) dargelegt, als es darum ging, Deimlings Glaubwürdigkeit zu zerschlagen. Ebenso finden sich einige Beispiele in Beitrag #231, wo sich die aus dem Lettow-Vorbeck Thread überführten Off-Topic-Beiträge finden. Diese Stellen in Beitrag #231 & #243 sind daher ergänzend zu der Haisfischinsel (Diese Beispiele werde ich hier nicht erneut im detail aufführen).

    Wann das Lager seinen Betrieb aufnahm, kann ich nicht genau sagen, jedoch erlauben mir Quellen der RMG (Rhein. Miss. Gesellschaft) den gesicherten Rückschluss darauf, dass es spätestens ab Mai 1905 bereits in Betrieb war (Vgl. dazu: AELCRN, Windhoek: RMG, Missions-Berichte 1905, S. 130.). Und auch dort war der Zusammenhang Zwischen Internierung und Zwangasarbeit gegeben, ebenso die Nichtunterscheidung nach Beteilugung, Geschlecht oder Alter. Frauen wurden vor Ochsenkarren gespannt (LastTIERE) und hämmerten Steine für den Eisenbahnbau klein (Vgl dazu: KAB, 766, Bl. 217-218: Report Major Berrange, Upington an Commissioner, Cape Mountain Police, Cape Town, 18.11.1905.). Gebaut wurde v.a. an der Eisenbahnstrecke, sowie an den Hafenanlagen. Dass Pläne für einen entsprechenden Ausbau schon lange existierten, zeigt wieder, wie groß der wirtschaftliche Nutzen dieser Politik der Inhaftierung & ZWangsarbeit war (siehe oben: Krieg = Katalysator). Die Pläne für den Ausbau lassen sich übrigens nachweisen idF in Wuppertal-Barmen (Vgl dazu: RMG 1656a, B/c II 83, p. 46-49: Karte von Lüderitzbucht und zukünftige Entwicklungsprojekte.), ihre Umsetzung auch: "Um für den Kai Vorarbeiten zu schaffen und gleichzeitig die Kräfte der auf der haifischinsel untergebrachten Hottentotten nutzbar zu machen, ließ das Hafenamt vom 26. September 1906 an am Ostufer der Insel Sprengungen und Aufschüttungen vornehmen" (Vgl. dazu: NAN, ZBU, 154: Annual Report 1906.).

    Auch in diesem Lager war neben der Zwangsarbeit und der schlechten Versorgung auch die ständige Mißhandlung gegeben, und auch vor Kindern machten diese Maßnahmen keinen Halt. Und ich weiß Du hälst das bluebook wegen einigen (!) nachweislich falschen Belegen direkt für zu 100% unwahr (was nicht zutrifft), daher muss ich hier auf die wissenschaftliche (richtigstellende) Aufarbeitung des bluebooks von 2003 ausweichen (statt dem Original), was den folgenden Artikel in der südafrikanischen Zeitung Cape Argus 1905 betrifft (er findet sich im bluebook, jedoch auch als nachweislich authentisch überprüft in der Aufbearbeitung von 2003. Ich übersetze ihn hier so wörtlich wie geht, sinngemäß aber natürlich zu 100%): "die meisten zu den Arbeitergruppen in Angra Pequena [das ist der eigentliche Name von Lüderitzbucht] gehörenden Gefangenen sind von Swakopmund hierher geschickt worden. Es sind hunderte, die meisten von ihnen Frauen und Kinder sowie einige alte Männer. [...] Kinder, manche nicht mehr als fünf Jahre alt, müssen mitarbeiten und werden wie ihr unglücklichen Eltern schlecht behandelt. [...] Die Lasten, die sie tragen müssen, stehen in keinem Verhältnis zu ihren Körperkräften. Ich habe oft Frauen und Kinder zusammenbrechen sehen, besonders wenn sie solche Arbeiten machen mussten.[...] Nachdem sie gefallen waren, wurden sie von dem aufsichsthabenden Soldaten mit aller Kraft ausgepeitscht, bis sie aufstanden. [...] Viele von ihnen arbeiteten [darüber hinaus] auf der Insel, zu der wir keinen Zutritt hatten" (Vgl dazu: Cape Argus, 28.9.1905, zit nach: Silvester, Jeremy, Gewald, Jan-Bart (Hg), Words Cannot Be Found. German Colonial Rule in Namibia: An Annotated Report of the 1918 Blue Book, Leiden (/Boston) 2003, S. 341ff.).
    Die Einbeziehung der Kinder lässt sich aber auch in diesem Lager (HF-Insel) über dt. Quellen nachweisen, so zB über eine Bestätigung des Gouvernements in Windhoek an die Behörden von Lüderitzbucht über den Erhalt eines Transports von Arbeitskräften, welches 68 Männer, 64 Frauen und 55 Kinder aufzählte. Im selben Schreiben forderte man (in Windhoek) zudem weitere monatliche "Lieferungen" von mindestens 100 Gefangenen für den Einsenbahnbau und schloß dann auch noch mit dem Satz: "Sollte eine grössere als diese monatliche Mindestzahl verfügbar sein, so ist natürlich auch dafür beim Bahnbau Arbeitsgelegenheit genug vorhanden" (Vgl dazu: NAN, ZBU, 454: Telegramm Zentralgouvernement Windhoek nach Lüderitzbucht, 27.4.1906.).
    Und auch in diesem Lager und bei den Arbeitseinsätzen waren die Zustände nicht anders als um zuvor gezeigten Fall, Krankheiten als folge von Mangelernährung, Unterkunft, Klima ünd Erschöpfung forderten ihren Tribut in einer enormen Sterblichkeitsrate (auch hier überwiegend junge Menschen und viele Kinder/Frauen, als die schwächeren).
    Dass Krankheit nicht vor Arbeit schützte und dass durch Zwangsarbeit viele umkamen, hatte ich zuvor bereits gezeigt, aber ich kopiere einen relevanten Teil nochmal kurz hier rein:
    >>
    [...] Zwischen zB Oktober 1906 und März 1907 starben [...] im Lager auf der Haifischinsel von 1795 Gefangenen ganze 1032, also weit über 50% (Vgl dazu: BAB, R 1001/2140, Bl. 88af: Brief von Ludwig v. Estorff an das Oberkommando der Schutztruppe, 10.4.1907.).
    Von während des Krieges erfassten 14.109 medizinisch behandelten Afrikanern starben 21,7%, dabei doppelt so viele Kinder wie Erwachsene (klar), zwischen 1904 und 1906 verdoppelte (sogar mehr als das) sich die Letalität (Vgl dazu Sanitäts-Bericht über die Kaiserlichen Schutztruppe für Südwestafrika, Bd. II, S. 421.). [...] die oben genannt Gesamtzahl von 7.682 Toten in der Lagerzeit [lässt] sich in der selben Quelle nachweisen lässt wie oben (Vgl also: BAB, R 1001/2140: Zusammenstellung über die Sterblichkeit in den Kriegsgefangenenlagern in Deutsch-Südwestafrika, (ohne Datum).).
    [...] Noch ein Bsp, nämlich von den Arbeiten zur Modernisierung der Hafenanlagen von Lüderitzbucht, wo im Januar 1907 die Bauarbeiten sogar eingestellt werden mussten, weil von den zu diesem zeitpunkt noch 2000 (!) Inhaftierten "durch Todesfälle und Erkrankungen die Zahl der arbeitsfähigen Hottentotten schliesslich auf kaum 20 geschrumpft war" (NAN, ZBU, 154: Annual Report 1906, Lüderitz.).
    Die Zahl der schon zuvor auch aus diesem Lager beim Eisenbahnbau eingesetzten Gefangenen betrug lt. Kolonialverwaltung zwischen Januar 1906 und Juni 1907 insgesamt 2014 Gefangene, von denen allein während der Bauarbeiten rund 67 %, genauer 1359 Gefangene, starben (Vgl hierzu: NAN, ZBU, 456, D IV, 1.3. Band 5.).
    <<

