Krenz-Truppen machen mobil
Er war die letzte Symbolfigur des SED-Regimes, saß wegen der Todesschüsse an der Mauer jahrelang im Knast: Offiziell wurde Egon Krenz von der Linken verbannt - doch intern sind die Genossen längst mit dem Altkader versöhnt. Viele Mitglieder wünschen sich seine Wiederaufnahme.
Vergangenen Mittwoch gab es in Berlin öffentlich Anschauungsunterricht in Sachen Dialektik, SED-Geschichte und Linkspartei. Im Haus der Parteizeitung "Neues Deutschland" las Krenz, 71, aus seinen "Gefängnisnotizen". Es ist ein Buch über seine Zeit als "politischer Häftling".
Seine Lesung war keine offizielle Parteiveranstaltung. Aber sie fand auf Einladung der Zeitung statt. Sie wurde zu einer Art SED-Sonderparteitag. Als sei gerade Freigang im Wachsfigurenkabinett des Staatssozialismus füllte SED-Prominenz den Saal: Wolfgang Schwanitz erschien, zuletzt stellvertretender Minister für Staatssicherheit. Manfred Hummitzsch, ehemals Stasi-Chef in Leipzig, war da, und Klaus Höpcke, in der DDR stellvertretender Kulturminister. Dazu viele schwarze Handgelenktaschen, graue Bundjacken, sogar lila Haare, wie sie einst Margot Honecker liebte.
Schriftlicher Versöhnungsantrag aus der Basis
Aber natürlich wollte Bartsch nicht die Symbolfigur der SED in der Partei Oskar Lafontaines holen. Also traf sich der Dietmar mit dem Egon und bat ihn um einen letzten Dienst an der Partei. Er solle doch bitte keinen Aufnahmeantrag stellen. Krenz tat ihm den Gefallen.