@DichterDenker: Danke dafür, daß Du Dir trotzdem die Zeit genommen hast, nochmal zu antworten.

zu 1:
Das stimmt, darauf bin ich in meinen Ausführungen zur 7. Frage eingegangen. Für mich bedeutet das allerdings nicht automatisch eine Ungerechtigkeit. Als ungerecht empfände ich erst erst, wenn die Ausbildungsmöglichkeiten für die sozial Schwachen derart schlecht wären, daß man eine gute - auch eine sehr gute - Ausbildung ohne ein erhebliches finanzielles Polster gar nicht erst erlangen könnte - auch, wenn man bereit ist, für die Zeit der Ausbildung keinen so hohen Lebensstandard zu haben. Deinem beitrag und Deiner Antwort auf die siebte Frage entnehme ich, daß Du hier eine direkte Verknüpfung zum Erbecht siehst. Die sehe ich auch, allerdings sehe ich das Hauptübel im Bildungswesen momentan darin, daß auf breitester Front die schulische (Hoch- und Berufsschulen eingeschlossen) Ausbildung es an Qualität vermissen läßt. Und das begünstigt die sozial Stärkeren unnötig. Ihre Chancen sind besser und werden es immer sein. Das hat auch nicht zwingend etwas mit Geld zu tun. Ich bin davon überzeugt, daß ganz alltägliche Dinge wie Tischgespräche, die Lesekultur im Elternhaus und überhaupt deren Umgang mit Medien einem Kind ganz neue Möglichkeiten eröffnen oder auch verbauen können. Da all das Zeit kostet, spielt auch die investierte Zeit eine große Rolle.


zu 2:
Eine ehrliche Antwort. Ich glaube, man kann sich ihr in jedem Fall nur annähern, erreichen wird man sie nicht. Meiner Meinung nach würden in einer gerechten Gesellschaft würden (juristische und immer auch menschliche) nicht über einen Kamm geschoren, sondern sehr individuell behandelt. Da dies Zeit und Geld kostet und beides knappe Ressourcen sind, ist dies nicht perfekt erreichbar (abgesehen davon gilt immer noch: Nur schnelles Recht ist gutes Recht. Mir persönlich dauert die Rechtsfindung oft viel zu lange, was wohl auch an der Überlastung des Rechtssystems liegt, die wiederum ihren Grund darin findet, daß - leider - immer mehr Leute wegen jeder Kleinigkeit klagen.
Letztendlich kann ich natürlich auch keine befriedigende Antwort geben.


zu 3: Gegenfrage: Kann es Gerechtigkeit in einer isolatorischen Gesellschaft überhaupt geben? Ich gestehe, mir liegt in weiten Teilen die von Karl Raimund Popper verfochtene "offene Gesellschaft" sehr nah (wobei dieses "offen" auch nicht nur der Gegensatz von "isolatorisch" ist, dieses aber meinem Empfinden nach ausschließt). Ich glaube deshalb, daß eine gerechte Gesellschaft nicht isolatorisch sein kann. Gerecht bedeutet für mich beispielsweise auch, daß es immer möglich sein muß, eine Gesellschaft zu verlassen. Lebend.

zu 4:
Das sehe ich wie im Eingangsbeitrag dargelegt eben anders.

zu 5:
siehe 4.

zu 6:
Ich verstehe diesen Punkt sehr allgemein, d.h. ohne Einschränkung des Zwecks. Das "Vor-sich-selbst-Schützen" ist sicher ein Punkt, der die Vertragsfreiheit im weitesten Sinne einschränkt. Im deutschen Recht findet er seinen Niederschlag beispielsweise darin, daß bei sehr wichtigen, nicht alltäglichen Rechtsgeschäften wie dem Erwerb oder Verkauf von Immobilien nicht nur die Schriftform, sondern auch der Weg zum Notar vorgesehen ist, dessen vornehmste Pflicht es ist, die Beteiligten vollständig über den Handel aufzuklären. Wichtiger ist die Einschränkung der Vertragsfreiheit allerdings im Arbeitsrecht, da hier die eine Seite (Arbeitgeber) regelmäßig die wesentlich bessere Verhandlungsposition hat. Insgesamt bin ich durchaus der Meinung, daß die Vertragsfreiheit - in einem angemessenen Rahmen, der keinesfalls extensiv auszulegen ist, sondern so eng wir möglich und soweit wie nötig zu sein hat, einzuschränken ist. Einen solchen Rahmen festzulegen ist sicher nicht einfach, davon werden diverse Gerichte ein Lied singen können.

zu 7:
Ich stehe zu meinen Ausführungen im Eingangbeitrag.

zu 8:
Das war eigentlich auch als rhetorische Frage gedacht: Ich halte die Verwirklichung für utopisch. Ich sehe ähnliche Probleme wie Du. Die Frage ist dann doch, ob es nicht hieße, den Teufel mit dem Beelzebub auszutreiben, wenn sich die Forderung nur in einer Diktatur, Monarchie oder sonstigen nicht offenen Gesellschaft verwirklichen ließe.

zu 9:
Dem von Dir aufgestellten Grundsatz kann ich in jedem Fall zustimmen. Ich halte es für sehr schwer, weitere allgemeine Grundsätze diesbezüglich aufzustellen, die nicht durch Auslegung doch die Freiheit beschnitten.

zu 10:
Unabhängig davon, wie eine Formel für die Kosten exakt aufgeschlüsselt aussieht: Warum sollte ein Firma einen Arbeitnehmer anstellen, wenn er für sie keinen finanziellen Gewinn erwirtschaftet?
Um es klarzustellen: Ich bin sehr dafür, daß Arbeitgeber ihren sozialen Aufgaben gerecht werden. Dennoch sind sie keine Wohltätigkeitsvereine. Im Durchschnitt wird doch jede Firma an jedem Mitarbeiter einen kleinen Gewinn erwirtschaften wollen. Permanent lediglich kostendeckend zu wirtschaften ist der Tanz am Abgrund.

zu 11:
Ich finde auch nicht, daß das unmoralisch ist. Ob die "Jagd nach Geld" jeden Preis wert ist, wage ich zu bezweifeln. Aber sicherlich gibt es persönliche Präferenzen: Dem einen ist mehr Freinzeit wichtiger, dem anderen mehr Geld. Leider sind das sehr oft konkurrierende Ziele.
"Jagd" ist allerdings ein guter Ausdruck, denn Geld ist ein scheues Reh.

zu 12:
Ein guter Ansatz. Ich werde am Wocheende detailliert darauf eingehen.

Grüße
John