+ Auf Thema antworten
Seite 2 von 8 ErsteErste 1 2 3 4 5 6 ... LetzteLetzte
Zeige Ergebnis 11 bis 20 von 73

Thema: "Der Deutsche macht keinen Umsturz" - sind wir ein Volk von Arschkriechern?

  1. #11
    Mitglied
    Registriert seit
    05.11.2004
    Beiträge
    8.857

    Standard AW: "Der Deutsche macht keinen Umsturz" - sind wir ein Volk von Arschkriechern?

    Zitat Zitat von Rowlf Beitrag anzeigen
    Gut gebrüllt. Ich frage mich nur, woher das Ganze kommt. Mediale Verblödung, Bequemlichkeit, Sicherheit in bestehenden Systemen, Angst vor Neuem sind ja keine Phänomäne, die auf Deutschland beschränkt sind und ich denke nicht, dass es so etwas wie eine Volksmentalität gibt.
    Ich habe mich auch schon gefragt, ob andere Völker da nicht viel, viel Schlimmeres durchmachen müssen. Immerhin war Deutschland mal eines der reichsten Länder der Welt und was sollen da etwa Portugiesen oder Inder sagen?

    Zitat Zitat von Rowlf Beitrag anzeigen
    Aber lässt man die Ursachenforschung mal ruhen, und deinen deskriptiven Ausführungen folgt, so muss man sich dann auch die Frage stellen, wie sich etwas daran ändern kann und da weiß ich leider keine Antwort.
    Der Versuch, nur die Strukturen zu ändern und die Menschen zu lassen wie sie sind, ist im Dritten Reich und der DDR gescheitert. Der Versuch, die Menschen zu ändern und die Strukturen zu lassen, ist nach 68 gescheitert. Man muss beides ändern: Menschen und Strukturen.
    An die Revolution als Mittel für eine nur durch die Revolution zu erreichende und der Revolution erst folgende bessere Ordnung glaube ich nicht mehr. Das ist nur zu oft gescheitert. Wenn ich an Revolution denke, dann eher im Sinne der kollektiven Erfahrung selbst. Ein nationalistischer Teilnehmer hat sich hier mal "Revolutionär ohne Utopien" genannt. Da bin ich mittlerweile auch angelangt. Weil wir eine Revolution brauchen, aber auf eine postrevolutionäre Tyrannei in der Art der Bolschewisten oder Chomeinis gern verzichten können. Wir brauchen Revolutionäre auf den Barrikaden oder mit lustigen Ideen für das kollektive Happening, aber keine Revolutionäre, die eine Junta bilden, wo es dann zugeht wie bei den zehn kleinen Negerlein. Wir brauchen eine Revolution, die neuen Ideen zum Durchbruch verhilft, aber keinen Aufguss der großen Tyranneien des 20. Jahrhunderts.
    Wenn dann Äinschie mit Guido im Bundeskanzleramt hockt und bibbernd auf die Roten Garden und die Neo-NKWD wartet und die nicht kommen - auch gut

  2. #12
    Mitglied
    Registriert seit
    23.09.2008
    Beiträge
    23.496

    Standard AW: "Der Deutsche macht keinen Umsturz" - sind wir ein Volk von Arschkriechern?

    Zitat Zitat von Beverly Beitrag anzeigen
    Wer kennt ihn nicht: [Links nur für registrierte Nutzer] von Heinrich Mann. Die Geschichte des Opportunisten Diederich Heßling, wo Heinrich Mann mit eben jenen "Untertanen" abrechnet und zeigt, wie falsch und verlogen er ist.

    Das vor über 90 Jahren geschriebene Werk hat nicht von seiner Aktualität verloren, wenn man sich das Verhalten der zeitgenössischen Deutschen ansieht.
    Ich selbst bin alles andere als der Typ der Heldin, aber komme mir oft wie ein Alien vor, wenn ich ganz normale "deutsche" Tugenden. Als Zeuge eines Raubüberfalls stehen bleiben und den Täter verscheuchen oder die Polizei rufen? So habe ich es vor einiger Zeit gemacht, die braven Bürger, die wenige Meter vor mir eben jenen Überfall auch mit verfolgt haben müssen, haben gar nichts gemacht. Der Täter könnte ja sauer werden und der brave Untertan beugt sich jeder Autorität - auch wenn sie von Kleinkriminellen ausgeübt wird. Das der Kriminelle wieder kommen und einen Kiez, wo ihn die braven Bürger bei der Arbeit nicht stören, erst einmal ordentlich plündern könnte, so weit denken die Untertanen nicht.

