Weil ich mich zur Räteherrschaft bekenne? Nun gut, mag sein, doch ist die Idee des Rätewesens keine Erfindung der Arbeiterbewegung, sondern existierte seit jeher. Immer wenn in Europa das einfache Volk die Möglichkeit hatte sich zur politischen Herrschaft aufzuschwingen, entstanden Räte, welche sich dann wiederum untereinander verknüpften.
Man beachte nur das europäische Altertum. Der germanische Thing beispielsweise kann als solch' Rätedemokratie aufgefasst werden. Es wurde zwar ein König gewählt, doch übte dieser, außer in Kriegszeiten, keine besondere Herrschaft aus. Er sollte vielmehr das Wohl aller schützen, und das Recht erhalten. Wie Erich Mühsam niederschrieb, sind die Zünfte und Gilden des Mittelalters ebenfalls als Rätesystem zu bezeichnen. Nicht zu vergessen der - nicht verwirklichte - Verfassungsentwurf des Reichsherrn Freiherr vom und zum Stein, der ein, auf Preußen und Deutschland zugeschnittenes, Rätesystem beinhaltete.
Die Bolschewiki ihrerseits vernichteten die Räte, weil sie ihrer Parteiherrschaft im Wege standen. Der marxistisch-leninistische Dogmatismus wandte sich gegen die Räte als unabhängige Selbstverwaltung des Volkes. Die Räteverfassung ist grundsätzlich ideologiefrei, das bewies auch Hannah Arendt. Wenn zahlreiche "Nationale" der alten Rechten der Meinung sind, sie finden den deutschen Idealstaat im Führertum, oder in der Diktatur als solche, dann ignorieren sie den viel beschworenen germanischen-deutschen Freiheitsgeist, der stets föderalistisch und anti-zentralistisch war, und ist. In diesem Sinne:
Alle Macht den Räten!