Hallo, derNeue!
Ja, es ist schon beschämend, wie die Kolonialgeschichte in einigen Ländern noch gut totgeschwiegen wird. Als ich vor einem Jahr im Brügger Diamantmuseum war, habe ich das Wort "Congo" nicht gefunden, obwohl es mehrmals in der Ausstellung fallen müsste.Zitat von derNeue
Aber was die US-Amerikaner betrifft, so war ich doch positiv überrascht.
Der deutsche Kolonialismus ist schlicht wegen dem gewaltsamen und schlagartigen Verlust der Kolonien 1918 in der "Aufbauphase" stecken geblieben. Die Deutschen kamen nur in Ansätzen in die "Ausbeutungsphase". Daher sieht es so aus, als hätten die Deutschen mehr aufgebaut als ausgebeutet.
Unterschätze die tschechischen Politiker, insbesondere den aktuellen Herrn auf der Prager Burg, nicht. Die Politiker machten kurz vor dem Beitritt soviel Stimmung für die Beibehaltung der Beneš-Dekrete, als ob die tschechische Souveränität auf dem Spiel stünde, wenn die Beneš-Dekrete nicht " in die EU mitaufgenommen" worden wären. Die Stimmungsmache fiel leicht, weil nach 40 Jahren Tabuisierung kaum ein Tscheche weiß, was in den Beneš-Dekreten eigentlich steht. Gerade Venceslav Klaus ist ein absoluter EU-Skeptiker. Er nahm an keinerlei Feierlichkeit am 1. Mai teil. Unter anderem befürchtet er das Ende der Beneš-Dekrete.Zitat von derNeue
Da den meisten EU-Staaten diese Dekrete egal oder schlicht unbekannt sind, war es wirklich kein Kunststück, sie mit in die EU zu nehmen.
Ich sehe da leider kein Menschenrecht sondern ein Recht, das erst im sich Entwickeln begriffen ist. Denn Recht ohne gesellschaftliche Basis, ohne ein entsprechendes, allgemeines Rechts- und Unrechtsbewusstsein ist leider nur hohl und kraftlos.Zitat von derNeue
Zugegeben: In Deutschland ist man aus nachvollziehbaren Gründen empfindlicher, wenn es um den Holocaust geht. Aber diese Empfindlichkeiten haben noch keinen seriösen Historiker daran gehindert, durch ausreichende Belege die Opferzahlen nach unten oder nach oben zu korrigieren. Bei anderen ist es dagegen die erkennbare Absicht, die Opferzahlen nach unten korrigieren zu wollen. Und sie machen sich damit lächerlich wie ein Anwalt, der vor Gericht seinen Mandanten mit den Worten verteidigt: "Mein Mandant hat keine drei Menschen ermordet sondern nur einen. Ich kann das nicht beweisen, aber ich plädiere trotzdem auf mildestes Urteil."Zitat von derNeue
Wer aber unbedingt die Opferzahlen kleiner sehen will, der interpretiert die Quellen "selektiv" und damit unredlich und falsch. So picken sie sich etwa aus "Legions of Death" die Misshandlung Rudolf Hößens heraus und übersehen die geschilderten Abscheulichkeiten, die von Deutschen begangen wurden. Warum sie aber das eine glauben und das andere nicht - aus ein und derselben Quelle, dazu bin ich noch nie auf eine Begründung gestoßen.
Die Verharmlosung des Holocausts ist die Light-Ausgabe der Holocaust-Leugnung, Teil der Salami-Taktik der Holocaust-Leugner.
Was das Überzeugen von Holocaust-Leugnern betrifft, so habe ich meine Zweifel, dass Argumentieren viel hilft, siehe einige Forumsmitglieder hier. Und Deutschland käme auch ohne § 130 aus, gäbe es jedes Jahr ein oder zwei Prozesse à la "Deborah vs. Irving". Leider sind wir aber nicht in Großbritannien oder in den Staaten.
Ich sehe keinen erheblichen Unterschied zwischen "jemandem aus Wahn zu töten" und "jemanden aus Rassismus zu töten".Zitat von derNeue
Vergleiche unserer Zeit mit der Antike, oder gar schon mit dem 19. Jahrhundert, halte ich für problematisch. Wir brauchen uns auf unsere heutige Moral nichts einzubilden: Wir haben Maschinen, die Sklaven mehr als überflüssig machen; heute ist die physische Existenz selbst des Ärmsten gesichert, wir haben es weniger nötig, dem Nachbarn an die Gurgel zu springen, um unser täglich Schnitzel zu bekommen. Umso unverständlicher sind die Weltkriege und der Holocaust. Deutschland und die anderen Industrieländer hatten doch alles, aber offensichtlich ist es so, wenn der Mensch sich auf den Schwanz getreten fühlt, dann er fühlt er sich auf den Schwanz getreten. :rolleyes:
Und was die christlichen Kirchen betrifft: Ich betrachte es als Gottesbeweis, dass sie bis heute trotz unzähliger dunkler Flecken überlebt haben.
