Umfrageergebnis anzeigen: Haben die Osmanen/Türken an den Armeniern einen Völkermord begangen?

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Thema: Völkermord der Türken an den christl. Armeniern / Sammelstrang

  1. #4491
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    Standard AW: Völkermord der Türken an den christl. Armeniern / Sammelstrang

    Zitat Zitat von Sahin Beitrag anzeigen
    Und übrigens der allgerische Bundeskanzler verlangt die Anerkennung des Völkermords an den Algeriern von Frankreich. Tja, mal sehn was Frankreich dazu sagen wird.
    Frankreich wird sich nicht so dumm verhalten wie die Türkei und historische Fakten leugnen. Außerdem ist in Frankreich die Diskussion frei. Der Pariser Bürgermeister hat neulich schon eine öffentliche Gedenkveranstaltung organisiert, und niemand muss befürchten, dafür angeklagt zu werden.

    Die Diskussion in Frankreich führt allen deutlich vor Augen, wie zurückgeblieben die Türkei bei diesem Thema ist.

    ... wobei natürlich die Frage ist, ob alle Türken in dieser Diskussion so zurückgeblieben sind wie "sahin". Ich denke, seine Beiträge sind für die meisten Türken eine Beleidigung, sagen zumindest meine türkischen Kollegen hier.
    Gerade habe ich einer Kollegin die letzten Beiträge von "sahin" gezeigt und gefragt, ob es in der Türkei mehr Leute von dieser Sorte gibt. Sie meinte, sie habe Abitur und würde solchen Unsinn wie von "sahin" nicht lesen.
    Geändert von reinhard (13.11.2006 um 12:40 Uhr)

  2. #4492
    Mitglied Benutzerbild von Sahin
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    Standard AW: Völkermord der Türken an den christl. Armeniern / Sammelstrang

    Zitat Zitat von reinhard Beitrag anzeigen
    Frankreich wird sich nicht so dumm verhalten wie die Türkei und historische Fakten leugnen. Außerdem ist in Frankreich die Diskussion frei. Der Pariser Bürgermeister hat neulich schon eine öffentliche Gedenkveranstaltung organisiert, und niemand muss befürchten, dafür angeklagt zu werden.

    Die Diskussion in Frankreich führt allen deutlich vor Augen, wie zurückgeblieben die Türkei bei diesem Thema ist.
    Dann wird Frankreich ja bald den Völkermord anerkennen nicht wahr. Ist es auch richtig, daß in Frankreich verboten ist zu leugnen, daß der Kolonialismus schlecht war???

    English


    Algeria to France: Recognize your own genocide



    Algerian Prime Minister Abdulaziz Belkadem has called on France to "accept that it carried out genocide" in Algeria, an announcement that carries particular weight as French Interior Minister Nicolas Sarkozy leaves today from France for a 2 day visit to Algeria.


    Belkadem recalled French President Jacques Chirac's statement that "Countries are called on to accept the dramas and mistakes that they have led the way to" in reference to Armenian claims against Turkey, and said "We call on France to accept that what it carried out was a genocide during the years between 1830 and 1962 when it occupied Algeria. This identification of genocide includes not only genocide itself, but the attempt to wipe out our cultural and national identity. They need to remember that in addition to massacring people, they also erased the cultural wealth of a country."

    Meetings between the central-right Sarkozy, who is seen as a likely candidate for president next year, and Algerian officials are now expected to take place in the shadow of these calls for genocide recognition on the part of France.

  3. #4493
    Mitglied Benutzerbild von Melisa
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    Standard AW: Völkermord der Türken an den christl. Armeniern / Sammelstrang

    Zitat Zitat von reinhard Beitrag anzeigen
    Frankreich wird sich nicht so dumm verhalten wie die Türkei und historische Fakten leugnen. Außerdem ist in Frankreich die Diskussion frei. Der Pariser Bürgermeister hat neulich schon eine öffentliche Gedenkveranstaltung organisiert, und niemand muss befürchten, dafür angeklagt zu werden.

    Die Diskussion in Frankreich führt allen deutlich vor Augen, wie zurückgeblieben die Türkei bei diesem Thema ist.

    Das stimmt Reinhard. Wir haben uns mit diesem Thema nicht so detalliert beschäftigt. Niemand hat ja auch geglaubt dass die Lobby-Arbeit der Armenier so durchschlagen kann.

