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Ja! Der gemeine Nachkriegsdeutsche praeferiert bedauerlicherweise importierte Negermusik aus den kulturlosen USA.
Der Spiegel / Popkultur / Joseph Goebbels' Propagandaband Charlie and His Orchestra
Goebbels' Propaganda-Orchester
Wollt ihr den totalen Swing?
Sie spielten "entartete" Musik - im Auftrag der Nazis. Ab 1939 verwandelten Charlie and His Orchestra Jazz und Swing in braune Propaganda. Absurde Texte sollten die Moral der Feinde untergraben. Bläser branden auf, das Schlagzeug federt los. Es klingt ganz wie der Jazz-Standard "Makin' Whoopee". Aber dann näselt der Sänger auf Englisch:
Noch ein Krieg, noch ein Profit,
Noch ein jüdischer Business-Trick!
Washington ist unser Getto,
Roosevelt ist unser King,
Demokratie unser Motto -
Überleg, was so ein Krieg einbringt!
Fröhlich hebt das Orchester zur nächsten Nummer an, "Slumming On Park Avenue":
Lass uns Bomben werfen, wo sie wohnen!
Bombardieren wir Churchills Frauen, Kinder auch!
Legen wir los! Lass es uns tun!
Bombardieren wir Unbeteiligte auch!
Es war eine der bizarrsten Propaganda-Aktionen der Nazis, die Briten und US-Bürger in den Vierzigerjahren hören konnten, wenn sie die Frequenz des Deutschen Kurzwellensenders trafen: Swing im Auftrag von Swing-Hassern.
Charlie and His Orchestra nahmen mit dem Segen von Reichspropagandaminister Joseph Goebbels "entartete" Musik auf, für die andere im KZ gelandet wären.
Die Musiker sollten umgetextete US-Songs spielen, um die Moral der Alliierten zu untergraben. Tatsächlich aber spielten viele von ihnen vor allem um ihr Leben.
"Negermusik" sonst streng verboten
Jazz war den Nazis zuwider. Seit Hitler an der Macht war, wollte das Regime "Dschungelmusik", so Goebbels' Wortwahl, ausmerzen. Der erste deutsche Hörfunksender Funk-Stunde Berlin verbannte 1933 "Negermusik (...), in der ein aufreizender Rhythmus vorherrscht und die Melodik vergewaltigt wird".
Zwei Jahre darauf erließ die Reichs-Rundfunk-Gesellschaft (RRG) ein "Verbot des Nigger-Jazz für den gesamten deutschen Rundfunk". Bei Razzien verhaftete Angehörige der Swing-Jugend steckte man ins Gestapo-Gefängnis oder KZ. Im deutschen Radio liefen Tanzschlager und Märsche.
Anders war es mit dem Programm, das nicht für Deutschland bestimmt war: Seit April 1933 sendete der Deutsche Kurzwellensender ins Ausland. So wollte man die Moral des Feindes untergraben, mit englischsprachigen Meldungen über alliierte Kriegsrückschläge und durch Spottsketche der Moderatoren "Lord Haw-Haw" oder "Axis Sally". Nur ein passender musikalischer Rahmen fehlte - für Märsche ließen Briten oder Amerikaner sich kaum erwärmen. Auf Goebbels' Anordnung sollte daher ein Hausorchester ab 1939 im Ausland beliebte Musik aufnehmen. Auch Swing.
Im etwa 15 Mann starken Ensemble waren renommierte Musiker wie Schlagzeuger Fritz "Freddie" Brocksieper oder der österreichische Trompeter Charly Tabor. Die Leitung sollte der linientreue Arnd Robert übernehmen. Doch das Orchester stellte sich quer und wählte an die Spitze den Saxophonisten Ludwig "Lutz" Templin, der nicht in der NSDAP war. Der Frontmann indes kam direkt aus dem NS-Machtapparat: Karl "Charlie" Schwedler, ein Beamter des Propagandaministeriums und passabler Sänger.
