Vorneweg. Ich bitte diejenigen, die nichts, ausser Parolen, zu dem Thema zu sagen haben, dieses Thema nicht mit irgendwelchen Einzeilern vollzuspammen.

Wir ihr was zu sagen habt, dann tut das in Form von Argumenten und ohne persönliche Beleidigungen.

Ich würde hier einmal gerne eine richtige, inhaltlich geführte Diskussion erleben, und ich weiss, dass es hier Leute gibt, die dazu fähig sind.


Zum Thema:

Entgegen der landläufigen Meinung bedeutet Anarchie keineswegs Chaos, sondern eine Zustand Herrschaftslosigkeit.

Die bekanntesten Vertreter des Anarchismus sind Pierre-Joseph Proudhon, Max Stirner, Michael Bakunin und Pjotr Alexejewitsch Kropotkin.

Diese Leute, die alle in der im 19 Jahrhundert lebten, haben sich damit beschäftigt, wie der Mensch frei von Einflüssen wie denen des Staats, der Kirche oder anderen Institutionen leben kann. Und kamen dabei zu mehreren Wegen.

1. Der individualistische Anarchismus nach Stirner, nachdem der Mensch als "Egoist" befreit vom Staat für sich selbst lebt, und sein Eigentum für sich verwaltet.

2. Der Mutualismus nach Proudhon, der eine wechselseitige ökonomische Beziehung, die auf freiwilligem Austausch von Produktionsmitteln und zinslosen Krediten basiert. Die Produktion sollte also innherhalb einer solidarischen Gemeinschaft (nach Leistung) individualisiert werden, ohne das Privateigentum jedoch zu fördern.
Das Ganze soll ohne Einflussnahme des Staats geschehen.

3. Der kollektivistische Anarchismus nach Bakunin, welcher im Prinzip einen unautoritären Sozialismus darstellt, indem die Menschen in Räten (ähnlich des Marxismus) organisiert sind, ohne jedoch einen Staat zu bilden, geschweige denn ein Oberhaupt zu haben. Die Produktionsmittel sind kollektiviert.

4. Der Anarchokommunismus nach Kropotkin bildet eine Weiterentwicklung des kollektivistischen Anarchismus von Bakunin, stellt aber die wirtschaftlichen Aspekte mehr in den Forderung, wie zum Beispiel die Selbstverwaltung der Arbeiter. Er thematisiert besonders das Bedürfnisprinzip. Wie auch schon bei Bakunin wird eine klare Abgrenzung zum autoritären, elitären Staatssozialismus der UdSSR deutlich, weswegen viele Anarchisten und Anarchokommunisten als "Linksabweichler" verfolgt und ermordert wurden.

All diese Theorien setzen aber ein gutes Menschenbild vorraus. Dazu betrachte man sich die Tabula Rasa Theorie von John Locke, die besagt, dass der Mensch ausschliesslich von Erfahrungen geprägt wird, und somit nur so sein kann, wie die Eindrücke der Gesellschaft, in der er lebt, dies zulassen.
Das heisst also, der Mensch ist nur so schlecht, wie die Gesellschaft, in der er lebt.
Im Umkehrschluss bedeutet das, dass eine bessere Gesellschaft, die nicht auf Profit und Unterdrückung basiert, einen besseren Menschen "erschafft", der in dieser Gesellschaftsform auch weiterleben will und kann.

In der Geschichte gab es schon einige Beispiele für praktizierten Anarchismus, welcher immer durch Angriffe des Staats zunichte gemacht wurden, wie während des spanischen Bürgerkriegs in Katalonien.

Was meint ihr, ist es möglich, dass der Mensch in einer anarchisten Gesellschaft (gleich welcher Prägung) leben kann?
Wenn nein, warum nicht?

Ich hoffe auf eine fruchtbare Diskussion und hoffe, dass sich die Spammer ihrer Aussprüche enthalten werden.

gruß

rowlf