    Es sind immer wieder die gleichen Verhaltensmuster:

    - wer sich Gewalt und Unrecht ausgesetzt sieht, wird von Verwandten, Freunden und Mitbürgern auf erbärmlichste Weise in Stich gelassen.

    - Rückgratlosigkeit als Tugend. In "Die Geschwister Oppermann" sagte der deutsch-jüdische Gymnasiast angesichts eines Disputs über "Hermann den Cherusker" mit seinem Nazi-Lehrer, dass man als Deutscher auch dann die Wahrheit sagen müsse, wenn es unbequem sei. In besagtem Fall also, dass "Hermann" zu Lebzeiten kein Deutscher, sondern Cherusker war und dass sein Gegner Varus ein unbedeutender und unfähiger Bürokrat war. Für Römer und Germanen also nur eine von vielen Schlachten, die sie führten und die erst viel später zum Schlüsselereignis hoch stilisiert wurde. Wobei nicht einmal der Standort des Hermannsdenkmals im Teutoburger Wald stimmt.
    Schon der Roman und erst recht die Geschichte wiederlegten aber diesen aufrechten Deutschen. Als guter Deutscher hat man kein Rückgrat und sagt, was die Autoritäten, eben der Nazi-Lehrer, hören wollen. Auch wenn es Blödsinn ist, einen Germanenfürsten zum Urvater der Deutschen zu erklären.

    - man meidet bei der Konfronatation mit "Stärkeren" nicht unvertretbare Risiken, sondern jedes Risiko. D. h. man vermeidet nicht nur, einen Räuber anzugreifen, was böse ausgehen könnte, man vermeidet sogar ihn anzusprechen oder eben die Polizei zu rufen. Dieser Punkt ist zentral, weil sich da auch Gestalten, die in einer beherzten Umgebung schnell klein beigeben müssten, zu Gewalt und Aggression ermuntert fühlen

    - man beaufsichtigt sich nicht dabei, mit Schwächeren fair umzugehen, sondern man beaufsichtigt sich dabei, ja nicht gegen irgendeine Art von Autorität zu rebellieren. Wer Frau und Kinder schlägt, den deckt die Großfamilie. Wer gegen herrschaftliche Normen verstößt (Kommunist, schwul, lesbisch), der darf sich nur zu oft auf den Ausstoß aus der Familie, die Enterbung und dergleichen freuen.

    - "Zu Demonstrationen, zu denen 5000 kommen müssten, kommen 50." Wer auch in Verantwortung für sein Gemeinwesen auf die Straße geht, findet sich oft in einem kleinen Häuflein wieder. Es hat aber auch keinen Sinn, friedlich in einem großen Haufen zu demonstrieren. Von Aktionen der Schüler, an denen 100 000 teilnahmen, erfuhr ich nur vom Hörensagen, weil sie die Medien geflissentlich totschwiegen.
    Alldiweil kollektives Handeln unterbleibt, darf sich der kriminelle Mob ungestört austoben. Als in Berlin BVG-Angestellte wegen zunehmender Gewalt in den öffentlichen Verkehrsmitteln Busse und Bahnen für eine Minute aus Protest stehen lassen wollten, kam von der Führung der Spruch: das sei doch nicht nötig. Die Opfer von Gewalt sind selbst schuld, darin sind sich Nazis und Liberale einig.

    - "Das deutsche Volk wird revolutionär sein oder es wird nicht sein", sagte Ernst Niekisch. Nun, es hat sich für das Nichtsein entschieden und zwar nicht aus berechtigter Kritik an den Revolutionen anderer Völker, sondern aus über Jahrhunderte anerzogener Duckmäuserei und Untertanengeist.

