Ich bin regelmäßig mit der Bahn unterwegs und entsprechend häufig gezwungen, mir in den Bahnhofsbuchhandlungen die Zeit zu vertreiben ("Wegen XYZ muss Zug ABC heute leider entfallen..."). In den größeren dieser Buchhandlungen findet man eine erstaunliche Auswahl an Zeitschriften. Hier einmal ein paar interessante, erstaunliche und lustige Gattungen:
Fast schon ein Klassiker:
Gegenstandpunkt - Politische Vierteljahresschrift. Teuer. Früher eher theorielastig marxistisch, heute gibt es meist nur noch Hohn und Spott für die aktuellen Ereignisse. Lohnt sich aber meist wegen der Rubrik "Chronik - Kein Kommentar" die Denk- und Merkwürdigkeiten der vergangenen drei Monate auflistet und natürlich doch kommentiert. Ein wenig pro Ausgabe gibt es online: [Links nur für registrierte Nutzer]
Deutsche Geschichte - Europa - Welt. Erscheint alle zwei Monate in einem übel beleumundeten [Links nur für registrierte Nutzer]. Wird Ihnen der geschmacksneutralisierte, fade, politisch korrekte und vorfabrizierte Einheitsbrei allgemein beklatschter Geistesbabynahrung langsam doch zu dumm? Mir geht sie sogar so sehr auf den Sack dass ich lieber diese Zeitschrift lese als irgendeinen Guido Knopp-Dreck. Lieblingsthema ist natürlich das was man "Geschichtsrevisionismus" nennt. Ich kann damit leben, auch wenn ich jedem zweiten Satz widersprechen möchte, nicht unbedingt sachlich, sondern wegen der Schlussfolgerungen.
Antike Welt. Hochglanzmagazin aus dem Verlag [Links nur für registrierte Nutzer]. Schöne Bilder, ansprechende, teilweise fast ein wenig unwissenschaftliche Artikel. Guter Kalender der Sonderausstellungen und Vorträge auflistet, daneben reichlich Verweise auf das umfangreiche Verlagsprogramm.
Ketzerbriefe. Linke Zeitschrift, die sich gerne zwischen alle Stühle setzt und fast so übel beleumundet ist wie diverse rechte Blätter. Aus dem [Links nur für registrierte Nutzer]. Interessantester Artikel der letzten Monate betraf den "Funktionswandel der Banken", erschienen 2005. Ist inzwischen vollständig so eingetreten (Verstaatlichung, völlige Abschaffung des Bankgeheimnisses, Bank als verlängerter Arm des Finanz- und Sozialamts). Themen von Kirche bis Tibet. Gelegentlich Sonderhefte, bspw. zu Europa oder zur Lage im Gesundheitssektor.
(wird beizeiten fortgesetzt, ich muss zum Zug...)