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Thema: Mein Lieblingsgedicht !

  1. #1
    GESPERRT
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    Daumen hoch! Mein Lieblingsgedicht !

    Louise Aston

    Lied einer schlesischen Weberin


    Wenn's in den Bergen rastet,
    Der Mühlbach stärker rauscht,
    Der Mond in stummer Klage
    Durch's stille Strohdach lauscht;
    Wenn trüb die Lampe flackert
    Im Winkel auf dem Schrein:
    Dann fallen meine Hände
    Müd in den Schooß hinein.

    So hab' ich oft gesessen
    Bis in die tiefe Nacht,
    Geträumt mit offnen Augen,
    Weiß nicht, was ich gedacht;
    Doch immer heißer fielen
    Die Thränen auf die Händ' -
    Gedacht mag ich wohl haben:
    Hat's Elend gar kein End? -

    Gestorben ist mein Vater, -
    Vor Kurzem war's ein Jahr -
    Wie sanft und selig schlief er
    Auf seiner Todtenbahr'!
    Der Liebste nahm die Büchse,
    Zu helfen in der Noth;
    Nicht wieder ist er kommen,
    Der Förster schoß ihn todt. -

    Es sagen oft die Leute:
    "Du bist so jung und schön,
    Und doch so bleich und traurig
    Sollst du in Schmerz vergehn?" -
    "Nicht bleich und auch nicht traurig!"
    Wie spricht sich das geschwind
    Wo an dem weiten Himmel
    Kein Sternlein mehr ich find'!

    Der Fabrikant ist kommen,
    Sagt mir: "mein Herzenskind,
    Wohl weiß ich, wie die Deinen
    In Noth und Kummer sind;
    Drum willst Du bei mir ruhen
    Der Nächte drei und vier,
    Sieh' dieses blanke Goldstück!
    Sogleich gehört es Dir!"

    Ich wußt' nicht, was ich hörte -
    Sei Himmel du gerecht
    Und lasse mir mein Elend,
    Nur mache mich nicht schlecht!
    O lasse mich nicht sinken!
    Fast halt' ich's nicht mehr aus,
    Seh' ich die kranke Mutter
    Und's Schwesterlein zu Haus'!

    Jetzt ruh'n so still sie alle,
    Verloschen ist das Licht,
    Nur in der Brust das Wehe,
    Die Thränen sind es nicht.
    Kannst du, o Gott, nicht helfen,
    So lass' uns lieber gehn,
    Wo drunten tief im Thale
    Die Trauerbirken steh'n! -

  2. #2
    Lachrymologist Benutzerbild von Schwind
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    Was verbindest du mit dem Gedicht, und weshalb ist es dein Lieblingsgedicht?

    Ich habe gar kein explizites Lieblingsgedicht... Viele, die mir gefallen. Doch als erstes fiel mir "Prometheus" von Goethe ein. Lese ich immer wieder gerne.

    MfG
    Eneb
    "...Sie haben eben die Illusion einer psychischen Freiheit in sich und mögen auf sie nicht verzichten. Es tut mir leid, daß ich mich hierin in schärfstem Widerspruch zu Ihnen befinde."

  3. #3
    GESPERRT
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    Standard

    Mir gefällt die verwendete Sprache, sie ist nicht zu primitiv, aber auch nicht so abstrakt. Es transportiert sehr gut die Stimmung. Die allermeisten Gedichte, mag ich nicht.

  4. #4
    GESPERRT
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    im maosoleum
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    Standard mein lieblingsgedicht