    Estorff schrieb im selben Brief wie eben genannt, dass von den 245 überlebenden Männern (!) nur 25 arbeitsfähig blieben, während sich der Rest "nur noch an Stöcken fortbewegte" (Vgl dazu. Selber Brief wie oben, 10.4.1907.).

    Wegen diesen Verhältnissen fürchten sogar Gefangene anderer Lager eine Verlegung nach Lüderitzbucht (dort waren - nur zur Info - neben einigen Hereros überwiegend Nama interniert), was auch den Suizid vorziehen ließ. Das geht aus Berichten der RMG hervor, wie zB folgender Fall zeigt: Bei einer Verschiffung einiger Gefangener aus Swakopmund erfuhren die Hereros, dass es auf die Haifischinsel gehen würde. Plötzlich fiel ein Mann einfach um und "Scheltend befahl ihm der diensttuende Unteroffizier, sofort aufstehen. Der Mann blieb liegen. Er hatte sich die Halsadern geöffnet und verblutete" (Vgl. dazu: BRMG, Februar 1906, S. 35.).
    Generell waren die Verhältnisse auf der Haisfischinsel genauso schlimm (wenn nicht gar schlimmer) wie im zuvor beschriebenen Lager in Swakopmund, daher wäre eine weitre Ausführung eigentlich nur der selbe Inhalt wie oben, nur aus anderen Quellen zu anderen Begebenheiten abgeleitet. Als letztes zur HF-Insel vielleicht noch ein Brief von Missionar Nyhof aus dem Jahre 1907:
    "Es sind hier circa 2000 Herero und jetzt noch 1000 Hottentottengefangene. Etwas 1200 Herero sind an die bahnbaugesellschaft abgegeben und diese sind in einem Lager in der Nähe von Geschw.[ister] Laafs Wohnung untergebracht; die übrigen gefangenen sind auf der dem Festlande vorgelagerten Haifischinsel interniert. Die Herero haben [...] Bewegungsfreiheit, die Hottentotten dagegen werden streng bewacht.! Besonders die Hottentotten leiden entsetzlich. Diese wurden bekanntlich Anfang September 1906 von Windhoek und KAribib nach hier überführt. Seitdem sind schon über 700 von ihnen gestorben (etwa 500 Wirboois und 250 Bethanier sind seit September 1906 gestorben). Sonntag, den 25. Nov. war ich zum ersten Mal auf der Haifischinsel um Gottesdienst zu halten. Es fand gerade eine Zählung der gefangenen Hottentotten statt. Damals waren 1218 vorhanden. Dann ist vor Kurzem noch ein kleiner Transport von etwa 60 Köpfen hinzugekommen. Jetzt am 12. Jan. 1907 wurden die Leute wieder gezählt und da waren es noch 1005, also vom 25. Nov. 1906 bis zum 12. Janu. 1907 ein Abgang von 273 [...]. Die Sterblichkeit unter den Hottentotten ist entsetzlich. Durchschnittlich sterben 8 pro Tag, es kommen aber Tage vor, an welchen 18-20 sterben. [...] Die allgemeine Todesursache ist Skorbut! [...] Wer einmal von der Krankheit angetastet ist, der ist ein Todeskandidat. Das einzige Rettuungs- und Heilmittel würde sein, die Leute von hier weg nach dem Inlande zu bringen. Das Klima ist hier an der Küste zu rauh für sie. Bleiben die Hottentotten noch ein Jahr hier, dann werden nach Ablauf dieser Zeit nicht viele mehr übrig sein. - Das Herz thut [sic!] mir weh beim Anblick so vieler Kranke[r] und Sterbende[r]. Das ganze Hottentottenvolk stirbt dahin. Strafe haben sie gewiss verdient, aber dieses Hinsterbenlassen ist nach meinem Dafürhalten allzu grausam" (Vgl. dazu: RMG 1650a, B/c II 77, Bl. 101-105 (hier: S. 103).).

    Man erkennt darin so ziemlich alles, was ich zuvor für Swakopmund aufgezeigt hatte. Und erst später, als Estorff übernahm und Deimling endlich weg war, wurde die Verlegung aufs Festland gestattet, wie aus einem weiteren Schreben Nyhof hervorgeht: "Er hat Wort gehalten [in Bezug auf seine Äußerung, kein Hottentotte dürfte die Insel lebend verlassen, solange er das Sagen hätte - siehe Beitrag #243], hat aber dadurch dem lande einen unermesslichen Schaden zugefügt und nimmt jetzt den traurigen Ruhm mit nach Hause, die Hottentotten ausgerottet zu haben, zwar nicht durch Feuer und Schwert, sondern dadurch, daß er sie all zu lange auf der kalten, felsigen haifischinsel festgehalten hat. Gott sei Dank, er ist nun nach Deutschland abgereist und Herr Oberstleutnant von Estorff ist Truppenkommandeur geworden. Letzterer hat sofort die Leute von der Haisfischinsel nach dem Festlande herüber bringen lassen und so dürfen wir hoffen, daß wenigstens ein rest erhalten bleibt. Es war grauenhaft, hilflos zusehen zu müssen, wie die Männer, Frauen und Kinder [(!)] so massenhaft erkrankten und hinstarben" (Vgl dazu: RMG, 2509a, C/h 23a, B. 347-352 (hier: Bl. 347f).). Estorff hatte die Überführung aufs Festland im April 1907 angeordnet (Vgl dazu: BAB, RKA, 2140, Bl 88: Bericht Estorffs an das Kommando der Schutztruppen in Berlin, 10.4.1907.), worauf das Distriktamtamt eine weitere Zählung vornahm, nach welcher von den insgesamt noch lebenden 573 Eingeborenen 123 so schwer erkrankt waren, dass ihr baldiger Tod zu erwarten war (Vgl dazu: BAB, RKA, 2140, B. 111: Bericht des Distriktamtes Lüderitzbucht an das Gouvernement in Windhuk, 26.4.1907.).


