Der georgische Amoklauf geht in eine weitere Runde
Georgiens "Präsident" Saakaschwili hat sämtliche diplomatischen Beziehungen zur Russischen Förderation abgebrochen und seinen Botschafter aus Moskau zurückgezogen.
Welche Taktik steckt dahinter? Eine ziemlich riskante, und eine, die Saakaschwili das politische Genick brechen wird.Tiflis - Georgien bricht wegen des Konflikts um die Anerkennung von Abchasien und Südossetien durch Moskau die diplomatischen Beziehungen zur Russischen Föderation ab. Das teilte Vizeaußenminister Grigol Waschadse am Freitag in der Hauptstadt Tiflis mit. Die Regierung von Präsident Michail Saakaschwili folgt damit einem Parlamentsbeschluss. Sein Botschaftspersonal hat Georgien bis auf eine Notbesetzung bereits aus Moskau abgezogen.
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Die Tatsache, daß es zwischen Georgien und Rußland nun keine offiziellen Kontakte mehr gibt, läßt eine wie auch immer geartete Einigung in diesem Konflikt unmöglich erscheinen. Saakaschwilis Plan scheint so auszusehen, dem Westen und der Nato die Pistole auf die Brust zu setzen, sich endgültig zu entscheiden, auf wessen Seite beide bedingungslos stehen. Er kalkuliert vollkommen richtig, daß Rußland seine Politik nicht ändern und alles daran setzen wird, den Schutz Südossetiens und Abchasiens zu garantieren -eine Position, die Saakaschwili vollkommen zurückweist. Sein Ziel ist es, die beiden Provinzen ins georgische Territorium zurückzuholen -und zwar mit allen Mitteln. Ein Krieg mit Rußland ist somit programmiert, und der Westen (wir lassen die USA jetzt mal außen vor) wird sich entscheiden müssen, dem Eskalationskurs Saakaschwilis zu folgen oder das Gespräch mit Moskau zu suchen, an dem Saakaschwili ganz sicher nicht wird teilnehmen, was nicht weniger hieße, als das Lieblingsprojekt Washingtons -also Georgien und seine Rosenrevolution- fallenzulassen. Tertium non datur!
Saakaschwili hat jetzt alles auf eine Karte gesetzt. Ein Zurück gibt es auch für ihn nicht mehr. Der Abbruch der diplomatischen Beziehungen zur Rußland ist auch ein Signal an den Kreml, daß für Saakaschwili dort keine Gesprächspartner mehr existieren. Und Moskau hat diese Botschaft verstanden, und wird einfach abwarten. Das Ding muß Saako jetzt durchziehen. Weder für Moskau noch für Tblissi gibt es eine Verhandlungsmasse, die zu vermitteln wäre, was nicht weniger bedeutet, als daß die alles entscheidene Frage Saakaschwilis an den Westen kategorisch lautet: Für uns oder für die? Was bleibt ihm auch anderes übrig?
Man mag kaum glauben, daß dieser Mann zu diesem vollkommen irrationalen Schritt fähig ist. Das ist ein globalpolitischer Amoklauf, der nur verloren werden kann, wenn -ja wenn da nicht jemand ganz anderes Regie führt in diesem apokalyptischen Szenario; jemand, der scheinbar bereit ist, die ökonomischen und sicherheitspolitischen Folgen auffangen und kompensieren zu wollen. Saakaschwili muß diese Zusage besitzen, sonst wäre er diesen Schritt nicht gegangen -oder aber, der Kerl ist noch viel unberechenbarer, als es jetzt schon den Anschein hat.
Die Lage hat sich heute noch einmal dramatisch zugespitzt. Saakaschwili hat heute den Treueschwur des Westens gefordert, und egal, wie die Antwort auch ausfallen wird, sie wird nicht revidierbar sein -bei Strafe des schärfsten Gesichtsverlustes.
Kalter Krieg? Welch ein Euphemismus.