    Nun ist es halt an der Zeit die Manipulationen und Fälschungen mit denen man dieses verzerrte Bild -Mythos- geschaffen hat, aufzuräumen.

    Das braucht seine Zeit. Man kann halt nicht erwarten dass festvernkerte Meinungen sich schnell auflösen.

    Auf diesem Wege hat Cem Özgönül mit seinem Werk einen riesen Beitrag geleistet.

  4. #4494
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    Standard AW: Völkermord der Türken an den christl. Armeniern / Sammelstrang

    Reinhard ich habe nicht vergessen, dass du mir vorgeworfen hast, dass ich behaupten würde dass die Armenier zu Recht umgebracht wurden. WO ist der Beleg hierfür. Diese bösartige Verleumdung zeigt mir nur, auf welchem Niveau deine Beiträge anzusiedeln sind. ICH FORDERE DICH HIERMIT NOCHMAL AUF MIR EINEN BEITRAG VON MIR ZU POSTEN, INDEM ICH EINE SOLCHE AUFFASSUNG VERTRETE.



    Reinhard versteck dich bitte nicht, ich habe dich schon dreimal dazu aufgefordert! Besitzt du nicht die Courage hierauf eine Antwort zu geben?

  5. #4495
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    Standard AW: Völkermord der Türken an den christl. Armeniern / Sammelstrang

    Zitat Zitat von Alevi_Playa Beitrag anzeigen
    Reinhard versteck dich bitte nicht, ich habe dich schon dreimal dazu aufgefordert! Besitzt du nicht die Courage hierauf eine Antwort zu geben?
    Nochmal, nochmal, nochmal?

    "alevi_playa" ist doch bekennender Nicht-Leser.

    Lass dir die Antworten einfach vorlesen, wenn du nicht in der Lage bist, sie zu lesen! Denk dran: Das Schwarze sind die Buchstaben, das Graue musst du nicht mitlesen.

  6. #4496
    Mitglied Benutzerbild von Sahin
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    Standard AW: Völkermord der Türken an den christl. Armeniern / Sammelstrang

    Zitat Zitat von reinhard Beitrag anzeigen
    Nochmal, nochmal, nochmal?

    "alevi_playa" ist doch bekennender Nicht-Leser.

    Lass dir die Antworten einfach vorlesen, wenn du nicht in der Lage bist, sie zu lesen! Denk dran: Das Schwarze sind die Buchstaben, das Graue musst du nicht mitlesen.
    Hast Du definitiv nicht Du Lügner. Melde mich von mir aus aber so einen Lügner bin ich noch nicht begegnet. Das schafft nicht einmal Hayaser

  7. #4497
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    Standard AW: Völkermord der Türken an den christl. Armeniern / Sammelstrang

    Zitat Zitat von Sahin Beitrag anzeigen
    Hast Du definitiv nicht Du Lügner. Melde mich von mir aus aber so einen Lügner bin ich noch nicht begegnet. Das schafft nicht einmal Hayaser
    Warum soll ich irgendwas melden? Die Beweise für den Völkermord sind doch gepostet. Du hast sie nicht gelesen und versuchst, das durch ein paar Beschimpfungen zu überspielen. Das ist doch in Ordnung.

    Wenn du sie irgendwann doch liest, kannst du ja überlegen, ob es Argumente dagegen gibt. Ich denke, die gibt es nicht. Also spar dir die Mühe.

    Denk dir einfach noch ein halbes Dutzend Völkermorde irgendwo anders auf der Welt aus und behaupte einfach, es gibt zu jedem vier UNO-Resolutionen. Vielleicht hast du ja Glück und niemand hat Lust, dich nach Belegen zu fragen.

    Wer sich für den Völkermord an den Armeniern interessiert, kann hier neue Forschungsergebnisse nachlesen:

    [Links nur für registrierte Nutzer] [Links nur für registrierte Nutzer]:
    Ausgrenzung, Vertreibung, Völkermord
    München, November 2006


    Da "alevi_playa" und "sahin" das sicherlich nicht lesen können und wollen, wird es auch niemanden geben, der die Forschungsergebnisse des angesehenen und bekannten Historikers bestreitet.