Ich bestreite nicht, dass die Deutschen absolut betrachtet fleißig sind. Aber verglichen mit anderen europäischen Nationen sind sie nicht viel fleißiger bzw. fauler. Ich betrachte lieber nüchtern als verklärt.Zitat von derNeue
- Gemessen an den Wachstumsraten war Italien und nicht Deutschland das Nachkriegswirtschaftswunderland Europas.
- Natürlich sah Deutschland 1945 grauslich aus. Das, was noch ganz war, war wohl den Phographen weniger ein Photo wert.
- Lediglich ein Fünftel der deutschen Industrie lag 1945 in Trümmern. Die Stärkung und den Erhalt der Industrie unter den Nazis in den letzten Kriegsjahren machte sich auch in den ersten Wirtschaftswunderjahren noch bemerkbar. Viel verheerender als 1,4 Mio. t Bomben waren die Demontagen, vor allem die der Sowjets.
- 1945 war Potential da, nur da war die Teilung, kein sauberes Geld, kein Außenhandel, kein Vertrauen ...
- Die Deutschen hatten keine Klötze, namentlich Kolonien, am Bein wie Frankreich oder Großbritannien.
- Kaum eine Industrie konnte Bomber-Harris dankbarer sein als die deutsche Bauwirtschaft.
- Jeder Psychologe wird dir bestätigen, dass die teils atemberaubende wirtschaftliche Entwicklung in Ländern wie Deutschland und Japan auch auf ein Kompensationsverhalten hinsichtlich der totalen Niederlage zurückzuführen ist.
- ...
Die Menge an Faktoren macht den Fleiß zu einer Größe mit relativ (!) wenig Bedeutung.
Wenn die US-Amerikaner den Deutschen die Schuld an den Anschlägen am 11. September 2001 gegeben hätte, weil sie bis 1945 Kriegsgegner waren, ja dann ...Zitat von derNeue
Aber so sehe ich lediglich eine Latenz, z.B. die Überbewertung durch die USA diverser deutscher und französischer "Lieferungen" an den Irak, obwohl die USA mit dem Irak den meisten Dreck am Stecken gehabt haben, schon vor 1990. Oder: In den Rollen der Hollywood-Bösewichte sind Deutsche eindeutig überrepräsentiert.
In Großbritannien wird im Schnitt pro Woche ein antideutscher/-nazistischer Film ausgestrahlt. Nach dem dritten sagte ich mir: Wenn's 'ne Krücke fürs gekränkte britische Ego ist ... Ich sehe da aber nicht, dass die Deutschen zu Sündenböcken gemacht werden. In Frankreich war es insbesondere vor 1914 Mode, alles Schlechte, ungeklärte Unfälle usw. auf Deutsche, deutsche Spione, Saboteure usw. zurückzuführen. Aber heute? Heute sind es z.B. die iberischen Landwirte, die den Franzosen die Preise kaputt machten.
Das meine ich nicht. Mir ging es in diesem Absatz weniger um das, was gefordert wird, sondern wie. Ich schätze zwar die deutsche direkte Art, aber manchmal erweist sie sich (bestenfalls) Sackgasse der Methodik. ("Nein!!!"-Schröder kann heilfroh sein, dass das mit dem Irakkrieg erstmal deftig in die amerikanische Hose ging.)Zitat von derNeue
Dann bleibt ja Hoffnung.Zitat von derNeue
Aber vielleicht sollte man doch ehrlicherweise hinzufügen, dass uns Deutschen ein "Aufbau Ost" genügt?
Jedenfalls hoffe ich, dass es in der EU überflüssig bleibt, dass Grenzen neu gezogen werden.
Jegliche Forderungen: Von der schlichten Anerkennung der Vertreibungen als Unrecht bis zur territorialen Revision.Zitat von derNeue
Nicht dass du mich für großzügig hälst: Ich finde diese Sprache ist schwerer als Russisch für einen deutschen Muttersprachler. Und diese Sprachenlernbox bekam ich von einer finnischen EU-Übersetzerin geschenkt, die vom Polnisch lernen entnervt die Brocken hingeworfen hatte.Zitat von derNeue
Was ich gesehen - nicht nur gelesen - habe!Vielleicht liegts daran, was wir so gelesen und gehört haben.
Ich zweifle auch nicht an der Friedfertigkeit von Vertriebenen, nicht mal an der derjenigen, die die Rückgabe des ehemaligen Ostdeutschlands oder gar des Sudetenlandes fordern. Nur wie solche Forderungen durchgesetzt und vor allem gütlich umgesetzt werden sollen, da bleiben einem diese Hohlköpfe die Antworten schuldig.Zitat von derNeue
Viele regen sich nicht mal über das auf.Zitat von derNeue
Horst Mahler ist einerseits ein Spinner, mit dem eh kein Blumentopf zu gewinnen ist, und andererseits ist er nicht der einzige Revisionist. Mir geht es hier um die Revisionisten in den Reihen der Vertriebenen. Was Polen zurzeit besonders aufkratzt, das ist die "[Links nur für registrierte Nutzer]", die sich auch "Jewish ...", Verzeihung, "Prussian Claims Society" nennt.Zitat von derNeue
Gruß Fars