Hassparolen im Swing-Rhythmus
Fortan durfte Templin mit offizieller Genehmigung Feindsender hören. Am Radio transkribierte er eilig Broadway-Hits und Jazzstandards. Mühselig, da das Signal ständig im Rauschen unterging. Schwedler nazifizierte derweil die Originaltexte. Beliebtestes Ziel: Winston Churchill. Ihm legte er etwa beim US-Hit "You're Driving Me Crazy" in den Mund:
Die Deutschen machen mich verrückt
Ich dachte, ich hätte Köpfchen
Aber sie zerschmetterten meine Flieger (...)
Verdunkeln den Himmel mit ihren Flugzeugen
Zu Walking Bass und Bläser-Kicks intonierte Schwedler in etwas ungelenkem Englisch den geballten Hass der Nazi-Diktatur. Etwa auf Kommunisten:
Ich will ein bisschen Kommunismus, Wanzen und Läuse
Die sind sehr schön
Ich will etwas Kommunismus, Blutvergießen und Gewalt
Und dann natürlich
Mag ich auch Mord und Säuberungsaktionen!
Oder auf Juden und die USA:
Es ist Hebräer-Feiertag überall
Denn die Judenfamilie hat einen brandneuen Erben
Er ist ihre ganze Freude, ein Geschenk des Himmels (...)
Mr. Franklin D. Roosevelt Jones
Nazi-Playboy mit Seidenhemdchen
Schwedlers Schreibtalent war umstritten. "Ausgelacht" wurde er laut Arrangeur Friedrich Meyer; der Trompeter Charly Tabor "machte ihn fertig wegen seiner idiotischen Texte". Schwedler störte das nicht. Der Ministerialbeamte ging voll auf in seiner neuen Rolle und inszenierte sich als Nazi-Playboy mit dickem Siegelring und Seidenhemden, auf die er Krönchen mit SS-Emblem sticken ließ. Die Bandmitglieder waren privilegiert: Der Staat kaufte ihnen erstklassige Instrumente, um darauf ansonsten verbotene Musik zu spielen, und zahlte ihnen zudem 16 Reichsmark pro Vormittag. Einige kamen im Monat auf fast 500 Mark - mehr als das Doppelte des Durchschnittseinkommens.
Aber für die meisten ging es um viel mehr: Wer hier spielte, war vom Wehrdienst freigestellt. "Wir mussten nicht auf andere schießen", sagte Schlagzeuger Brocksieper 1988 dem SPIEGEL , "und haben sogar einen Haufen Geld verdient in einer Zeit, in der andere für eine Mark am Tag ihr Leben lassen mussten." 14 Mal erhielt er den Einberufungsbescheid - an die Front musste er nie.
Einigen fabelhaften Musikern hätte ohne Charlie's Orchestra sogar das KZ gedroht, sagte die Berliner Sängerin Evelyn Künneke 1997 der "New York Times": In der Band seien "Halbjuden und Zigeuner" ebenso gewesen wie "Freimaurer, Zeugen Jehovas, Homosexuelle und Kommunisten - nicht gerade die Art von Leuten, mit denen die Nazis normalerweise Karten spielen wollten". Da ihre Musik aber als kriegswichtig galt, "saßen sie an Notenständern und nicht hinter Stacheldraht".
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Geändert von ABAS (28.03.2024 um 13:00 Uhr)
" Streicht die Kuechenabfaelle fuer die Aussaetzigen! Keine Gnade mehr bei Hinrichtungen!
Und sagt Weihnachten ab! "
(Sheriff von Nottingham)
Kennt ihr diesen Moment, in dem plötzlich alles Sinn ergibt und man merkt, dass der ganze Scheiß sich wirklich lohnt? Ich auch nicht.
Es gibt indes wenige Menschen, die eine Phantasie für die Wahrheit des Realen besitzen ...
Früher waren Dick und Doof zwei Personen.
Till Backhaus
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