    Und wer will, kann ja auch das Urteil vom Landgericht Berlin vom 3. Juni nachlesen, in dem der Völkermord präzise beschreiben wird.
    Geändert von reinhard (13.11.2006 um 15:17 Uhr)

  8. #4498
    bernhard44
    Gast

    Standard AW: Völkermord der Türken an den christl. Armeniern / Sammelstrang

    Oder auch lesenswert:
    Armenien und der Völkermord. Die Istanbuler Prozesse und die türkische Nationalbewegung (Broschiert)
    von Taner Akcam (Neuauflage)


    Der Prozeß über den Völkermord an den Armeniern

    In den Jahren 1919/20 wurden vor dem Kriegsgericht in Istanbul eine Reihe von Prozessen gegen führende türkische Politiker angestrengt, mit dem Ziel, den Völkermord an den Armeniern während des Ersten Weltkrieges zu untersuchen und die Verantwortlichen zu bestrafen. Diese Prozesse kamen durch Druck der alliierten Mächte zustande, die damit einen ersten Schritt unternahmen, Menschenrechtsprinzipien mit Hilfe einer internationalen Strafgerichtsbarkeit zur Geltung zu verhelfen. Der türkische Soziologe Taner Akcam stellt diesen kaum bekannten Vorläufer der Nürnberger Prozesse in den Zusammenhang des Niedergangs des Osmanischen Reiches und des Aufstiegs der jungtürkischen Bewegung mit ihrem Bestreben, einen homogenen türkischen Nationalstaat zu gründen. Er analysiert zugleich die spezifischen historischen und politisch-ideologischen Hintergründe, die zum Genozid an den Armeniern führten, und zeigt, wie die Westmächte, ungeachtet ihres juristischen Engagements, die Aufteilung des Osmanischen Reiches betrieben. Damit riefen sie den Widerstand der türkischen Nationalbewegung gegen die »Siegerjustiz«, die »Einmischung in die inneren Angelegenheiten« und die »Verletzung der staatlichen Souveränität« hervor. Der Band enthält darüber hinaus zum ersten Mal in deutscher Sprache eine kommentierte Auswahl aus den Verhandlungsprotokollen und Urteilsbegründungen der Istanbuler Prozesse. Sie vermitteln neue Erkenntnisse über die Planung und Durchführung des Völkermords und konfrontieren uns mit den Mechanismen und der Brutalität von Haß und Gewalttätigkeit. In den Blick genommen werden aber auch die Kontroversen über die Berechtigung der Anklage, die Zuständigkeit des Gerichts und die Frage individueller Verantwortlichkeit, die bis heute die Diskussion um die Etablierung eines internationalen Strafgerichtshofs kennzeichnen.

    »Noch heute ist das Thema in der Türkei tabuisiert.

    [Links nur für registrierte Nutzer]
    Geändert von bernhard44 (13.11.2006 um 14:37 Uhr)

  9. #4499
    Mitglied Benutzerbild von Sahin
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    Standard AW: Völkermord der Türken an den christl. Armeniern / Sammelstrang

    Zitat Zitat von reinhard Beitrag anzeigen
    Warum soll ich irgendwas melden? Die Beweise für den Völkermord sind doch gepostet. Du hast sie nicht gelesen und versuchst, das durch ein paar Beschimpfungen zu überspielen. Das ist doch in Ordnung.

    Wenn du sie irgendwann doch liest, kannst du ja überlegen, ob es Argumente dagegen gibt. Ich denke, die gibt es nicht. Also spar dir die Mühe.

    Denk dir einfach noch ein halbes Dutzend Völkermorde irgendwo anders auf der Welt aus und behaupte einfach, es gibt zu jedem vier UNO-Resolutionen. Vielleicht hast du ja Glück und niemand hat Lust, dich nach Belegen zu fragen.

    Wer sich für den Völkermord an den Armeniern interessiert, kann hier neue Forschungsergebnisse nachlesen:

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    Ausgrenzung, Vertreibung, Völkermord
    München, November 2006


    Da "alevi_playa" und "sahin" das sicherlich nicht lesen können und wollen, wird es auch niemanden geben, der die Forschungsergebnisse des angesehenen und bekannten Historikers bestreitet.
    Deine verdrehten Stellungnahmen ist ja bekanntlich nichts mehr neues. ich habe dich nicht nach einem schriftsteller gefragt, sondern nach einem intern. gericht, das eine verurteilung ausgeprochen hat. es gibt da ein benz der darüber was schreibt und es gibt ein özgönül der vieles widerlegt-also sind sich die genauso strittig wie wir hier. das objektivste wäre ein gerichtsurteil-wo bitte!

