Die PDS sei in der Demokratie angekommen? - Denkste!
Denn dass die Linke auch weiterhin vom zuständigen Verfassungsschutz überwacht werden sollte, davon zeugen nicht nur die Reden und Positionspapiere gewisser linksextremistischer Kreise innerhalb dieser Partei, ebensowenig die mehr oder weniger augenscheinlichen Kontakte zu anderen demokratiefeindlichen Parteien und Politikern wie jenen der DKP, nein, für die Überwachungswürdigkeit der PDS stehen vor allem deren Wähler Garant.
Ein Erlebnisbericht aus Dresden.
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Zum heutigen Tage fand sich als wahlkampftechnische Unterstützung im Rennen um das Amt des Dresdner Oberbürgermeisteramtes der stasibelastete Gregor Gysi ein. Frech wie eh und je wählte man als Versammlungsort die Prager Strasse. Auf ebenjener Strasse, auf welcher selbige Partei vor zwanzig Jahren Andersdenkende niederknüppeln liess, forderte man nun Versammlungs- und Redefreiheit von der Bundesrepublik ein. Etwa 1.500 Bürger folgten dem Aufruf der PDS und erschienen, um Herrn Gysi bei seiner Honigschmiererei lauschen zu dürfen. Herr Gysi - das sollte man anmerken - liess sein Klientel dafür sogar gern knappe zwei Stunden warten. Das machte niemandem etwas. Die Sonne schien, es gab gratis Luftballons und Dr. Klaus Sühl - der Kandidat der PDS - welcher vor Verzweiflung kaum noch wusste, wie er denn die Masse noch bei Laune halten konnte, spielte schlussendlich das altbekannte "schreibt mir Eure Fragen auf einen Zettel und ich beantworte dann jene, auf welche ich mich auch vorbereitet habe"-Spiel.
Punkt um sechs jedoch der Eklat. Zeitgleich mit dem geschickt choreographierten Auftritt des "IM Notar" vor den Massen gedachten drei junge Leute, ebenso von ihrer Redefreiheit Gebrauch zu machen und hissten spontan ein Transparent. Die SED und die StaSi seien in Dresden nicht willkommen. Herr Gysi wusste anfangs vor Peinlichkeit kaum zu sprechen. So schickte er seinen Bodyguard - einen äusserst höflichen Mann in grauem Anzug - um das Plakat zu begutachten. Es missfiel beiden offensichtlich.
Missgefallen tat es auch den Veranstaltern, welche sich flugs um die kleine Gruppe versammelten, ihnen das Transparent zu entwenden versuchten und damit drohten, die Protestler wahlweise um die Ecke zusammenzuschlagen, ihnen die versammelten Wähler auf den Hals zu hetzen (O-Ton: "Wir sind viel mehr als Ihr. Das werdet Ihr nicht überleben.") oder aber sie nach der kommenden Revolution zu erschiessen.
Auch die StaSi-Vorwürfe schienen weniger zu interessieren. Einige ältere Herren klärten die Versammelten ostalgisch schwärmend über die Hilfsbereitschaft des MfS und ihre ruhmreichen Taten im Kampf gegen die Konterrevolution auf. Ein hagerer Mann um die Vierzig - stilecht mit FDJ-Tasche - murmelte noch etwas von der Notwendigkeit, mit welcher man die Montagsdemonstranten '89 an gleicher Stelle - der Prager Strasse - hätte exekutieren müssen und schlussfolgerte daraus, dass es also auch rechtens sei, die Spontanaktivisten dem biologischen Ende entgegenzuführen. Gewiss - in weniger blumigen Worten.
Einige der hellköpfigeren Organisatoren kamen auf die Idee, sich auf Stühlen vor das Transparent zu stellen. So wollte man dem Publikum die Sicht rauben. Sehr zum Unwohl der parteieigenen Photographen, welche nun sicherlich jede Menge Material zu sichten und auszuwerten haben (kleine Hilfe - der Herr rechts im Bild ist ein Inuit). Als erstere allerdings merkten, dass es einfacher sei, sich mitsamt Plakat einen Schritt nach rechts zu bewegen, als mitsamt Stuhl dieser Bewegung zu folgen, gaben sie ihr Vorhaben schnell wieder auf und reihten sich in die wütende Menge der Beschimpfer, Morddroher und StaSi-Relativisten ein.
Alles in allem habe ich heute wohl jede Menge neue Freunde gefunden, habe Herrn Gysi den Tag versauen dürfen, habe in zwanzig Minuten mehr Morddrohungen erhalten als in meinem ganzen bisherigen Leben (und das mag was heissen) und durfte mir die Erkenntnis festigen lassen, dass die PDS und ihr Klientel noch lange nicht in der Demokratie angekommen sind. Gegenteilig gehört eine Partei mit einem derart gewaltbereiten Wählerpotential nicht nur auf die to-do-Liste des Verfassungsschutzes, sondern vor das Bundesverfassungsgericht. Und schlussendlich verboten.
Dank an dieser Stelle noch einmal an die zwei jungen Herren sowie die überaus attraktive junge Dame für ihren Mut und ihr Engagement. Denn nur, wer Meinungsfreiheit lebt, schützt demokratische Grundrechte.
Und einen Gruss an den IM Notar an dieser Stelle.
Möge er noch viele weitere schlaflose Nächte erleben.
Acheiropoietos