Produkte aus Deutschland sind gefragt wie nie
Made in Germany. Lange ist es um die Marke Made in Germany still gewesen. Jetzt feiert sie ein glänzendes Comeback. Produkte und Marken aus Deutschland sind gefragt und hip wie nie. Ein enormes Potenzial für heimische Unternehmen – sie müssen es nur heben.
In einem Frankfurter Drogeriemarkt begutachtet eine junge Frau Gesichtscreme-Tuben. Schon mehr als zehn Minuten verbringt sie vor dem Regal. Die Tochter im Kinderwagen jammert, der ältere Junge zerrt an der Jacke der Mama. Offensichtlich findet die Kundin nicht, was sie sucht und zieht eine Verkäuferin zu Rate. „Kommt das aus Deutschland?“, fragt sie und zeigt auf ein Töpfchen Nivea-Nachtcreme. „So weit ich weiß, ist Nivea eine deutsche Marke“, sagt die Beraterin. „Das reicht mir nicht. Ich möchte wissen, ob das auch in Deutschland hergestellt wird“, sagt die Kundin. Die Verkäuferin ist überfragt.
Einige Kilometer weiter im Kaufhof an der Zeil stöbert eine Frau nach Kopfkissen, nimmt zwei in die engere Wahl. Warum das eine 15 Euro kostet und das andere 20? „Das Teure ist von Paradies und wird in Deutschland hergestellt“, sagt eine Verkäuferin, das andere komme aus dem Ausland. „Nur fünf Euro mehr für ein Produkt aus Deutschland? Das ist es mir wert“, sagt die Kundin und geht zur Kasse.
Szenen, die sich täglich abspielen. Die beiden Kundinnen gehören nicht mehr zu einer Randgruppe. Das Siegel „Made in Germany“ entfaltet heute eine ungeahnte Sogwirkung. Lange war Qualität aus den Werkstätten und Fabriken des Exportweltmeisters bei Produkten vom Bier bis zum Auto vor allem im Ausland ein Maßstab. In der Heimat fiel sie durchs Raster des Geiz-ist-geil-Wahns. Oder war einfach nicht hip.
Doch billig allein zieht nicht mehr. Der Wirtschaftsaufschwung öffnet den Verbrauchern den Blick für Qualität, die auch etwas mehr kosten darf. Spätestens seit dem Wir-Erlebnis der Fußball-WM 2006 weckt Deutschland wieder neue, positive Emotionen. Nun ist die Zeit sogar reif, das Image von „Made in Germany“ zu erweitern: Berlin ist die Metropole der Kreativen; Düsseldorf eine der Kunsthauptstädte Europas, in der Modeszene haben Boss, Jil Sander und Joop Deutschland auf die Weltkarte gesetzt, das Versandhaus Manufactum macht mit soliden und trotzdem schicken Dingen des Alltags prächtige Geschäfte.
An allen Ecken und Enden tritt das neue Selbstbewusstsein zutage. In der Münchner Fußgängerzone drängen sich die Menschen vor der mehr als zehn Meter breiten Auslage des Schreibwarenhändlers Kaut Bullinger. „Standort Deutschland“ steht auf mannshohen Plakaten. Überdimensionale Porträtfotos junger Menschen sind da zu sehen. Sie werben dafür, durch den Kauf heimischer Produkte zum Aufschwung beizutragen. In Hannover eröffnete am vergangenen Freitag in drei Museen die Ausstellungsreihe „Made in Germany“ – die keine neue Nationalkunst zeigen will, sondern wie kreativ der (Kunst-)Produktionsstandort Deutschland ist. Ende April tauchte in den Lebensmittelprospekten der Tengelmann-Tochter Kaiser’s erstmals eine Made-in-Germany-Seite mit dem Slogan „Produkte höchster Qualität und Zuverlässigkeit“ auf. Die Idee sei nach der Fußball-WM entstanden, heißt es bei Tengelmann. Dank der Aufbruchstimmung sei es „wieder sinnvoll, Deutschland als Verkaufsargument einzusetzen“.
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Nicht nur die Binnennachfrage scheint sich durch den Wirtschaftsaufschwung zu beleben. Deutschland behält auch seine Stellung als Exportweltmeister.