  10. #4500
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    Standard AW: Völkermord der Türken an den christl. Armeniern / Sammelstrang

    "Die Welt schrieb am 23. April 2005:

    Morden und verschweigen
    Und sich erinnern: Zum neunzigsten Jahrestag des türkischen Völkermordes an den Armeniern sind mehrere wichtige Bücher erschienen

    von Marko Martin

    Charles Aznavour: Der einzige Zufall in meinem Leben bin ich. Militzke, Leipzig. 270 S., 18,60 EUR.

    Wolfgang Gust (Hg): Der Völkermord an den Armeniern 1915/16. Dokumente aus dem Politischen Archiv des deutschen Auswärtigen Amts. Zu Klampen, Springe. 675 S., 44 EUR.

    Rolf Hosfeld: Operation Nemesis. Die Türkei, Deutschland und der Völkermord an den Armeniern. Kiepenheuer & Witsch, Köln. 351 S., 17,60 EUR.

    Huberta von Voss (Hg): Porträt einer Hoffnung. Die Armenier. Hans Schiler, Berlin. 415 S., 16,50 EUR.

    Es war, wenn man so will, Multikulti avant le lettre: Muslime predigten in Kirchen, Christen in Moscheen, man pries Toleranz und Frieden, und sogar ein "Nie wieder!" zog bereits als rhetorische Figur seine Kreise. Nie wieder Massaker und Pogrome an Armeniern, gelobte man sich damals 1908 in Konstantinopel - der Sultan war gerade gestürzt, und ein sogenanntes jungtürkisches Revolutionskomitee unter der Führung Enver Paschas beschloß unter den Augen eines vernetzten, technisch avancierten und humanistisch gebildeten Europa, nunmehr auch das osmanische Reich zu modernisieren. Sogar öffentlich zelebrierte Besuche auf armenischen Friedhöfen gab es - quasi als frühe Beispiele pompöser, selbstberauschter Gedenkpolitik.

    Nur sieben Jahre später aber, am 24. April 1915, werden in eben jenem Konstantinopel auf Befehl des Innenministers Talaat Bey Hunderte armenischer Notabeln verhaftet und anschließend deportiert - Auftakt zum ersten organisierten Völkermord des 20. Jahrhunderts mit 1,5 Millionen Opfern. Anläßlich des neunzigsten Jahrestags jenes Genozids, der von der Türkei bis zum heutigen Tag harsch geleugnet wird, sind jetzt mehrere Bücher erschienen - allesamt hochinformativ und wichtig zum Verständnis nicht nur einer verdrängten Vergangenheit. Während man nämlich in dem von Huberta von Voss herausgegebenen Sammelband "Porträt einer Hoffnung. Die Armenier" mit Staunen liest, wie viel kreatives Potential das älteste christliche Volk noch heute aufzubieten vermag, provoziert die Lektüre zweier anderer Bücher pures Entsetzen. Sowohl Rolf Hosfelds ebenso atmosphärisch dichte wie faktenbeglaubigte "Operation Nemesis. Die Türkei, Deutschland und der Völkermord an den Armeniern" als auch der von Wolfgang Gust herausgegebene und kommentierte 700-Seiten-Band mit Dokumenten aus dem Politischen Archiv des Auswärtigen Amtes offenbaren, wie unermeßlich das Ausmaß des Nicht-Wissens-Wollens auch hierzulande ist.

    Wer wohl hat schon einmal vom Fluß Göksu gehört (1800 Frauen und Kinder an seinen Ufern nackt erschossen), wer von der Stadt Urfa (700 junge armenische Männer an einem einzigen Tag umgebracht), wer von Aleppo als Drehkreuz der Deportationen, wer von den Massenvergewaltigungen und Massenexekutionen entlang der Bagdadbahn, wer von Deir-es-Zor, wo man allein 12 000 Armenier niedermetzelte?

    Dabei hätte man es wissen können, wissen müssen. Bereits 1986 (nachzulesen in seinem packenden, inzwischen leider vergriffenen Band "An den Brandherden der Welt") hatte Ralph Giordano auf der Basis jener damals noch schwer zugänglichen Außenamtsakte "Türkei 183" eine Fernsehdokumentation gedreht, die vom WDR ausgestrahlt wurde und eine Unzahl feindlicher Reaktionen provozierte. Das Völkermord-Leugnen reichte damals von einem "moderaten" türkischen Historiker ("Es war ein gegenseitiges Massaker") über nächtliche Drohanrufe und Denunziationen ("Türkenfeind") bis hin zur türkischen Presse, die ihre tendenziöse Berichterstattung immer wieder mit der Formulierung einleitete: "Yahuda assili Ralph Giordano... Der Jude Ralph Giordano".