    Angemerkt sei noch zusätzlich zum Schicksal der Nama besonders das der Witbooi, welche ja gegen die Herero an der Seite der Deutschen gekämpft hatten. Denn für die Witbooi wurde nach dem allgemeinen Ende der Lager, der Zustand der gefangenschaft nicht aufgehoben (das geschah erst 1915 mit dem Ende dt. Herrschaft). Das dt. Nama-Kontingent, das zu Beginn des Krieges im Süden rd. 80-100 Krieger zählte, wurde sofort entwaffnet und ebenfalls festgesetzt. Im Sommer 1906 stellte Lindequist den Antrag, die Witbooi (die als besonders gefährlich eingestuft wurden, wohl 1. weil wie sich als ehem. Alliierte abgewandt hatten, und 2. weil der Guerillakrieg im Süden nicht so easy war, wie der schnelle Schlag gegen die vielen Hereros (Dabei kämpften im Süden zu dieser Zeit rund 1.000 Nama-Krieger gegen rd. 14.000 Schutztruppler)) zu deportieren (vgl. dazu: BAB, RKA, 2090, Bl. 64: Telegramm Lindequists an die Kolonials-Abteilung des AA, 10.7.1906.).
    Lindequist plante die damals rund 1599 internierte Witbooi nach Samoa zu deportieren (Vgl. dazu: BAB, RKA 2090, Bl. 71: Telegramm Lindequists an die Kolonial-Abteilung des AA, 23.7.1906.), was jedoch wegen den Transportkosten abgelehnt wurde; die Deportation des ganzen Stammes war somit geblockt, aber Berlin stimmte der bereits praktizierten Deportation von Großleuten zu (Vgl dazu: BAB, RKA, 2090, Bl. 72: Telegramm der Kolonial-Abteilung des AA an Lindequist, 28.7.1906.). Eine Offerte des Transportunternehmens Norddeutscher Lloyd veranschlagte für 300 Witbooi Nama nach Neuguinea 135.000 Mark. Der Transport von 1.500 hätte folglich mehr als 650.000 Mark gekostet (Vgl. dazu: BAB, RKA, 2090, Bl. 89: Telegramm Norddeutscher Lloyd an Gouv. von Deutsch-Neu-Guinea, 29.8.1906.). Stattdessen wurden sie dann zur Haisfischinsel gebracht.
    Die Überlebenden des Kontingents (sowie Frauen und Kinder) waren (gemäß einem von Berlin gebilligten Vorschlag Tecklenburgs) bereits 1904 als Teil von insgesamt 119 Witbooi direkt nach ihrer Entwaffnung an Bord der "Alexander Woermann" nach Togo deportiert worden (Vgl dazu: BAB, RKA; 2090, Bl. 13: Kolonial-Abteilung an Gouv. in Windhoek, 20.1.1905.). Tecklenburg hatte sein Anliegen damals wie folgt begründet: "Vielleicht ist Togo noch geeigneter. Abschiebung unter gegenwärtigen Verhältnissen dringend notwendig. Eingeborene würden es eher verstehen, wenn wir die [...] Witboois niedermachen, als wenn wir sie auf Staatskosten ernährten" (Vgt. dazu: BAB, RKA, 2090, Bl. 5: Tecklenburg an das AA, 21.10.1904.).

    Die Witboois kamen am 28. November 1904 in Togo an, wo anfangs ihr Status als Gefangene sogar bezweifelt wurde, da sie ja noch vor Kurzem mit den Deutschen gegen die Herero gekämpft hatten (Vgl. dazu: BAB, RKA, 2090, B. 11: Brief des Gouv. von Togo an die Kolonial-Abteilung des AA, 12.12.1904.). Als dieser dann geklälrt (bzw. verordnet) worden war, wurden die Witbooi auch in Togo zur Zwangsarbeit herangezogen, jedoch schon Anfang des folgendes Jahres, beklagte man sich über die nicht vorhandene Arbeitsfähigkeit wie folgt: "Von einer wirklichen Arbeitsleistung kann bisher bei den Hottentotten nicht die Rede sein. Ich glaube auch nicht, dass man von ihnen eine Arbeitsleistung wird erzielen können, welche auch nur annähernd die Unkosten, welche ihre Verpflegung und Bekleidung verursachen, decken wird. Die Gewährung eines Entgelts kann daher meines Erachtens vorläufig nicht in Frage kommen. Der Grund für die geringe Arbeitsleistung ist menes Erachtens [...] darin zu finden, dass sie den klimatischen Einflüssen dieser gegend nicht gewachsen sind" (Vgl. dazu: BAB, R 151: Kaiserliches Gouvernement in Deutsch-Südwestafrika, D. IV. m. 2: Feldzug gegen die Hottentotten 1904-1907, Bd 2, Bl. 88f.: Brief Schlettweins an das Kaiserliche Gouvernement zu Lome, 10.2.1905.).
    Daraufhin beschwerte Lome sich in Berlin und telegraphierte: "Rapide Sterblichkeit untr den Hottentotten infolge von Darmkrankheit, bis jetzt 54 [von 119!] tot. Sofortige Entfernung aus Togo unbedingt notwenig" (Vgl. dazu: BAB, RKA, 2090, Bl. 20: Schlettwein an das AA, 27.5.1905.). In Berlin zog man dies in Erwägung aber die Verantwortlichen in DSWA wehrten sich vehement dagegen. Tecklenburg driftete ins völlig Groteske ab, als er (dieser verrückte Hund, hehe - ja, das war Polemik meinerseits, sry) allen Ernstes nach Berlin telegraphierte: "Die hohe Sterblichkeit nimmt hier nicht wunder, muß als Vergeltung für Aufstand angesehen werden. Hottentotten lieber nach Deutschland bringen, auf keinen Fall hierher" (Vgl. dazu: BAB, RKA, 2090, Bl. 22: Tecklenburg an die Kolonial-Abteilung des AA, 4.7.1905.). Togo ließ nicht locker und telegraphierte: "63 Hottentoten tot, 11 gesund, Rest krank. Arzt verlangt Entfernung aus Togo" (Vgl. dazu: BAB, RKA, 2090, Bl. 28: Stationsleiter Preil an das AA, 15.7.1905.), worauf Trotha unverschämterweise entgegnete: "Überführung der Togo-Witboois [...] gänzlich ausgeschlossen. Überwachung auch an einem der beiden Küstenplätze ohne Kette von mir abgelehnt. Jeder Deutsche, der von einem dieser hierher gesandten Witboois erschossen wird, kommt auf das Haupt dessen, der ihre Überführung anordnet" (Vgl dazu: BAB, RKA, 2090, Bl. 34: Trotha an die Kolonial-Abteilung des AA, 27.7.1905.). Damit setzte er sowas wie moralische Daumenschrauben an, da er so das Wohl aller Deutschen regelrecht an das "Unwohl" der Nama knüpfte (bizarr!).