Wie global ist die deutsche Wirtschaft?
Wie kaum ein anderes Industrieland profitiert Deutschland von offenen Weltmärkten. Weltweiter Handel und grenzüberschreitende Investitionen sind ein Garant für Wachstum, Beschäftigung und Wohlstand in Deutschland – ein Interview mit Ludwig Georg Braun über die internationalen Verflechtungen der deutschen Wirtschaft
Herr Braun, als Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) vertreten Sie 81 deutsche Industrie- und Handelskammern und 120 bilateral organisierte Auslandshandelskammern in 80 Ländern, insgesamt 3,5 Millionen Unternehmen, also die gesamte Bandbreite der deutschen Wirtschaft. Wie international ist die deutsche Wirtschaft?
Die auslandsaktive deutsche Wirtschaft hat sich auf den Weltmärkten in der Spitzengruppe etabliert und erzielt seit Jahren einen deutlichen Exportüberschuss. So hat sich die Außenwirtschaft in den letzten Jahren immer mehr zu einem Hauptwachstumsträger der deutschen Wirtschaft entwickelt. In zunehmendem Maße entwickeln sich internationale Verflechtungen dabei auch außerhalb des Exports, nämlich beim Import und bei den Direktinvestitionen. In Deutschland sind inzwischen mehr als 400000 mittelständische Unternehmen im Auslandsgeschäft aktiv. Dies bedeutet Arbeitsplätze auch bei uns. Umfragen zeigen, dass diese Unternehmen deutlich mehr neue Arbeitsplätze in Deutschland schaffen als Unternehmen, die nur Märkte im Inland bedienen.
Deutschland ist vergangenes Jahr zum wiederholten Male Exportweltmeister gewesen. Welche Bedeutung hat dieser Titel für Sie?
Wenn Sie vom Wert der zugrunde liegenden Exportgeschäfte ausgehen, ist Deutschland in der Tat Exportweltmeister. Es ist vor allem dem Pioniergeist und der Innovationsfähigkeit der exportierenden deutschen Unternehmen zu verdanken, dass sich die deutsche Wirtschaft im weltweiten Wettbewerb so gut behauptet. Wir müssen aber durch eine Politik des wirtschaftlichen Augenmaßes dafür sorgen, dass das auch weiterhin möglich bleibt und noch mehr mittelständische Unternehmen die Chancen der Globalisierung nutzen können.
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Der deutsche Konjunkturaufschwung sorgt inzwischen für eine rege Inlandsnachfrage nach deutschen Produkten. Nicht mehr das Motto "Geiz ist geil" scheint bei den Verbrauchern vorzuherrschen, sondern es wird ganz gezielt auf die Herkunft der Produkte geachtet. Scheinbar haben durch den Aufschwung die Menschen wieder mehr Geld für den Konsum zur Verfügung und die Kauflust steigt bei den Konsumenten wieder an. Auch das Qualitätssiegel "Made in Germany" scheint bei den deutschen Verbrauchern wieder an Bedeutung zu gewinnen. Das sind wirklich gute Nachrichten, und die deutschen Unternehmen und natürlich auch deren Mitarbeiter profitieren von der gestiegenen Nachfrage nach deutschen Produkten. Das zeigen auch die rückläufigen Arbeitslosenzahlen hierzulande. So wird der Wirtschaftsaufschwung zum Selbstläufer.
Aber nicht nur im Inland steht die deutsche Wirtschaft gut im Futter, auch im Ausland verkaufen sich deutsche Produkte blendend. Trotz der hohen Preise sind deutsche Produkte wegen ihrer Qualität und der Innovationsfähigkeit der deutschen Unternehmen weltweit stark gefragt. Ausländische Firmen investieren vermehrt wegen der guten Infrastruktur und gut ausgebildeter Fachkräfte in deutsche Standorte und schaffen damit hierzulande Arbeitsplätze. So hat die Globalisierung auch ihre Vorteile.
Wünschenswert wäre es, dass sich der Aufschwung in Deutschland stabilisiert und dass er uns möglichst lange erhalten bleibt.
MfG
Noko43