Bunte Republik Deutschland: In der Startelf der deutschen U21 bei der EM-Partie gegen Spanien standen neun Spieler mit Migrationshintergrund. Doch durch die neuen Wechselbestimmungen der Fifa können sie noch den Verband wechseln. Dementsprechend umworben sind die deutschen Talente.
Wenn Oliver Bierhoff demnächst von seinem Besuch bei der U21-Nationalmannschaft zurückkehrt, wird er bestimmt wieder ein prall gefülltes Postfach vorfinden. Oft genug beklagen sich die deutschen Fußballfans nämlich darüber, wenn Nationalspieler die Hymne vor den Partien nicht singen, nicht einmal summen – ja, meist sogar gänzlich schweigen. „Wir bekommen beim DFB einiger dieser Briefe“, berichtet der Teammanager des Deutschen Fußball-Bundes (DFB).
Und in diesen Tagen kommt es recht häufig vor, dass bei „Einigkeit und Recht und Freiheit“ die Münder der deutschen Spieler geschlossen bleiben. Denn im deutschen Kader, der gerade bei der U21-Europameisterschaft in Schweden um den Titel kämpft, befindet sich ein Dutzend Spieler, deren Vorfahren nicht ausschließlich aus Deutschland kommen.
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Die Eltern von Mesut Özil stammen beispielsweise aus der Türkei, Marko Marin besitzt jugoslawische Ahnen, Kapitän Sami Khedira hat eine verwandtschaftliche Verbundenheit zu Tunesien, und Hoffenheims Andreas Beck wurde in Sibirien geboren. Wenn zwei Herzen in der Brust schlagen, entstehen nachvollziehbare innere Konflikte, sobald die Nationalhymnen erklingen.
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Für Bierhoff ist es „gelebte Immigration“, die im deutschen Fußball vollzogen wird. „Der Weg zeigt die Toleranz gegenüber Menschen aus anderen Ländern. Wir halten diesen Migrationshintergrund beim DFB bewusst sehr hoch“, sagt der Manager. Im Endeffekt sollen die Teams auch davon profitieren. „Andere Nationen bringen andere Spielweisen, das sind positive Einflüsse“, findet Khedira. „Man sagt immer, dass afrikanische Mannschaften technisch stark sind, in Europa ist die Taktik ausgereifter“, sagt Aogo. Der Mix macht es also. Auch der Fußball von Nationen wie Frankreich wird durch deren ehemalige Kolonien in Afrika stark geprägt.