    Damit hatte man gar nicht einmal so Unrecht. Ja, es waren und sind Juden, die ihre Stimme zugunsten der Armenier erhoben: Franz Werfel in seinem Roman "Die vierzig Tage des Musa Dagh", im Jahr von Hitlers Machtergreifung erschienen, Edgar Hilsenraths wunderbares "Märchen vom letzten Gedanken" von 1989, von Ralph Giordanos Publizistik ganz zu schweigen. Dies aber nur nebenbei und als Gegenbeweis zu jener widerlichen Behauptung, die Juden würden mit der Thematisierung der Shoah anderes Gedenken unmöglich machen - wie umgekehrt auch die Political-Correctness-Irrsinnigen nicht müde werden zu deklamieren, Reflexionen über andere Genozide relativierten den Holocaust. Als im Juni 1921 im Berliner Landgericht der Prozeß (und nachfolgende Freispruch) gegen den armenischen Studenten Soghomon Tehlirjan stattfand, der in Charlottenburg den untergetauchten Völkermörder Großwesir Talaat Pascha hingerichtet hatte, saß im Publikum auch der Jurastudent Robert Kempner, der, später von den Nazis als Jude vertrieben, 1945 als amerikanischer Ankläger bei den Nürnberger Prozessen nach Deutschland zurückgekehrte.

    Wie aber kommt es, daß sich inzwischen hierzulande kaum jemand - und auch die politische Opposition, so ist zu vermuten, nur aus taktischen Gründen - an der Tatsache stört, daß der zukünftige EU-Kandidat Türkei bis heute nicht einmal den Mut zu einer Entschuldigungsgeste aufzubringen bereit ist? Dabei würde in diesem Falle nicht einmal das kemalistische Selbstverständnis angekratzt, denn Atatürks autoritäres Reformregime installierte sich erst 1921, zwei Jahre nach den - wohlgemerkt innertürkischen - Prozessen, die mit Todesurteilen gegen die abwesenden Talaat, Enver und andere "Komitee"-Mitglieder endeten. Gegen Ende des Krieges hatten diese sich 1918 auf einem deutschen Torpedoschiff in Richtung Schwarzes Meer abgesetzt, während im März 1919 der neue Innenminister Djemal erstmals erklärte, daß 1915/16 "800 000 Armenier tatsächlich ermordet worden waren". Weshalb also fällt die heutige Türkei, begleitet vom Schweigen Europas, hinter bereits einmal festgesetzte Standards zurück und wiederholt stur jene Dolchstoß-Verschwörungstheorien, nach welchen die Armenier sich damals kurz vor einer Machtübernahme befanden, um das osmanische Reich mit russischer Hilfe zu zerstören?

    Sowohl Rolf Hosfeld wie Wolfgang Gust räumen nach Akteneinsicht mit diesen Mythen gehörig auf. Gewiß: Wie überall im langsam zerfransenden Reich des "kranken Mannes am Bosporus", wie etwa bei Kurden oder Tscherkessen, gab es am Vorabend und dann während des Ersten Weltkrieges auch in armenisch besiedelten Gebieten Revolten, separatistische Bestrebungen oder auch pure Räubereien, denen Türken aus benachbarten Dörfern und Städten zum Opfer fielen. Dazu schreibt Gust: "Um ihre These von den gefährlichen Armeniern zu belegen, behaupteten die Türken, die Armenier hätten in mehreren Städten Aufstände angezettelt. Mit Ausnahme von Van, wo das kaiserliche Deutschland keine Vertretung unterhielt und kein Kontakt zur deutschen Missionsanstalt bestand, konnten die deutschen Konsuln und ihre Informanten nachweisen, daß diese sogenannten Aufstände in Wahrheit nichts anderes als Abwehrkämpfe waren. ,Eine von den Armeniern vorbereitete Revolution bzw. Erhebung hat es nach meinen Informationen nur in Van gegeben', faßte der Konsul von Erserum, Erwin von Scheubner-Richter, die deutschen Erkenntnisse zusammen, ,an anderen Orten war es Selbstverteidigung'." Die Auslöschung des armenischen Volkes war längst geplant, die Route der tödlichen Deportationszüge in die Wüste bereits festgelegt - und dies mit einer kalten Präzision, die für eine Stringenz im Produzieren von Alibis kaum noch Raum ließ. ",In einer Anzahl von Häusern wurden Papiere beschlagnahmt', schrieb Vizekonsul Hoffmann aus Alexandrette, ,anscheinend nur deshalb, weil sie fremdsprachlich waren. Dasselbe Schicksal hatten Bücher, besonders englische.' ...Amerikanische Missionare in Mamuret ul-Aziz amüsierten sich, wie die türkischen Ermittler das ihnen unbekannte Toilettenpapier mit größtem Mißtrauen auf Geheimschriften untersuchten, weil es natürlich unbedruckt war. Die Polizisten verbrannten es schließlich sehr vorsichtig und versuchten aus dem Fall der verkohlten Teilchen auf verborgene Botschaften zu schließen."