    Schließlich wurden im September 1905 die überlebenden Nama aus Togo, jetzt nur noch 49, nach Kamerun gebracht, wobei nur 48 lebend ankamen, davon 14 schwerst krank. Über die anderen 34 Nama sagte Puttkamer: "Die letzteren sind bis jetzt noch wenig arbeitsfähig und machen in ihrem augenblicklichen Zustand einen jammervollen Eindruck [...]. Um einen ungünstigen Einfluß auf die hiesigen Eingeborenen zu vermeiden, werden sie stets von anderen Arbeitern getrennt beschäftigt" (Vgl. dazu: BAB, RKA, 2090, Bl. 45f.: Puttkamer an die Kolonials-Abteilung des AA, 23.9.1905.). Und auch in Kamerun folgten schon nach in den ersten 2 Monaten die gleichen Beschwerden, wie zuvor aus Togo, wie man zB an einem anderen Telegramm Puttkamers nach Berlin erkennt: "Ihre Atbeitsleistungen sind kaum nennenswert und lohnen die teure Verpflegung bei weitem nicht. Ich kann deshalb meinen Antrag [...] betreffend Übersendung der leute nach ihrer Heimat nur gehorsam wiederholen" (Vgl. dazu: BAB, RKA, 2090, B. 54: Puttkamer an die Kolonial-Abteilung des AA, 23.11.1905.).
    Nach langem bürokratischem Hin & Her-Schieben (ich kann das des Umfangs wegen hier nicht darstellen) erlaubte Windhoek schließlich erst im Februar des folgenden Jahres eine Rückführung nach DSWA (Vgl. dazu: BAB, RKA, 2090, B. 58: Lindequist an die Kolonial-Abteilung des AA, 11.2.1906.). Später sollte Lindequist darauf bestehen, dass es sich bei den zurückkehrenden Witbooi (auf einmal!) "nicht um kriegsgefangene Hottentotten" handeln würde, um sie der Militärverwaltung zu entziehen und sie bei Bauvorhaben in Windhoek einsetzten zu können (Vgl dazu: NAN, BAU, 74, H 13, Bl. 24: Gouv. an Kommando der Schutztruppe, 19.10.1906.). Am 9. Juni 1906 nahm ein Dampfer der Woermann-Linie die übrigen 42 (!!!von 119!) Nama in Kamerun auf und brachte sie wieder nach DSWA (Vgl. dazu: BAB, RKA, 2090, Bl. 61: Puttkamer an die Kolonial-Abteilung des AA, 25.5.1906.).

