Doch in der Praxis ist die Religionsausübung für Nichtmuslime ein Problem. Sie werden zwar geduldet, das heißt, in ihren eigenen vier Wänden können Andersgläubige tun und lassen was sie wollen, doch wollen sie gemeinschaftlich ihre Religion ausüben, zeigt sich vor allem die ausführende Verwaltung sehr störrisch.
Der Grund für die fast feindliche Haltung der türkischen Behörden ist, dass der türkische Staat zwar vier anerkannte Minderheiten kennt: die Armenier, die Griechen, die Juden und die Bulgaren. Doch die Religionsgemeinschaften besitzen keinen eigenen Rechtsstatus. Das bedeutet sie können keine Gebäude anmieten oder besitzen, keine Angestellten beschäftigen und nicht vor Gericht gehen. So existiert der griechisch-orthodoxe Patriarch zwar als Person (Bartholomäus I. ) aber staatlicherseits ist er nur ein einfacher Bürger. Und noch ein weiteres gravierendes Problem haben die Christen: den kirchlichen Nachwuchs. Seit der Schließung einer theologischen Schule auf der Insel Heybeli Ada können keine türkischen Priester ausbildet werden. Die Wiedereröffnung der Schule ist eine EU-Forderung. Diese zu erfüllen, hatte Erdogan zu Beginn seiner Amtszeit 2003 so gut wie zugesagt, passiert ist es derweil noch nicht.
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Seit 33 Jahren versucht die griechisch-orthodoxe Kirche ihr Priesterseminar auf einer Insel vor Instabul wieder zu eröffnen. Rund 30 Anträge wurde bislang gestellt. Eine offizielle Antwort gab es nicht. Die Ausbildung von Priestern war nicht-muslimischen Glaubensgemeinschaften untersagt. Der stellvertretende Ministerpräsident der Türkei, Ali Sahin, stellt in Ankara jetzt zumindest eine Prüfung in Aussicht: "Wenn die Griechisch-Orthodoxen eine Priesterschule eröffnen wollen, dann müssen wir erst einmal prüfen, ob es dafür Bedarf gibt, ob die Gesellschaft diese Priester braucht.
Die Europäische Union hatte der Türkei in den letzten Fortschrittsberichten nur wenige Fortschritte bei der Religionsfreiheit bescheinigt.
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