FLUGZEUGABSTÜRZE IN RUSSLAND
Islamistische Terroristen bekennen sich
Eine islamistische Gruppe hat sich im Internet zu den Flugzeugabstürzen in Russland bekannt. Unterdessen wurden Spuren von Sprengstoff an einer der beiden Absturzstellen entdeckt. Nun glaubt auch der Geheimdienst nicht mehr an Unfälle, sondern geht von einem Terrorakt aus.
Moskau - Die Echtheit des Bekennerschreibens konnte zunächst nicht bestätigt werden. Unterzeichnet war das Dokument, das auf einer einschlägig bekannten Web-Site mit islamistischem Inhalt auftauchte, von einer Gruppe namens Islambuli-Brigaden. Die Gruppe hat sich Ende Juli zu einem Attentat auf den designierten pakistanischen Ministerpräsidenten Shaukat Aziz bekannt, ist aber weiter bislang nicht in Erscheinung getreten.
Die Maschinen seien als Vergeltung für den Tod von Muslimen in Tschetschenien entführt worden, hieß es. "Unsere heiligen Krieger schafften es, zwei russische Flugzeuge zu entführen, und waren erfolgreich, obwohl sie anfänglich Probleme hatten." Fünf Mudschaheddin seien an Bord jeder Maschine gewesen. Auf Einzelheiten zum Ablauf der Ereignisse ging die Erklärung nicht ein.
In den Trümmern der nördlich von Rostow am Don entdeckten Tupolew-154 seien nach vorläufigen Erkenntnissen Spuren des Sprengstoffs Hexogen gefunden worden. Die Agentur Itar-Tass nannte als Quelle für die Informationen Vertreter des Inlandsgeheimdienstes FSB. Der Fund von Sprengstoff würde die These eines Terroranschlags erhärten. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Interfax geht der FSB von einem "terroristischen Akt" aus.
Die beiden Tupolews waren am Dienstagabend vom selben Moskauer Flughafen aus gestartet und fast zeitgleich von den Radarschirmen verschwunden. Alle 89 Menschen an Bord kamen ums Leben. Die Ermittlungen zur Ursache der Abstürze dauern an. Die russische Regierung schließt einen Terroranschlag nicht aus.
Die Polizei geht außerdem Hinweisen auf mögliche Selbstmord-Attentate tschetschenischer Terroristinnen nach. Der Verdacht falle auf zwei Frauen mit tschetschenischen Namen an Bord der beiden Tupolews, meldete die Agentur Itar-Tass unter Berufung auf ein Mitglied der Untersuchungskommission. Die Frauen waren die einzigen Toten, nach denen sich bislang keine Angehörigen bei den Behörden erkundigten. Die russische Internetzeitung Gazeta.ru meldet gar, die Körper der beiden Frauen seien - im Gegensatz zu allen anderen Leichen - völlig zerfetzt gewesen. Das könnte ein Hinweis darauf sein, dass die Toten Sprengstoff bei sich trugen.
In der Öffentlichkeit herrscht die Meinung vor, dass Terroristen die Abstürze verursacht haben. Kritiker werfen der russischen Regierung vor, Ermittlungen in diese Richtung bis zu den Wahlen in der Konfliktrepublik Tschetschenien am Sonntag zu blockieren.
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