    Wie ich schon oben gesagt hatte, endete für die Nama die Gefangenschaft aber nicht 1908 wie für die anderen Stämme, weshalb es zu weitren Deportationen kam. 1910 gehörte auch der Sohn des mittlerweile getöteten Hendrik Witbooi dazu, welcher sich bin 1909 noch beim letzten Widerstand um Simon Kopper aufgehalten hatte, bevor er sich selber (!) stellte. Der Deportation wurde zugestimmt wegen der (von Hintrager behaupteten) anbgeblichen permanenten Ausbruchsgefahr - nach dem Motto: die dt. Gefängnisse könnten dieses Kaliber von Verbrechern nicht halten (Vgl. dazu: BAB, RKA, 2090, Bl. 119: Gouv. an RKA, 1.3.1910.).
    Am 19. Juni trafen 93 Nama in Kamerun ein (Vgl dazu: BAB, RKA, 2090, B. 128: Seitz [damals noch net Gouv von DSWA sondern von Kamerun] an RKA, 18.11.1910.), eine Liste der Deportierten (und somit die Zahl) lässt findet man sowohl in Deutschland als auch in Namibia (Vgl. dazu: BAB, RKA, 2090, Bl. 134f und NAN, ZBU, F.V.p. 5, Bl. 69f.: Verbannung in andere Schutzgebiete.). Die Nama (in Kamerun) waren in Lumpen gehüllt, teilweise nackt und völlig abgemagert (Vgl dazu: BAB, RKA, Bl. 130: Bericht des Chefarztes der Kaiserlichen Schutztruppe in Kamerun, Ziemann, 21.6.1910.). Die Militärärzte füchteten, dass die Nama nicht imstande waren zu arbeiten und somit nur dem Staat zur Last fallen würden (Vgl. dazu: BAB, RKA, 2090, Bl. 138: Meldung über den Gesundheitszustand unter den Hottentotten vom Oberarzt der Schutztruppe in Kamerun, 21.7.1910.) und bis Oktober 1910 verstaben in Duala 26 Nama. Daraufhin wurde ihre Verlegung ins Hochland (wegen anderem Klima) angeordnet, jedoch konnten von den noch 67 Nama nur 27 sofort nach Dschang weiterreisen, 40 waren dafür zu krank (Vgl dazu: BAB, RKA, 2090, B. 136: Gleim an RKA, 8.10.1910.). Die Kolonialregierung sah diese Maßnahme als Erfolg an und berichtete, die Hottentotten hätten sich im Hochland nach einer Erholungsphase regeneriert und währen "mit Ausnahme einiger Kranker in gutem Ernährungszustande und körperlichem Wohlsein" (Vgl dazu: BAB, RKA, 2090, B. 138: Gesundheitsbericht über die Hottentotten der Station Dschang im Monat Oktober 1910 von Dr. Rinke, ohne Datum.).
    Dass dem nicht so war ergibt sich aus der Tatsache, dass 25 der 67 Nama dort an Tuberkolose starben und der zuständige Arzt in Dschang nahm an, "dass in 1 bis 2 Jahren nur noch einen ganz verschwindende Zahl der Hottentotten vielleicht überleben wird" (Vgl dazu: BAB, RKA, 2090, Bl. 144: Bericht über den Gesundheitszustand der nach Dschang verbannten Hottentotten, 14.9.1911.). Und erneut wurde die bekannte Beschwerde eingereicht, dass die Nama durch ihre Arbeitsleistung die Kosten ihrer Verpflegung nicht rechtfertigen (Vgl. dazu: BAB, RKA; 2090, Bl. 142: Gleim an RKA, 22.10.1911.). Ihre Rückführung wurde jedoch wieder blockiert wegen einer angeblichen Gefahr, die von ihnen ausginge (Auch diese Korrespondenz ist zu umfangreich um sie hier darzustellen. Vgl u.a. einfach: BAB, RKA, 2090: Seits an RKA, 1.2.1912.), worauf die RMG massiv protestierte (auch das kann ich wegen des Umfangs jetzt net ausführen). Anna Wuhrmann berichtete über ihren Besuch in Dschang: "In einem abgelegenen Hof zwischen hohen Mauern fanden wir eine Schar todkranker Männer, Frauen und Kinder. Vor einbem Jahre waren es 68, jetzt sind es noch 43 [Die korrekten Zahlen wären 67 und 42, was aber hier egal ist], und viele von diesen gehen schon im Todesschattentale. Das Klima und die Lebensweise bekommt ihnen so schlecht, dass sie alle an Auszehrung leiden; dabei sehen sie aus wie umherwandelnde Leichen, hohlwangig, blass und mit mattblickenden Augen. Ein beständiges heiseres Husten tönt druch den Hof und aus den kleinen Hütten, die das Gehöft auf einer Seite abschliessen" (Vgl. BAB, RKA, 2090, Bl. 147f.).
    Dieser Bericht wurde in den "Mitteilingen der Baseler Frauenmission" veröffentlicht, was dem RKA sehr ungelegen kam, Spiecker (wir erinnern uns - ein Obermacker der RMG) drohte sogar bei nicht Rückführung an, die Sache im RT zur sprache zu bringen, worauf man in Windhoek damit reagierte, dass man in solch einem Falle künftig keinerlei Begnadigungen bei zum Tode verurteilen aussprechen würde (Vgl. dazu: NAN, ZBU, F.V.p. 5, Bl. 174f.: Seitz an Missionar Olpp, 6.12.1912.). Tatsächlich kam die Sache vor den RT, welcher den Reichskanzler 1913 aufforderte, "er möge veranlassen, dass die nach Kamerun verbannten Hottentotten in ihre heimat zurückkehren und dort ihren früheren Lebensgewohnheiten gemäss [sic!] angesiedelt werden" (Vgl. dazu: BAB, RKA, 2090, B. 184.). Dieser ordnete die Rückführung an (Vgl. dazu: NAN, ZBU, F.V.p. 5, Bl. 193: RKA an Seitz, 8.3.1913.) und am 16. Oktober 1913 (also 9 Jahre nach dem Beginn des Namakriegs) kamen letztendlich noch 42 Nama (die Zahl ist tatsächlich identisch mit der von den Rückkehrern 1906) wieder in DSWA an (Vgl dazu: BAB, RKA, 2091, Bl. 17: Seitz an RKA, 29.12.1913.). Ihre Gefangenschaft blieb jedoch bis 1915 in Kraft (wie oben erwähnt), zudem wurden sie nicht wieder in ihre Heimat im Süden gelassen, sondern bei Otjiwarongo (Mitten im früheren Herero-Land) angesiedelt (vgl. dazu: NAN, ZBU, F.V.p. 5, Bl. 193: RKA an Seitz, 8.3.1913.).

    Dies geschah wohlgemerkt unter Zwang durch den Reichstag und nicht mit Seitz´ Zustimmung, welcher sich konstant gegen jede Rückführung gewehrt hatte; das lässt sich zB auch an folgenden Schreiben festmachen: "Sollen wir zusehen, wie eine Anzahl Hottentotten, die im Aufstand gegen und gekämpf [...] sobald sie in den Besitz von Gewehren und Munition kommen würden, von neuem Putschversuche machen würden, eventuell in Kamerun sterben, oder sollen wir die Leute nach Südwestafrika zurückkommen lassen, um dort das Leben so und so vieler weisser Frauen und Kinder zu gefährden? [...] ich weiss [...] dass ihre Verstellkunst unglaublich groß ist und die Räubernatur in jedem Hottentotten steckt". Zudem führte er an "dass jede Vertrauensseligkeit gegenüber diesen Leuten sich noch immer bitter gerächt hat[te]" (vgl dazu: NAN, ZBU, 716, F.V.p. 5, Bl. 197: Seitz an Missionar Keller, 30.12.1912.). Auffällig ist hier auch, dass Seitz die Diskrepanz zwischen seiner Sorge um dt. Frauen und Kinder, bei gleichzeitiger Auslöschung ebs. Frauen und Kinder der Nama, nicht einmal zu bemerken scheint (da er sonst wohl diese Termonologie nicht verwendet hätte).

    Man sieht daran, dass genozidale Politik in DSWA nicht nur nicht durch das Jahr 1908, sondern auch nicht einmal durch die Grenzen DSWAs eingegrenzt wurde. Das wird häufig übersehen, wobei die Lagerpolitik bis 1908 und nur in DSWA schon ausreicht, um diese Politik eindeutig nachweisen zu können.