    - "Leiden an Deutschland". Als die Deutschen nach 1871 endlich einen eigenen Staat hatten, zwang der ihnen ein Menschenalter lang entsetzliche Entbehrungen und großes Leid auf, um dann in einer finalen Katastrophe unter zu gehen. Kaum waren die Reste des alten Deutschlands 1990 wieder vereint, jubelte die Wirtschaft: jetzt können wir die Abrissbirne an den Sozialstaat legen!
    "Deutschland" bedeutet: oben debilde, machtversessene und kleingeistige Eliten, unten ein von ihnen geknechtetes und schikaniertes Volk. Gut ging es den Deutschen nur, als ihre Herren nicht so fest im Sattel saßen und dem Volk unter äußerem Zwang (Angst vor dem Kommunismus) ein etwas besseres Leben geben mussten. Es ist kein Zufall, dass die kranken Eliten hierzulande mit China und Indien zwei übervölkerte Armenhäuser feiern. Das sind ihre Vorbilder :rolleyes:

    Ich denke, die deutsche Untertanenmentalität hat historische Gründe: wir sind das Volk in der Mitte Europas, wo sich die Extreme treffen und zu einem stets faulen Kompromiss vereinen. Wir ducken uns dann unter die Herrschaft, sagen zu allem ja und amen - und rasten irgendwann aus.
    So barbarisch etwa der Holocaust war, so zwangsläufig war er auch: die Deutschen haben sich den Größenwahn des Kaiserreichs, das Chaos der Weimarer Republik und das Elend der Weltwirtschaftskrise bieten lassen. Doch zugleich schoben sie innerlich Frust und Hass und als die Nazis kamen und ihnen erzählen, dass die Juden an allem Schuld seien, kam es, wie es kommen musste.
    Der maßlos frustrierte und erbitterte, aber noch immer feige und hinterlistige deutsche Untertan hat dann nicht die Villen im Westend, sondern die Synagogen angezündet. Er hat seine Wut auch nicht an den arroganten Briten und Franzosen ausgetobt, die das Deutsche kaputt machen wollten, sondern an Menschen, die dafür nichts können: den Juden halt und den Russen, die eigentlich natürliche Verbündete und als geknechtete Untertanten Leidensgenossen der Deutschen sind.

    In "Die Farm der Tiere" karikiert Orwell das Russland der Oktoberrevolution und des Stalinismus. Deutschland war und ist wie eine "Farm der Tiere", wo der Bauer mit Hilfe der Hunde die Revolution der Schweine unterdrückt und die Schafe zufrieden blöken.

    Es heißt dann zwar, wenn wir hier so hitzig wären wie etwa die Orientalen, dann hätten wir nicht so viele Werte geschaffen. Mal davon abgesehen, dass auch Orientalen Werte schaffen können, wenn man sie lässt, so fragt sich denn, für wen die Werte geschaffen werden. Für uns selbst? Das war nur in den Jahrzehnten nach '45 der Fall. Davor mussten die Deutschen buckeln und schindern, damit dann alle Werte wieder in Rauch aufgingen oder von anderen Völkern genutzt wurden. So bedienten sich die Siegermächte nach '45 bei der High-Tech etwa im Raketenbau.

    Tut mir Leid, aber sowas hat keine Zukunft. Das kann allenfalls als Provinz +049 in irgendeinem Weltdingsdabumsda überleben. Dann vielleicht sogar besser als wenn wir noch weiter als Menschenfarm für "unsere" Eliten dienen müssen.
    Fasse Dich kurz!

  3. #13
    Mitglied Benutzerbild von Misteredd
    Registriert seit
    17.03.2006
    Beiträge
    17.875

    Standard AW: "Der Deutsche macht keinen Umsturz" - sind wir ein Volk von Arschkriechern?

