Zitat von
Melisa
Eindeutig. Die Aufstände lagen vor. Cem Özgönül hat diese ausführlich in seinem
Buch dargelegt.
Auch Bernard Lewis bestätig dies:
1. Es gab keinerlei Hasskampagne, die direkt auf die Armenier abzielte, keinerlei Dämonisierung, vergleichbar mit dem Antisemitismus in Europa.
2. Die Deportation der Armenier, obgleich von großen Ausmaß, war nicht vollständig und im Besonderen erstreckte sie sich nicht auf die beiden Großstädte Istanbul und Izmir.
3. Die Aktionen der Türken gegen die Armenier, obgleich unverhältnismäßig, entstanden nicht aus dem Nichts. Die Angst vor einem russischen Vormarsch in die osmanischen orientalischen Provinzen, das Wissen um die Tatsache, dass zahlreiche Armenier die Russen als ihre Befreier gegen das türkische Regime ansahen, und der Bewusstwerdung der revolutionären armenischen Aktivitäten durch das Osmanische Reich: All dies trug dazu bei, eine Atmosphäre der Unruhe und des Misstrauens zu schaffen, die durch die zunehmend verzweifelte Situation des Reiches und durch die Ängste in den Kriegszeiten – was sehr gewöhnlich ist – verstärkt wurde. Im Jahr 1914 haben die Russen vier große Einheiten aus armenischen Freiwilligen und 1915 drei weitere ins Leben gerufen. Diese Einheiten umfassten zahlreiche osmanischen Armenier, von denen einige sehr bekannte Personen waren.
Was mich überrascht hat welche Gust in seinem Buch schreibt:
(...)In den folgenden Jahrzehnten eroberten die Russen die Gebiete südlich des Kaukasus und drangen bis zur osmanischen Zitadelle Erzurum vor, die sie aber gegen Zugeständnisse des Sultans an den Nordufern des Schwarzen Meers wieder aufgaben. Immerhin kämpften erstmals Armenier auf seiten der Russen und erhielten in einem Gebiet südlich des Kaukasus weitgehende Autonomie. Ihre Landsleute aus dem Osmanischen wie dem Persischen Reich strömten in die 20000 Quadratkilometer große „Armjanskaja oblast“, was soviel wie „armenisches Gebiet“ hieß. Die Armenier im (aus Moskauer Sicht) Transkaukasus durften zeitweise sogar ein Wappen führen, das an das Königsbanner des mittelalterlichen Armeniens erinnerte. „ Sie nährten daraus die Hoffnung“, schreibt der deutsch-armenische Ethnologe Gerayer Koutcharian, „ dass das Oblast Ausgangspunkt für die politische Wiederherstellung ganz Armeniens werde.“
Brachte der Vorstoß des Zaren den Russisch-Armeniern gewisse Freiheiten, so verschlechterte er die Lage der Türkisch-Armenier durch aus dem Zarenreich zuströmende Moslems. Denn viele der Kaukasusvölker waren nach der russischen Eroberung ins Osmanische Reich ausgewandert: die Hälfte aller Abchasen (ein zumeist sunnitisches Volk im Westkaukasus), die meisten Lasen (einst orthodoxe Christen, dann sunnitische Moslems südlich des georgischen Hafens Batum), viele Adscharen (georgische Moslems), fast 400000 Tscherkessen, alle etwa 30000 Ubychen (ein den Tscherkessen verwandter Stamm am Nordufer des Schwarzen Meers), ein Achtel aller etwa 200000 Kabardiner (den Tscherkessen verwandte Sunniten) und fast alle der etwa 30000 Tschetschenen (sunnitische Viehzüchter aus dem Nordkaukasus) vom Arstchwoi Stamm, die so dem Schicksal ihrer Landsleute entgingen, von den Russen nach Kasachstan und Kirgisien ausgesiedelt zu werden.
Die geflohenen Moslems verdoppelten in manchen der von den Armeniern bewohnten Distrikte die Bevölkerung. Etwa die Hälfte der Tscherkessen siedelte an der Schwarzmeerküste zwischen Samsun und Trapezunt. "Eine furchtbare Invasion", nannte der deutsche Orientreisende Amand Freiherr von Schweiger Lerchenfeld den Flüchtlingszug, "nur notdürftig bekleidet und ohne alle Proviantvorräte, anfangs vom Bettel, später von Diebstahl und Raub lebend, okkupierten sie gleich riesigen Heuschreckenschwärmen provisorisch alles Land umher." Etwa 100000 der zwischen Frühjahr und Herbst 1864 eingewanderten Tscherkessen starben, zumeist an Hungertyphus, berichtete Schweiger Lerchenfeld.(...)
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Jahrzehnte zuvor haben also die Armenier auf Kosten der Tscherkessen (100 000 Tote)
eine Autonomie von den Russen erhalten.
Ähnlich sollte der Verlauf wohl auch in Anatolien stattfinden. Wenn die Russen mit den Armeniern durchgekommen wären, kann man sich ja ausmalen was passiert wäre.
Das was die Russen mit den Armeniern zusammen nicht geschafft haben, wollten dann die Griechen realisieren.
Aber wie das geendet hat wissen wir ja auch.
Es war Krieg. Geplant war das Osmanische Reich aufzuteilen. Das ging nun mal schief.
Ich frage mich was die Franzosen, Engländer, Russen, Deutsche, Armenier, Griechen, Missionare und und von uns damals wollten???