    howl

    Ich sah die besten Köpfe meiner Generation zerstört vom
    Wahnsinn, ausgemergelt hysterisch nackt,
    wie sie im Morgengrauen sich durch die Negerstraßen schleppten
    auf der Suche nach einer wütenden Spritze,
    Hipster mit Engelsköpfen, süchtig nach dem alten himmlischen
    Kontakt zum Sterndynamo in der Maschinerie der Nacht,
    die armselig und abgerissen und hohläugig und high wach
    hockten und rauchten im übernatürlichen Dunkel von Altbauwohnungen, in Jazz-Meditiation schwebend über dem Häusermeer der Städte,
    die dem Himmel ihre Hirne entblößten unter der Hochbahn und
    mohammedanische Engel taumeln sahen auf Mietskasernendächern in Strömen von Licht,
    die durch Universitäten gingen mit verklärten wissenden Augen und
    Halluzinationen hatten von Arkansas und düsteren Blake- Tragödien zwischen den Scholaren des Kriegs,
    die von den Akademien relegiert wurden als Irre und weil sie
    obszöne Oden kritzelten auf die Fenster des Totenschädels,
    die in unrasierten Buden kauerten im Unterzeug, ihr Geld in
    Papierkörben verbrannten, mit dem Terror von nebenan im Ohr,
    die beim Grenzübergang in Laredo mit ihren Schamhaar- Bärten
    auffielen und verhaftet wurden mit einem Gürtel von Marihuana für New York,
    die Fusel schluckten in Penner-Absteigen oder sich mit Terpentin
    zu Tode soffen in der Paradies Alley oder ihre Körper durchs Fegefeuer trieben, Nacht für Nacht,
    mit Träumen, mit Drogen, mit Wahnvorstellungen, Alkohol und
    Schwanz und endlosem Rumficken,
    unvergleichlich blinde Straßen mit zuckenden Wolken und Blitzen
    im Hirn, die übersprangen auf Telegrafenmasten von Kanada & Paterson und die ganze stillstehende Welt der Zeit dazwischen illuminierten,
    Hausflure, pelzig und dick wie Peyote, hinterhof-baumgrüne
    Friedhofsdämmerungen, Weintrunkenheit über den Dächern, rauschhafte Marihuanafahrten durch Einkaufsviertel mit Neonreklamen und blinkenden Ampeln, Sonne und Mond und Baumvibrationen in den brüllenden Winternächten von Brooklyn, Wutausbrüche zwischen Mülltonnen und Versöhnung im erhabenen Licht des Geistes,
    die sich an U-Bahnen ketteten zur endlosen Fahrt vom Battery
    Park zur heiligen Bronx, high von Benzedrin, bis der Lärm von Rädern und Kindern sie ernüchterte, schauernd, mit gelähmter Zunge, erschlagen und mit dumpfen Hirnen ohne einen Funken Brillianz, im trostlosen Dämmerlicht des Zoos,
    die nächtelang versanken im Unterwasserlicht von Bickford´s,
    hinaustrieben und die Nachmittage bei schalem Bier absaßen im trübseligen Fugazzi´s, wo sie aus der Wasserstoff- Jukebox das Donnern des Jüngsten Gerichts hörten,
    die siebzig Stunden lang ununterbrochen redeten, zwischen
    Park und Bude und Bar und Bellevue und Museum und Brooklyn Bridge,
    ein verlorener Haufen platonischer Schwafler, die von der Veranda
    sprangen, von Feuerleitern herunter, von Fenstersimsen, vom Empire State, aus den Kratern des Mondes,
    die Fakten und Erinnerungen und Anekdoten und visuelle Kicks
    und Schocks aus Hospitälern und Zuchthäusern und Kriegen herunterrasselten hinausbrüllten auskotzten flüsterten,
    ganze Intellekte mit fieberglänzenden Augen in sieben Tagen und
    Nächten ausgewürgt bis zum letzten Erinnerungsfetzen, Fleisch für die Synagoge, hingeworfen auf das Straßenpflaster,
    die ins Niemandsland eines Zen New Jersey verschwanden
    und nichts hinterließen als eine Spur von zweideutigen Ansichtskarten mit dem Rathaus von Atlantic City drauf,
    ihre Schweißausbrüche im Fernen Osten und Gliederschmerzen
    in Tanger und Migränen in China noch einmal durchlitten beim Rauschgiftentzug in Newarks ödem möblierten Zimmer,
    die um Mitternacht sämtliche Güterzüge des Rangierbahnhofs
    abklapperten und überlegten, wohin sie fahren sollten, und schließlich abfuhren, ohne daß ihnen jemand nachtrauerte,
    die Zigaretten rauchten in Güterwaggons, Güterwaggons,