    Zitat Zitat von Pandulf Beitrag anzeigen
    In Deutschland werden traditionell Entscheidungen im Konsens getroffen. Wahrscheinlich seit der Goldenen Bulle. Das macht die Entscheidungsfindung schwerfällig, eine Enscheidung steht dann aber und wird auch von der Mehrheit getragen. Das deutsche Konsenssystem, das z.B. auch den Sozialstaat hervorgebracht hat, verleitet wenig zu Revolutionen. Wenn alle bei der Entscheidung mit berücksichtigt werden, bleibt am Ende kaum jemand übrig, der eine Revolution machen will.
    Dieser Theorie zur Tradition widersprechen aber die Gegenkönige und Gegenkaiser, die Streitigkeiten zwischen einzelenen Landesherren bis hin zu allerlei Kriegen, die drei angesprochenen Revolutionen, die entgegen der Behauptungen erfolgreich und alles andere als ohne persönliches Wagnis waren.

    1848 brachte die konstitutionelle Monarchie.
    1919 brachte die Republik.
    1989 brachte die Freiheit und die Einheit.

    Wenn das folgenlos sein soll???
    Hunde sind gut fürs Selbstbewußsein, weil sie sich immer freuen, dich zu sehen.
    Wilfred P. Lampton

  4. #14
    Mitglied
    Registriert seit
    05.11.2004
    Beiträge
    8.857

    Standard AW: "Der Deutsche macht keinen Umsturz" - sind wir ein Volk von Arschkriechern?

    Zitat Zitat von Sauerländer Beitrag anzeigen
    1848 - undurchdachter Unsinn, den zu zerschlagen die Obrigkeit keine Probleme hatte.
    1919 - Elendsrevolte, die sich schnell verlief und keine konserquente Umwälzung schuf.
    1989 - Demonstrationen, die allein durch den mangelnden Willen des Regimes, sie zu unterbinden, durchführbar waren.
    Für eine Revolution muss man einige Fragen beantworten:

    1. was will ich mit der Revolution erreichen?

    2. welche Legitimation hat die Revolution?

    3. wie beseitige ich die alte Ordnung bzw. verhindere eine Konterrevolution

    4. wie verhindere ich, dass aus der erfolgreichen Revolution eine Tyrannei wird?
    Geändert von Beverly (30.12.2008 um 15:53 Uhr)

  5. #15
    Entarthet Benutzerbild von EinDachs
    Registriert seit
    12.06.2006
    Ort
    Neuschwabenland, Eishöhle Ost, Hitlerallee 23
    Beiträge
    12.975

    Standard AW: "Der Deutsche macht keinen Umsturz" - sind wir ein Volk von Arschkriechern?

    Zitat Zitat von Sauerländer Beitrag anzeigen
    1848 - undurchdachter Unsinn, den zu zerschlagen die Obrigkeit keine Probleme hatte.
    1919 - Elendsrevolte, die sich schnell verlief und keine konserquente Umwälzung schuf.
    1989 - Demonstrationen, die allein durch den mangelnden Willen des Regimes, sie zu unterbinden, durchführbar waren.
    Das mag schon stimmen, man kann ähnliche Einwände aber zu so ziemlich jeder Revolution machen. Da ist Deutschland nicht sehr herrausragend, es ist eben eine typische Erscheinung jeder Revolution, dass die die sie machen, meist Idealisten mit undurchdachten Vorstellungen sind und die die mitmachen, dies meist nur aus spürbarem Elend heraus tun. Wenn eine Erfolg hat, liegt das eigentlich immer an einer Willens- oder Kraftschwäche des Regimes heraus.
    Es kennzeichnet die Deutschen, dass bei ihnen die Frage »was ist deutsch?« niemals ausstirbt.
    Friedrich Nietzsche

  6. #16
    Spekulatcius-Spekulant Benutzerbild von Subcomandante Erhard
    Registriert seit
    03.05.2008
    Beiträge
    1.314

    Standard AW: "Der Deutsche macht keinen Umsturz" - sind wir ein Volk von Arschkriechern?

    Wenn interessiert schon den geistigen Dünnschiss von Heinrich Mann?
    OBNOXIOUSLY LARGE BRIGHTLY COLOURED TEXT IS HARD TO IGNORE.

  7. #17
    Spekulatcius-Spekulant Benutzerbild von Subcomandante Erhard
    Registriert seit
    03.05.2008
    Beiträge
    1.314

    Standard AW: "Der Deutsche macht keinen Umsturz" - sind wir ein Volk von Arschkriechern?

