Der Kriegstreiber Wolfowitz mit Blut von 650000 Irakis an den Händen und jetziger Chef der Weltbank ist in Verruf geraten.
Wolfowitz bangt um seinen Job
Die Wegbeförderung der Freundin auf einen lukrativen Sessel rückt den Weltbank-Chef ins schiefe Licht
Weil er seine Freundin befördert hat, ist Weltbank-Chef Paul Wolfowitz kurz vor der Frühjahrstagung der Finanzinstitution vom Wochenende stark unter Druck geraten. Der Personalverband fordert seinen Rücktritt, das Direktorium will die Affäre weiter untersuchen.
Das hat nun auch Wolfowitz eingestehen müssen. In einem überraschenden Schritt entschuldigte er sich deshalb am Donnerstag vor einigen Hunderten Angestellten dafür, dass er seiner Freundin einen gut bezahlten Posten in der US-Regierung verschafft hat. «Im Nachhinein wäre ich froh, ich hätte meinem ursprünglichen Instinkt vertraut und mich aus den Verhandlungen herausgehalten», sagte er. Seine Beichte wurde mit Buh-Rufen und Rücktrittsaufforderungen quittiert. «Er muss ehrenvoll handeln und zurücktreten», hiess es in einer offiziellen Stellungnahme des Personalverbandes.
Architekt des Irak-Kriegs
Die Geschichte begann vor zwei Jahren, als der damalige stellvertretende US-Verteidigungsminister an die Spitze der Weltbank berufen wurde. Dieser Schritt von Präsident George W. Bush stiess auf heftige Kritik, weil der Neokonservative Wolfowitz als einer der Architekten des höchst umstrittenen Irak-Kriegs gilt. An seinem neuen Arbeitsort in Washington wurde er deshalb nicht gerade überschwänglich empfangen. Mit einer Ausnahme vielleicht: Seine Freundin, Shaha Ali Riza, arbeitete damals bei der Weltbank als Kommunikationsberaterin für den Mittleren Osten und Nordafrika. Weil die internen Vorschriften aber Liebesbeziehungen zwischen Vorgesetzten und Untergebenen verbieten, musste der heute 63 Jahre alte Wolfowitz eine Lösung für dieses Problem finden.
Er habe die Angelegenheit dem Ethikausschuss der Bank vorgetragen, sagte er am Donnerstag. Nach längeren Debatten mit dem Vorsitzenden dieses Gremiums habe man sich darauf geeinigt, Riza wegzubefördern – auf einen Posten im US-Aussenministerium. Die angenehme Seite dieses Jobwechsels: Eine saftige Lohnerhöhung von 132 600 Dollar auf 193 590 Dollar pro Jahr – mehr als Aussenministerin Condoleezza Rice verdient. Dieses (steuerfreie) Gehalt wird weiterhin aus den Kassen der Weltbank bezahlt. Es ist allerdings unklar, ob Wolfowitz’ Vorgesetzte über dieses verfrühte Weihnachtsgeschenk informiert wurden.
Ungeschicktes Verhalten
Das Direktorium der Weltbank hat in der Nacht auf Freitag einen Rücktritt von Wolfowitz vorerst ausgeschlossen und die entsprechende Forderung des Personalverbandes zurückgewiesen. In einer Erklärung wurden aber eine Untersuchung der Vorgänge und «umgehende» Schritte angekündigt. Wolfowitz bleibt also angeschlagen. Daran hat er selber Schuld: Er hat sich in den vergangenen Tagen sehr ungeschickt verhalten. Obwohl ihm bewusst sein muss, dass er unter den 10 000 Angestellten seiner Organisation über keinen besonderen Rückhalt verfügt, hat er seine Rolle bei der Beförderung von Shaha Riza nur scheibchenweise zugegeben. Dies wird ihm am Hauptsitz in Washington besonders übel genommen, weil er Korruptionsbekämpfung und Transparenz zu wichtigen Themen seiner Amtszeit gemacht hat.
Vorderhand aber geniesst Weltbank-Chef Wolfowitz noch das Vertrauen des Weissen Hauses, wie ein Sprecher des US-Präsidenten sagte. Weil die USA der grösste Kapitalgeber der Weltbank sind, bestimmt der Präsident traditionellerweise den Direktor der Organisation. Der Weltbank sind 185 Nationen angeschlossen. Jährlich spricht sie Kredite in der Höhe von 20 Milliarden Dollar, mit denen in ärmeren Teilen der Welt Infrastrukturprojekte finanziert werden.
Eigentlich wird rund um die Frühjahrstagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank-Gruppe jeweils über Yen-Carry-Trades, die Regulierung von Hedgefonds oder die Aussichten der Weltwirtschaft diskutiert. Dieses Wochenende aber dominiert ein anderes Thema die Gespräche am Hauptsitz der Finanzinstitutionen in Washington: die amourösen Verfehlungen von Weltbankchef Paul Wolfowitz
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