    Güterwaggons auf der ratternden Fahrt durchs verschneite Land, einsamen Farmen in der großväterlichen Nacht entgegen,
    die sich mit Plotin beschäftigten, mit Poe, Johannes vom Kreuz,
    Telepathie und der Kabbala des Bebop, weil sie in Kansas instinktiv die Schwingungen des Kosmos unter ihren Füßen spürten,
    die einsam durch die Straßen von Idaho irrten auf der Suche
    nach visionären indianischen Engeln, die visionäre indianische Engel waren,
    die dachten, sie seien nur verrückt, als Baltimore in übernatürlicher
    Ekstase erstrahlte,
    die in Limousinen sprangen mit dem Chinesen von Oklahoma,
    weil es ihnen gerade so in den Sinn kam im Regen unter einer mitternächtlichen Straßenlaterne in einer kleinen Stadt im Winter,
    die hungrig und verlassen durch Houston schlurften und nach
    Jazz oder Sex oder einer Suppe suchten und sich dem brillanten Spanier anschlossen, um mit ihm über Amerika und die Ewigkeit zu reden, eine aussichtslose Sache, so daß sie das nächste Schiff nach Afrika nahmen,
    die in die Vulkane von Mexiko verschwanden und nicht hinterließen
    als den Schatten von Drillichhosen und die Lava und Asche verbrannter Gedichte im offenen Kamin von Chicago,
    die an der Westküste wieder auftauchten und gegen das FBI
    ermittelten, bärtig und in Shorts, mit großen pazifistischen Augen, sexy in ihren braungebrannten Gesichtern, und unverständliche Flugblätter austeilten,
    die sich mit Zigaretten Löcher in die Arme brannten, aus Protest
    gegen den betäubenden Tabakmief des Kapitalismus,
    die superkommunistische Pamphlete verteilten auf dem Union
    Square, sich weinend die Kleider auszogen, während die Sirenen von Los Almos sie niederheulten und die Wall Street entlangheulten und die Staten-Island-Fähre ebenfalls heulte,
    die schluchzend zusammenbrachen in weißen Turnhallen,
    nackt und zitternd vor der Maschinerie anderer Skelette,
    die Polizisten in den Nacken bissen und vor Freude kreischten
    in den Streifenwagen, weil ihr einziges Verbrechen darin bestand, daß sie hemmungslose Päderasten und Süchtige waren,
    die in der U-Bahn auf den Knien lagen und es hinausheulten,
    vom Dach gezerrt wurden und Genitalien und Manuskripte schwenkten,
    die sich von Motorrad-Engeln in den Arsch ficken ließen und
    schrien vor Lust,
    die die Matrosen bliesen, diese Seraphen in Menschengestalt,
    und sich von ihnen blasen ließen und die Zärtlichkeiten atlantischer und karibischer Liebe erlebten,
    die morgens und abends bumsten in Rosengärten, im Gras der
    Parks und auf Friedhöfen und ihren Samen verschenkten an jeden, der wollte,
    die endlosen Schluckauf bekamen, als ihnen das Kichern im Hals
    steckenblieb, und schließlich wurde es ein Schluchzen hinter einer Trennwand in einem Türkischen Bad, als der nackte blonde Engel kam, um sie mit dem Schwert zu durchbohren,
    die ihre Love-Boys an die drei alten Vetteln des Schicksals
    verloren: die einäugige Vettel des heterosexuellen Dollars, die einäugige Vettel, die mit den Schamlippen zwinkert, und die einäugige Vettel, die bloß auf ihrem Arsch sitzt und am Webstuhl des Schöpfers die geistigen Goldfäden durchschnipst,
    die ekstatisch und unersättlich kopulierten mit einer Bierflasche,
    einem Sweetheart, einer Schachtel Zigaretten, einer Kerze, und aus dem Bett fielen und auf dem Boden weitermachten und draußen im Flur und am Ende halb bewußtlos an der Wand zusammensanken mit einer Vision vom vollkommenen Fick, mit dem sie endgültig dem Bewußtsein entkommen,
    die einer Million Girls, zitternd in der Abendröte, die Mösen
    saftig kitzelten und am Morgen mit roten Augen noch bereit waren, auch der aufgehenden Sonne die Möse naßzumachen, indem sie ihr mit dem blanken Hintern winkten unter Scheunendächern und nackt im Teich,
    die nachts in Myriaden gestohlener Autos durch Colorado hurten,