    Auf der einen Seite durch ein infames Regime verhetzte Büttel und sogenannte "einfache Türken" (zu deren Ehre gesagt sei, daß nicht wenige von ihnen auch armenische Nachbarn versteckten und erretteten) - auf der anderen Seite eine erfolgreiche und nicht nur christlich, sondern vor allem westlich orientierte Minderheit, an der man sich nun schadlos halten konnte. Es waren nicht nur mutige deutsche Missionsangestellte, sondern auch von ihrem Gewissen getriebene Konsuln und mit Botschafter Paul Graf Wolff-Metternich sogar der offizielle Vertreter Deutschlands, die all dies klar sahen und in Richtung Berlin dokumentieren konnten, welche Ausrottungspolitik der türkische Kriegsverbündete gerade betrieb. "Doch Kanzler Theobald von Bethmann Hollweg, nominell auch Außenminister, versagte sich dem Wunsche seines Botschafters vollständig. ,Die vorgeschlagene öffentliche Koramierung eines Bundesgenossen während laufenden Krieges wäre eine Maßregel, wie sie in der Geschichte noch nie dagewesen ist', erboste er sich in einer handschriftlichen Notiz am 17. Dezember 1915, ,unser einziges Ziel ist, die Türkei bis zum Ende des Krieges an unserer Seite zu halten, gleichgültig, ob darüber Armenier zu Grunde gehen oder nicht.'"

    Wenige später wurde in einer Reichstagssitzung dem sozialdemokratischen Abgeordneten Karl Liebknecht, der genauere Auskunft begehrte, brüsk das Wort verweigert, während man sich - wie heutzutage Gerhard Schröder im Umgang mit seinem Tschetschenienschlächter-Freund Putin - auf "innere Angelegenheiten" herausredete und das angebliche Recht des Verbündeten unterstrich, "Maßnahmen zu ergreifen, um eine auf seinem Territorium stattfindende subversive Tätigkeit auszulöschen". Und der deutsche Leiter des Orientbüros sekundierte: "Die halbgebildeten Armenier, die in Europa und Amerika moderne Zivilisation und revolutionäre Ansichten kennenlernten, impften den Bacillus der Unlust und Unzufriedenheit mit den gegenwärtigen Verhältnissen, in die Heimat zurückgekehrt, ihren Landsleuten ein." Richtig an dieser antiwestlichen Philippika ist nur eines: Bis heute sind die Armenier - ob nun in Paris, New York, Beirut oder selbst in Jerewan - in ihrer Mehrheit keine Schollentrottel, sondern feinnervige Zeitgenossen und nicht selten auch im produktiven Streit mit den Selbstgewißheiten der eigenen Ethnie. Wer diese Menschen mit steinaltem Gedächtnis und dennoch immenser Lebensfreude kennenlernen möchte, sollte entweder Huberta von Voss' Porträtband lesen - oder Charles Aznavours alias Shahnour Aznavourians soeben auf deutsch erschienene Autobiographie. Dort heißt es: "Endlösung? Nichts da, ihr Mistkerle, ihr habt mich nicht gekriegt. Und ich bleibe, zum Mißfallen einiger, ein Mensch mit Erinnerungen. Und bin deswegen noch lange kein Feind des türkischen Volkes..." Oder in den Worten eines seiner bewegendsten Chansons, gewidmet dem armenischen Volk: "Ils ont bientôt créé un univers noveau/ Sans Holocaust et sans ghettos // Bald schufen sie eine neue Welt/ Ohne Holocaust und ohne Ghettos."
    In den genannten Büchern finden sich jeweils Hunderte weiterer Quellen und Beweise.

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