Das ZDF verfilmt die größte Schiffskatastrophe aller Zeiten
Geschichtlich uninteressierte denken vielleicht gleich an eine weitere Verfilmung des Untergangs der Titanic, doch die größte Schiffskatastrophe passierte bekanntlich nicht in Amerika, sondern in Deutschland im Jahre 45. Das Zweite Deutschen Fernsehen möchte mit einem Zweiteiler der größten Katastrophe der Marinegeschichte gedenken und verfilmt den Untergang der "Wilhelm Gustloff", der im Januar nächstes Jahr zu sehen sein soll.
Am 30. Januar 1945 war das ehemalige KdF- Schiff mit 8800 Flüchtlingen und 1500 meist verwundeten Wehrmachtsoldaten und Marinehelferinnen an Bord, aus Gotenhafen ausgelaufen. Das russischen U-Boot S13 schoß um 21:08 Uhr mehrere Torpedos auf das Flüchtlingsschiff, das nach kurzer Zeit mit mehr als 9000 Menschen, fast ausnahmslos Frauen und Kinder, in den eisigen Fluten der Ostsee verschwand. Dies war die größte Schiffskatastrophe der Marinegeschichte und von einer ganz anderer Dimension als die "Titanic"-Tragödie. Während aber über das Unglück der Titanic dutzende Filmen berichten, gibt es über die Versenkung der „Wilhelm Gustloff“ nur einen deutschen Film, "Nacht fiel über Gotenhafen" und der ist aus dem Jahre 1959. Lange wurde auch dieses Thema politisch totgeschwiegen, denn bis vor einigen Jahren durfte es offiziell und politisch korrekt nur deutsche Täter, niemals aber deutsche Opfer geben. So ist auch der Ufa-Produzent Norbert Sauer fest davon überzeugt, dass es vor zehn Jahren noch nicht möglich gewesen wäre, einen Film über den Untergang der "Gustloff" zu drehen.
Was schon mal für den kommenden Zweiteiler spricht, ist die Tatsache, dass das ZDF Heinz Schön als Berater zuzog. Der bekannte Buchautor Heinz Schön hat den Untergang der "Wilhelm Gustloff" gemeinsam mit 1251 anderen überlebt. Er war damals als Siebzehnjähriger in Funktion des Zahlmeister- Assistent an Bord. Er schrieb zahlreiche Bücher zum Thema wie z.B. „Die Gustloff – Katastrophe“ (ISBN-10: 3613010275), "Flucht aus Ostpreußen 1945. Die Menschenjagd der Roten Armee" (ISBN-10: 3887410351) oder auch "Im Heimatland in Feindeshand" (ISBN-10: 3887411986).
Gedreht wird das 10-Millionen-Euro-Projekt unter der Regie von Joseph Vilsmaier in Stralsund, Peenemünde, Hamburg, Leipzig, Berlin, Köln und auf Malta.
In den letzten Kriegsmonaten wurden bekanntlich mehr als 2,5 Millionen Menschen vor dem Zugriff der Russen gerettet. Nicht zu letzt ist es auch dieser Seerettung zu verdanken, dass die Zahl der Vertreibungsopfer von etwa 3 Millionen Menschen nicht noch höher ausfiel. Insgesamt 1081 Schiffe beteiligten sich damals an dieser einzigartigen Rettungsaktion. Dutzende Schiffe wurden versenkt, wobei mindestens 32.000 Menschen auf untergegangenen Schiffen den Tod fanden. So z.B. starben auf der „Steuben“ 4000 Menschen am 9. Februar 1945 und auf der "Goya" am 16. April 1945 fast 7000 Menschen.
«Hafen der Hoffnung - Die letzte Fahrt der "Wilhelm Gustloff"» soll im Januar 2008 im ZDF ausgestrahlt werden.
Es ist zu hoffen, dass dieser längst überfällige Film ohne viel Kitsch, Halbwahrheiten, Besserwisserei, Liebeskomödie usw. auskommt, sondern sachlich, aber auch ohne Beschönigungen, von den damaligen Ereignissen berichtet, auch wenn es dabei „nur“ um deutsche Opfer geht.