    N. C., geheimer Held dieser Gedichte, Bumser und Adonis vo Denver - mit Freuden gedenken wir der unzähligen Male, die er´s brachte mit Girls, auf leeren Grundstücken und hinter Restaurants, auf wackeligen Sitzreihen von Kinos, auf Bergen und in Höhlen, oder an vertrauten Straßenrändern, allein mit einer abgemagerten Kellnerin, der er den Petticoat lüpfte, und besonders in der heimlichen Abgeschiedenheit von Tankstellen-Klos, und in den Gassen seiner Heimatstadt auch,
    die sich in endlos verderbten Filmen verloren, in ihren Träumen
    umgetrieben wurden, plötzlich in Manhattan erwachten, sich hochrappelten und aus Kellern krochen, verkatert von herzlosem Tokaier und eisernen Schreckensträumen der Third Avenue, und zum nächsten Arbeitsamt wankten,
    die nächtelang mit Schuhen voll Blut über die verschneiten
    Docks gingen und darauf warteten, daß sich im East River eine Tür auftat zu einem Raum voll Saunadampf und Opium,
    die große dramatische Selbstmorde inszenierten auf den
    Apartment-Klippen des Hudson unterm blauen Flutlicht des kriegsmäßig verdunkelten Mondes, und mit Lorbeerkränzen gekrönt sollen sie in die Ewigkeit eingehen,
    die das geschmorte Lammfleisch der Imagination aßen oder die
    Sackratten verdauten im Schlick der Fuselströme von Bowery,
    die den romantischen Straßen nachweinten mit ihren Schubkarren
    voll Zwiebeln und ihrer schlechten Musik,
    die in Pappkartons saßen und die Dunkelheit einsogen unter der
    Brücke und aufstanden, um Cembalos zu bauen auf ihren Dachböden,
    die in Harlem husteten im sechsten Stock, gekrönt vom
    Feuerschein des tuberkulösen Himmels, umgeben von Orangenkisten voll Theologie,
    die nächtelang in Trance ihre hehren Hymnen kritzelten, und am
    gelben Morgen waren es nur noch sinnlose Knittelverse,
    die sich Borschtsch kochten aus angefaultem Fleisch, Herz
    Lunge Füße Schwanz, und Tortillas backten und dabei vom reinen vegetarischen Pflanzenreich träumten,
    die sich unter Fleischerwagen warfen und nach einem Ei suchten,
    die ihre Armbanduhren vom Dach warfen und sich eine Ewigkeit
    jenseits der Zeit erwählten, und während der nächsten zehn Jahre viel ihnen jeden Tag ein Wecker auf den Kopf,
    die sich dreimal hintereinander die Pulsadern öffneten, ohne
    Erfolg, es aufgaben und gezwungen waren, Antiquitätenläden zu eröffnen, in denen sie sich alt vorkamen und weinten,
    die auf der Madison Avenue bei lebendigen Leib verbrannten
    in ihren unschuldigen Flanellanzügen, unter einem Schwall von bleiernen Sprüchen & dem Panzergerassel eiserner Moderegimenter & den spitzen Nitroglyzerinschreien schwuler Werbefritzen & dem Senfglas diabolisch intelligenter Verlagslektoren, oder von den besoffenen Taxis der Absoluten Realität überfahren wurden,
    die von der Brooklyn Bridge sprangen, das ist wirklich passiert,
    und unerkannt und vergessen in die gespenstische Umnachtung von Chinatown verschwanden, in enge Straßen voll Suppengerüchen und Löschzügen der Feuerwehr, wo sie nicht mal ein einziges Bier umsonst bekamen,
    die aus ihren Fenstern sangen in ihrer Verzweiflung, in der U-Bahn
    aus dem Fenster fielen, in den verdreckten Passaic sprangen, Neger anfielen, die ganze Straße volljammerten, barfuß auf den Scherben von Weingläsern herumtanzten, nostalgische europäische Schallplatten mit deutschem Jazz aus den dreißiger Jahren zerschlugen, die Whiskeyflasche leertranken und alles stöhnend wieder auswürgten in die blutige Kloschüssel, Gewimmer in den Ohren und das Dröhnen kolossaler Dampfpfeifen,
    die über die Highways der Vergangenheit rasten, um sich
    gegenseitig die Golgathas ihrer Straßenrennen zu zeigen, die Zuchthäuser ihrer einsam durchwachten Nächte oder den Ort ihrer Jazz-Inkarnation in Birmingham,
    die zweiundsiebzig Stunden quer durchs Land fuhren, um zu
    sehen, ob ich eine Vision hatte oder du oder er, um die Ewigkeit zu finden,
    die nach Denver reisten, die starben in Denver, die zurückkamen
