Streit um "ruhende Konten" von Holocaust-Opfern in Israel
Israelische Bank will laut Zeitungsbericht Zahlungen erheblich reduzieren
Tel Aviv (APA/dpa) - In einem Streit um die Erstattung von Bankguthaben im Holocaust ermordeter Juden will die israelische Bank Leumi einem Zeitungsbericht zufolge Zahlungen erheblich reduzieren. Wie die Tageszeitung "Haaretz" am Montag berichtete, hat die Bank in Verhandlungen erreicht, dass die Verpflichtungen, die im Juni vergangenen Jahres auf 500 Millionen Schekel (91,5 Mill. Euro) geschätzt worden seien, auf einen zweistelligen Millionenbetrag verringert wurden.
Das Blatt bezeichnete dies als einen Sieg der staatlichen Bank im Kampf um die Rückerstattung der Guthaben von Holocaust-Opfern. Die neuen Zahlen seien das Ergebnis von veränderten Berechnungsgrundlagen und harten Verhandlungen zwischen Bankenvertretern und einem Parlamentskomitee. Zugleich sei das Geldhaus verärgert, dass Prüfer zu dem Schluss gekommen seien, die Bank habe von den Guthaben der Holocaust-Opfer profitiert. Bankenvertreter hätten gewarnt, dieser Schluss könne Israels Ansehen beschädigen.
Bereits vor der Gründung des Staates Israels besaß ein Teil der europäischen Juden, die später Opfer des Holocaust wurden, Grundstücke und Geldkonten im damaligen Palästina. Der Vorläufer der Bank Leumi, die Anglo-Palestine-Bank, transferierte zudem Geld europäischer Juden aus Europa. Im vergangenen Jahr war die Summe ruhender Guthabenkonten bei fünf israelischen Banken auf insgesamt eine Milliarde Schekel geschätzt worden.
[Links nur für registrierte Nutzer]