Das heutige Kroatien ist aber nicht mehr das Tudjmans. Kroatien würde sich niemals an einem innerbosnischen Sezessionskrieg beteiligen, schon allein um die EU-Mitgliedschaft nicht zu gefährden.
Auch in Bosnien ist die Zeit für einen Bürgerkrieg eigentlich bald vorbei, und zwar vor allem aus demographischen Gründen. Die Geburtenrate ist auf langfristig ca. 1,4 Kinder pro Frau gefallen, womit auch Bosnien ins "postheroische" Zeitalter gewechselt sein dürfte. Gerade jetzt werden die letzten geburtenstarken Jahrgänge aus der jugoslawischen Zeit erwachsen.
Es heißt, dass die RS neuerdings ein höheres Wirtschaftswachstum habe als die Föderation, und zwar nicht zuletzt als Folge russischer Investitionen.
Die Lebensfähigkeit eines Staates hat in Europa heute nicht mehr viel mit der Größe zu tun. Im Gegenteil: Slowenien oder Estland sind sehr erfolgreich, während eher Polen und Rumänien etwas hinterherhinken. Sollte sich der Binnenmarkt eines Tages auf den ganzen Balkan ausbreiten, haben Grenzen dort ohnehin kaum noch eine wirtschaftliche Bedeutung.
Viel wichtiger ist aber, ob ein Staat von seinen Bürgern gewollt wird. Wenn das in Bosnien nicht der Fall ist, sollte dem Rechnung getragen werden. Wenn die Serben mit großer Mehrheit unabhängig werden oder sich an Serbien anschließen wollen, dann sollen sie es tun.