    nach Denver und vergeblich warteten, die wachten über Denver & grübelten & einsam waren in Denver und schließlich fortgingen um zu sehen was es geschlagen hatte, & jetzt ist Denver einsam und sehnt sich nach seinen Helden,
    die auf die Knie fielen in Kathedralen ohne Hoffnung und
    füreinander beteten, um Erlösung und Licht und Brüste, bis sich ihre Seele für einen Augenblick einen Glorienschein aufs Haar setzte,
    die sich nach Mexico zurückzogen, um besser mit einer
    Heroinsucht durchzukommen, oder nach Rocky Mount zum gütigen Buddha, oder nach Tanger wegen der Boys dort, oder zur Southern Pacific und ihrer schwarzen Lokomotive, oder nach Harvard zu Narcissus und Woodlawn und Ringelreihen oder Tod,
    die dem Rundfunk hypnotische Praktiken vorwarfen und einen
    Prozeß der geistigen Gesundung forderten & am Ende dastanden mit ihrer Geisteskrankheit & ihren Händen & einem Patt bei den Geschworenen,
    die in Dadaismus-Vorlesungen am City College von New York
    die Lektoren mit Kartoffelsalat bewarfen und sich anschließend kahlgeschoren und mit grotesken Selbstmorddrohungen auf den Granitstufen des Irrenhauses präsentierten und sofortige Lobotomie verlangten,
    und die statt dessen bedacht wurden mit der konkreten Leere
    von Insulin Metrasol Elektroschock Hydrotherapie Psychotherapie Beschäftigungstherapie Tischtennis & Amnesie,
    die dafür keinen Humor hatten und in symbolischem Protest
    eine einsame Tischtennisplatte umwarfen und mal kurz zu Katatonikern wurden,
    die Jahre später, jetzt wirklich kahl bis auf eine Perücke aus Blut,
    und Tränen und Finger, zurückkehrten in die sichtbar todgeweihte geschlossene Gesellschaft der Wahnsinnigen in den Irrenstädten der Ostküste,
    in die stinkenden Hallen von Rocklands Pilgrim State und
    Greystone, wo sich die klagenden Echos der Seele brachen, wo sie schlingerten in epileptischen Rock ´n Roll auf einsamen Bänken um Mitternacht im Grabmal der Liebe, ihr Traum vom Leben zum Alptraum geworden, ihre Körper versteinert und schwer wie der Mond,
    mit Mutter schließlich ******, und das letzte phantastische Buch
    aus dem Mietskasernenfenster geschleudert, und die letzte Tür geschlossen um 4 Uhr morgens und das letzte Telefon als Antwort an die Wand gedonnert und das letzte möblierte Zimmer ausgeräumt bis aufs letzte Stück des geistigen Inventars, eine gelbe Papierrose, um einen Kleiderbügel im Wandschrank gedreht, und selbst das imaginär, nichts als ein sehnsüchtiges kleines bißchen Halluzination -
    ach, Carl, solange du nicht in Sicherheit bist, bin ichs auch nicht,
    und jetzt bist du wirklich im totalen tierischen Sumpf der Zeit -
    und die deshalb durch die eisigen Straßen rannten, besessen von
    einer plötzlichen Einsicht in die alchimistische Verwendung der Ellipse des Katalogs des Metermaßes & des vibrierenden Hobels,
    die träumten und mit Oppositionsmetaphern organische Löcher
    in Zeit & Raum sprengten, den Erzengel der Seele zwischen zwei bildlichen Vorstellungen einfingern, die elementaren Verben verbanden, Substantiv und Trennungsstrich des Bewußtseins einten, erregt vom Allmachtsgefühl eines Pater Omnipotens Aeterna Deus,
    um Syntax und Rhythmus der verarmten menschlichen Prosa
    zu erneuern und vor euch zu stehen, sprachlos vor Intelligenz und zitternd vor Scham, zurückgewiesen, doch frei ihre Seele bekennend im Einklang mit dem Rhythmus der Gedanken im nackten und grenzenlosen Hirn,
    als Irrer, Tramp und Engel, geschlagen in der Zeit, unbekannt,
    doch hier um festzuhalten was vielleicht noch zu sagen bleibt in der Zeit nach dem Tod,
    und die aufstanden, wiedergeboren im Geistergewand des Jazz
    im goldschimmernden Schatten der Band, und die quälende Sehnsucht der nackten amerikanischen Seele nach Liebe hinausröhrten in einem eli eli lamma lamma sabacthani Saxophonschrei, der die Städte bis aufs letzte Radio erzittern ließ,
    und das absolute Herz des Lebensgedichts, das sie sich aus dem
    Leib rissen, bietet Nahrung für tausend Jahre.

