55-Jähriger ergaunerte mehr als 236 000 Euro
Berlin - Der Patient habe im Krankenbett gelegen. Reglos. Wortlos. Und er habe sich auch nach mehreren Aufforderungen nicht gerührt. Birgit T., Zeugin vor einer Moabiter Strafkammer, kann ihre Begegnung mit dem wegen Betruges angeklagten Wolfgang St. plastisch beschreiben: Sie war im Juni 2000 als externe Gutachterin des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen bei ihm erschienen. Zu diesem Zeitpunkt war der heute 55 Jahre alte Mann schon neun Jahre lang vermeintlich erwerbsunfähig.
"Patient kann nicht frei sitzen, den Kopf nur um wenige Zentimeter heben, kann nur mit fremder Hilfe aufstehen", hatte 1995 ein anderer Gutachter geschrieben. "Linker Arm gelähmt, linkes Bein bewegungsunfähig, Speisen müssen mundgerecht vorbereitet werden". Und noch einmal fünf Jahre zuvor hatten ihm zwei Experten des Klinikums Buch "
degenerative Wirbelsäulenveränderungen mit statisch-dynamischer Insuffizienz" sowie "
eine bleibende Lähmung beider Beine" bescheinigt. Weitere Untersuchungen, hieß es, seien nicht nötig.
Die Ärztin Birgit T. sah das anders. Es sei ihr "merkwürdig vorgekommen", sagt die 53-Jährige, dass der angeblich täglich benutzte Rollstuhl keinerlei Gebrauchsspuren aufgewiesen habe. Der Patient, der laut Krankenakte schon jahrelang im Bett gelegen habe, sei auch verdächtig gebräunt und muskulös gewesen. Außerdem konnte trotz der vielen Leiden kein behandelnder Arzt genannt werden.(....)
Wolfgang St. kassierte weiterhin Pflegegelder, Erwerbsunfähigkeitsrente und Gelder für medizinische Hilfsmittel.
Aufgeflogen war sein dubioses Leben erst im Jahr 2002, nachdem er seine damalige Lebensgefährtin mehrfach vergewaltigt und verprügelt hatte.
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