Zitat Zitat von NITUP Beitrag anzeigen
Die Pflicht ist ein Teil der Moral; wenn nicht gar der entscheidende.
Das malst du dir nur aus, damit die Moral besonders theatralisch erscheint.

Ob man aber z.B. einen Ertrinkenden retten will, ist keine Pflicht. Man liest nicht erst in einem Pflichtpfaden nach, ob man etwas gutes tun muss, sondern man tut oder unterlässt es aus seinem angeborenen moralischen Charakter heraus.


... Am Ende dieser Entwicklung verkehrt sich die -ich nenne sie mal pathetisch so- gottgleiche Gabe der bewussten Intelligenz in ihr Gegenteil und hinterlässt faule, tumbe und sich dem Hedonismus hingebende Kreaturen, bar jeder Kultur, Sitte und Anstand. Die Postmoderne beweist es jeden Tag im Privatfernsehen als Spiegel der Gesellschaft.

Nur die Pflicht kann den Menschen vor diesem Schicksal bewahren, weil die Pflicht nicht danach fragt, was man tun will, sondern was man tun muss. Hier findet der Mensch seine höchste Moral, und in der Pflicht seine größte Erfüllung.
Pflicht kann keine moralische Erfüllung sein. Denn wann mir jemand befielt, beispielsweise etwas schlimmes zu tun, dann kann ich mich vielleicht auf den Befehl berufen, aber nicht auf mein Gewissen.

Das ist ja das Dillemma, daß blinder Pflichtgehorsam oft die unmoralischsten Dinge fabriziert.


Und die Vernunft ist das Maß aller Dinge und alternativlos.
Oh man. Dieser Vernunftsfetischismus ist ein Dogma um seiner selbst Willen. Vernunft dient nur einem zugrundeliegenden Willen. Sie kann in der Hand eines Verbrechers oder eines Samariters für die Umsetzung von Zielen benutzt werden.

Vernunft ist nur ein Werkzeug, aber keine moralische Triebfeder.


Die Triebfedern des Einzelnen sind mir herzlich egal. Rational zählt nur, dass jeder seine Pflicht auch erfüllt, ohne danach zu fragen, warum und weshalb ...
Du drehst dich im Kreis. Die unhinterfragbare Pflicht stellst du als eine Art Gott hin. Was hat das noch mit Vernunft zu tun?

Hinreichend jedoch bedarf es der Aufklärung, um jedem Menschen zur Einsicht gelangen zu lassen, dass, um mal bei Deinem Beispiel zu bleiben, man einen Mord weder aus Gründen der Abschreckung noch aus Gründen der Ehre oder dergleichen verübt. Nicht jeder Mensch wird in die Höhen dieser Einsichten gelangen. Diesen Anspruch hatte Kant gar nicht. Aber deshalb ist der Weg, den Kant aufwies, nicht gleich falsch. Er ist schwer zu gehen, aber einen anderen gibt es nicht.
Ich sage: Man braucht gar keine Einsicht in die Moralität seines Handelns zu bekommen, weil es zwecklos ist. Ein schlechter, bösartiger Mensch kann sich nicht bessern, auch wenn man ihm noch so oft von seinen Pflichten vorschwadroniert.

Man kann einen bösen Menschen nur abschrecken, indem man ihm ein stärkeres Gegenmotiv zu seinem bösen Charakter liefert, z.B. Zuchthaus und Todesstrafe. Denn man muss immer nur ein stärkeres Motiv finden, was einen Charakter affizieren kann, ein schwächeres Motiv zu unterlassen. Dadurch ändert sich der Charakter jedoch nicht, und der Mensch wird auch nicht besser.

Alle Umerziehungsversuche eines erwachsenen Menschen müssen daher scheitern.


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