Von den Wahlmöglichkeiten kommt für mich keine in Frage, deshalb stimme ich bei dieser Umfrage nicht ab.
Die Darstellung beider Systeme ist m.E. allerdings selbst propagandistisch, was hier einseitig den "bürgerlichen" Medien (aus Staaten, in denen Pressefreiheit herrscht) unterstellt wird.
Entgegen der unterschwellig verbreiteten Meinung, man müsse sich quasi zwischen den beiden Systemen entscheiden und die Verdammung des einen sei eine Apologie des anderen, lassen sich durchaus beide Ideologien gleichzeitig vollständig ablehnen.
Zunächst ist die Definition des Faschismusbegriffes die, welche der marxistischen Auffassung entspricht.
(Zur Wiederholung: Faschismus ist:
1. das von Benito Mussolini geführte Herrschaftssystem in Italien. Dies ist zweifellos das, was mit Faschismus im engeren Sinne gemeint ist.
2. eine Bezeichnung für extrem nationalistische, nach dem Führerprinzip organisierte antiliberale und antimarxistische Bewegung und auf diesem Gedankengebäude aufgebaute Herrschaftssystem in divesen Ländern Europas nach dem 1. Weltkrieg.
3. nach marxistischer Definition eine in kapitalistischen Industriegesellschaften besonders in Krisensituation angewandte Form bürgerlicher Herrschaft.)
Terminologisch ist die Verwendung des Begriffes Faschismus als Synonym für den Nationalsozialismus selbst zunächst ideologisch geprägt gewesen. Zunächst benutzte ihn Stalin im erweiterten, also nicht auf Mussolinis System bezogenen Sinn und subsumierte darunter jeglichen Antikommunismus. Damit ist jedoch nur ein Merkmal des Faschismus erfüllt. Logisch gesprochen: jeder Faschist ist ein Antikommunist, aber nicht jeder Antikommunist ein Faschist. Auf demselben Niveau rangiert das folgerichtige und falsche Analogon, nur Sozialismus sei echter Antifaschismus. Richtig ist auch hier: Jeder Sozialist ist ein Antifaschist, aber nicht jeder Antifaschist muß automatisch ein Sozialist sein. Desweiteren sollte durch die Verwendung des Begriffs Faschismus der Anklang an den Begriff "Sozialismus" vermieden werden. Schließlich kann darf das Gute (Sozialismus) auch begrifflich nicht mir dem Bösen (Nationalsozialismus) verwandt sein. Diese Terminologie wurde solange wiederholt, bis sie Gesellschaftsfähigkeit erlangte. Gewissermaßen hatte jedoch der Nationalsozialismus durchaus ein sozialistisches Element: Auch er versuchte, die Klassengegensätze aufzuheben. Sein dazu ausgewähltes Mittel, das Schaffen einer "Volksgemeinschaft", unterscheidet sich selbstverständlich stark vom internationalistischen Ansatz der kommunistischen Bewegung.
Damit kommen wir zu den Dingen, die m.E. definitiv vergleichbar sind:
- ein Wertewandel weg vom Individualismus, der mit Liberalität einhergeht, hin zu "Du bist nichts, die Gemeinschaft ist alles".
- Als weitaus wesentlicheres Element der Totalitarismus. Jegliche Analyse auf dieser Ebene wird von marxistischer Seite üblicherweise mit der "Bürgerlichkeit" der herrschenden historischen Meinung zu entkräften versucht.
Die Totalitarismustheorie erstellt nur begrenzte Aussagen, da sie nur begrenzte Aspekte der beiden Ideologien miteinander vergleicht. Insbesondere verwischt sie nicht die bestehenden großen Unterschiede zwischen Faschismus und Sozialismus. Auch Äpfel und Birnen lassen sich eben nicht auf allen Ebenen miteinander vergleichen.
Zum Abschluß nochmal: Eine Kritik an einem der Systeme muß nicht mit einer Lobhudelei des anderen einhergehen. Letztere ist nämlich bei beiden unangebracht.
Grüße
John