    Folglich ist die Lagerpolitik ein eindeutiger Beweis für einen Genozid, und dass schon völlig ohne Trotha Kriegsführung, Sandfeld und MAssaker. Denn diese Lager waren auch in Friedenszeiten in Betrieb, die Sterblichkeit der Inhaftierten war durchaus amtlich erfasst worden und somit auch Berlin bewusst gewesen. Wie in den beiträgen zuvor dargelegt, wurde sie jedoch nicht unterbunden, sondern billigend in Kauf genommen. Die Vernichtungpolitik, ob gewollt oder "nur" gebilligt ist irrelevant für die Ausgangsfrage nach dem genozid, wurde durch Zwangsarbeit, gekoppelt an Unterbringung und Ernährung vorangetrieben. Jede Form der Intervention durch die Mission wurde geblockt, so auch (zB) von Tecklenburg, der sagte: "Es wäre ein Verbrechen an unseren kranken Soldaten in den Lazaretten, an den Ansiedlern und ihren Kindern, wenn man auch nur eine der für diese so notwendigen Miclhkühe verwenden wollte, um einige gefangene Herero mehr am Leben zu erhalten [...]" (Vgl. dazu: BAB, r 1001/2118, Bl. 153: Tecklenburg an die Kolonial-Abteilung des AA, 3.7.1905.). Damit wandte er ebenfalls Trothas (siehe oben) moralische Daumenschrauebn an und koppelte das leid der Gefangenen an das Wohlerheben der Deutschen (salopp: genau so macht man Extremisten, die nicht mehr klar sehen, weil es nur noch gut & böse gibt). Auch wird durch ein Zitat wie dieses eindeutig belegt, dass der Tod der Gefangenen durch Fehl- und Mangelernährung allen bewusst war aber gebilligt wurde. Die Einbeziehung der Kinder spricht auch eine deutliche Sprache, nämlich dass die Internierung der Menschen nicht (wie anfangs von Dir indirekt durch eine rhet. Frage behauptet) wegen einer Beteiligung am Krieg erfolgte. Der Grund für die Gefangenschaft war hier die bloße Zugehörigkeit zu ihrem Stamm, ihr Verbrechen folglich nur die Zugehörigkeit einer Ethnie (und das ist ein Paradebeispiel von genozidaler Politik, siehe Definition von Genozid in Beitägen zuvor).

    Dh unabhängig von Trothas V-Krieg, welcher an sich ausreichen würde, sind die Lager ein unumstößlicher Nachweis dieser V-Politik. Ob die Vernichtung gewollt wurde, ist nicht erwiesen, aber auch nicht relevant - definitiv erwiesen (siehe alle relevanten Beiträge ab # 231) ist jedoch, dass die dt. Regierung eine mögliche Vernichtung billigend in Kauf genommen hat. Auch vordruckte Totenscheine mit dem Inhalt "Tod durch Entkräftung" belegen dies (Vgl dazu: Gewald, Jan-Bart, Herero and Missionaries. The making of Historical Sources in the 1920s, in: Möhling, Wilhelm (Hg), frühe Kolonialgeschichte Namibias 1880-19030, Köln 2000, S. 77-95, hier. S. 78.).


    Erwiesen ist, dass in den Lagern folglich ein Genozid vollzogen wurde - ob mit Absicht oder als gebilligtes Nebenprodukt ist nicht relevant für die Anfangsthematik: Namibia - Genozid vs. kein Genozid.
    Damit bin ich am Ende meiner Darlegung, reicht jetzt, da ich jetzt alles (bzw. "genug") gesagt hab, von dem, was ich von anfang an sagen wollte. Zusätzlich gab es entsprechende Exkurse bzw. Reaktionen meinerseits auf weitere falsche Auslegungen, die ins Feld geführt worden waren. JETZT also bin ich endgültig bei der Beweisführung für die Genozid-Aussage angelangt. Dabei sprachen nur die Quellen, ich habe mich weitgehend rausgehalten beim Zusammentragen. Und diese (siehe Beiträge zuvor) sprechen ja für sich. Ich verfasse gleich noch eine Post mit dem Verweis auf das Ende meines Beitrags, es sei denn weitere falsche Auslegung würde weitere Gegendarstellungen provozieren.

    Ich denke ich habe in den vergangenen Beiträgen ausreichend dargestellt wie die dt. Politik dort war und anhand dessen eindeutig nachweisen können, dass es sich um einen Genozid handelte (NOCHMAL: Ob Absicht oder nicht ist EGAL bei der Frage, denn darum ging es nicht).
    Somit darf ich jetzt sagen (was manchen vielleicht erfreut):

    "Ich habe [erstmal] fertig..."

    MfG
    Sniper

  7. #277
    GESPERRT
    Registriert seit
    21.11.2012
    Beiträge
    507

    Standard AW: Namibia I

    Abschließend...

    [Nochmal eine allgemeine Bemerkung: Die Archive sind teils nie ganz ausgeschrieben worden, aber ich gehe davon aus, dass jeder weiß, wofür die Kürzel stehen, also zB NAN = National Archives of Namibia, BA-MA steht für das Bundesarchiv & Militärhistorisches Archiv in Freibug, usw. Notfalls kann man sie googlen oder so. Zum Ablagesystem sagte ich ja schon was, es identifiziert in der Regel das Archiv. Somit ist BAB, RKA, 2089 dasselbe wie BAB, R 1001/2089 usw. Ach ja und BAL & BAB sind das Gleiche - je nachdem ob man sagen möchte BA BErlin oder eben BA Lichterfelde.
    SelLit die nur als verstümmelte Version mit dem "wie oben" Zusatz auftaucht, findet sich auch tatsächlich in einem der unten mit Nummer aufgezählten Beiträge, jeder Titel wurde mindestens einmal komplett genannt
    .]


    Engführung:

    Ich hoffe Du setzt Dich mit der gesamten (!) Darstellung auseinander bzw. den darin erläuternten Zusammenhängen/Hintergründen, sowie aufgeführten Quellen. Denk ernsthaft darüber nach und erkenne, dass die Behauptung, die das hier überhaupt ausgelöst hatte, einfach falsch ist. Es mag Zeit dauern, aber ich hoffe dass Du irgendwann dahinter steigst.

    In den Beiträgen #233, #236, #238, #243, #272 (Erster Teil = grober Überblick der ersten vier Beiträge), #274, #275 und #276 habe ich NUR anhand von (überwiegend dt. amtlichen) Quellen dargelegt, dass die deutsche Herrschaft in Namibia beginnend mit dem Krieg 1904 bis zum Ende der Herrschaft 1915 genozidale Politik aufwies. Dies belegte ich mit entsprechend nüchternen Quellen wie Verwaltungsakten etc.

    Festgestellt werden konnte, das Befehle zum V-Krieg ausgegeben und vollstreckt wurden, ebenso, dass es von Berlin gebilligt wurde. So auch vopn der dt. Öffentlichkeit, welche durch gezielte Wissensvermittlung massiv und teils unterschwellig mit Legitimationsstrategien infiziert wurde, welche eine objektive Siche nicht mehr zuzulassen schienen.