    Allen Ginsberg - San Francisco - 1955/56

  5. #5
    MarekD
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    Mein Jettchen

    Von Robert Johannes

    Seit die Jette ich begegent,
    is mich alles ganz eingal,
    und wenn's Schornsteinfeger regent,
    sie bleibt doch mein Ideahl.
    Wo ich steh und wo ich sitze,
    überall denk ich an ihr -
    ob bei Kälte, ob bei Hitze,
    immer steht se neben mir!

    Wie ich ihr zuerst gesehen -
    draußen vor das Kenigstor -,
    ging vom Kopf bis zu den Zehen
    in mir so e Kribbeln vor.
    Mitten durch die Menschenmassen
    drängeld ich ihr immer nach -
    "Gott! Wer hat dem rausgelassen!?"
    Schrie se laut. Mir wurd ganz schwach!

    Ich zog de Mitz; ich mißd doch grießen,
    und ich fragd: "Wo gehn Se hin?"
    Da wurd se rot von Kopf bis Fießen,
    se fragt mich, ob ich dammlich bin.
    Un denn kißd ich kiehn, verwegen
    ihr auf ihre Lippen schnell -
    und se hädd gar nichts dagegen -
    es war e reizende Mergell!

    Und wir gingen wie bedammelt,
    Hand in Hand - wir duzden uns.
    Der Mozartzopp war losgebammelt,
    un de Jungens uzden uns.
    Ich tat mit die Augen plinken,
    sie sah immer von mir weg;
    "Jettche!" sagd ich, "willst was trinken?"
    "Nei!" meint se, "e Schalche Fleck!"

    Un wir nu ziddraht im Keller -
    un se aß und trank fer vier;
    se beleckd auch noch de Teller,
    un ich hätt - kein Geld bei mir.
    Wie es endlich kam zum Zahlen,
    lachd se los und lief hinaus,
    un der Wirt, was soll ich prahlen,
    haud mir durch un schmiß mir raus
    :rolleyes:

  6. #6
    GESPERRT
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    Zitat Zitat von MarekD
    Mein Jettchen

    Von Robert Johannes
    Und wenn es draußen stürmt und wettert,
    Herr Dachs auf seine Dächsin klettert.

  7. #7
    MarekD
    Gast

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    Ich mags Jettchen!

    Alternativtitel: Kenigsberjer Allerleij

  8. #8
    GESPERRT
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    Zitat Zitat von MarekD
    Kenigsberjer Allerleij
    Kutteln, Brotsuppe oder auch Haggis sind für mich kalt

  9. #9
    MarekD
    Gast

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    Naja...sei froh, daß du nie Fleck essen mußtest. Meine Oma hat mir das einmal gemacht, als ich mit besoffenem Kopf vor ihr stand.

    "Komm Jungche, kriegst e schalche Fleck und bist wieder nüchtern, das nuscht mehr merkst."

    Man, so was wünsch ich meinem ärgsten Feind nicht. Zum k...

  10. #10
    Germanophil
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    Standard

    Ihr nennt euch Richter, doch ihr seid nur Henker
    und gegen des Gewissens Stimme taub.
    Ihr haßt das Volk der Dichter und Denker,
    mit uns soll Deutschland knien vor euch im Staub.
    Ihr tut so stolz, ihr großen Wortemacher.
    Ihr sprecht von Gott, von Freiheit und Recht
    und treibt mit Gott und Recht und Freiheit Schacher
    indem ihr die Besiegten schuldig sprecht.
    Laßt euer Urteil ruhig in der Tasche.
    Wir wissen längst, es ist um uns geschehen.
    Doch werden einmal noch aus unserer Asche
    die Rächer dieses Mordes auferstehen.
    Ihr seid Gefangene eures eigenen Tuns.
    Es wird auch dafür einen Zahltag geben.
    Wir haben unser Nürnberg hinter uns.
    Ihr müßt das eure noch erleben!

    (Ein Mann ,der den Frieden retten wollte....)

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