FDP
Schlussstrich unter Hindenburg
In seiner letzten Sitzung zog der Stadtrat mit seiner Entscheidung für die Umbenennung des Hindenburg-Gymnasiums einen Schluss-strich unter eine langwierige Diskussion. Zwar steht auch den Liberalen das politische Wirken eines Alexander von Humboldt wesentlich näher als das eines Paul von Hindenburg, so dass die Umbenennung mitgetragen werden könnte, doch kommt Unbehagen auf, weiß man, dass viele Schüler und Ehemalige, aber auch frühere Lehrkräfte weiter gegen eine Umbenennung sind. Ist die Umbenennung wirklich eine dringend notwendige Anpassung, oder ist sie nicht eher eine Verdrängung oder Negierung der deutschen Vergangenheit, zu der wir alle stehen sollten? Versuchen wir nicht Unannehmlichkeiten aus dem Weg zu gehen, oder haben wir etwa Angst mit unserer Geschichte konfrontiert zu werden? Dabei steht der Name Hindenburg doch für die politische Schwäche eines vermeintlich starken Mannes, aber auch für die Schwäche der demokratischen Ordnung in der Weimarer Republik. Der Name sollte eher wie bisher eine dauerhafte Mahnung sein. Viele Namen unserer Straßen, Plätze oder öffentlichen Gebäude sind Teil unserer Geschichte, mit der wir uns auseinandersetzen müssen. Wir dürfen sie nicht feige verdrängen und dem gerade vorherrschenden Zeitgeist nachgeben.
Bleibt nur zu hoffen, dass mit dieser Umbenennung keine Lawine losgetreten wird. Der Stadtrat könnte gezwungen sein, sich auf Jahre in eine wenig sinnvolle Diskussion einzulassen. Werden die Maßstäbe, wie sie jetzt auf Hindenburg angewendet wurden, auf alle Trierer Straßen übertragen, schwebt über mehr als 30 Trierer Straßenbezeichnungen das Damoklesschwert. Selbst für das Pacelli-Ufer müsste man sich einen neuen Namen einfallen lassen, seit die Rolle des späteren Papstes wegen seiner Haltung gegenüber den Nationalsozialisten immer stärker in die Kritik gerät. Leider hat die Stadt Trier mit dem Namen für diesen Straßenabschnitt noch nie eine glückliche Hand gehabt, hieß er doch über zwölf Jahre „Horst-Wessel-Ufer“.