Das ist ein Problem des technischen Entwicklungsstandes. Wenn ich mir angucke, welchen Kahlschlag zum Beispiel die Römer mitunter gemacht haben, möchte ich mir lieber nicht vorstellen, was Julius Caesar getan hätte, hätten ihm die technischen Möglichkeiten der Nationalsozialisten zur Verfügung gestanden
"Bewusst" kann vieles meinen. Es kann ebenso bedeuten, sich des Holocausts so bewusst zu sein, wie man sich auch des dreissigjährigen Krieges oder diverser anderer blutiger Phasen der deutschen Geschichte bewusst ist, wie es bedeuten kann, es ständig im Bewusstsein zu tragen und all sein Handeln und Denken daran auszurichten, "dass soetwas nie wieder passiert."
Ersteres halte ich für wichtig, letzteres halte ich für geisteskrank.
Aus der Geschichte ist im Wesentlichen zu lernen, dass die Menschen aus der Geschichte nichts lernen - das wusste schon Bismarck. Und deshalb ist es verwerflich, aus der vergeblichen Absicht heraus, dieses Lernen zu erzwingen, einem Volk Selbstachtung und Selbstbehauptungswillen zu nehmen.
Wir sollten uns bewusst sein, was "wir" (in übergenerationeller Volksbindung) getan haben. Aber wir sollten deshalb nicht in moralischer Selbstanklage in Sack und Asche gehen, in der Hoffnung, man möge uns vergeben, während wir uns gleichzeitig vorbeten, dass wir das gar nicht verdienen (spätestens an dieser Stelle merkt man übrigens, welche geradezu religiöses Ausmaß dieser irrsinn hat), sondern wir sollten uns, insofern wir uns mit diesem Thema befassen, uns auf den Aspekt konzentrieren, dass wir uns damit selbst keinen Gefallen getan haben.
Wir sollten die ethische Dimension nicht negieren, aber wir sollten sie auch keinesfalls in dieser kontraproduktiven Art und Weise den Diskurs dominieren lassen.
Denn Letzteres führt einfach zu nichts, möglicherweise bewirkt es mittelfristig sogar wieder aus Widerwillen gezeugte Spannungen, die schließlich wieder denen zum Nachteil gereichen, die man vermeintlich schützen will.