    Apropo, was ist mit dem Kapp-Putsch? Ich fand den gut.
    OBNOXIOUSLY LARGE BRIGHTLY COLOURED TEXT IS HARD TO IGNORE.

  8. #18
    Entarthet Benutzerbild von EinDachs
    Registriert seit
    12.06.2006
    Ort
    Neuschwabenland, Eishöhle Ost, Hitlerallee 23
    Beiträge
    12.975

    Standard AW: "Der Deutsche macht keinen Umsturz" - sind wir ein Volk von Arschkriechern?

    Zitat Zitat von Subcomandante Erhard Beitrag anzeigen
    Apropo, was ist mit dem Kapp-Putsch? Ich fand den gut.
    Ja, das überrascht jetzt wohl niemanden.Schön, damit hast du dein Sätzchen jetzt gesagt. Geh wieder spielen.

    Zitat Zitat von Beverly Beitrag anzeigen
    Für eine Revolution muss man einige Fragen beantworten:

    1. was will ich mit der Revolution erreichen?

    2. welche Legitimation hat die Revolution?

    3. wie beseitige ich die alte Ordnung bzw. verhindere eine Konterrevolution

    4. wie verhindere ich, dass aus der erfolgreichen Revolution eine Tyrannei wird?
    Nun, es stellt sich allerdings das Problem, das diese Fragen dann von allen Revolutionären ziemlich gleich beantwortet werden müßte, damit die Revolution dann nicht aufgrund von Meinungsverschiedenheiten zerbricht.

    Und das mit der Legitimität: Die sollte eben von einem großen Teil der Bevölkerung als größer erachtet werden, als die der Regierung. Das ist recht schwierig zu erreichen, dementsprechend scheitern ja auch die meisten Revolutionen an genau diesem Problem.
    Es kennzeichnet die Deutschen, dass bei ihnen die Frage »was ist deutsch?« niemals ausstirbt.
    Friedrich Nietzsche

  9. #19
    Antimodernist vom Dienst Benutzerbild von Sauerländer
    Registriert seit
    10.03.2005
    Ort
    Gegenwärtig...hier
    Beiträge
    24.869

    Standard AW: "Der Deutsche macht keinen Umsturz" - sind wir ein Volk von Arschkriechern?

    Zitat Zitat von EinDachs Beitrag anzeigen
    Das mag schon stimmen, man kann ähnliche Einwände aber zu so ziemlich jeder Revolution machen. Da ist Deutschland nicht sehr herrausragend, es ist eben eine typische Erscheinung jeder Revolution, dass die die sie machen, meist Idealisten mit undurchdachten Vorstellungen sind und die die mitmachen, dies meist nur aus spürbarem Elend heraus tun. Wenn eine Erfolg hat, liegt das eigentlich immer an einer Willens- oder Kraftschwäche des Regimes heraus.
    Damit eine Revolution gelingt, muss Folgendes zusammenkommen:
    Eine Führerschicht, die den festen Willen zur Revolution hat.
    Eine Masse, die sich davon mitreissen lässt.
    Ein Konzept, wohin man damit eigentlich will.

    Mindestens eines davon hat in Deutschland immer gefehlt.
    Der Deutsche hat keinen harten politischen Instinkt. Auch unsere Revolutionäre sind eher Schwärmer, die immer wieder unangenehm mit der Realität kollidieren.
    Mitglied der nationalbolschewistischen Front
    "Der Prinz fürchtet lediglich, nun habe er eine Revolution am Hals. Lasst uns ihm zeigen, wie furchtbar er uns unterschätzt..."
    -Harald, Brujah Primogen von New York City, zu Beginn der Zweiten Feuernacht

  10. #20
    Mitglied
    Registriert seit
    05.11.2004
    Beiträge
    8.857

    Standard AW: "Der Deutsche macht keinen Umsturz" - sind wir ein Volk von Arschkriechern?

