Der Mord an der Apothekerin Marwa S. (32) im Dresdner Landgericht empört Muslime weltweit. In arabischen Medien wird offen Kritik an Deutschland geäußert. In den einschlägigen Internetforen drohen Islamisten mit Vergeltung: „Das Blut unserer Schwester Marwa wird nicht umsonst geflossen sein."
Am Anfang stand ein Beleidigungsfall. Doch dann geschah ein Aufsehen erregender Mord, der nun in vielen muslimischen Ländern emotionale Reaktionen hervorruft und von gewaltbereiten Islamisten für ihre Zwecke instrumentalisiert wird.
Es geht um den Tod der Apothekerin Marwa S. (32) im Dresdner Landgericht. Islamisten nutzen die Bluttat, um Aggressionen gegen die Deutschen zu schüren. In den Dschihad-Internetforen der Terrororganisation al-Qaida werden Meldungen wie „Mord an einer Muslima in deutschem Gerichtssaal“ oder „Deutscher Extremist tötet ägyptische Frau“ dahingehend kommentiert, dass der deutsche Rechtsstaat die muslimische Frau nicht ausreichend vor ihrem Mörder geschützt habe. In einschlägigen Videos wird gar zur Vergeltung aufgerufen.
Solche Meldungen und Kommentare bleiben in der arabische Welt nicht wirkungslos. Dies zeigte sich gestern in der ägyptischen Stadt Alexandria. Mehr als 1000 Menschen schlossen sich dem Trauerzug für die Getötete an, der dann aber schnell den Charakter einer Protestdemonstration trug. Einige der Trauergäste riefen „Nieder mit Deutschland!“ und „Wir wollen Vergeltung“.
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Doch diese einordnenden Stimmen werden den Rachsüchtigen übertönt. Und so gewinnt der Fall zunehmend politische Dimensionen. Denn seit geraumer Zeit schon drohen aus Deutschland stammende Dschihadisten mit Terroranschlägen. Gerade erst haben die Sicherheitsdienste vor möglichen Anschlägen vor der Bundestagswahl gewarnt. Bislang argumentierten die Dschihadisten vornehmlich mit dem Einsatz deutscher Soldaten in Afghanistan. Jetzt versuchen sie, sogar diese Bluttat für ihre Propaganda zu nutzen.
Die Bundesregierung wies die Kritik zurück. „In diesem konkreten Fall haben wir uns mit einer Stellungnahme zurückgehalten, weil die Umstände nicht hinreichend klar gewesen sind, um eine so weitreichende politische Erklärung abzugeben“, sagte der stellvertretende Regierungssprecher Thomas Steg. Bundeskanzlerin Angela Merkel habe „natürlich sehr emotional“ auf den Vorfall reagiert. „Sollte in diesem Fall ein fremdenfeindlicher, ein rassistischer Hintergrund gegeben sein“, sei es keine Frage, dass die Bundesregierung dies „natürlich aufs Schärfste verurteilt“ sowie Empörung und Abscheu äußere, sagte Steg.
Wie emotional die Debatte über den Mord im Dresdner Gerichtssaal inzwischen weltweit geführt wird, zeigt ein Blick ins Internet. Dort erklären teils muslimische Nutzer verschiedener Internetplattformen und Blogs ihre „ägyptische Schwester Marwa“ zur Märtyrerin für den Islam. „Möge Allah unsere Schwester Marwa den Status einer Märtyrerin geben“, heißt es in einer in einem Video eingeblendeten Textzeile, „denn sie wurde wegen ihrer Religion getötet“.
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