Am Sonntag und Montag wird gewählt
Circa 50 Millionen Menschen sind am Sonntag und Montag in ganz Italien aufgerufen, ein neues Parlament zu wählen. Sie entscheiden in vorgezogenen Neuwahlen darüber, ob der Oppositionschef und Medienunternehmer Silvio Berlusconi an der Spitze seiner „Partei der Freiheit“ nach zwei Jahren wieder an die Spitze der Regierung zurückkehren soll, oder ob der Mitte-Links-Kandidat Walter Veltroni, Ex-Bürgermeister von Rom, dem gestürzten Regierungschef Romano Prodi nachfolgen soll.
Berlusconis Mitte-Rechts-Bündnis haben sich die rechtsorientierte föderalistische Gruppierung Lega Nord und die in Sizilien verankerte „Movimento per l’Autonomia“ (MPA) angeschlossen.
Im der neuen Partei „Popolo della Libertá“ waren zuvor Berlusconis konservative Partei Forza Italia und die rechte Alleanza Nazionale um Gianfranco Fini fusioniert worden. Die christdemokratische UDC des ehrgeizigen Pier Ferdinando Casini, die bis vor wenigen Wochen noch Berlusconis Bündnis angehörte, entschloss sich bei diesen Wahlen zum Alleingang.
Veltronis „Partito Democratico“ gilt hingegen als stärkstes Parteienbündnis im Mitte-Links-Lager. In dem Block sind der PD unter dem Vorsitz Veltronis und die Partei „Italia dei Valori“ unter dem Vorsitz des ehemaligen Staatsanwalts Antonio Di Pietro enthalten. Er hatte sich Anfang der 90er Jahre im „Mani-Pulite“-Korruptionsskandal einen Namen als Saubermann gemacht.
Am Wahlkampf beteiligen sich insgesamt 33 Parteien, die meisten von ihnen sind Splitterparteien. Zu ihnen zählt auch die „Regenbogen-Linke“ („Arcobaleno“), die aus der Fusion der altkommunistischen „Rifondazione Comunista“, der Grünen und den „Comunisti Italiani“ entstanden ist. Spitzenkandidat ist der bisherige Präsident der Abgeordnetenkammer Fausto Bertinotti.
Ergaenzung: es gilt fuer die Kammer in jeder Region 4% zu erzielen, wo es weniger sind ziehen keine Abgeordneten ein; fuer den Senato (waehlen darf man fuer letzteren nur ab dem 25.Lebensjahr) sind es 8%.Die 630 Abgeordneten und 315 Senatoren werden nach einem reinen Verhältniswahlrecht bestimmt, was die Chancen der kleinen Parteien verbessern könnte. Das geltende Wahlrecht stammt vom Dezember 2005 und ist eigentlich ein Rückfall in alte Zeiten: Es ist ein reines Verhältniswahlrecht, das mit einem „Schuss“ Mehrheitswahlrecht mehr Stabilität ermöglichen sollte.
In Norditalien wird die Gruppe "La Destra" wohl keine Abgeordnete ins Parlament gewaehlt bekommen, ich habe "La Destra" fuer die Kammer und "Lega Nord" fuer den Senat gewaehlt.
2.Ergaenzung: "La Destra" ist nur teils sehr sehr Rechts(aber nicht Neonazi), es handelt sich um Leute aus dem Umfeld der verbuendeten "Fiamma Tricolore"; die (groessere und gemaessigtere) Partei "La Destra" ueberwiegt zahlenmaessig aber.Zu den neuen Parteien, die sich am Urnengang beteiligen, zählt auch „La Destra“, eine rechtsextreme Gruppierung, die nach der Abspaltung von Finis AN entstanden ist. Premierkandidatin ist die Politikerin Daniela Santanchè.
Berlusconi hat Alessandra Mussolini und den offen neofaschistischen Verleger Giuseppe Ciarrapico (uebrigens ehemaliger Praesident des Roemer Fussbalclubs "AS Roma"), der seine Redaktionen mit Buesten von Benito Mussolini schmueckt, kandidiert. Berlusconi hat letzteren kandidiert, da er mehrere Lokalzeitungen besitzt, und auch um eine signifikante Waehlerflucht Richtung "La Destra" zu vermeiden. Das Berlusconi-Buendnis ist also teilweise rechter als die "La Destra" :cool2:
Das Berlusconi-Fini-Buendnis "Popolo delle Libertà" ist mit der Lega Nord verbuendet, die auf dem Wahlzettel aber einzeln gewaehlt wird, und fuer die ein aufwaerts gehender Trend zu verzeichnen ist: selbst meine Mutter, die auf dem Stimmzettel bis zu Mite der 90er immer die Sozialisten (PSI) und ab dann Berlusconi ankreutzte, hat sich fuer den Senat Senatswahl fuer die Lega entschieden.
Die Parteien werden zwar nach ihrem Stimmenanteil im Parlament repräsentiert; die siegreiche Koalition bekommt aber automatisch mindestens 340 von insgesamt 630 Sitzen - selbst bei nur einer Stimme Vorsprung.[Links nur für registrierte Nutzer](...)