    Zitat Zitat von Pandulf Beitrag anzeigen
    In Deutschland werden traditionell Entscheidungen im Konsens getroffen. Wahrscheinlich seit der Goldenen Bulle. Das macht die Entscheidungsfindung schwerfällig, eine Enscheidung steht dann aber und wird auch von der Mehrheit getragen. Das deutsche Konsenssystem, das z.B. auch den Sozialstaat hervorgebracht hat, verleitet wenig zu Revolutionen. Wenn alle bei der Entscheidung mit berücksichtigt werden, bleibt am Ende kaum jemand übrig, der eine Revolution machen will.
    Den westdeutschen Sozialstaat verdanken wir IMHO der Angst der BRD-Oberen vor dem Kommunismus.

    Ansonsten sehe ich da seit Arminius und co. oft einen Hang zur konsequenten Inkonsequenz. So die potenzierbare Reform der Reform der Reform ...

    So hat Arminius entschieden: wir Germanen wollen nicht Teil Roms sein und hocken lieber in unseren Wäldern. Doch was geschah? Als "Rom" mit seinen Soldaten nicht weiter kam, schickte es die Missionare und die Germanen wurden zu einer Zeit "romanisiert", als Rom nur noch eine Karikatur alter Größe war.

    Karl der Große versuchte dann aus dem Frankenreich eine Art Neuauflage des weströmischen Reiches und ein Gegenstück zu Byzanz zu machen. Dazu metzelte er fleißig - und was taten seine Erben? Sie teilten das Frankenreich, legten das Projekt "neues Westrom" ad acta und in Westeuropa brach Chaos aus.

    Wir Deutsche wurden als Ostfranken damals mit Italien und der Kaiserkrone beglückt. Die Italiener wollten keine deutsche Herrschaft haben und die Kaiserkrone war nur noch eine Karikatur. Weniger wäre mehr gewesen, aber es wurde mal wieder nach dem Motto: "nichts Halbes und nichts Ganzes" verfahren und das mit deutscher Gründlichkeit.

    Als dann nach 1500 wegen der Reformation die Frage aufkam "wie hältst du es mit Rom?", entschieden sich die Herrscher in Spanien und Frankreich, der katholischen Kirche treu zu bleiben. Die Briten und Skandinavier entschieden sich für den Bruch mit Rom. Wir Deutschen entschieden uns durch Reformation und Gegenreformation mal wieder für Beides. Und das nicht etwa, weil damals jeder auf deutschem Boden Glaubens- und Gewissensfreiheit hatte. Nein, die hatten der Parole "eius regio, cuius religio" nur die Fürsten. Wo es schon mal vorkam, dass ein Glaubenwechsel im Herrscherhaus auch den Glaubenswechsel der Untertanen erzwang. Ein Dummfug, der sich mit dem Ablasshandel messen konnte. Der nicht nur zur konfessionellen, sondern auch zur politischen Spaltung führte.

    Etc. etc. etc. ich verweise nur noch darauf, Pandulf, dass dein deutsches Konsenssystem eine der übelsten Tyranneien der Geschichte hervorgebracht hat. Wobei die Nazis bezeichnenderweise an den Grundmustern des deutschen Leidens an Deutschland ebensowenig geändert haben wie die DDR oder die 68er.

+ Auf Thema antworten

Aktive Benutzer

Aktive Benutzer

Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)

Ähnliche Themen

  1. Antworten: 17
    Letzter Beitrag: 04.09.2008, 17:33
  2. Antworten: 97
    Letzter Beitrag: 21.05.2008, 06:47
  3. " Deutsche sind toll!" / Die positive Deutsch-Türkische Geschichte im Unterricht
    Von Stuttgart25 im Forum Gesellschaft / Soziales / Arbeit / Bildung / Familie
    Antworten: 48
    Letzter Beitrag: 05.08.2007, 10:55
  4. "Mein neoliberaler Alltag" oder "Fit gemacht für dem Umsturz"
    Von Beverly im Forum Gesellschaft / Soziales / Arbeit / Bildung / Familie
    Antworten: 21
    Letzter Beitrag: 15.07.2007, 15:16

Nutzer die den Thread gelesen haben : 0

Du hast keine Berechtigung, um die Liste der Namen zu sehen.

Forumregeln

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •  
nach oben