    Zudem konnte nachgewiesen werden, dass die dt. Politik der Konzentrationslager und Deportationen nach dem Krieg auch vor Kindern nicht halt machte, was also über Verstöße gegen grundsätzliche Regeln der Menschlichkeit hinaus einen Genozid aufzeigt, welcher sich als Nebenprodukt einer versuchten Etablierung der seit Beginn der Kolonisierung systematisch angestrebten totalen Enteignung und Entrechtlichung der Afrikaner, sowie der Aneignung der Kontrolle über sie, entwickelt hatte.

    Ebenfalls gezeigt wurde, dass die physische Vernichtung zwar von Berlin nicht zwungend gewollt, aber unstrittig wohlwollend und billigend in Kauf genommen worden war.


    In diesem Thread (der mit #228 anfängt) ging es mir darum Wolfgers Behauptung, es wäre kein Völkermord gewesen, anhand von Primärquellen zu widerlegen, was ich wohl ausreichend getan habe (Die Quellen sprechen (alleine) für sich selbst). Dabei blieb die Darstellung (meinerseits) konstant unideologisch und nüchtern objektiv, ich ließ nur die Quellen sprechen. Somit war also nie das Ziel eine moralische Anklage zu erheben, allein schon weil diese Anklage an die Leute von vor 100 Jahren zu adressieren wäre (und somit heute sinnlos wäre). HIER GING ES nur UM den Nachweis des Genozids, da Wolfger der Meinung war, dass es diesen nicht gab, dh es ging darum, dass er (und ggf andere mit ihm) nicht weiter mit einer Lüge durchs Leben laufen. Alles andere, was hier Leute, die nicht einla die Beiträge richtig lesen konnten, unterstellten, ist unzutreffend - dieser (Original)Thread diente nur dazu die falsche Annahme, dass es kein Genozid war, zu widerlegen.
    Und in entsprechenden Beiträgen finden sich genügend Quellen, die unwiderbringlich davon zeugen, dass es eben einer wahr.


    Abschließend führe ich die bereits zuvor einmal zitierte Definition des Genozids, diesmal auch direkt in deutsch verfasst (dann brauch keiner dafür zurückzublättern):
    Demnach bedeutet ein Genozid "eine der folgenden Handlungen, die Absichtlich begangen wird, eine nationale, ethnische, rassische oder religiöse Gruppe als solche ganz oder teilweise zu zerstören:
    a) Tötung von Mitgliedern der Gruppe;
    b) Verursachung von schwerenm körperlichen oder seelischen Schaden an Mitgliedern der Gruppe;
    c) vorsätzliches Auferlegen von Lebensbedingungen für eine Gruppe, die geeignet sind, ihre körperliche Zerstörung ganz oder teilweise herbeizuführen;
    d) Verhängung von Maßnahmen, die auf die Geburtenverhinderung innerhalb der Gruppe gerichter sind;
    e) gewaltsame Überführung von Kindern der Gruppe in eine andere Gruppe"
    (Vgl dazu: Vereinte Nationen: Konvention zur Verhütung und Bestrafung von Völkermord, 9.12.1948, Art. 2.).

    Wie in den Beiträgen zuvor gezeigt, sind vier Punkte direkt gegeben (a,b,c und e), einer wenn, dann nur indirekt (d, idF durch das Vorhandensein von c). Und die Termonologie mit der "Absicht" heisst idF nicht nur, dass man es plante und durchzog, sondern meint die bloße Billigung. Absicht bezieht sich hier auch auf sowas wie Mitwisserschaft. Das ist so wie wenn man von einer Straftat weiß, sie aber nicht unterlässt. ZB wenn man sich in der Tür geirrt hat und in eine fremde Wohnung eintritt, dann merkst, dass man sich geirrt hat, aber trotzdem nicht rausgeht und somit Hausfriedensbruch begeht. Dh man hatte zwar nicht die "Absicht" einzubrechen, ging jedoch nicht raus, obwohl man erkannt hatte, dass man eingebrochen war (verstehst?).
    Oder blumig ausgedrückt:
    es gibt diesen schönen Spruch von Edmund Burke, der sinngemäß lautet, dass das Böse immer dann gewonnen hat, wenn die Guten nichts tun (das ist diesselbe Logik der Mitwisserschaft, die ich meinte).

    Am Ende dieser ganzen Darstellung hier (Vgl. die Beiträge zuvor ab #228, abzüglich der Off-Topic-Spams) steht die Feststellung, dass die deutschen Maßnahmen in DSWA ab 1904 als Genozid zu bewerten sind, welcher zwar ohne direkte Absicht, aber eben mit wissentlicher Billigung erfolgt war.
    Mehr nicht - jetzt können wir alle weiterleben, ohne mit falschen (unfundierten) apologetischen Behauptungen durch die Gegend zu rennen. Auch unbequeme Wahrheit bereichert, als dass sie uns der in Echtzeit (im Hier&Jetzt) erfahrenen Realität grundsätzlich (also IMMER) näher bringt, wobei sich für den Einzelnen dann nur die Frage stellt, wie nah oder wie weit er von der Realität entfernt sein Dasein fristen und seine Existenz definieren will.

    MfG
    Sniper

  8. #278
    Mitglied
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    Standard AW: Namibia I

    Zitat Zitat von realsniper Beitrag anzeigen
    Am Ende dieser ganzen Darstellung hier steht die Feststellung, dass die deutschen Maßnahmen in DSWA ab 1904 als Genozid zu bewerten sind, welcher zwar ohne direkte Absicht, aber eben mit wissentlicher Billigung erfolgt war.
    Ein Beitrag über die Gehirnwäsche und Fälschungen seit Ende der 1960iger Jahre:

    ZWISCHEN AMNESIE UND QUELLENFÄLSCHUNG

    Die vorliegende Arbeit steht in engem Zusammenhang mit der daran anschliessenden Studie “Grenzen und Verantwortung der Genozidhistorie: Zur Revitalisierung von
    ethnischen Konflikten in Namibia” (veröffentlicht in
    “Allgemeine Zeitung”, Windhoek, 16.8.2006, S.5.)

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  9. #279
    Mitglied Benutzerbild von Großadmiral
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    Standard AW: Namibia I

    @ Realsniper woran erkenne ich ob eine sekundärquelle Zitierfähig ist z.B in einer Seminararbeit.

