Vor einiger Zeit hatte ich ein Erlebnis der dritten Art, das mich nicht so richtig loslässt. Es ging darum, wie Schülern, die nach Berlin kommen, die einschlägige deutsche Geschichte nahe gebracht werden soll. Als Schnitzeljagd, wo sie Juden spielen, die nach Auschwitz deportiert werden X( !
Richtig. Das geht so wie bei einer Schnitzeljagd, wo man von Ort zu Ort geht oder fährt. Da ist denn ein Ort, wo die Schüler ihre Handys abgeben müssen (obwohl es die in den 1940ern noch nicht gab). Enden tut das Ganze dann wohl, dass sie sich wie die Juden damals, denen man alles genommen hat, am Bahnsteig einfinden sollen.
So soll Schülern, die außer der Geburt und dem Schüler-Sein nichts verbrochen haben, eines der schlimmsten Kapital der Menschheitsgeschichte vermittelt werden. Weil wir Deutschen ja angeblich wegen Auschwitz nicht mehr in den Spiegel sehen können X( !
Mir fallen da 1000 Gründe ein, warum die Menschen hierzulande beim Blick in den Spiegel *** sehen, aber was Auschwitz betrifft ... die meisten haben daran schon deswegen keine Schuld, weil die damals noch gar nicht auf der Welt waren. Warum wird dieser Gedenk-Schwachsinn nicht weniger, sondern an Masse immer mehr und an Inhalt immer bescheuerter, je mehr Zeit vergeht? Auch vor 30, 40 Jahren beschäftigte man sich damit. Ich habe damals in der Dorfbücherei jedes verfügbare Buch über die Nazi-Zeit gelesen und möchte da etwa Kogons "Der SS-Staat" hervorheben. Mir sind haufenweise Zeitzeugen (jüdische und nichtjüdische) begegnet - so Grenzwertiges wie die obige Schnitzeljagd aber nicht. Das ist ziemlich genau das Bescheuertste zu dem Thema, seitdem ich vor langer Zeit die Aussage von Neonazis gehört habe, das Güte an den zu Gedenkzwecken erhaltenen Lagern sei, dass sie sie nach der erneuten Machtübernahme gleich wieder aufmachen können.
FRÜHER gingen bei allen Meinungsverschiedenheiten Juden und Nicht-Juden, die diversen "Pros" und "'Antis" auch im Dunstkreis des Nahostkonflikts noch fairer miteinander um. Warum es heute so abartig ist, dass irgendwann auch die Gutwilligste nur noch
kann, dafür liefert Barbara Nadel in dem Roman "Belsazars Tochter" einen Hinweis. Es ist ein Krimi, der in Istanbul spielt, wo auch viele Juden leben. Die nicht auszurottende gegenseitige Missgunst erklärt sie so: "Im Grunde hatte natürlich alles ökonomische Gründe"
(...) "Wo Geld und Komfort fehlen, werden andere, grundlegendere Bereiche wichtiger: Tradition, Regeln, Tabus."
Vor einer Generation gab es in den Krimis nicht nur weniger dummes Geschwurbel, es ging auch materiell allen besser, Juden wie nicht-Juden. Kein Grund, über das Notwendige hinaus so einen dummen und peinlichen Schuld-Kult zu installieren. Heute jedoch werden die Reicher reicher und die Armen ärmer und die grundlegenden Bereiche wichtiger: Propaganda, Verdummung, Hetze.
Und anstelle der Nazi-Schläger des 20. Jahrhunderts, die mit ihren Deppenfaschismus krachend gegen die Wand fuhren, nutzen die Lifestyle-Faschisten des 21. Jahrhunderts die KZs und das Grauen um sie auf ihre Weise :rolleyes:
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