  10. #280
    GESPERRT
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    507

    Standard AW: Namibia I

    @ WOlfGER: Oh nein, es geht jetzt schon doch noch weiter (hehe). Ich bin ab Dienstag auf der tagung und jetzt direkt weg wegen Wochenende (muss um 21.29h ne Bahn kriegen und weiß net ob die pünktlich/regelmäßig fahren wegen dem ganzen Schnee. Daher guck ich mir das erst morgen abend oder montag früh an, auf jeden Fall melde ich mich noch vo der Dreckstagung diesbezüglich zurück.
    Bis dahin also erstma...

    Dann noch kurz zu Dir:

    Zitat Zitat von Großadmiral Beitrag anzeigen
    @ Realsniper woran erkenne ich ob eine sekundärquelle Zitierfähig ist z.B in einer Seminararbeit.
    Vorweg: BITTE BITTE BITTE zieht mir net wieder die Namibia-relevanten Beiträge durch Off Topic auseinander, BITTE net schon wieder, hehe.
    Sofern Du also noch ne Folgefrage/-anmerkung hast, schick mir die bitte über PN. Net mehr hier posten. Danke.

    Zu Deiner Frage: Grundsätzlich gilt bei Seminararbeiten dasselbe wie bei Qualifikationsarbeiten (BA, MA, Diss und Habi) - halt Dich einfach an das, was in den Proseminaren als Stand. gezeigt wird bzw. der Dozent im jeweiligen Seminar, für das die HA ist, vorgab (damit fährste eh besser, weil alle Dozenten - das kenne ich aus meinem Studium - zwar sagen "grundlegende Techniken Wissenschaftlichen Arbeitens" blabla, aber sich untereinander in Kleinigkeiten bei Formalia immer alle voreinander unterscheiden - das habe ich früher sowas von geHASSt, wenn das von Seminar zu Seminar wechselte).
    Wenn es sich nicht um eine Qualifikationsarbeit (zur Erlangung eines akad. Grades handelt), sondern sowas wie Proseminar, Hautseminar, etc, also einfach nur eine Abschlussprüfung der Veranstaltung, kannst Du mit der bestimmt im Seminarplan oder irgendwo elektronisch ausgegebe Literaturliste anfange, darin wirst Du zB schonmal nicht finden, was zu zitieren net erlaubt wäre.

    Grundsätzlich ist jede Forschungsliteratur zitierfähig (also Werke die in Universitäts- oder Landesbibliotheken zu finden sind. Fakultäten haben zudem noch Fachbibliotheken, die zählen auch dazu), wobei dabei auf die Aktualität geachtet werden sollte (Du kannst natürlich auch was von 1950 zitieren, aber Dir dafür Minuspunkte einfahren, weil Du als Wissenschaftler ja nicht nur die Inhalte und die Methode, sondern eben auch entsprechende Quellenkritik betreiben kannst. Wenn Du also was überholtes anführst ohne Kommentar, dass es das ist, wird man Dir das negativ ankreiden, weil Du überholtes Wissen als Ideensteinbruch benutzt). Und wenn man sich nicht sicher ist, ob Werke überholt sind oder nicht, und keine Kenntnis von entsprechenden Rezensionen hat, wäre der sicherste (aber auch einfachste, daher je nach Arbeit VORSICHT bei der Wahl des einfachen) generell das Neuste zu verwenden (Bei Wissenschaften der Philosophischen Fakultät (also alle geisteswissenschaften, dazu zählen auf Sprach und Medien zeug) kannste als faustregel immer von: noch neu = innerhalb der letzten 10-15 Jahren erscheienen ausgehen). Es gibt aber unüberholte Standartwerke, die auch 40 Jahre alt sein können. Wenn Du nicht genau weißt, welche das sind, ist es manchmal hilfreich die Fußnoten in mehreren aktuellen Werken abzugrasen. Findest Du zB immer wieder Zitationen eines bestimmten alten Buches in zB 5 neuen, kannst Du davon ausgehen (in der Regel), dass die Neuen nicht ohne Grund darauf Bezug nehmen. Kannst aber auch (das ist der einfachste Weg) den entsprechenden Dozenten fragen, wenn Du Dir bei einem Werk nicht sicher bist, das hat mit Deiner späteren Note nix zu tun, egal wie oft er Dir vorher zur Seite steht. An der Uni biste ja gerade eben nicht (wie bei Prüfungen in der Schulzeit) auf Dich allein gestellt, im gegenteil: Je mehr Du interagierst, desto besser wird in der regel 1. das Ergebnis und 2. Dein Know-How im wissenschaftlichen Arbeiten innerhalb Deines Fachbereichs.

    Was nicht zitierwürdig ist, sind alle Formen von gedruckten Texten ohne Autor, sowie nicht rezensierte digitale Texte (zB Wiki) - anders verhält es sich bei Texten, die auf der Fakultätsseite im Rahmen eines Studienprojekts etc. hochgeladen wurden. Dann musste aber immer den kompletten Link in die Fußnote einbauen mit der Zugabe von mindestens dem Datum, an dem Du diese Seite genutzt haste (weil die ja verändert oder ganz beseitigt werden kann, im Gegensatz zum gedruckten Buch mit ISBN).
    Auch nicht im wissenschaftlichen Rahmen zitierfähig sind Artikel, Leserbriefe, etc. aus Zeitungen und Publikumszeitschriften (nicht zu verwechseln mit Wissenschaftlichen "Zeitschriften", die eher wie Sammelbände funktionieren und auch in Fachbibioltheken zu finden sind, net am Kiosk). Einzige Ausnahem wäre, wenn Du sie nicht als SekLit, sondern als Quelle zitierst (zB bei einer Unteruchung der Berichterstattung über die (zB) Finanzkrise am Bsp von 5 dt. Tageszeitungen oder sowas). Dann dienen sie aber nur als Quelle für Deine methodische Untersuchung, nicht als Quelle für Fakten/Wahrheiten (das sind sie im wissenschaftlichen Sinne nämlich nicht bzw. nicht bedenkenlos als solche zugelassen).

    Bei der Zitierfähigkeit im wissenschaftliche Rahmen geht es primär um die NAchvollziehbarkeit für Dritte, dh alles was Du zitierst, muss jeder jederzeit im Oringinal finden und prüfen können. Somit kannste nicht zB einen Brief Deiner Oma oder so zitieren um daraus Inhalte/fakten zu belegen.
    Ich hoffe das reicht Dir (BITTE NICHT MEHR HIER REIN POSTEN, WENN DANN PN SCHICKEN), ich muss jetzt echt los, wenn die bahn früher kommt, hab ich verkackt.

    Bis dann

    PS: NAMIBIA THREAD DEN "NAMIBIERN" (hehe) - PLS NO MORE OFF TOPIC

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